Philippine Welser, die schöne Augsburgerin : Erzählung für das Volk.- (Köhlers illustrierte Jugend- und Volksbibliothek ; 23)
36 gegenüber, und wie es ihm endlich doch gelungen sei, der böhmischen Sprache in Wort und Schrift mächtig zu werden, was wesentlich dazu beigetragen habe, daß das Volk in Prag ihm jetzt sogar Liebe entgegenbringe. Hierbei bemerkte Frau Welser, daß es sie befremden würde, wenn die Böhmen ihren Herrn Statthalter nicht lieb haben würden, da derselbe doch ein so freundlicher und herablassender Herr sei, gewiß nur auf deren wahres Wohl bedacht. „Glauben Sie das ja nicht?" erwiderte Ferdinand
lächelnd, „ein Deutscher, wenn er auch noch so mild und gütig, noch so gerecht und wohlmeinend als Diener des Königs feine Pflicht erfüllt, wird dem Volke dort immer ein Fremder bleiben, wenn er nicht seine Sprache spricht; denn der Böhme hält ungemein aus seine Sprache. Sie ist schwer zu erlernen, aber wohlklingend, und ich freue mich, daß ich sie erlernt habe." „Das geht uns Deutschen genau so," warf Welser unbedacht ein, „auch wir halten auf unsere Muttersprache und " Hier warf ihm Frau Welser
einen warnenden Blick zu, und er merkte, daß er Ungehöriges gesagt habe, wo rüber er erschrak und voll Befangenheit murmelte: „Ich will damit niemand zu nahe treten." Ferdinand hatte den Blick der Frau Welser auf- gefangen, und als er die Verlegenheit Welsers sah, lachte er hell ans und sagte: ..Recht so, Herr Welser, der Deutsche soll seine Sprache und sein Volkstum Hochhalten, und ich begreife sehr wohl, daß es dem deutschen Volke nicht sehr gefällt, wenn mein kaiserlicher Ohm, Karl V., unserer deutschen