¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Autore:
Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo:
München
Editore:
Beck
Descrizione fisica:
XI, 430 S. : Kt.
Lingua:
Deutsch
Soggetto:
s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura:
11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno:
85060
ITALIENS ANNÄHERUNG AN DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH 89 besonderen Interessen Tirols zurücktreten zu lassen, um das Haupt ziel der sozialistischen Regierung zu erreichen, den Anschluß an Deutschland. Das aber war der Punkt, bei dem sich die Wege Wiens und Innsbrucks trennten. Schon seit dem Beginn des März tauchten im christlich-sozialen Lager Stimmen auf, die es als ge boten bezeichneten, dem deutschen Volksstaate fernzubleiben für den Fall, daß die Tiroler Landeseinheit nur auf diese Weise
zu retten sei, ja die es sogar um des eigentlichen Hauptzieles willen als erträglich hinstellten, wirtschaftlich sich Italien anzuschließen. Auch in den freiheitlich -großdeutschen Kreisen wurden zeitweilig ähn liche Äußerungen laut, wenn auch ohne den Nebengedanken der Wiederherstellung einer Donaugemeinschaft: eine so überragende Rolle spielte in den Wünschen der Tiroler das Zusammengehörig keitsgefühl. Man darf heute sagen, daß der österreichischen Bun desregierung damit unrecht geschehen
, und auch der Senatspräsident Dr. Franz Schumacher, der als christlich-sozialer Abgeordneter im Tiroler Landtag wie im Österreichischen Nationalrat für die Erhaltung der Tiroler Landes einheit besonders eifrig tätig war, gewann den Eindruck, daß in Wien nichts unversucht bleibe, um Südtirol zu retten. Er stellte so gar fest, daß einzelne Regierungsstellen der Meinung waren, Öster reich müsse sich mit einer wirtschaftlichen und finanziellen Ver selbständigung Tirols abfinden, falls nur so die Lostrennung des südlichen