¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
Mit tellösung gelangen könnte, und auch die Haltung einzelner italieni scher Zeitungen schien einer solchen Verständigung günstig. Die Turiner „Stampa' brachte damals einen Bericht aus Wien, der sich mit dem Vorschlage Bauers beschäftigte, mit Bedauern feststellte, daß Italien auf Grund seiner Verträge mit den Verbündeten ver hindert sei, direkte Verhandlungen zu pflegen, schließlich aber der Hoffnung Ausdruck gab, es möchte auf dieser Basis ein Abkommen zwischen Italien und Österreich zustande kommen
. Das Echo auf Tiroler Seite blieb nicht aus : in der öffentlichen Erörterung spielte noch einmal das Projekt eine gewisse Rolle, daß man zu Italien in jenen Wochen in eine nähere Verbindung treten solle, um so der Verständigung den Weg zu bereiten, auf deren Grundlage Südtirol gerettet werden könnte. Wenn man daran denkt, daß gleichzeitig in der Streitange legenheit des Klagenfurter Beckens, die zwischen Österreich und Südslawien spielte, Italien offen für die österreichischen Interessen eintrat
und sogar auf eigene Faust militärisch aktiv in dieser Rich tung eingriff, so bestanden Mitte Juni tatsächlich wieder völlig überraschend Möglichkeiten, daß Italien infolge seiner Unschlüssig keit davon Abstand nahm, die letzten Konsequenzen zu ziehen. Man begreift, daß Tolomei von neuem sich großen Besorgnissen hingab. In einein Artikel des „Petit Journal', vom 19. Juni wies er in leiden schaftlichen Worten auf die absoluten Rechte Italiens auf das Süd brennergebiet hin, und unter Betonung
der feststehenden Tatsache, daß Wilson sie anerkannt habe, forderte er den Brenner als die Si cherung der lateinischen Rasse. Italien werde das Oberetschgebiet unter Berücksichtigung der legitimen Interessen der dort wohnenden Deutschen bezüglich ihrer Sitte, Sprache und Tradition verwalten, aber jedem formellen Versprechen entgegentretend, erklärte er, daß es von niemand kontrolliert werden wolle» und unter Mißachtung aller