111 risultati
Ordina per:
Rilevanza
Rilevanza
Anno di pubblicazione ascendente
Anno di pubblicazione discendente
Titolo A - Z
Titolo Z - A
Libri
Categoria:
Giurisprudenza, politica
Anno:
1925
¬Der¬ Faschismus
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/FASCH/FASCH_105_object_3917312.png
Pagina 105 di 433
Autore: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XII, 411 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Literaturverz. S. [395] - 400
Soggetto: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Segnatura: II A-15.391
ID interno: 116246
92 I. DAS VORFASCHISTISCHE ITALIEN Grundlagen des Verhältnisses zwischen England und Italien haben sich bis auf den heutigen Tag nicht verschoben. Italien hat mit dem Deutschen Reiche das gemeinsame Schicksal gleichzeitigen Werdens bewußt geteilt. Dieses war unter Bismarck die stärkste Macht des Kontinents geworden und übte die besondere An ziehung jeder Macht aus. Wie weit allerdings die Macht von Dauer sein würde, warteten alle Nachbarn ab. Österreich war der Erbfeind Italiens

gewesen, von dem man sich mit Erfolg befreit hatte. Das blieb dem Italiener tief im Bewußtsein. Es kam der imponderabile Gegensatz zwischen dem — wir gebrauchen hier die üblichen ter mini technici — Nationalstaat und dem Nationalitätenstaat hinzu.i Ferner sah das liberale Italien in der habsburgischen Monarchie eleu mächtigsten Schirmherrn der Kurie und auch der weltlichen An sprüche des Papstes. 2 Zwischen Italien und Rußland bestanden vor läufig keine unmittelbaren Beziehungen. Die ganze Zeit von bis zu Eduard VII

. wird beherrscht von dem Gegensatz Frankreichs zu Deutschland. Italien hatte zunächst keine Veranlassung, dazu Stellung zu nehmen. Erst als es auf dem Berliner Kongreß so schlecht abgeschnitten hatte, 3 suchte es An lehnung. Frankreich erschien bei realpolitischer Betrachtung nach der Besetzung von Tunis der gefährlichere und unbequemere Nach bar/ Deutschland unter Bismarck der stärkere zu sein. Auf eine Anfrage bei Bismarck wurde den Italienern die Antwort zuteil, daß der Weg nach Berlin über Wien führe

. 5 So schloß sich Italien 1882 dem Zweibunde zwischen dem Deutschen Reiche und Öster reich-Ungarn an. Die Voraussetzungen des Dreibundes für Italien waren, daß die Verbündeten die stärkste Gruppe in Europa bil deten. daß Italien durch seinen Anschluß an sie in seinen staats- und wirtschaftspolitischen Belangen gefördert, und daß das Ver hältnis zwischen Italien und England dadurch keine Einbuße er leiden würde. Ein staatspolitischer Vorteil des Bündnisses für Ita lien war die Sicherheit, nicht angegriffen

1
Libri
Categoria:
Giurisprudenza, politica
Anno:
1925
¬Der¬ Faschismus
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/FASCH/FASCH_109_object_3917320.png
Pagina 109 di 433
Autore: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XII, 411 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Literaturverz. S. [395] - 400
Soggetto: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Segnatura: II A-15.391
ID interno: 116246
96 I. DAS VORFASCHISTISCHE ITALIEN gewährten Gebietes konnte Österreich jedoch nicht zugestehen, weil es bei Abtretung und Räumung des Staatsgebietes mit italienischer Muttersprache just in dieser kritischen Zeit seine Existenz als Na tionalitätenstaat moralisch selbst in Frage gestellt haben würde, von militär-technischen Gegengründen ganz zu schweigen. Andererseits traute Italien Österreich und auch dem Deutschen Reiche als Ga ranten nicht, daß die Mittelmächte im Falle ihres Sieges

sich an ihr Italien gegebenes Versprechen halten würden. So schien es Italien mehr auf die Sicherheit des Gewinnes als auf die aufzubringenden Opfer und Unkosten anzukommen. Angestellte Erwägungen führ ten außerdem die italienischen Staatsmänner dazu, die Lage der Mittelmächte als die schwächere anzusehen. Man verließ die Bahn Giolittis, 1 gab dem Drängen der Westmächte nach und entschloß sich, die eigene Macht in die Wagschale zu werfen, um das ge steckte Ziel ganz zu erreichen. Auf Grund des Londoner Vertrages

vom 26. April 1915 trat Italien in den Weltkrieg ein und schloß sich damit endgültig der anderen Mächtegruppe an. Italien war der Juniorpartner in der Entente und gab keine Veran lassung, anders als ein solcher behandelt zu werden. Derselben Rolle konnte es sich auch bei den Friedensverhandlungen nicht ent ziehen. Eine deutliche Geste der Enttäuschung vermochte keinen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Es blieb Italien nichts ande res übrig, als im Kielwasser Clémenceaus, Poincarés und Lloyd Georges

weiter zu segeln, soweit überhaupt Gelegenheit für Italien zu außenpolitischer Machtentfaltung gegeben war. Italien wurde mehr oder weniger höflich behandelt, aber ein eigener Weg wurde nicht sichtbar, nur eigensinnige Zielsetzung. Das wurde auch nach Abschluß der Friedenskonferenzen nicht anders, die feierlich wäh rend des Krieges besiegelte Verträge nicht voll gewertet hatten. 2 Gelegentlich, wie in Oberschlesien, zeigte es, daß es nicht gewillt war, die französische knock-out-Politik gegen Deutschland mitzu

machen. Als es dort aber zur Entscheidung kam, knickte es doch wieder vor Frankreich zusammen. Es zeigte sein Interesse für die die bei Ausbruch des Krieges erschienen, und dazu die Veröffentlichung des K. und 3L Ministeriums des Aeufiern : Zur Vorgeschichte des Krieges mit Italien, Wien 1915. J Denkwürdigkeiten S. 222 ff. 2 Rede Mussolinis im Senat, Popolo d'Italia vom 9. Juni 1923. Vgl. dazu Wilsons Memoiren II S. 97 ff.

2
Libri
Categoria:
Giurisprudenza, politica
Anno:
1925
¬Der¬ Faschismus
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/FASCH/FASCH_107_object_3917316.png
Pagina 107 di 433
Autore: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XII, 411 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Literaturverz. S. [395] - 400
Soggetto: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Segnatura: II A-15.391
ID interno: 116246
/. DAS VORFASCHISTISCHE ITALIEN Seine Vorteile wogen die Feindschaft des Zweibundes und Eng lands nicht auf. Italien ist deshalb darauf bedacht gewesen, in seinen Beziehungen zu England keine Veränderungen eintreten zu lassen, der Haltung der Mittelmächte hier also nicht zu folgen. Die weitere Folge war, daß Italien sich auch nach der anderen Seite umsehen zu müssen meinte. Giolitti hatte schon in seinem ersten Ministerium 1892 die „Kanten des Verhältnisses zu Frankreich ab schleifen zu sollen

, zuletzt noch Ende 1912. Mit großer Geschicklichkeit la vierte Giolitti zwischen den beiden Mächtegruppen hindurch unter dem Programm: Bündnis mit den Mittelmächten. Freundschaft mit den anderen Staaten. 2 Italien hat alle Vorteile eines solchen Ver hältnisses für sich herausgeholt. Der Dreibund wurde für Italien eineArtRückendeckung gegen die mit ihm verbündeten Mittelmächte selbst, die ihm erlaubte, mit den Westmächten und gegen die mit den Mittelmächten verbündete Türkei ungefährdet eine aktive Poli

tik zu treiben. Bülow gestattete ihm ausdrücklich Extratouren wie in Algesiras. Die genannten Besuche sicherten Italien immer fester seine Anwartschaft auf Tripolis. Aber Frankreich, Rußland und England verfolgten darüber hinaus ihre viel weitergehenden Pläne. Sobald Italien sich nicht mehr ausschließlich auf das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn angewiesen fühlte, nahmen die Irre- dentabestrebungen wieder an Stärke und Geräusch zu. Die Ab neigung gegen Österreich, zwanzig Jahre nur betäubt

3
Libri
Categoria:
Giurisprudenza, politica
Anno:
1925
¬Der¬ Faschismus
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/FASCH/FASCH_99_object_3917300.png
Pagina 99 di 433
Autore: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XII, 411 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Literaturverz. S. [395] - 400
Soggetto: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Segnatura: II A-15.391
ID interno: 116246
86 I. DAS VORFASCHISTISCHE ITALIEN die Anschlußfrage nicht zugelassen war, schien nicht olme weiteres gewillt, auf unter Österreich wohlerworbene Einrichtungen und Rechte zu verzichten. Es erhob sich nun vor allem die Frage, ob der italienische Zentralismus sofort auf die neuen Provinzen aus gedehnt werden sollte, oder ob man nicht, schon gelegentlich in Italien vorhandenen Wünschen nach Dezentralisation 1 der Verwal tung folgend, den neuen Landesteilen unter italienischer Herrschaft

ihr besonderes Gepräge belassen und nach diesem Beispiel im Laufe der Zeit in ganz Italien vorgehen sollte. Auch diese Frage wurde hingeschleppt, ohne daß eine Lösung gefunden werden konnte. Ähnlich ging es auf allen anderen Gebieten, wie etwa dem der Auswanderung und vor allem der Finanzen. Giolitti hatte hier bei seiner kurzen Amtszeit nur Erleichterung, aber keine dauernde Re gelung schaffen können. Die letzten Monate der liberalen Regie rung waren schließlich auch dadurch gelähmt, daß die faschistische

Bewegung heftiger an die Tore des Kabinetts zu pochen begann. DIE ÄUSSERE POLITIK Durch das Wohlwollen der Großmächte war Italien, schon vordem es fertig war, in ihre Reihe aufgenommen worden. Aber eine wirk liche Großmachtstellung hat es nie inne gehabt. Es ist von den an deren verhätschelt oder verachtet worden. Das immer zitierte „Italia farà da sé' 2 ist, wenn man das Wort auf den Staat bezieht, eine vergebliche Hoffnung gewesen. Italien hat sich bei seiner Außenpolitik immer eines besonderen

Glückes innerhalb der euro päischen Konstellation zu erfreuen gehabt. Es hat zur Zeit seines Werdens wiederholt Schlachten verloren und den Krieg gewonnen. Fremde Mächte haben Italien bei seinem Werden geholfen, und der Lohn wurde oftmals nicht eingefordert. Das hat der technisch immer außerordentlich geschickten Diplomatie des Staates eine un berechtigte Vertrauensseligkeit in bezug auf eigene Kraft und eige nes Können gegeben. Es hat aber auch zu einer Vernachlässigung der außenpolitischen Mittel

, vor allem des Heeres 3 geführt. 1 Missiroli S. 6 f. 2 „Italien wird sich aus sich erheben.' 8 Über das Heer vgl. Bava Becearis, Esèrcito italiano, sue origine, suo successivo ampliamento, stato attuale.

4
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_116_object_3935461.png
Pagina 116 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
Mit tellösung gelangen könnte, und auch die Haltung einzelner italieni scher Zeitungen schien einer solchen Verständigung günstig. Die Turiner „Stampa' brachte damals einen Bericht aus Wien, der sich mit dem Vorschlage Bauers beschäftigte, mit Bedauern feststellte, daß Italien auf Grund seiner Verträge mit den Verbündeten ver hindert sei, direkte Verhandlungen zu pflegen, schließlich aber der Hoffnung Ausdruck gab, es möchte auf dieser Basis ein Abkommen zwischen Italien und Österreich zustande kommen

. Das Echo auf Tiroler Seite blieb nicht aus : in der öffentlichen Erörterung spielte noch einmal das Projekt eine gewisse Rolle, daß man zu Italien in jenen Wochen in eine nähere Verbindung treten solle, um so der Verständigung den Weg zu bereiten, auf deren Grundlage Südtirol gerettet werden könnte. Wenn man daran denkt, daß gleichzeitig in der Streitange legenheit des Klagenfurter Beckens, die zwischen Österreich und Südslawien spielte, Italien offen für die österreichischen Interessen eintrat

und sogar auf eigene Faust militärisch aktiv in dieser Rich tung eingriff, so bestanden Mitte Juni tatsächlich wieder völlig überraschend Möglichkeiten, daß Italien infolge seiner Unschlüssig keit davon Abstand nahm, die letzten Konsequenzen zu ziehen. Man begreift, daß Tolomei von neuem sich großen Besorgnissen hingab. In einein Artikel des „Petit Journal', vom 19. Juni wies er in leiden schaftlichen Worten auf die absoluten Rechte Italiens auf das Süd brennergebiet hin, und unter Betonung

der feststehenden Tatsache, daß Wilson sie anerkannt habe, forderte er den Brenner als die Si cherung der lateinischen Rasse. Italien werde das Oberetschgebiet unter Berücksichtigung der legitimen Interessen der dort wohnenden Deutschen bezüglich ihrer Sitte, Sprache und Tradition verwalten, aber jedem formellen Versprechen entgegentretend, erklärte er, daß es von niemand kontrolliert werden wolle» und unter Mißachtung aller

5
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_381_object_3935976.png
Pagina 381 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
DEUTSCH-ITALIENISCHER PRESSEKAMPF 369 Gleichwohl rief der deutsche Pressefeldzug in Italien einen Sturm der Entrüstung hervor. Zu seiner Erklärung muß man sich gegen wärtig halten, daß über die wahren Vorgänge in Südtirol in der italienischen Öffentlichkeit weitgehende Unkenntnis herrschte. Die strenge Zensur machte es unmöglich, über den tatsächlichen Zustand aufzuklären, und so wurden die deutschen Beschwerden als ein un begründeter Vorstoß des wachsenden deutschen Nationalismus

gegen die Brennergrenze aufgefaßt, die für jeden Italiener zum noli me tangere geworden war. In einer Sprache, die nur dem Faschismus zur Verfügung steht, wurde die deutsche Einmischung zurückge wiesen. Die „Idea Nazionale' sprach ihre Verwunderung aus, daß Deutschland die Vormundschaft über Österreich beanspruche und Südtirol und die Brennergrenze für sich erstrebe. Brutale Grob schlächtigkeit sei wohl ein deutscher Rassefehler, aber Deutschland solle aufhören, Italien als nebensächliche Macht zu behandeln

, da sonst eine neue Abrechnung zu Deutschlands Schaden erfolgen könne. Noch heftiger war die Sprache in der eigentlich faschistischen Presse, und neben dem „Popolo d'Italia' und dem ,,Tevere' schoß der „Impero' mit einem hetzerischen Leitartikel „Unser Feind von Instinkt und Rasse', der auf die größenwahnigen zehn Gebote Ma- rinettis Bezug nahm, den Vogel ab. Wohin sollte es führen, wenn diese der Person des Diktators nahestehenden Blätter davon spra chen, daß Italien der Erbfeind des „ganzen schmierigen, schwer

fälligen, hinterlistigen deutschen Zeugs' sei, daß „die ekelhaften Boches von ehemals' von neuem sich „in plumpster Flegelei' er gingen und Italien um seinen Sieg zu betrügen versuchten? Auch in der Kammer fand gelegentlich der Aussprache über den deutsch italienischen Handelsvertrag die deutsche „Einmischung' eine ent schiedene Zurückweisung und es hatte seinen bestimmten Sinn, wenn der faschistische Abgeordnete Baron Blanc sich dagegen wandte, daß Deutschland etwa die Südtiroler Frage

vor den Völkerbund bringe, denn Minderheitsfragen beständen für Italien nicht und Südtirol sei ethnographisch und geographisch lateinisches Land. Die Regierung selbst übte einige Zurückhaltung, aber in taktischer Ausnutzung der übertreibenden nach Deutschland gelangten Mel dungen Heß sie durch die „Agenzia di Roma' die Warnung hinaus gehen, daß dem Mißbrauch mit falschen Nachrichten mit größerem Herre, Südtirol 34

6
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_219_object_3935662.png
Pagina 219 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
und Österreich dem Deutschen Reiche angeglie dert sei? Dieser Anschluß Österreichs entspreche nicht dem ita lienischen Interesse, und ein Habsburger auf dem österreichischen Throne wäre dagegen eine Sicherung. Nur eine feste, kräftige und unversöhnliche Politik im Qberetsch könne die verhängnisvollen Fehler gutmachen, die bisher begangen seien. Andernfalls unter stütze Italien die Stärkung des internationalen Problems Südtirol für den nicht sehr fernen Tag, an dem Deutschland stark genug

gemacht hatten, gelungen sei, in großem Maßstabe amerikanisches Kapital zu gewinnen, und man wollte wissen, daß die Amerikaner selbst, ohne deren Zustimmung Italien die Brennergrenze nicht erhalten hätte, in Nordtirol eine leb hafte, antiitalienische Politik betrieben. All das gab den Verfech tern der nationalistischen Ansprüche in Italien Oberwasser. Man konnte darauf hinweisen, daß, wenn jene „pangermanistischen Be strebungen Erfolg hatten, der einzige Gewinn, den Italien aus dem Kriege gezogen

habe, bedroht sei, und man verfolge deshalb auch mit Unruhe das zeitweilige Wiederaufleben separatistischer Bestre bungen in Nordtirol, die dem deutschen Nationalismus bayerischen Gepräges Rückhalt zu geben schienen. Unverkennbar stand Frank reich schürend hinter der nationalistischen Bewegung in Italien und nach Kräften war es dafür tätig, die Südtiroler Frage als den

7
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_29_object_3935287.png
Pagina 29 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
und von Deutschland mit Sympathie betrachtet werde. In dein Aufstandsversuch von i863 und in den Kämpfen des Jah res 1866 gewann das Streben nach der Brennergrenze indessen neue Gestalt. Das Trienter Nationalkomitee, das damals den Abfall des Trentinos vorbereitete, verkündete nunmehr offen, daß des Vater landes (Italiens) Grenzen dort zu suchen seien, wo der Finger Gottes die Grenzlinien auf die Schneekämme der Alpen eingezeichnet habe. Daß der Krieg gegen Österreich an Italien nur Venetien

, nicht aber das Trentino, geschweige denn die Brennergrenze einbrachte, war eine große Enttäuschung für das italienische Volk. Vergeblich for derte die italienische Regierung nach dem Waffenstillstand die Ab tretung des gesamten von Italienern bewohnten Gebietes. In Wien wollte man das althabsburgische Land, das staatlich — bis auf die napoleonischen Jahre — niemals zu Italien gehört hatte, nicht preis geben, und auch die von k 6 000 Unterschriften getragene Petition des Trentinos selbst, dem neuen italienischen

Nationalstaat über lassen zu werden, machte keinerlei Eindruck. Da die Donaumon archie sich mit Preußen verständigte und Miene machte, es auf einen Waffengang ankommen zu lassen, dem sich das ohnehin sieglose Italien nicht gewachsen fühlte, mußte es sich mit der Erwerbung Venetiens zufriedengeben, das es aus der vermittelnden Hand Na poleons III. entgegennahm. Als sich der Ministerpräsident Fran cesco Crispi später zu Bismarck dahin äußerte, daß Italien eigent lich 1866 das Trentino hätte bekommen müssen

, kennzeichnete dieser die damalige Situation durch die Bemerkung, daß Crispi seine Klage an die falsche Adresse gerichtet habe; hätte Italien sich nicht an Napoleon sondern an ihn gewandt, würde er ihm das be gehrte Gebiet verschafft haben. Man möchte es hinterher bedauern, daß dem italienischen Natio nalstaat bei der endgültigen Hinausdrängung Österreich-Ungarns Herr®, Südtirol 2

8
Libri
Categoria:
Giurisprudenza, politica
Anno:
1925
¬Der¬ Faschismus
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/FASCH/FASCH_324_object_3917751.png
Pagina 324 di 433
Autore: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XII, 411 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Literaturverz. S. [395] - 400
Soggetto: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Segnatura: II A-15.391
ID interno: 116246
. das enge Bündnis dieses Staates mit Frankreich seiner für Ita lien etwa gefährlichen Wirkungen zu entkleiden. 1 Rumänien erhielt eine scharfe Absage, ohne daß dadurch der Eindruck erweckt wurde, daß der Weg zwischen Rom und Bukarest für die Dauer verschlos sen werden sollte. Wenn von den nördlicher gelegenen Staaten ge sagt werden kann, daß ihr Verhältnis zu Italien korrekt ist, so besagt das nicht wenig. Italien operiert hier allem Anschein naGh unab hängig von England, das auf diesem Gebiete recht

spät und zögernd erschienen ist. Aber in der Verminderung des französischen Ein flusses haben sie beide das gleiche Ziel. Man hat den Eindruck, als ob diese Bemühungen Italiens nicht ohne Erfolg sind. Die Lage an der Nordgrenze ist gesicherter, als sie vor zwei Jahren schien. Selbst verständlich ist Italien allein nicht in der Lage, eine Erstarrung des noch überall flüssigen Zustancies herbeizuführen. Die „Nostrifizierung' der Adria schien durch die Gewinnung Fiumes einen erheblichen Schritt

weiter gekommen zu sein. Sie sollte ja nicht nur bedeuten, daß Italien den wichtigsten Hafen auf der ande ren Seite erhielt, sondern auch, daß Südslawien ihn nun nicht mehr hatte. Der politische Wille Italiens konnte zunächst allerdings gar nicht auf die staatsrechtliche Angliederung des ganzen Ostufers ge richtet sein. Deshalb hatte Italien auch in das besondere Abkom men mit Südslawien über die Zukunft Albaniens gewilligt. Aber es erwies sich, daß die Rechnung trotzdem einen Fehler hatte. Ita lien

9
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_349_object_3935913.png
Pagina 349 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
BESPRECHUNG ZWISCHEN MUSSOLINI UND MATAJA 337 gekommen, wie Mataja zugegeben hat, und zwar in dem Sinne, daß der Österreicher den Stand der Dinge südlich des Brenner als ein Hindernis für freundschaftliche Beziehungen zwischen Italien und Österreich bezeichnete. Von hier aus eröffnet sich ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen der weiteren Haltung Mussolinis und der Stellungnahme Matajas zur Anschlußfrage. Alles deutet darauf hin» daß jener Gedankenaustausch über Südtirol in Rom mit großer

mit locken den politischen Fühlern sich für Südtirol verwenden wollte, das von Deutschland im Stich gelassen zu sein schien: tatsächlich erreichte er damit das Gegenteil, und das Ergebnis des undurchsichtigen Zwischenfalles war eine scharfe Stellungnahme Italiens gegen den Anschluß Österreichs an Deutschland und ein entschiedener Vorstoß zugunsten einer Garantie der Brennergrenze, Noch war Mussolini am i. April in einer offiziösen Verlautbarung für einen Pakt zwischen Italien, England, Frankreich

, Belgien und Deutschland eingetreten und hatte die Herstellung einer grundsätz lichen Verständigung zwischen diesen Mächten als den besten Weg zu einem allgemeinen Ausgleich bezeichnet. Auch die öffentliche Meinung sympathisierte mit einem solchen Sicherheitsabkommen, und zwar unter Ausschaltung der Frage der Ostgrenze, in der Deutschland das Recht habe, Wünsche geltend zu machen. Vergeb lich bemühte sich die französische Regierung, Italien für die Aus dehnung des Paktes auf den Osten zu gewinnen

; Mussolini verspürte keine Neigung, den Interessen Frankreichs an der deutschen Ost grenze Vorschub zu leisten, um so weniger als er im Begriff stand, mit Deutschland einen Handelsvertrag abzuschließen. Indessen schon Anfang April schob die „Idea nazionale' insofern die Angelegenheit auf ein anderes Geleise, als sie meinte, daß wenn Italien einem Ga rantiepakt beitrete, auch die Brennergrenze garantiert werden müsse. Hcrre, Südtirol 22

10
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_255_object_3935732.png
Pagina 255 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
PROJEKT EINER ÖSTERREICHISCH-ITALIENISCHEN VEREINIGUNG 243 der Zweck der gesamten Aktion dadurch erreicht, daß die Ver handlungen wegen einer ausgiebigen wirtschaftlichen Hilfe in Fluß gebracht wurden und daß der Völkerbund es nunmehr übernahm, Österreich lebensfähig zu machen. An dem Genfer Übereinkommen vom 4. Oktober 1922, das für die Neuregelung der österreichischen Verhältnisse den Grund legte, war jedoch Italien an hervorragender Stelle beteiligt, Die ganze Kombination befestigte

den politischen Standpunkt, auf der einen Seite den Friedensvertrag von St. Ger main aufrecht zu erhalten, der Italien die natürliche Grenze ge währte, auf der anderen Österreich durch energische Stützungs maßnahmen den Fortbestand seines Daseins zu sichern, das sowohl gegen den Anschluß an Deutschland Schutz gewährte, wie gleich zeitig den slawischen Ausdehnungsbestrebungen entgegenwirkte. Al lerdings unterzogen Nationalismus und Faschismus die Haltung der Regierung einer scharfen Kritik, und ein Blatt

wie die „Idea Na zionale' wollte sogar von einer Einwirkung des deutschen Industrie imperialismus wissen, der in Italien eine Stimme habe, die öster reichische Industrie kontrolliere und das Geld für die deutsche Abwehr in Südtirol liefere. Zeitweilig hegte auch die Regierung selbst Befürchtungen, daß die separatistische Bewegung in Bayern an diesen Zusammenhängen nicht unbeteiligt sei, und es kam ihr wohl wieder der Gedanke, durch eine Vereinbarung mit Deutsch land hinsichtlich Südtirols eine Sicherung

zu schaffen, aber ein wirklicher Schritt unterblieb. Das Projekt einer italienisch-österreichischen Vereinigung ging vorüber, ohne daß für Südtirol irgendwelche Veränderungen er folgt en. Vielmehr nahmen die Dinge dort in enger Verbindung mit den Vorgängen in Alt-Italien den Verlauf, auf den alles hindrängte. Der Faschismus glaubte seine Stunde gekommen und machte sich ans Werk, die Herrschaft im Staate an sich zu reißen. Gerade die Regelung der Südtiroler Verhältnisse sollte dafür die Generalprobe

11
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_107_object_3935443.png
Pagina 107 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
WILSONS ENTSCHEIDUNG 95 sogenannten Londoner Vertrag zugestanden wurde.' An die Fest stellung, daß dagegen die Verhältnisse im Osten infolge der Ent stehung neuer nationaler Staaten gerade umgekehrt lagen, knüpfte er dann den entschiedenen Widerspruch gegen Italiens Anspruch auf Fiume. Damit war Italien die Brennergrenze eingeräumt, wenn der Präsident auch mit dem einschränkenden Worte „persönlich' die Konferenz als solche noch eicht gebunden haben wollte. Es war in der Lage der Dinge begründet

Tagen zu einem Zusammenstoß, der sogar den Südtiroler Gewinn wieder in Zweifel stellte. Während der anschließenden Besprechungen suchte nämlich Orlando aus seinem Vorbehalt gegenüber dem Paragraphen 9 der vierzehn Punkte und aus der stillschweigenden Zustimmung des Obersten House entsprechende Folgerungen zu ziehen. Wilson widersprach: er sehe nicht ein, inwiefern Italien nicht durch die Vierzehn Punkte beim Friedensschluß mit Österreich gebunden sein sollte. Im weiteren wurden „streng rechtliche

Beweise' dafür beige bracht, daß Italien während der Waffenstillstandsverhandlungen tat sächlich keine rechtswirksamen Einwendungen erhoben hätte. Aber Orlando hielt zähe an seinen Forderungen fest, und wenigstens hin sichtlich Südtirols gab der Präsident in aller Form nach. Zwar tat er den unfreundlichen Schritt, mit einem plötzlichen Entschluß aus der Geheimdiplomatie in die Öffentlichkeit zu flüchten. Aber in der Erklärung, die er am 28. April den Italienern gab und die er am folgenden Tage

durch die Weltpresse bekannt werden ließ, wie derholte er seine Ausführungen vom i4- April, und es gehörte nun der Öffentlichkeit an, daß die einflußreichste Persönlichkeit auf der Konferenz Italien die Grenzlinie des Alpenkamms zu gewähren be reit war. So wenig die Ablehnung der weitgehenden adriatischen An sprüche Italiens vor aller Welt befriedigen konnte, so tat Orlando

12
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_100_object_3935429.png
Pagina 100 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
in zahlreichen Abstufungen, und immer wieder knüpften sich in Wien und Inns bruck an die entgegenkommende Haltung der italienischen Regie rung freudige Hoffnungen, die schnell zerrannen, um sogleich wie der neuen Hoffnungen Platz zu machen. Demgemäß entstand zwi schen den beiden Staaten eine Atmosphäre der Unklarheit, die die folgenden Auseinandersetzungen für die betroffenen Deutschen schwer erträglich machte. Italien wußte tatsächlich nicht, was es wollte, und die Erklärung, die Orlando am i. März

in der Kammer abgab, war der rechte Ausdruck dieser Unschlüssigkeit: Italien glaube nach wie vor an das Recht seiner nationalen Ansprüche, aber es habe dabei ein gerechtes Kompromiß im Auge zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der anderen Völker. Inmitten der Schwierigkeiten bestehe es auf volle Verteidigung seines Rechts mit fester Entschlossenheit, aber durchaus nicht starrsinnig. Die Politiker in Österreich und Tirol hörten aus den vieldeutigen Worten wenigstens soviel an Möglichkeiten heraus

, daß sie versuch ten, an Italien heranzukommen und auf diesem Wege etwas zu er reichen. Insbesondere ließen Äußerungen des politischen Agenten bei der italienischen Waffenstillstandkommission in Wien Mac- chioro, der wiederholt von der Notwendigkeit für Italien sprach, sich mit Deutschland und Österreich gut zu stellen, immer wieder die Hoffnung entstehen, daß Deutschsüdtirol noch zu retten sei. Wohl bestand zwischen Wien und Innsbruck alles andere denn eine volle Meinungsübereinstimmung. Die Tiroler

13
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_46_object_3935321.png
Pagina 46 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
34 II. DIE SÜDTIROLER FRAGE WÄHREND DES WELTKRIEGES damit grundsätzlich schon der Weg betreten, der zum Abfall von den Verbündeten führte, so zeigte es sich einige Wochen später, daß selbst San Giuliano, den aufrichtigen Freund des Dreibunds, die Hintergedanken einer rücksichtslosen Ausnutzung der Lage zur Ver wirklichung eines reinen Eroberungsprogramms beschäftigten. In der Befürchtung, daß Italien vielleicht bei der Verteilung der Beule zu spat kommen könnte, tat er insofern einen ersten

daraus keine Handlungen. San Giuliano starb, und der Preis, den Italien für den Eintritt in den Krieg an der Seite der Entente forderte, schien dieser zumal hinsichtlich der Ansprüche auf dem Balkan so hoch, daß es zu keinen Besprechungen kam. Aber der Verlauf des Krieges war den weitergreif enden Wünschen der ehr geizigen Nation günstig und so ergab sich, daß auf italienischer Seite selbst das größere Programm mehr und mehr die Führung gewann. Seitdem das berühmte Wort des Ministerpräsidenten

An tonio Salandra vom Sacro Egoismo Ende Oktober deutlich machte» daß Italien nunmehr entschlossen war, die Stunde rücksichtslos aus zunutzen, wurde für das verbündete Österreich die Frage brennend, welchen Preis es für die Sicherung der italienischen Neutralität zur len wollte. Die deutsche Diplomatie hatte von Anbeginn des Welt konfliktes in Wien geraten, Opfer zu bringen und nicht nur Italiens Neutralität, sondern auch seine militärische Mitwirkung durch die freiwillige Hingabe Welschtirols

zu erkaufen. Die habsburgischen Staatsmänner hatten in vollster Übereinstimmung mit dem greisen Kaiser Franz Joseph immer wieder diese Anregung zurückgewiesen, aber mit der Übernahme des italienischen Außenministeriums durch Sidney Sonnino ergab sich doch die Notwendigkeit, Italien ent gegenzukommen. Der neue Leiter der italienischen Außenpolitik war zwar in früheren Jahren ein überzeugter Vorkämpfer des Rund-

14
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_422_object_3936056.png
Pagina 422 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
410 SCHLUSSBETRACHTUNG völkische Problem aus der Tagespolitik so weit wie möglich auszu schalten. Das ist begreiflich. Von Italien her gesehen, kann es nur erwünscht sein, wenn von deutscher Seite die empfindliche Ange legenheit nicht angerührt wird, die geeignet ist, die öffentliche Mei nung Deutschlands gegen Italien in Wallung zu bringen. Von Deutschland her aber legt die Regierung Wert darauf, für die Ver folgung lebenswichtiger Ziele sich die wohlwollende Haltung Italiens zu sichern

, und gewiß ist es notwendig, daß die Volksstimmung diesen politischen Erfordernissen stärker Rechnung tragt, als es manchmal geschehen ist. Im ganzen aber ist die Entwicklung, die sich zur Zeit zwischen Deutschland und Italien vollzieht, nur eine Wiederholung jener früheren Vorgangsreihe, durch die das Ver hältnis Italiens zu Österreich unter dem Einfluß des Irredentismus gekennzeichnet wird. Wie damals die verantwortlichen Regierungen Italiens dafür tätig waren, die volkstümlichen Wünsche

halten. Zumal das Beispiel Italiens der Vorkriegsjahrzehnte macht es sicher, daß das Mitgefühl des deutschen Volkes mit dem Schicksal seiner Süd tiroler Stammesgenossen als eine natürliche Äußerung des deutschen Geltungswillens lebendig bleibt. Italien muß das als Re alität anerkennen, umso mehr als seine eignen früheren Bestrebungen

15
Libri
Categoria:
Giurisprudenza, politica
Anno:
1925
¬Der¬ Faschismus
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/FASCH/FASCH_117_object_3917337.png
Pagina 117 di 433
Autore: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XII, 411 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Literaturverz. S. [395] - 400
Soggetto: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Segnatura: II A-15.391
ID interno: 116246
, daß die Ausführung nur Stück werk bleiben könnte, solange nicht eine weitere Hebung des Gan zen erfolgen würde, des Volkes als einer bewußten Einheit,- des Staates als Macht. Dann erst würden die Fremden ablassen, die Italiener zu verachten, dann erst die Italiener aufhören, sich ver achten zu lassen und in fremdem Volkstum aufzugehen. So bekam bei diesen Männern das Verlangen nach einem mächtigeren Italien einen ebenso hochsinnigen wie rationalen Untergrund. Wer noch mehr politisch dachte, den mußte

der durch die Auswanderung ver ursachte Volksverlust veranlassen, sich danach umzusehen, wie das Übel bei der Wurzel gefaßt werden könnte. Das würde geschehen, wenn das sich fruchtbar mehrende Italien sich in die Lage versetzen könnte, seinen Kindern drinnen wie draußen italienisches Sied lungsland zur Verfügung zu stellen. Aber die Erde war verteilt. Wie konnte man daran denken, eine Neuverteilung überhaupt für möglich zu halten? Italien schien zur Selbstbescheidung verurteilt. Nur Tripolis schien den Wünschen Italiens

, an seiner Nord grenze gegen Österreich und die Schweiz, in Nizza, auf Korsika, in Tunis und auf Malta. Das gegenwärtige Italien war einst aus der Idee der Einigung aller Italiener auf der Halbinsel geworden. Wer 1 Vgl. Niccolò Pinzerò, Il Problema dell emigrazione e la Dante Alighieri, Modena 1911. a La politica estera Italiana S. 754.

17
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_51_object_3935331.png
Pagina 51 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
FORDERUNG DER BRENNERGRENZE 39 herrschung des Gebietes noch erforderlich* und* seine früheren Ge danken weiterspinnend, legt Tolomei der Schweiz nahe, dieses über den Zentralkamm der Alpen hinübergreifende Besitzstück zusam men mit dem Gebiete von Poschiavo und dem Bergell gegen die in italienischem Besitz befindlichen Hochgebirgstäler von Lei und Li- vigno auszutauschen; Italien werde, dadurch eines größeren Vorteils teilhaftig, einer Vereinigung Vorarlbergs mit der Schweiz zustim men

einer solchen Propaganda nahmen die Forde rungen der verantwortlichen Staatsmänner einen immer größeren Umfang an. Eifrig bemühte sich Fürst Bülow im Verein mit dem Abgeordneten Erzberger namens der deutschen Regierung, die An sprüche der Italiener zu mindern und auf einer für Österreich er träglichen Grundlage eine Verständigung zwischen den beiden Ne benbuhlern zu erreichen. Mit Mühe nur setzten sie am 9. März durch, daß die Wiener Regierung der Aufnahme direkter Verhandlungen mit Italien zustimmte

. An demselben Tage jedoch ließ Sonnino in London die Liste der Forderungen überreichen, bei deren Erfüllung Italien bereit sein würde, die Waffen gegen Österreich-Ungarn zu ergreifen, nachdem er wenige Tage zuvor schon die grundsätzliche Bereitschaft dazu ausgesprochen hatte. Neben weitgehenden An sprüchen auf dein Balkan wurde hier auch wieder der auf die Was serscheidengrenze geltend gemacht, und es war bezeichnend, daß zwar hinsichtlich der mit den südslawischen Bestrebungen kolli dierenden Forderungen, zumal

18
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_52_object_3935333.png
Pagina 52 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
er, ohne daß die formelle Ab lehnung von Wien her ausgesprochen war, mit dem Ententelager ab. Durch die macchiavellistische Erklärung vom 18. April, Österreich habe Italien das Etschgebiet und die Inseln in der Adria angeboten, erreichte er, daß die Entente ihre Konzessionen erhöhte und daß Rußland endlich seinen Widerstand aufgab; die Kriegslage, zumal die Schwierigkeiten, die an den Dardanellen entstanden waren, machten die Unterwerfung unter die italienischen Bedingungen not wendig. Am 26. April gelangte

der Londoner Vertrag zum Abschluß, durch den sich Italien verpflichtete, binnen Monatsfrist gegen die Dreibundsgenossen in den Krieg zu treten, und der ihm neben Ge bietserweiterungen im österreichischen Küstenlande, in Istrien und Dalmatien das gesamte Südtirol mit der Wasserscheidengrenze zu sprach. Noch war es die Frage, ob das italienische Volk durch seine parla mentarische Vertretung den von Salandra und Sonnino eingeschla genen Kurs billigen würde. Am 5. Mai erteilte die österreichische Regierung

auf die letzten italienischen Forderungen ihre Antwort. Es war eine Handlung großer Selbstüberwindung, daß sie sich auf deutsches Drängen nunmehr bereit erklärte, neben dem Friauler Gebiete westlich des Isonzo auch das gesamte Trentino, allerdings ohne das als nichtitalienisch angesehene ladinische Gebiet, an Italien abzutreten. Eine starke Gruppe der römischen Volksvertretung unter

19
Libri
Categoria:
Storia
Anno:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SF/SF_254_object_3935730.png
Pagina 254 di 446
Autore: Herre, Paul / von Paul Herre
Luogo: München
Editore: Beck
Descrizione fisica: XI, 430 S. : Kt.
Lingua: Deutsch
Soggetto: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Segnatura: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
ID interno: 85060
242 IX. DER SIEG DES ITALIENISCHEN NATIONALISMUS unfähigen österreichischen Staates ließ, völlig unerwartet und ganz im Gegensatz zu der volkstümlichen Stimmung, die Kombination wieder aufleben, die in den Monaten der Friedensverhandlungen zeitweilig in den Vordergrund getreten war : die wirtschaftliche An- gliederung Österreichs an Italien. Der Plan baute sich auf der Di plomatie des neuen Bundeskanzlers Monsignore Seipel auf. Man tut den staatsmännischen Bemühungen dieses ideenreichen Mannes

, und auch die für Südtirol sich daraus ergebenden Folgerungen wurden vielfach erörtert. Es war von Interesse, daß insbesondere Mussolini sich in seinem „Popolo d'Italia' nachdrücklich für die Annahme des österreichischen Angebots einsetzte; unverkennbar bestimmten ihn imperialistische Gesichtspunkte, dem Projekt das Wort zu re den, das Italien die Aussicht eröffnete, bis an die Donau seine poli tische Machtstellung auszudehnen. Auch der Nationalismus suchte mit offenen Drohungen die Regierung zu beeinflussen, und zumal

in seiner Presse kam zum Ausdruck, daß die Verwirklichung des weit greifenden Planes vor allem gegen Paris und Prag gerichtet war. Die Regierung mußte zu den Dingen gleichwohl ruhiger Stel lung nehmen. Nicht nur politische Rücksichten machten größte Vor sicht geboten, da die Gefahr vorlag, daß Italien zu seinem Scha den in die kontinentalen Gegensätze Mitteleuropas verstrickt wurde. Auch wirtschaftlich konnte das Unternehmen große Bedenken ver ursachen, und eine nationalökonomische Autorität wie Professor

21