Ernst III. : Roman
dm Major von Aufsrecht nach Seiner Majestät Stimmung befragt, hatte jener sehr abweisend geantwortet: » Exzellenz, es würde pflichtwidrig sein, über Dinge, die mir dienstlich bekannt werden, mich zu äußern!« So war es gekommen, daß man dem unzugänglichen Manne eine Macht zuschrieb, die er gar nicht besaß. Und doch: Mußte es nicht bemerkt werden, wieviel Liebenswür digkeit Ernst der Dritte gerade an diesen Flügeladjutanten verschwendete? War es nicht auffällig, daß er ihm sogar die Hochzeit
aus richtete? Der Major hatte sich nämlich verlobt, und zwar mit Exzellenz von Böswetters einziger Tochter, dem »Nüßchen«. Bei bräunlichem Rundkopfgesicht, flaumig heller am Kinn, glich es der »Nuß« seiner Mutter (einer geborenen Nuß aus Saßhausen) wie eben eine kleine Haselnuß einer dicken gleicht. Da Ernst der Dritte erkannt, daß jenes alte be scheidene Männlein mit den seltsam verschobenen Nasen muscheln, das einst dem Prinzen. Arbo soviel böses Wetter gewacht, eigentlich sein nützlichster Diener
war, besuchte der junge Herrscher bisweilen abends nach den Lasten des Tages seinen Schatulleverwalter. Dazu pflegte er den Major Frei herrn von und zu Auffrecht milzubringen. ■ Während nun Ernst der Dritte mit Seiner Exzellenz die Anlage des Privatvermögens besprach, das ihm Ernst der Zweite hinterlaffen, freilich mit vielen Gnadengehältern und lebenslänglichen Zuwendungen beschwert, blieb der Flügel- Adjutant in der dann »abgedeckten« »guten Stube«, wo das Paneelsofa als Haupt- und ein Glasschränkchen
mit Heymer Porzellaufigwen als Erbstück prunkten, soweit hier von Prunk zu reden war. So mit den beiden wenig ergiebigen, vielleicht gar tauben Nüssen zwangsweise lange allein, war der Major aus den letzten Endes durchaus verzweifelten Ge-