Kunstgeschichtliches.- (David von Schönherrs gesammelte Schriften ; Bd. 1)
der Kunst umschlang; denn selten blüht ein Kunstzweig allein, sondern er verkündet das Blühen des ganzen Gartens. Unter allen Künstlern nimmt im XV. Jahrhundert der Maler den ersten Rang ein. Alle bedeutenden Kunstwerke, wenn sie auch zum großen oder größeren Theile die Arbeit des Bildschnitzers sind, gehen auf den Namen des Malers, welcher die Entwürfe und Zeichnungen hierzu lieferte, somit als der geistige Schöpfer solcher Werke betrachtet und geehrt wurde. Daraus erklärt sich allein die äußerst
geringe Anzahl von namentlich bekannten Bildhauern und Bildschnitzern im XV.. ja noch im XVI. Jahrhundert. Der Schöpfer des berühmten Altars in St. Wolfgang war der urkundlich immer nur als Maler erscheinende Michael Pacher von Bruneck, jener des Altars in Lana der Maler Schnatterpeck von Meran, die Her stellung des Hochaltars in Bozen wurde dem Maler Hans von Hall übertragen u. s. w. Die Bildschnitzer, welche die Entwürfe dieser Maler, insoweit sie die Bildhauerei betrafen, ausführten
, werden nicht genannt. In den Fällen, in welchen wir es mit Werken zu thun haben, an denen Maler und Bildschnitzer vereint gearbeitet haben, ist diese Unterscheidung nothwendig. Die Bild schnitzer erscheinen da dem Maler völlig untergeordnet, dieser ist überhaupt der Beherrscher der ganzen Kunstrichtung. Auf ausschließliche Werke von Malern vorläufig uns beschrän kend, kommen wir auf die Malereien im Schlosse Runkelstein zurück, und zwar jene, welche den nördlichen Trakt desselben zieren und dem Beginne