spondenz. Da sich die Friedensgerüchte von allen Seiten bestätigten, sah Hofer stündlich der Ankunft eines österreichischen Conriers entgegen, um hierüber volle Gewißheit zu erlangen. Endlich am Morgen des 29. Octobers traf der Courier auf dem Schönberg ein *). Es war der im August als Deputirter von Meran in das österreichische Hoflager abgegaugene Freiherr Josef v. Lichtenthuru, der jetzt nicht bloß den Friedenschluß bestätigte, sondern auch einen Brief vom Erzherzog Johann mitbrachte, worin
derselbe im Namen des Kaisers die Tiroler ermahnte, sich ruhig zu verhalten und nicht zwecklos aufzu opfern. Der Freiherr v. Lichtenthuru war von Jugend auf mit der fal lenden Sucht behaftet. Als er mm seine Trauerpost, durch die das Unglück Tirols vollendet wurde, mündlich vortragen wollte, wurde er vom Schmerz so tief ergriffen, daß sein Hebel zum Ausbruch kam und er mit einem fürchterlichen Schrei zu Boden stürzte. Alle Anwesenden entsetzten sich darüber, und Roschmann verließ mit Hofer und seiner Umgebung
sogleich das Gastwirthshaus. Man begab sich in das Haus des Gemeinde vorstehers und ständischen Vertreters, Josef von Stolz, wo Roschnmnn eine Conferenz hielt, welcher Hofer mit seinen geheimen Rathen und andere bei wohnten. Nachdem Roschmann die ganze Versammlung von der Gewißheit des Friedens überzeugt hatte, ermahnte er Hofer und seine Umgebung auf das Nachdrücklichste, allen Feindseligkeiten sogleich ein Ende zu machen und das ganze bewaffnete Landvolk zur Ruhe und unverzüglichen Heimkehr abzu
- bemfen. Hofer nahm mit allen Anwesenden diese Vorschläge in vollkonunener Ergebung und ohne die mindeste Eiinvendung au. Als dann Rosch mann sowohl an die Commandanten der Volksmassen Abberufuugsschrelben, als auch an die französischen und bairischen Generale Friedenserklärungen dictirt hatte, zu deren Ausfertigung alle schreibfähigen Individuen von Schönberg und Mieders verwendet wurden, Unterzeichnete Hofer bereit willigst alle diese Depeschen, welche auch sogleich durch Eilboten überallhin
abgesendet wurden. Hierauf gab Roschmann vor feiner Abreise Hofer noch den Rath, selbst in das bairische Hauptquartier zu fahren und sich dem Kronprinzen von Baiern vorstellen zu lassen. Auch dieser Rath fand bei Hofer Eingang, und er war schon im Begriffe, mit Josef von Stolz, den *) Rapp, Tirol im Jahre 18V9, Zeitschrift des Ferdinandeums III. Folge, Heft 1—3 (Innsbruck Felican Rauch 1852), S. 697 ff.