Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert
m ihrer bretternen Kammer betete, „ich weiß, was dir gut ist! Mein Leben auf Erdeu war lauter Kreuz, daö Leben meines Sohnes war Nichts als Kreuz, und du, seme himmlische Braut, wolltest etwas Anderes für dich ver lange», als Kreuz? Christi Feinde schrien: „Steige herab vom Kreuze!' Er weigerte, sich Dessen, er blutete bis zum letzten Athemzuge. Anstatt seine ewige Gottheit Zu zeigen, zeigte er Nichts als Liebe im Leiden und Sterbeu, um die gauze Welt zu erlösen. Du bist nicht seine wahre Nach ahmerin
, wenn du uicht am Kreuze ausharrst bis in den Tod. Es gibt kein besseres Mittel, um heilig zu werden, als Kreuz uud Trübsal, er duldet aus Liebe zu Dem, der für nnö so namenlos gelitten, der uns so unendlich geliebt hat. Zum Kreuze, zum Kreuze lade ich dich ein, o Streiterin Christi! Ergreife mit der rechten Hand den Stamm des heiligen Kreuzes, mit der linken den Dornenkranz, dieses Brautgeschenk deines himmlischen Bräutigams! Das Kreuz Hilst dir alle Lebensängste glücklich hindurch, die Teufel fliehen
vor demselben in verwirrter Äugst. Sehe dir die Dornenkrone auf's Haupt in der heißesten Pein, uud rufe: „Dieses Leiden ist ein Dorn meines Jesus!' O bleibe eiusam bei Gott, leidend mit ihm, und im heimlichen Gemache deines Herzens walte und glänze sein heiliges Kreuz!' Eine unbeschreibliche Leidenssehnsucht wachte in ihr aus, bittersalzige Thränen rieselten einzeln über ihre Wangen, ihre Augeu starrten wie vergläsert, sie breitete ihre Arme aus, um den Erlöser am Kreuze mit Leib uud Seele zu bedecken. Ein Paar
