Normalien-Nachschlagebuch für Direktoren, Professoren und Lehrer der österreichischen öffentlichen Gymnasien und Real-Gymnasien
den Zweck zu erreichen, daß die Schüler bei ihrem Austritte aus dem Gym- nasium sowohl der deutschen Sprache, deren Kenntniß der praktischen Be-' dürfnisse des BerkehrSlebenS wegen, wie als Mittel zur weiteren wissen schaftlichen Bildung nicht ohne großen Nachtheil entbehrt werden kann, als auch ihrer Muttersprache, wo diese eine andere als die deutsche ist, in vollem Maße mächtig seien. Unzweifelhaft und durch Erfahrung bestätigt ist es aber, daß die gründliche Kenntniß einer lebenden Sprache
und Gewandtheit im Gebrauche derselben nicht dadurch aLein erlangt werden kann, daß sie durch einige Jahre Lehrgegenstand sei, sondern daß dazu anch eine ausgiebige Uebung im Gebrauche derselben unerläßlich ist. Wo nun das Leben und der Berkehr außer der Schule nicht so geartet sind, um zu solchen Uebungen in der deutschen Sprache ausreichende Gele genheit und Anregung zu bieten, muß um so mehr Gewicht darauf gelegt werden, daß die Gymnasial-Schüler, sobald sie diese Sprache verstehen gelernt
haben, angeleitet werden, sich derselben auch im Denken und Sprechen über Gegenstände ihres allmälig sich erweiternden Jdeenkreises zu bedienen. Hierin liegt der Grund, weshalb angeordnet worden ist, daß der Unterricht im Unter gymnasium theilweise und im Obergymnasium vorherrschend in der deutschen Sprache ertheilt werden soll. Dadurch wird auch die Ausbildung in der Muttersprache, welche unausgesetzt Lehrgegenstand, und in einem oder dem andern, oder auch in mehr als einem Gegenstande Unterrichtssprache
bleibt und auch durch den Verkehr außer der Schule mächtig gestützt und gefördert wird, keineswegs beeinträchtigt; vielmehr steht zu erwarten, daß in dem Maße, als durch diese Einrichtung aus den Gymnasien junge Männer hervorgehen. Welche eine vielseitige Bildung erlangt haben, und denen zur weiteren Ent wicklung derselben auch der reiche Schatz der deutschen Literatur vollkommen zugänglich geworden ist, die Pflege ihrer heimischen Sprache und Literatur gewinnen werde, indem deren Aufschwung
der deutschen Un terrichts-Sprache aufrecht zu erhalten sind, um so gewissenhafter muß auch darüber gewacht werden, daß andrerseits gleichzeitig der Landessprache that-