die Radikalen meinen es so: die Schulgesetze machen wir, die Bücher schreiben wir vor, die Lehrer lassen wir bilden, dabei nehmen wir auf keine Religion Rücksicht, und wir werden über alles das wachen; der Pfarrer darf zwei Stunden Wöchentlich kom men und den Katechismus vortragen. Nun merkt ihr's? Wenn die Schulgesetze unchristlich sind, wenn die Schulbücher unchristlich sind, wenn der Lehrer keine Religion zu haben braucht, wenn er viel mehr den Widerspruchsgttst gelernt
hat, wenn er im Wiener Pädagogium seine Wissenschaft sich geholt hat, wenn er um desto gesinnungstüchtiger gilt, je mehr er dem Pfarrer entgegenwirkt, was wird denn da der bloße Unterricht in der Religion helfen? Wenn Lesebuch, Lehrer, Beispiel und Absicht das Gegentheil zeigen und wollen, was wird denn da der Pfarrer mit seinen zwei Stunden ausrichten? Ant wort: Gar nichts. Man verstehe wohl. Unsere heilige. Religion muß viel tiefer gehen, sie muß Kopf und Herz, Verstand und Gemüth ergreifen, sie will nicht blos
ein Gegenstand, der gelehrt wird, sein, sie will auch geübt, ^ gelebt und angewöhnt sein. Man kann kein Kind religiös erziehen, wenn nicht Gesetz, Buch, Lehrer, Beispiel, Unterricht und Uebung in innigster Einheit erziehen. Das ist das Gcheimniß der Schule — das Zusammenwirken aller lehrenden und erziehenden Kräfte auf das ganze Kind. Die Trennung der Schule von der Kirche ist ein Hin- und Herzerren des armen Kindes nach drei und vier Seiten; das arme Kind fällt wahrhaft in die Hände des Herodes