pharisäisch vorüber geht, als ob des Nächsten Last uns nichts angehe, sondern daß man herzlichen Antheil nimmt, die Last als seine eigene betrachtet, weint mit dem Weinenden, kämpft mit dem Kämpfenden, kurz: dem Nebenmenschen in seinen sittlichen Gebrechen und Beschwerden liebevollen und thätigen Beistand weiht. — Den Werth eines solchen Mitleidens (im buchstäblichen Sinne) schlägt der Apostel hoch an. „Und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen'. Auf liegt ein besonderer Nachdruck — gerade
Sinne. Die äußerliche Barmherzigkeit, Freigebigkeit u. s. w. ist ja schon ein Naturtrieb edler Men schen ; die christliche Liebe fordert das viel seltenere sittliche Mitleiden, jene zarteste Liebe, die mit dem Sünder zum Sünder wird; erst das ist die Krone der Liebe. Christus ist dieser Liebe vollendetes Beispiel, der am Kreuze „Ipso in sir- màà nostras aecepit et aeKrotstiones Ipso portavi!/« (Maà, 8,17). Dieses sittliche Mitleiden ist ohne Zweifel auch der Sinn jenes Gebotes: ^8, lavi peà vkàos
, et vos alter si terms xocìvs lavare àdetis' (ìloann. 13, ^4. Vergl. V. 10.) D. 3. Ein Motiv für das sittliche Mitleiden ex oontra^ rio, nämlich aus der Nichtigkeit jener Meinung, aus der ge wöhnlich Härte.und Geringschätzung des Nächsten hervorgeht. Dieß ist die Meinung: „selbst Etwas zu sein.' Dieß ist na türlich im sittlichen, übernatürlichen Sinne gemeint, als Anspruch aus persönlichen Werth im Reiche Gottes. Aus