Anna, am andern Tage aber Zum Kaiser Ferdinand entboten, dann auch von der Erzherzogin Sophia und dem damaligen Erzherzoge, jetzigen regierenden Kaiser Franz Joseph, gnädigst empfangen. Erlacher ließ einige Zeit hierauf die Offiziere und Ausschüsse der Kompagnie zusammenkommm, und machte ihnen den Vorschlag, dem Erzherzog Ludwig Viktor, Bruder des Kaisers Franz Joseph, die unter- thLnigste Bitte vorzutragen, die HauptmannS-Stelle der Kompagnie gnädigst auzunehmen. Mit Jubel wurde dieser Antrag

genehmiget. Am folgenden Tage, als am 15. Juni, ging Hauptmann Erlacher mit Oberlieutenant Graßmaier, den Oberjägern Makr und Thurner und dem Schützen Popp, in den alten nationalen Röcken in Gala, zum Erzherzog Ludwig Viktor und dessen durchlauchtigsten Aeltern, um die große Bitte vorzutragen, daß der Prinz geruhen möge, die Haupt mannswahl anzunehmen und sich in den Matrikel des Wiltauer Ge- richtS-SchkeßstandeS einzuschreiben. Ueber diese Wahl und Bitte zeigte die ganze erlauchteste Familie eine große

Freude; der Erzherzog aber reichte dem Erlacher die Hand und sprach: „Es freut mich, daß ihr mich Zum Hauptmann gewählt habt, und ich werde bei der Gelegen heit, wo die Kompagnie wieder auf die Wache kommt, dieselbe über nehmen.' Hierauf überreichte Erlacher dem Erzherzog Ludwig Viktor die Standesliste der Kompagnie. Einige von den anwesenden Schützen vergossen Freudenthränen und küßten den jungen ErZherzog. Am 22, Juni wurde In Innsbruck die FrohnleichnamS - Prozes sion in feierlicher Weise

abgchalten. Die Kaiserin Anna begleitete dieselbe. Der Kaiser Ferdinand, durch Unpäßlichkeit an der Beglei tung verhindert, wohnte dem letzten Evangelium in der Burg auf dem Balkone bei. Die Wiltauer Kompagnie war Zu dieser Feierlichkeit ebenfalls, ansgerückt, welche von dem schönsten Wetter begünstigt war. Um 12 Uhr Mittags bezog sie die Wache in der Burg. Als sie um 3 / 4 12 Uhr vom Jnnrain bei der Hauptwache vorbeizog, kam ihr der Erzherzog Ludwig Viktor in der Wiltauer Rationaltracht, in Beglei tung

Sechstes Kapitel. (Freundliche adir friedliche Ereignisse, dann Mchklnnge schöner Leiten für die Wiltauer.) Die Wiltauer Schützen-Kompagnien kamen nach dem Feldzuge noch einige Mal zusammen. Nicht FeindeS-Noch, nicht die Posaune VeS Kampfes, sondern freundlichere, aber dennoch auch das tapfere und treue Herz erhebende Ereignisse vereinigten sie. Das erste Mal galt die Versammlung dem fürstlichen Schützen- - hauptmanne, dem Erzherzoge Ludwig Viktor, k. k. Hoheit. Derselbe traf am 5. September

Zn begrüßen, entgegengefahren. Bor der Hofburg waren die Wiltauer in ihren nationalen rothen Röcken ausgestellt und empfingen ihren jugendlichen Hauptmann mit enthusiastischem Lebehochruft. Der Erz herzog Ludwig Viktor inspizirte die Wiltauer, durchschritt ihre Reihen und ließ sie dann drfiliren. Obgleich dringende Feldarbeit rc. war, so bewies die Vollzähligkeit, in welcher die Wiltauer erschienen, die Liebe, mit welcher sie dem Prinzen und dem Hause zugethan sind, dem er entsproffen ist. Am 9. September

' unter Anführung des kommandkrenden Generals, F. M. L. v. Eliat- fchek vor I. I. K. K. Majestäten und I. I. K. K. Hoheiten dem Erzherzoge Franz Carl und Erzherzogin Sophie auf dem Rennplätze defilirten, führte der Erzherzog Ludwig Viktor -— selbst in Wiltauer- Schützenkleidung — persönlich die Wiltauer an und vorüber. Zu Ehren des erlauchten HauptmanneS gab die Vorstehung deS Wiltauer Gerichts-Schießstandes vom 9. bis 11. September ein solennes Fest- und Freischießen. Am Nachmittage