Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
in das Grab gestiegen, ahnungslos, daß nach seinem Tode die Austria für einige Zeit ihr Haupt verhüllen würde. Nachdem ich nun gezeigt habe, welche Mittel- Herzog Rudolf angewendet hatte, Tirol zu erwerben, gehe ich darauf über, zu er zählen, welch' ein Krieg um eben dieses Land geführt worden ist. Nach der Versicherung von Johannes Müller a9 ) befand sich Herzog Stephan von Baiern, zur Zeit als Meinhard III. starb , mit vielen edlen Frauen auf einem fröhlichen Tage zu Heidelberg, wobei
er sich so gut unterhielt, daß er die Erwerbung der Grafschaft Tirol auf eine gelegenere Zeit zu verschieben beschlossen habe. Durch diese Säumniß sek es gekommen, daß er in Heidelberg zwar ohne Zweifel einen sehr fröhlichen. Tag gewonnen, Tirol aber verloren habe. Ge gen diese Behauptung Müllers ist zwar der bairische Archivar Feß- maier in einer eigenen Tendenzschrift, welche im Jahre 1817 bei Jos. Lindauer in München herausgekommen ist, mit großem Ungestüm in die Schranken getreten
, um (was von ihm sehr löblich war) die bai rischen Herzoge von dem Borwurfe zu befreien, daß sie zu Heidelberg getanzt hatten, während Herzog Rudolf über die schneebedeckten Al penpässe nach Tirol drang. Nichtsdestoweniger ist das Fackt an der ganzen Sache dennoch, daß man in Baiern — übrigens weder zum ersten, noch zum letzten Male — zu langsam vorgegangen ist. Zwar besetzte Stephan Oberbaiern, welches ihm Niemand strei tig gemacht hatte , aber erst am 21. September 1363 kam er mit seinem Bruder Albrecht zu Straubing
überein, Tirol gegen gleiche Theilung wieder zu gewinnen, nachdem Herzog Rudolf längst schon ein beatus possidens geworden war. Erst am 11. November 1383 zogen bairische Truppen durch das Innthal und über die Scharnitz nach Tirol ? da aber überdies; dazumal ein überaus strenger Winter warbt), (g bemerkten sie, daß sie zu spat an der Zeit seien, und zo gen sich wieder zurück ; doch behielten sie Schloßberg (bei Seefeld), Landeck und Matrai besetzt; Innsbruck und Hall konnten sie nicht erobern