Gesammelte Werke ; Bd. 1
Etn Herbstabend. Em teilweise von Gebüsch und Strauchwerk nmsäumter, verlassener Steinplatz. In der Nähe Äcker und ein Fluß mit Damm. Im Hintergrund ein Dorf. Auf dem Steinplatz sieht ein vierrädriger, als Behau sung dienender, leichter Wagen, dessen Dach eine graue Leinwandplachc bildet, die sich in weitem Sogen, halbkreisförmig, straff über den Fond, des Wagens spannt. Daneben brennt ein offenes Reisig feuer ; darüber steht ein dreifüßiger Kessel. Um das Feuer lagern auf dem Boden
der Vi ntschgalter, die Vintsch- gauerin und Fiichsel, alle drei in bunter Mischung nach Landstreicher- und Bettlerart gekleidet. Der Vintschgauer trägt einen verwitterten Hut mit einer einzelnen Spielhahnfeder, deren Krümmung verwegen nach vorn sieht/ er raucht, träg etwas abseits vom Feuer hingestreckt, aus einer kurzen Pfeife. Die Vint sch lauer in trägt ein hellblumiges Kopftuch, unter dem Kinn zu einem Knoten verschlungen, Den schäbigen Mock trägt sie einseitig hoch aufgerafft; darunter ist ein Unterrock
von roter } verschossener Farbe sichtbar. Sie hockt breitspurig da, hat den zausigen Kopf Füchseis in ihren Schoß gedrückt und kämmt eifrig dessen ff aar, VINTSCHGAUER (und seine Alte singen ein Bettlerliedl) Jaja, das sag i, sag i schon, Bettelleut haben s guet, haben s guet: Wir hocken beim Feuer, wir zahlen kein Steuer. Uns bricht kein Stier das Horn, Uns scheißt keine Maus ins Korn, Jaja, das sag i, sag i schon, Wir Bettelleut haben s guet! VINTSCHGAUERIN (drückt den Kopf des ungeduldigen Füchsel
gewaltsam in ihren Schoß nieder) Haltst still oder nit, du kleiner Zottelbär! FÜCHSEL (sehr ungeduldig) I mag nimmer stillhalten! VINTSCHGAUERIN Du Grantschippel. Hast wieder eimal dein zuwidern Tag, heut! FÜCHSEL Der Vater soll eimal Erdäpfel stehln gehn. I hab Hunger ! VINTSCHGAUER (liegt etwas abseits vom Feuer) Füchsel, stehlen sagt man nit Einkaufen sagt man! FÜCHSEL Vater, marsch! Erdäpfel einkaufen. Ich will essen ! VINTSCHGAUER (ist auf gestanden und kommt mit seinem Hinkfuß langsam, zum Feuer