Jahren, uns alle zur Besinnung ruft. Der letzte deutsche Bürgermeister von Bozen Im Oktober 1922, knapp vor dem sogenannten Marsch auf Rom, sandte Mussolini, damals nur erst Parteihäuptling, einige tausend stahlhelmbewehrte Schwarzhemden nach Bozen, um einen 70jährigen Deutschen zu stürzen: Dr. Julius P er a th o n e r, den nach Mjähriger segensreicher Amtstätigkeit wiederge wählten deutschen Bürgermeister. Mussolini verrech nete sich allerdings an dem stolzen Mute dieses Man nes
Dr. Perathoner von seinem Bürgermeistersessel, daß Bozen in den drei Jahrzehnten seiner Führung in se der Beziehung, geistig und wirtschaftlich gewachsen und - 5 aufgeblüht war, sondern Dr. Perathoner gab damals / all diesen Mißverwaltern der Südtiroler Gemeinden, ì die bald darauf wie eine ägyptische Heu schreckenplage auf alle Täler Südtirols losge- ! lassen wurden, ein Beispiel, das ihm leider keiner nach- s gemacht hat: Er schied mit leeren Händen. Die Italiener aber, denen so etwas neu war, waren sogar
unfähig, vor einer solchen Lauterkeit des Cha rakters Ehrfurcht zu empfinden. In echt faschistischem Hasse nahmen sie ihm sogar den Ehrensold, den ihm der Gemeinderat von Bozen als geringes Zeichen der Dankbarkeit und vollständig gesetzmäßig für die letz ten Jahre seines Lebens gewidmet hatte. Es gebührt sich, daß wir heute ein Jahrzehnt nach jenem ersten Axthieb gegen die Südtiroler Gemeinde- freiheit jener prächtigen Kämpfergestalt in pietätvoller Dankbarkeit gedenken. Das Jahrzehnt freilich
. Was ich aber nicht unter lassen kann, ist die Kennzeichnung des gegenwärtigen Zustandes. Ast Süttirol verwelscht? Den Zustand beim Südtiroler Deutschtum kennt der nicht, der im Auto Eisack und Etsch entlang die Täler durchflitzt und höchstens 'in Bozen oder Meran ein Mittagessen vertilgt, bei dem ihn ein Viertel Magda- lener sentimental oder träumerisch macht. Der mag vielleicht mit dem Eindruck heimkehren, daß Südtirol arg verwelscht ist. Aber das ist es nicht, was uns be drückt. Brüssel und Warschau