Tiroler Bauernkalender; 14. 1920)
ein zweites, ein drittes zum Schleichhänd ler. Der Bauer hat dann etwa 900 L mehr erlöst, als er bei der Viehstellung erhalten hätte. Nun kommt die Schlacht- viehansorderung. Abgebbares Vieh hat er keines mehr, er wird gezwungen, eine wertvolle Kuh zu stellen. Dabei verliert er aber nicht nur die 900 X. die er früher gewonnen, sondern zahlt 2 —3000 /ì dar auf, ganz abgesehen von der schwer re parierbaren Schädigung seines Viehstan des. Hätte er regelmäßig die abgebbaren Kälber gestellt
, die ihm ja auf sein Liese- rungslontingent ebenfalls angerechnet wer den, dann hätte er sich die Mußabgabe der Kuh ersparen können. So muß der Bauer nicht bloß das Sprichwort vom Spatzen befolgen, sondern auch das an dere: Zuvorgetan, hernach bedacht, hat manchem großes Leid gebracht. So ist es in hundert Fällen im Bauernstand. Wenn der Bauernstand nach italienischer Manier z. B. ansangen würde, die Wäl der rücksichtslos niederzulegen, im Wach sen der Wasserschäden, in der Verschlech terung des Klimas
. Ich bin überzeugt, daß Herr Rapoldi in seinen Versammlungen, wo er dieses Kapitel be rührte, die Enteignung und Aufteilung nicht in der Weise besprochen und ver meint hat, jedoch in den Köpfen der Leute ist diese Meinung erzeugt worden. Zwi schen Bauer und Großgrundbesitzer besteht immer eine gewisse Spannung und Ab neigung. Der Kleinere hat ein natür liches Widerstreben gegen den Größeren. Es muß nicht gerade Neid fein. Aber das begreifliche Bestreben, die wirtschaft liche Überlegenheit im Besitze auszuglei
chen, führt den Kleineren dazu, mitzutun- durch Wegnahme des ganzen oder eines Teiles des Großbesitzes diesen Ausgleich herbeizuführen. Der Bauer, ob groß oder klein, kurzum jeder Besitzer von Grund und Boden wird sich dabei vor Augen hal ten müssen, ob er gut daran tut, den Ast abzusägen, auf den er selbst sitzt. Wenn eine Enteignung im gegebenen Falle er folgt, so würde sie erfolgen auf Grund einer politischen, gesetzgeberischen Gewalt maßnahme der Landesvertretung, auf Gottfried HaßIer Gastwirt