Nr. 70 M-rmiK S«A««s° WM? 9 Z l Gn KeolcimI«. D. Roman von Arthur Zapp. «o (Nachdruck derboten.) (Fortsetzung) Wagner war es, der über die Schwelle trat und dessen Blick Erwin suchte, jedoch nicht zürnend und drohend wie ehedem, sondern ruhig, mit ernster Freund lichkeit. „Herr von Buschenhagen,' redete er den gänz lich Fassungslosen, in peinlichster Verwirrung Dastehen den an, indem er sich ihm lebhaft näherte, „ich bitte Sie, mir die Hand zu geben zum Zeichen, daß die Ver gangenheit vergeben
, daß es Erwin aus's Tiefste bewegte; aber noch betäubt von dem jähen Wechsel seiner Lage, vermochte er nicht so gleich Worte des Dankens zu finden. Stumm ergriff er beide Hände des neugewonnenen Freundes. Wagner aber zog seinen Gast auf's Sopha, und sich an seiner Seite niederlassend, begann er von Neuem: „Es wäre ein leichtes, Ihnen in der Fabrik meines Prinzipals eine Anstellung zu verschaffen, aber damit wäre Ihnen wenig und auch nur für die nächsten Wochen geholfen. Eine solche Thätigkeit
ist nichts für Sie. Was Ihnen noth thut, ist eine sichere feste Lebensstellung, eine Beschäfti gung, die Ihnen zusagt. Da ist mir nun vorhin ein Gedanke gekommen, — der —' Der Sprechende kam plötzlich ins Stocken, und als er jetzt Erwins fragenden Blick auf sich gerichtet sah, sagte er ablenkend: „Ich ermüde Sie, Sie fühlen sich jedenfalls noch angegriffen und —' Doch Erwin verneinte, und inzwischen hatte auch Wagner seine Verlegenheit überwunden. In seiner frischen, entschiedenen Weise fuhr er fort: „Was ich Ihnen vorschlagen
hat und die sich wieder nach Thätigkeit sehnt, eine möglichst selbständige Beschäftigung finden. Wie wäre es, Herr von Buschenhagen, wenn Sie nach dem Muster der Beelitz-Schule drüben in Brooklyn eine Sprachschule errichteten? Sie ertheilen den Unter richt, Klara, die gut englisch spricht, versieht das Ge schäftliche und ich — ich strecke Ihnen das nöthige Geld vor. Fünfhundert Dollar werden vor der Hand reichen. Natürlich' — Wagner sprach das Folgende mit einer gewissen Hast und bemühte sich eine kalte, geschäftliche Miene
anzunehmen — „natürlich verzinsen Sie mir das Geld, zu sechs Prozent. Billiger kann ich es Ihnen nicht geben.' Erwin war ganz roth geworden. Eine Minute lang kämpfte er einen schweren Kampf mit sich, dann entgegnete er fest: „Herr Wagner, Ihr Anerbieten und die Art und Weise, wie Sie es mir machen, zeugt von einer so vor nehmen Gesinnung und einem so guten Herzen, daß mir das, was ich Ihnen einst zugefügt habe, doppelt schwer auf die Seele fällt. Ich bitte Sie für das Alles nochmals aufrichtig