Geschichte des Kaisers Maximilian des Ersten.- (Historische Hausbibliothek ; 13)
Maria gab sich alle Mühe, ihre Räche zu retten; man hörte je doch nicht auf ihre Bitten und Drohungen. Die Bürger errichteten ein Schacht auf dem Freiheitsmarkte. Unter Verwünschungen wurden die Räche zum Tode geführt. Da eilte plötzlich Maria selbst in schlich ter Trauerkleidung und mit fliegenden Haaren durch die Menge an's Schacht und bat, mit Thränen in den Augen, um Guade für die Ver- mtheiltm. Ein Theil der Bürger ward von Mitleid ergriffen, der große Haufe aber schrie dem Scharfrichter
zu, sein Amt zu verrichten. Das Beil erhebt sich und trennt mit Zwei Schlagen das Haupt der Ver rà ther. Die unglückliche Fürstin ging mit gebrochenem Herzen in ihren Palast zurück. Die Genter ließen ihre Wuth auch noch an mehreren andern Beamten aus, vertrieben sie und zerstörten ihre Wohnungen. Maria zitterte vor den Handwerkern in Gent, denn diese wollten die Regierung uur nach ihrem eigenen Sinne handhaben, da sie doch aller poli tischen Kenntnisse ermangelten und im Glücke so stolz, als niedrig
und kriechend im Unglücke waren. Margarethe und Ravenstein mußten ebenfalls Gent verlassen, wo Maria bis, zu Ostern wie in Hast zurück- blieb. Dann begab sie sich nach Brügge, wo ihr neue Rohheiten bevorstanden. , • Ludwig machte indessen, trotz aller Versprechungen und Bestechun gen, keine Fortschritte weiter im südöstlichen Flandern. Er erlaubte sich eine Reihe von Erpressungen, ließ mehrere ihm nicht gewogene Män ner hinrichten und seine Leute wirthschasteten wie Räuber. Das machte ihn verhaßt. Die arme
Maria war in diesen Wirrnissen rath- und thatlos. Sie selbst erkannte als einziges Rettungsmittel, daß sie sich zum Schutz gegen auswärtige Feinde und aufrührerische Unterthanm verheirathen müsse, da sie als Weib zu schwach war, die empörten Wo gen zu stillen. Ihre Umgebungen bestürmten sie auch darum. An Freiern fehlte es nicht, denn ihre reiche Mitgift war Zar zu lockend. Sie hatte unter zwölf Freiern zu wählen. Es warben um ihre Hand: ein spani scher Prinz, der König Ferdinand von Neapel, Herzog