307 risultati
Ordina per:
Rilevanza
Rilevanza
Anno di pubblicazione ascendente
Anno di pubblicazione discendente
Titolo A - Z
Titolo Z - A
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_309_object_4474496.png
Pagina 309 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
um sie. Noch nie hatte ihr etwas gefehlt. Heimlich berief Eugen den Arzt aus dem nächsten Dorf. Dieser traf am Spätnachmittag ein. Es fehlte der jun gen Frau nichts Ernstliches, wie die Untersuchung ergab. Lediglich Überanstrengung habe den Zusammenbruch ver anlaßt. Der Arzt verordnete ein Paar Tage Bettruhe und mehr Schonung, da sie im Advent wieder ein Kindchen haben werde. In der folgenden Nacht schlief Eugen Bertram nicht. Unruhig warf er sich auf seinem Lager hin und her, lauschte

den ruhigen gleichmäßigen Atemzügen seiner Frau und versuchte nachzudenken, sich klar zu werden, was nun geschehen solle. So ging es nicht weiter. Draußen krähte der Hahn. Bald würde es hell werden. Es litt Eugen nicht mehr im Bett. Leise erhob er sich, kleidete sich an und schlich geräuschlos aus dem Schlaf- Zimmer. Im Freien war es noch fast finster. Im Stall brannte Licht. Der Jodok hatte sein Tagwerk schon begonnen. Mit großen Schritten stieg Eugen über die Wiesen bergan. Bald nahm ihn der Hochwald

auf. Immer steiler wurde der Weg. Der junge Tag siegte über die weichende Nacht. Im Walde wurde es lebendig. Die Vögel sangen ihr Morgenlied. Eichkccheln huschten über den Steig, er kletterten blitzschnell hochstämmige Nadelbäume. Erhitzt und völlig ausgepumpt vom unvernünftig raschen Steigen erreichte Eugen die erste Alm. Inmitten der Wiese stand ein Heuschober aus lustig gefügten Bal ken errichtet, aber mit festem Dach. Er war noch leer. Schwer atmend ließ sich Eugen auf der Schwelle nieder. 310

2
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_252_object_4474325.png
Pagina 252 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
einer anderen Kraft umsehen müsse. Franzi hatte es ihrem Mann bisher verheimlicht. Die Aufregung hätte ihm schaden, die Genesung hintanhalten können. Eugen beantwortete diese Eröffnung seiner Frau mit einem bitteren Auflachen. „Mutzt's nit schwer nehmen, Eugen. Wenn du dich erst richtig erholt hast, nacher wird's schon wieder recht. Findest leicht a neue Stell'!' tröstete sie. Es war ihr aber gar nicht Wohl dabei zumute. Noch eine Woche, und Eugen bekam kein Krankengeld mehr

. Was dann? Wie sollte ihr Mann zu Kräften kommen? Und die vielen Schulden, von denen sie erst erfahren hatte, während Eugen krank war, als die Gläubiger einer nach dem anderen ihr Geld verlangten. Wenn sie nur mehr gelernt hätte, um Geld verdienen zu können. Sie dachte an Peter Mauracher. Er hatte sich nicht blicken lassen, seit Eugen krank war. Trotzdem be schloß sie, ohne Wissen ihres Mannes, ihn anzurufen. Vielleicht konnte er raten oder zur Erlangung einer neuen Stelle behilflich sein. Die Auskunft

, die sie am Fernsprecher erhielt, war niederschmetternd. Peter Mauracher weilte im Ausland. Wann er zurückkehren würde, sei ganz unbestimmt. Nun war sie wieder um eine Hoffnung ärmer. Franzi Bertram lag die halben Nächte wach und sann über einen Ausweg nach. Sollte sie wieder in Dienst gehen? Was aber wurde aus Mann und Kind? Eugen litt immer häufiger an Anfällen von Schwermut, die sie mit tiefer Unruhe erfüllten. Sie versuchte, ihn zu trösten, ihm Mut zu machen. Es nützte nicht viel. „Wir haben

3
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_232_object_4474265.png
Pagina 232 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
Boden auf. „So viel an Dreck machen die Viecher!' schalt sie auf die Kreuzschnäbel. „So! Jatz hätten wir's!' meinte sie befriedigt. Sie schickte sich an, die Stube zu verlassen. „Setzen S' Ihnen doch, Herr Bertram. Er kimmt g'wiß bald hoam, der Herr Oberstaller.' Eugen brauchte nicht lange auf seinen Onkel zu warten. Bald danach betrat er die Stube. „Du, Eugen! Das ist eine Überraschung!' begrüßte ihn Oberstaller, noch etwas kurzatmig vom Treppensteigen. „Was ist mit der Franzi?' „Einen Buben

hat sie!' berichtete Eugen voll Stolz und erzählte nun ausführlich von Frau und Kind. „Und jetzt trinken wir ein Glaserl mitsammen. Müssen doch ein bissel feiern.' Oberstaller brachte eine Flasche herbei und schenkte ein. Sie ließen sich an einem kleinen Tisch am Fenster nieder, wo Oberstaller mit Vorliebe zu sitzen Pflegte, weil er von da aus die enge alte Gasse über sehen konnte. „Auf's Wohl von der Franzi und ihrem Buben!' Hell klangen die Gläser Zusammen. „Wie lange bleibt ihr denn noch in Jgls

?' wollte der Onkel wissen. „Wenn die Franzi wieder gesund ist, übersiedeln wir nach Innsbruck. Das Häusel droben ist nit für den Winter eingerichtet.'' gab Eugen Auskunft. „Das Hab' ich mir eh' gedacht!' meinte Oberstaller und kraute seinem schwarzen Kater, der ihm auf die Knie ge sprungen war, das seidige Fell. „Du hast's ja fein, Eugen. Bist an keinen Ort gebunden. Kannst deinem Beruf über all nachgehen. Fühlst dich gewiß recht zufrieden?' „Ja!' sagte Eugen gedehnt. Sollte er dem Onkel

4
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_270_object_4474378.png
Pagina 270 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
so a Freud'! Kann's völlig noch nit recht glauben, daß die böse Zeit so aus amal Vorbei sein soll. Hab' immer g'meint, man müßt' sich alles selber verdienen.' „Und nun findest du, daß uns das Geld zu mühelos in den Schoß sällt, wie man zu sagen Pflegt!' lachte er. „Das g'rad' nit. I muß es nur erst g'wöhnen. Kriegst 's Geld wohl gleich ausbezahlt?' erkundigte sie sich. „Es wird sich schon eine Weile hinziehen!' erwiderte Eugen. „Auf die Verständigung des Notars hin bekomme ich sicher

einen Vorschuß. Sei also unbesorgt.' Diese Stunde hatte Eugen Bertram gewandelt. Er machte Plane für die Zukunft, zeigte sich heiter und lebensfroh und gab sich als aufmerksamer Gatte und Vater. In einer Villa am Fuße des Berg Jsel mieteten sie vorläufig eine möblierte Dreizimmerwohnung. Eigene Möbel wollte Eugen erst kaufen, wenn er sich über die Gestaltung der Zukunft im klaren war. Als das Geld einlangte, drang Franzi darauf, daß zu erst sämtliche Schulden bezahlt wurden. Außerdem mußten sich Eugen

und seine Frau neu ausstatten. In den Tagen der Not hatten sie alles irgendwie Entbehrliche Zu Geld gemacht. Es war ihnen nicht viel mehr geblieben, als was sie auf dem Leibe trugen. Und nun lebte Eugen auf. Er kaufte sich ein kleines Auto und war viel unterwegs. Alle Schönheiten der näheren und weiteren Heimat konnte er seiner Frau nun zeigen. Der kleine Ernst blieb unter der Obhut einer Kinderfrau Zurück. Franzi glaubte manchmal zu träumen. Das war nicht sie selbst, die dieses Leben lebte

6
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_239_object_4474286.png
Pagina 239 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
todunglücklich. Wie er diesen „Pferch' haßte! Wie er sich in dieser Umgebung und dem Mangel an Behagen herab gekommen fühlte, das ahnte seine Frau nicht. Noch weni ger ahnte sie, wieviel Schulden ihr Mann gemacht hatte. Er mußte ja das Geld beschaffen. Sie mußten leben. Eugen suchte mit Ausdauer nach einer Stellung. Wo nur die geringste Aussicht bestand unterzukommen, stellte er sich vor. Den Erfolg wußte er bald schon im voraus. Ein bedauerliches Achselzucken, eine mehr oder weniger höfliche

Ablehnung, je nach der Wesensart des betreffen den Geschäftsinhabers. Die Stellung sei schon wieder besetzt, hieß es, oder sie würde ganz ausgelassen. Nach solchen Mißerfolgen und Enttäuschungen kam es vor, daß Eugen in ohnmächtiger Wut durch die Straßen Inns brucks rannte oder hinaus aus der Stadt bis in die Inn- auen. Er verfluchte sich selbst und sein Schicksal, das es so wenig gut mit ihm meinte. Der Franzi gegenüber beherrschte er sich. Ganz jedoch konnte er seine Verdrossenheit

und Niedergeschlagenheit nicht verbergen. Seine Frau versuchte, ihn aufzuheitern, ihm Mut Zuzusprechen. Ihr scheinbar unverwüstlicher Frohsinn hatte jedoch nur zur Folge, daß Eugen ihr ins^ geheim das richtige Empfinden für seine mißliche Lage absprach. Ein Trost, daß wenigstens der kleine Ernst trotz aller Sorgen Prächtig gedieh. Nach Neujahr begannen erst recht die Schwierigkeiten für Eugen. Er wußte nicht mehr, woher er die Mittel für das bescheidenste Leben, für Heizung und Miete nehmen sollte. Sein Kredit

war erschöpft. Der Onkel in Hall war kränklich und verdiente selbst fast nichts. Was Eugen an

8
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_281_object_4474412.png
Pagina 281 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
Zeug fangen. Er lief hinter den Hühnern her, die gackernd und flügelschlagend flüchteten. Der Lärm riß Eugen gewaltsam aus seinem Dösen. Lächelnd sah er dem Kleinen zu. Dieser kam unver sehens an den Hang hinaus, glitt aus und kugelte, sich mehrmals überschlagend, die Wiese hinab. Mit einem erschrockenen Ausruf sprang Eugen auf und eilte seinem Sprößling zu Hilfe. Der Kleine brüllte kräftig, schien sich aber nicht ernst lich weh getan Zu haben. Franzi hörte das Schreien bis in die Küche

. Sie eilte aus dem Haus. „Hat 's Bübel sich was 'tan?' fragte sie ängstlich. Eugen schüttelte den Kopf. „Ich glaub' nit. Die Wiese hinuntergekugelt ist er. Hab' halt Zu wenig aufgepatzt!' sagte er kleinlaut. Franzi nahm den Kleinen auf den Arm, reinigte das beschmutzte Gesichtchen und redete tröstend auf ihn ein. Das Kind beruhigte sich rasch und lachte seine Mutter an. Diese legte die Hand schützend Wer die Augen. „Ich moan', der Jakl kimmt heim.' Sie zeigte auf den Näher kommenden, der einen mit Ochsen

bespannten Mistkarren führte. „Nacher können wir glei' essen.' Eugen folgte seiner Frau ins Haus. Er haßte die ge meinsamen Mahlzeiten. Der Stallgeruch, den Knecht und Magd mitbrachten, war ihm zuwider. Und überhaupt diese Gleichmacherei, wie er sagte. Er hatte sich gegen diese Zumutung zur Wehr gesetzt. Doch umsonst» Franzi gab nicht nach. Das Gesinde mußte mit bei Tisch essen, wie es bei den Bauern der Brauch war.

9
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_244_object_4474301.png
Pagina 244 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
nach den: das Kind verlangend sein Händchen ausstreckte. „Also, wir sind versöhnt!' nickte er dem Kleinen zu, der das Gummitier sogleich in den Mund steckte. Franzi dankte Peter dafür. „Nichts zu danken, Frau Bertram!' wehrte er ab. „Verzeihen Sie, wenn ich Sie durch meinen Reinfall er schreckt haben sollte!' sagte er lachend. „Wenn Sie sich nur nit weh 'tan haben!' meinte sie besorgt. „Nix ist geschehen!' versicherte er. „Aber jetzt mutz ich Ihnen doch endlich sagen, daß ich sür den Eugen

eine Stell' Hab'!' „Wirklich!' rief sie freudig aus. „Da bin ich aber froh. Leider ist der Eugen nit daheim. Wird der sich freuen, wenn er kommt.' Franzi legte das Kind in sein Bettchen und bat den Besucher, Platz zu nehmen. „Ich laß Ihnen die Adress da. Es war' bei einem Baumeister.' Er händigte ihr einen Briefumschlag ein. Franzi sah ihn erstaunt an. „Zu an Baumeister?' Peter Maurach er lachte. „Häuser muß er nit bauen, der Eugen. G'rad' nur Büroarbeiten. Die trifft er schon. Morgen früh

soll er sich dort vorstellen. Ich Hab' ihn aber auch über den grünen Klee gelobt.' „Bergelt's Ihnen Gott viel tausendmal. Ich war schon ganz verzagt.' Sie sah ihn dankbar an. „Das sollen Sie nit sein, Frau Franzi!' sagte Peter weich. „Der Eugen war halt doch a ganz andres Leben ge wöhnt.' Leise, zögernd, brachte sie es hervor. „Sie dürfen sich deshalb nit quälen, Frau Franzi!'

13
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_196_object_4474156.png
Pagina 196 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
Eugen wurde der Rolle eines Fremdenführers bald müde, zumal es um sie her von Spaziergängern und spielenden Kindern wimmelte. Er drängte weiterzugehen, wollte ungestört sein. Deshalb folgten sie schmalen Wald- Pfaden. Zwischen den jungen Gräsern blühten die Leber blümchen und die Buschwindröschen. Nur ab und zu kamen ihnen Menschen, zumeist Pärchen, entgegen. Nun erzählte die Franzi auch von den schlimmen Er- lebnissen, die sie von Sankt Waltraud vertrieben hatten. Voll Mitleid nahm Eugen

sie in seine Arme, wenn gerade keine Menschen zu sehen waren. Seine Anteilnahme, seine Zärtlichkeit taten ihr Wohl. Sie fühlte sich geborgen. Nicht mehr so verlassen und allein. Eugen berichtete voll Stolz, daß ein Paar kleine Ge schichten von ihm in einer Zeitschrift erschienen seien. In der Stadt flammten schon die Lichter auf, als sie die Brennerstraße hinabschritten. Die Franzi machte sich Vorwürfe. Biel zu spät war es geworden. Sie hätte früher heim müssen. „Heut' ist schon alles gleich. Bleib

' bei mir!' bat Eugen. Seine Leidenschaft für das hübsche, kluge Mädel war von neuem und viel stärker als im Sommer aufgeflammt. Er haßte Zwang und Rücksichtnahme. „Wir essen in einem Gasthaus zu Nacht. Ja?' „Es geht nit. I muaß hoam. Die Frau wartet!' wider sprach sie. „So laß sie halt warten.' Er preßte ihre Hand, hielt sie fest. „Mei' Pflicht derf i nit versäumen. Dös willst ja selber mt!' blieb sie standhaft. Er mußte sich fügen.

14
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_234_object_4474271.png
Pagina 234 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
hat schon länger Zu kämpfen gehabt. Das weißt du ja. Da hat es nimmer viel gebraucht!' erklärte Oberstaller. Eugen saß da, den Kopf in die Hand gestützt, die Augen geschlossen. „Und mein Elternhaus?' fragte er plötzlich, sich aufrichtend. „Darüber weiß ich nichts!' antwortete der Onkel. „Daß er fähig war ... endgültig, für alle Zeiten ... und ich Hab' nichts gewußt!' stieß Eugen hervor, halb laut, wie Zu sich selbst. „Ja, Hast du vielleicht geglaubt, dein Vater grollt

nur für eine Weil'? Und dann, wenn der erste Enkel da ist, schließt er ihn und dich verzeihend und Voll Rührung in seine Arme. Wenn du darauf spekuliert hast, dann kennst deinen Vater aber schlecht.' Oberstaller nickte ihm ernst Zu. „übrigens', fuhr er fort, „heiratet dein Vater bald.' „Heiratet? Das ist doch nit möglich!' Eugen sprang so heftig aus, daß. er beinahe das Tischchen umwarf. Sein Onkel fing Flasche und Gläser auf. Stirnrunzelnd bemerkte er: „Warum denn nit? Der Florian ist ein guter Fünfziger, gesund und kräftig. Er heiratet

eine Fabrikantenswitwe im Bayerischen, die einen Leiter für ihr Unternehmen braucht. Dein Vater hat wieder einen entsprechenden Wirkungskreis und seine Frau einen fähi gen, gewissenhaften Menschen für ihren Betrieb. Das trifft sich gut.' „Das trifft sich gut!' wiederholte Eugen bitter auf lachend. „Ich kann's nit glauben, Onkel. Ist's denn wirk lich wahr?' fragte er. Seine Augen baten förmlich um einen Hoffnungsschimmer. „Der Florian hat mir's selber erzählt. Ich traf ihn

15
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_218_object_4474223.png
Pagina 218 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
Aus dem strahlend schönen Morgen war ein heißer Tag geworden. Seine Schwüle lastete aus den Menschen, machte sie unlustig zu größeren Anstrengungen. Eugen Bertram und Franzi hatten ihren Sonntags ausslug nicht weit ausgedehnt. Abseits des Weges, am Rande einer Bergwiese, lagerten sie unter schatten spendenden Föhren. Eugen berichtete von einer Kurzgeschichte, die er am Vormittag daheim beendet hatte. Er beklagte sich, daß ihm seine Tätigkeit in der Fabrik so wenig Zeit ließ. Er würde gern

ein größeres Werk in Angriff nehmen. „Mein alter Herr legt's darauf an, mich tüchtig einzuspannen. Wenn ich nur mehr Freud' dazu hätt'! Für mein literarisches Schaffen hat er schon gar nichts übrig. Kann ich was dafür, daß ich anders geraten bin wie der Papa?' schloß er trotzig. Die Franzi hörte zerstreut zu. Sonst immer von leb hafter Anteilnahme, war sie heute ungewöhnlich schweig sam, so daß es schließlich Eugen auffiel. „Dich hat heut' auch die Hitz'! Gelt, Franzimädel?' Er legte seinen Kopf

in ihren Schoß, sah eine Weile gedankenverloren in den wolkenlosen Himmel empor und schloß dann die Augen. Nur das leise Rauschen des Waldes war um sie. Nach einiger Zeit richtete sich Eugen plötzlich auf, sah sie forschend an. „Oder fehlt dir doch etwas, Franzi?' Sie wurde rot, wollte sprechen und fand keinen Anfang. „Was ist?' drängte er. „Die Frau HolZdorfer hat mir aufkündet auf'n Ersten!' sagte sie. „Geh! Und weshalb?'

16
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_227_object_4474250.png
Pagina 227 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
wohnte Sohn seines Stiefbruders sich durchzusetzen ver mögen ohne väterliche Hilfe? fragte sich Oberstaller. Die anmutige junge Frau würde ihm Wohl ein mächtiger Ansporn sein, und das eiserne Muß, für seine Familie zu sorgen, war gewiß nicht Zu unterschätzen. Trotzdem konnte es sich Oberstaller nicht recht vorstellen. Franzi Bertram gab sich unbefangen. Ihre Antworten an den lustigen Peter waren von schlagfertiger Heiter keit. Eugen brauchte sich seiner Frau wirklich nicht Zu schämen. Das fand

auch Peter Mauracher, der über ihre Her kunft und die Schwierigkeiten Bescheid wußte, die sich dieser Verbindung entgegengestellt hatten. Peter hatte Eugen bestärkt, rasch Zu heiraten. „Das bist dir schuldig, Eugen. Nur nit klein beigeben. Weißt, die Zeiten haben sich geändert. Wenn unsere alten Herren das nit einsehen, muß es ihnen eben bewiesen werden!' brachte Peter Mauracher mit Überzeugung vor. „Das Gescheiteste war', du würdest deinen alten Herrn vor die vollendete Tatsache stellen. Das spart

dir Kampf und Verdruß. Bald wird er dich auffordern, wieder heimzukehren. Was will dein Bater schließlich machen? Du bist doch sein einZiger Sohn und Erbe. Heut' gilt der Wille der Jugend, die nach ihren Anschauungen handelt und sich ihr Leben selber formt. Unsere alten Herren müssen sich eben damit ab finden.' Eugen hatte sich erleichtert gefühlt, daß auch der Freund so dachte, daß sie beide eines Sinnes waren. Sein Vater hatte sich von jeher als unumschränkter Herrscher gesuhlt, gegen dessen Wünsche

17
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_298_object_4474463.png
Pagina 298 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
seine Genagelten angezogen und schritt nun durch die Wieseil den Berg hinauf. Wortlos war er gegangen. Er mußte ganz besonders verärgert gewesen sein. Die Be wegung würde ihm sicher gut tun. Bis er heimkehrte, war wohl sein Zorn verraucht, sah er das Unbillige seines Verlangens ein. Mit diesen Gedanken suchte sich die junge Frau Zu trösten. Bald nahm sie die Arbeit wieder voll in Anspruch. Eugen kam zum Mittagessen nicht heim. Auch beim Nachtmahl saß Franzi mit der Burgl, dem IM und dem kleinen

Ernst allein bei Tisch. Franzis Unruhe steigerte sich, je mehr die Zeit vorrückte. Sie brachte kaum ein Paar Bissen hinunter. In Groll war Eugen von ihr gegangen. Wenn er nun in seiner Wut unachtsam gewesen, wenn ihm etwas zugestoßen war? Ein falscher Tritt. Ein Stein, der sich loslöste, und ein Unglück war geschehen. Wo sollte sie ihn suchen? Draußen dämmerte es schon stark. Franzi brachte ihr Kind zu Bett. Sie blieb bei ihm, bis es eingeschlafen war. Dann eilte sie hinab. Vor dem Haus stand

sie war tend und sah in das Dunkel der Nacht und das funkelnde serne Sternenmeer. Eugen! Wo blieb er nur? Wußte er denn nicht, daß sie sich sorgen und ängstigen würde? Sie mußte ihn suchen. Bald würde der Mond aufgehen. Plötzlich hörte sie Schritte näherkommen. „Eugen?' rief sie. „Ja.' Gottlob, es war seine Stimme. Bald sah sie im Licht schein der Flurlampe sein blasses verschlossenes Gesicht. „Entschuldige! Ich habe mich verspätet!' sagte er kühl.

18
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_246_object_4474307.png
Pagina 246 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
für dich! Drinnen auf'm Tisch liegt der Brief. Geh' nur gleich schauen!' „So! Na ja!' Eugen begab sich ins Zimmer. Franzi sah ihm erstaunt nach. So gleichgültig hatte er die gute Nachricht hingenommen und gar keine Freude gezeigt. Sie drehte die Gasflamme auf klein und ging ihm nach. Eugen stand neben dem Tisch. Er hielt den Briefum schlag in der Hand. Als er seine Frau eintreten sah, schob er ihn in die Brusttasche. Der Brief hatte nicht nur die Adresse des Baumeisters und alle näheren

Bedingungen, sondern auch einen Geldbetrag enthalten. „Für die Zeit, bis du das erste Gehalt erhältst!' hatte der fürsorgliche Peter dazugeschrieben. Für Eugens Stolz war das eine bittere Pille. Und er mußte dem Freund dankbar sein. Was hatte er sonst angefangen? „Bist denn gar nit a bisfel froh, Eugen?' fragte Franzi, als sie neben ihm stand. „Froh? Es ist eine Erlösung! Bestimmt. Hast du viel leicht erwartet, daß ich nun Luftsprünge mach'?' fragte er brummig. „Eine ganz untergeordnete Stelle

ist das!' fuhr er heftig fort. „Und eine schäbige Bezahlung. Wie wir damit das Auslangen finden sollen, ist mir wirklich ein Rätsel.' Das war ein böser Dämpfer auf die Freude der jungen Frau. „Halt besser wie nix ist's doch!' meinte sie kleinlaut. „Du mit deiner ewigen Genügsamkeit!' rief er gereizt. „Nit, Eugen!' bat sie flehentlich und hob, bittend wie ein Kind, die Hände empor. Tränen schimmerten in ihren Augen.

19
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65538/65538_268_object_4474372.png
Pagina 268 di 330
Autore: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Luogo: Leipzig
Editore: Staackmann
Descrizione fisica: 329 S.
Lingua: Deutsch
Segnatura: II A-8.215
ID interno: 65538
von ihr besaß er nicht. Hatte sie bereut, ihr Kind ver lassen Zu haben? Kein Gruß, kein Wort des Abschieds deutete darauf hin. Nur von einem Geldvermächinis gab das notarielle. Schreiben Kenntnis, das ihn vorerst jeder Sorge enthob. Keine Sorgen mehr! Wieder hinein dürfen in das Leben, wie er es früher gewohnt war! Eugen dehnte sich, breitete die Arme weit aus, als ob er so all das fassen könnte, was ihm die Ungunst der Verhältnisse bisher vorenthalten hatte. Die Franzi

! Wie würde sie sich freuen! Er beugte sich aus dem Fenster, suchte mit den Augen die enge Gasse nach ihr ab. Endlich bog sie, das Kind auf dem Arm, um die Ecke. „Franzi!' rief er laut, daß es zwischen den Häuser- Wänden nur so hallte und an verschiedenen Fenstern neu gierige Menschenkinder auftauchten. Erschrocken sah die junge Frau empor. Was war Wohl geschehen? Bon der Wohnung aus hatte er noch nie auf die Gasse hinabgerusen. Am ganzen Körper zitternd, hastete sie die Stiegen empor. Eugen öffnete ihr die Tür, zog

sie in die Stube. „Um Gottes willen? Was ist denn geschehen, Eugen?' fragte Franzi atemlos. „Nix?' lachte dieser. „Geh! Mich so zu derschrecken!' sagte sie vorwurfsvoll, setzte das Kind nieder und zog sich selbst einen Stuhl heran. „Das Hab' ich nit wollen!' Eugen streichelte ihr er hitztes Gesicht, flüsterte ihr liebe zärtliche Wotte ins Ohr. Franzi konnte sich das Wesen ihres Mannes nicht er klären. Was hatte er nur?

20