verschied in ihrem Heim Frau Marie Lohrmann, Witwe Sieberer, Kaufmanns gattin, nach langem Leiden im Alter von 72 Iahren. Mit ihr schied wieder eine der angesehenster Kufsteiner Bürgersfrauen, die weit übe r die Lokalgrenzen hinaus bekannt und geschätzt war. Die Verstorbene, persönlich liebenswürdig und von einnehmendem Wesen, verkörperte ein Stück Alt-Kufstein, maß.- möchte sagen von der Glanz zeit der Stadt, der Zeit des sich aufschwingenden Frem denverkehres, mit dessen Förderung ihr Name für immer
. Und im Mittelpunkte dieser guten alten Gastkultur stand die Wirtin, Frau Marie Sieberer, unsere Verstorbene, in erster Ehe ver mählt mit Herrn Easthof -und Vrauereibesitzer Iosef Sieberer. Schon dessen Eltern hatten den alten Ruf des Hauses vermehrt. Die alte Auracherwirtin war ein OriMnal im besten Sinne. Von ihr scheint viel auf die juMe, schöne Schwiegertochter übergegangen zu sein, die von Küssen stammte. Von dieser Zeit plauderte kürzlich im „Tiroler Erenzboten" Frau Anna Reisch, geb. Sie berer, die Tochter
der nun Verstorbenen. Gar vieles wußte sie zu erzählen. Wir können es hier nicht wieder holen. Von Mitgliedern des Kaiserhauses ist da die Rede, die. wenn sie zu den Manövern oder sonst nach Kufstein kamen, selbstverständlich im Auracher logierten, und von anderen Berühmtheiten. Oft weilte Erzherzog Eugen da, manchmal auch Erzherzog Karl Ludwig. Außer den Offizieren waren es die Künstler und Schriftsteller, die im Auracher gern Einkehr hielten. Hier waren die berühmt gewordenen Männer, die Tirol für den Frem
denverkehr entdeckt haben und die zumeist aus dem Nach barreiche kamen, gern gesehene Gäste, Heinrich Noe, Ludwig Steub und wie sie alle heißen. Mit ihnen allen stand Frau Sieberer in freundschaftlicher Beziehung. Gar viele wertvolle Andenken an ihre Gäste bewahrt sie in ihrem Heim auf. Aber trotz des Umganges mit den „gro ßen Leuten" blieb sie den heimischen Gästen ebenso treu und wert. Nach dem frühen Tode ihres Gatten im Jahre 1896 führte sie noch lange Iahre das Haus weiter, wobei ihr der zweite