, 2l. Oktober 1!«ll. Aus der „zerstampften' llnd „vernichteten' christ lichsozialen Partei, an der alle Jndenschmöcke Kester nichs ihren giftigen Witz übten, ist sehr rasch eine heißumworbene Parlamentarische Partei des Abge ordnetenhauses geworden. — Die letzten Tage haben es gezeigt, wie stark die Position der Christlichsozialen in diesem Hause ist. Der Nationalverband wagt keinen Schritt und er möchte deren eine ganze Reihe machen — ohne sich angelegentlichst nach den Absichten der Christlichsozialen
nicht so ohne war, wie bisher die freisinnige Presse den Wählern einzureden suchte. Im ander» Falle würden ja die Freisinnigen nicht solches Perlangen darnach äußern, daß die Christlichsozialen wieder mittun. Das allein ist schon ein wertvoller taktischer Crsolg, denn schließlich gehört es ja zu den Hauptaufgaben der Werbearbeit einer Partei, die Wählerschaft über das, was ist. aufzuklären. Die Christlichsozialen werden auch in Hinkunft, trotz aller Verlockungen, die von verschiedenen Seiten auf Ii,? einstürmen
, bei dem einmal gefaßten Beschluß verharren, schon weil die christlichsoziale Wählerschaft einmütig f ür d i e P o l i ti k d e r „f r e i e n H a n d' und gegen jede Erneuerung der Koalitionspolitik ist. Die Entscheidung über die fallweise parlamentarische Taktik muß zweifellos auch dem parlamentarischen Klub der Partei überlassen bleiben, aber die Frage, ob Teilnahme an einer Regierungsmehrheit oder nicht, ist eine prinzipielle Frage, welche die Gesamt heit der Partei berührt und über die in zweifelhaften Fällen
der Spruch des Parteitages einzuholen ist. Hätte im Jahre 1SV7 die Partei, ehe sie sich Baron Becks Plänen hingab, den Parteitag befragt, ver mutlich wäre dessen Votum selbst damals, als sie ncgesfreudig zu den kühnsten Projekten neigen ließ, Segen die Ministerialisierung ausgefallen, die nun einmal, wie die Dinge in Oesterreich liegen, jeder Volkspartei ans Leben gehen muß. WaS wollen die Christlichsozialen im zweiten -volkshause und was ist ihre Ausgabe? Die Juden presse, die für ihr Leben gern
die Christlichsozialen an den Regierungskarren gespannt sähe, um ihnen oesto leichter einen zweiten „Juni' zu bereiten, stellt le Sache so dar, als ob eine Partei entweder Mehr- Mtspartei sein müsse oder als Feindin der parlamen- anschen Arbeit als Obstruktionspartei verschrien werden müsse. Der Schwindel liegt auf der Hand. Warum hat denn die nämliche Presse so zähe das Lob der Sozialdemokraten gesungen und deren Unter stützung bei der Wahl gefordert, wenn sie sich nur für die Mehrheit begeistern