Punkte Europas zählt San Vigilio, die Perle des Garda- sees,- kein Teil dieses märchenhaft schönen Gestades ist wohl so viel gemalt, besungen und — photographiert worden, wie diese heimliche, zypressenbestandene See bucht, welche von einem originellen Renaissanceschlöß chen beherrscht wird, dessen Mauern aus dem dunklen Baumgrün zum See Hinauslugen. Vor zwei Iahren unge fähr verlautete plötzlich, daß eine unternehmungslustige Hotelbaugesellschaft den ingeniösen Plan gefaßt habe, den herrlichen Strand
zu sruktisizieren. Ein Molo mit Leuchtturm sollte hier errichtet und ein Riesenhotel er baut werden, von dem sich die Unternehmer natürlich ei nen Riesenprosit versprachen. Die harmlosen Fischer des Ortes wurden durch die Aussichten auf große Reichtümer, die sie da ernten müßten, der Sache geneigt gemacht, als der schöne Plan endlich ruchbar wurde und zunächst die Künstlerschast in Verona stutzig machte. Sie traten, unter stützt von dem Besitzer der historischen Villa San Vigilio, dem Grafen Guglielmo Guarienti
, dem Plan entgegen und riefen die Künstlerschast und die Kunstfreunde Ita liens zum Beistand aus. Der bekannte Wiener Amateur photograph Paul Pichier, mit den führenden Künstlern Veronas befreundet, unternahm es, die Unterstützung der Künstlerschast Oesterreichs anzuregen. Unermüdlich hatte Pichier in Oesterreich Hilfstruppen geworben, jetzt wandte er sich durch den italienischen Botschafter, den Herzog von Avarna, an den König von Italien, dem er sein Bild von San Vigilio, das unter die besten Arbeiten