allen Grund anzunehmen, daß dieses Verbot, indem es auf Tirol ausgedehnt werden soll, ganz andere Zwecke verfolgt. Tirol hat durch Jahr hunderte sein Eigenleben geführt, es hat seine besonderen Rechte bewahrt, die alte Monarchie, der streng zentra listisch verwaltete Staat, hat diese Sonderrechte geehrt und geachtet und durch Gesetze — ich erinnere an die Wehrgesetzgebung — und durch repräsentative Artig keiten unser Land hervorgehoben. Diese Stellung Tirols ist manchen Kreisen in Wien schon lange
nimmer tragt. Im Dorf muß jeder einzelne das Werden und Wachsen der Fabrik erst am eigenen Erlebnis durchkosten, und so wechselt das Meinen, und jedes Frühjahr, das die Welt grün macht, fetzt den Bauern einen neuen Gedanken des Begreifens ins Herz. Die älteren Leut stehen zäh und Wutverhalten dem Neuen gegenüber; sie begreifen nit, daß sie bloß zwei Händ haben, wo sie zehn brauchen täten. Langsam, ganz langsam müssen sie einsehen, daß es kein Gegenstemmen gibt. Und stemmen
sie sich gegen, sind sie die Dummen. . . . Andere stehen zu allem, was Fortschritt heißt, wie zu einem neuen Heiligen, dem die Leut nit früh genug eine Kirche bauen können. Erst die Jahr machen das dann anders. Aber es dauert oft ein Menschenleben, bis sie so weit sind wie die Väter. Die dritten endlich, und das sind die meisten, denen ist die Sach ganz gleich, weil b’ machen doch nix kannst. Drum suchen sie sich halt, wie die Kuh ihr Gras, ihren Vorteil, um den sich ihnen alles, gar alles dreht. Sie glauben die Schlauesten
uns in einer zeitgeschichtlichen Periode, die in sozialpolitischer Hinsicht ganz neue Wege gehen muß. Das richtige Rezept hat leider noch niemand gefunden. Ein solcher Versuch war öer Marxismus, der in Rußland im Bolschewismus geendet hat. Dies Evangelium hat versagt. Auch die nationalsozialistische Welle im Reich ist ein Versuch, die neuen sozialen Formen für ein neues Zeitalter zu finden. Ob er gelingen wird, weiß heute noch niemand. Ein ähn licher Versuch war auch das Ständeprogramm der Hei- matwehr, für das die Zeit
. Ist in Tirol genau wie anderswo. . . . Weil der eigene Vor- teil als Leitseil sich überall im Geschröfe verliert und wohl auch verlieren muß. Es ist Schichtwechsel, und die kleine schmale Gasse, die von der, Glasfabrik herunter ins Dorf führt, ist schwarz voller Menschen. Aus den Sälen strömt es in langen Zeilen, aber noch vor dem Tor ist unvermeint eine Trennung und Schich- tung eingetreten. Am Arbeitstisch arbeiten die Natio nalitäten nebeneinander; draußen im Leben, da ist das anders, ganz