Rich tungen bringen die Züge die Landser, die hier am Spätnachmittag den „SF" besteigen, der sie zum Urlaub in die Heimat bringt. Verstaubt und verdreckt. den Bart von einigen Tagen am Kinn, die Spuren des Grabenlehms noch an den Stiefeln, aber lustig und aufgeräumt, so kommen sie an. Doch nach Stunden schon hat sich ihr äußeres Bild gewandelt. Der Friseur hat die Köpfe verschönert, zigarettenhungrige-Jugend hat auch den verdreckte- sten Knobelbechern wieder Hochglanz abgewonnen
. Sonnig, und warm war es, von den Höhen aber kam ein lockender Wind, der den Bergfreund grüßte. ''Als er die Karte wegsteckte, fiel die Brieftasche zur Erde. Er hob sie auf, übersah aber eine Photo graphie, die der Tasche entfallen war. Da hob ein etwa vierjähriges Mädel das Bild auf, sah cs aus grüßen Augen aufmerksam an, lachte und reichte es ihm hin. Dabei sagte die Kleine vorwurfsvoll: „Wa rum kommst du denn nicht mit -an unseren Tisch, Onkel?" Eine junge Frau am Nebentische stand auf und sagte
in gedämpftem Tone: „Helga, du darfst nicht so vorlaut zu fremden Herren sein!" „Der Onkel ist aber nicht fremd! Er hat ja ein Bild von dir!" Die junge Frau errötete tcher und über. Was mochten die Menschen denken, die das hörten? Schwertfeger aber sah das Bild an, ließ den Blick zu der jungen Frau wandern, stand auf, verneigte sich und sagte lächelnd, indem er die Photographie auf den Tisch legte: „Die Kleine hat recht. Das dürfte nicht nur eine ungefähre Aehnlichkeit fein, Frau Irene!" — „Sie kennen
mich? — Ja — aber — ich pflege meine Bilder nicht zu verschenken. Oder — nein — sind Sie etwa Herr Schwertfeger?" „Gewiß, Frau Irene! Und ohne Ihre Helga hätten wir aneinander vorbeigesehen. da ich in meine Pläne vertieft war und Sie ja noch nie ein Bild von mir sähen!" War das Zufall oder Schicksal? Aus einem Liebes- gabenpäckchen hatte er die Adresse der jungen Krie- gerswitwe erfahren. Sie hatten lange in Briefwechsel gestanden, der immer vertrauter«ürde, und er hatte seine Hoffnungen auf ein persönliches Kennenlernen