in wilder Un ordnung herumlungern. In der bedrückten Stadt, die ehedem das stärkste Boll werk der Christen war, stand kein Kreuz, kein Marien bild mehr; alles, was an Christtts erinnerte, war ver nichtet worden. Biel, sehr viel Elend und Leid war innerhalb ihrer -Mauern zu finden. Hunderte von Christen schmachteten in unterirdischen Kerkern oder mußterr als Sklaven unter dem harten Joch der mohammedanischen Gröberer dienen. Hoch über Granada, aus einem rauhen, kegelförmigen Felsen, erhob sich die Burg
, da war noch ein Ueberbleibsel aus besseren Tagen zu finden, das dem Christenherzcn so teuere Bild Unfern Lieben Frau. Es war eiu großes, steinernes Madonneubild und oberhalb dem Eingang der Burg angebracht. Vor un denklichen Zeiten war es von den damaligen Bewohnern der Burg errichtet worden und stellte die Hilfe der Chri sten dar, wie sie Alhambra beschirmt. Es war nur zu ver wundern, daß die Mohammedaner dasselbe nicht längst entfernt hatten, sie, die glühten vor Haß gegen alles, was einem Christen teuer ist. Das Bild
Schlacht, war er gefangen genommen worden. So oft der Genannte bei dem Madonnenbild vorüber ging itub an die schändliche Entehrung, die man seiner himmlischen Mutter antat, dachte, geriet sein Blut in Wallung. „O Maria," seufzte er dann, „wie lange noch ist hier dein Bild dem Spott der Gottlosen preisgegeben?, O könnte ich dich doch befreien, Bild meiner Mutter!" Wenn der Abend herbeikam und die Nacht anbrach, der einzige Augenblick, in welchem die armen Gefangenen frei atrnen konnten, scharten
sie sich um die Madonna beim Burgeingang. Dieses war alles, was ihnen von ihrem früheren Glück, von besseren Tagen, übrig geblie ben war. llnd wenn das sanfte Licht des Mondes seinen Schein über das Bild ausgoß, schien es, als ob die gute Himmelsmutter ihnen zulächelte und das göttliche Kind, das sie in ihren Armen trug, seine Händchen segnend über sie ausbreite. Dann klopften ihre Herzen schneller, sie konnten wieder beten und hoffen. Sprach die Madonna nicht von dem so fernen Vaterhaus? Sprach sie nicht vorn ewigen
. Vom Wartezimmer aus begegnete sein Blick unwill kürlich dem Marienbild oberhalb dem Eingänge der Burg. Ach, wie traurig stand es da, fortwährend die Spuren der fanatischen Wut und des gemeinen Spottes an sich tragend. Der Morgentau, der im Angesichte der Himmelsmutter glänzte, war wie der Glanz von vergosse nen Tränen anzufehen. Die holde Frau schien ihm zuzu sprechen: „Mein Sohn, deiner wartet nun die Freiheit. Sei glücklich! — Aber willst du das Bild deiner Mutter unbeschützt zurücklassen, stets dem Haß