selig, wird viel leicht ein bissel weit sein, aber es geht schon. Schauens, ich bin ganz allein, mein Andres, mein Sohn, ist fort. Im Ruhr gebiet. Sie kriegen auch eine Mark, eine von den neuen, die mein Andres geschickt hat. Sie kommen, wenn es dunkel ist, ich Hab keinen Hund, oder wenn Sie wollen, leg ich alles vors Fenster — " Florian dreht sich langsam um, die Augen voll Wasser, streichelt die verrunzelte Hand der Alten und murmelt er schüttert: „Du Mutter!" 11 . „Legierte Reissuppe, Klops
, ein Bier", macht eine Mark. Fürwahr, man kann eine Mark, jene Mark der alten Frau, nicht besser anlegen, denkt Florian, zahlt, streckt die Beine untern Tisch und schanzt Prinz einen Knochen zu, der aus einem herrenlosen Teller liegt. Er ist satt, er ist so zufrieden, als ein Mensch in seiner Lage nur sein kann. Er empfindet diese Schnaufpause wie ein Gnadengeschenk des Himmels. Seit jener Flucht aus München hat er gelernt, seine Wünsche ans ein Minimum zu reduzieren. Ein Bett zum Beispiel
oder ein warmes Mittagessen kann schon der Inbegriff aller Se ligkeit sein. Er hat sich die Kunst angeeignet. Freude auch in winzigen und unscheinbaren Diu?" aufzuspüren. Sein Ent weichen aus Waldschwärze und Verdrecktheit ging über alle? Erwarten gut, er bekam die versprochenen Kleidungsstücke, die Mark, ja sogar ein altes Rasiermeffer. Die Wirtin, so um den „achten Monat" herum, erschlägt eine Fliege, gähnt und setzt sich zu Florian, der der einzige Gast ist. „Was haben Sie denn für einen Beruf
?" „Fliesenleger." „Aha, die gekachelten Wände bei den Metzgern und so?" „Auch. Schöner Ort hier, nicht?" „Aber schlechte Geschäfte. Jeder zweite läuft stempeln. Wo das noch hin soll!" Die Frau steht auf, mal einen Be nediktiner trinken. Das Kleine gibt heute wieder gar keine Ruhe. Nach einem Likör ist es immer bester. Florian holt sich die Zeitung heran. Steht nichts drin. Todesanzeigen, Schlachtpartien, eine Kälberkuh zu verkaufen. In den großen Blättern wird seine Geschichte mit Regine schon gestanden
haben. Florian, eben noch von Sonne gestreift, sieht wieder Wolken, nichts als Wolken. In seiner Brust pickt eine dumme Angst. Er erhebt sich, ruft den Hund und sagt Mahlzeit gegen die Küchentür hin. Aus dem Marktplatz des kleinen Fleckens steht ein Kriegerdenkmal. Auch eine Linde ist da, die obligate Dorf linde sentimentaler Romane, eine Bank, ein Brunnen, alles wie es sich gehört. Florian blinzelt nach der Kirchenuhr und überlegt: Jetzt liest Professor Helmreich über Hygiene. Das Gesicht