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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 06.01.1916
Descrizione fisica: 8
1 • ;■ DM . — 202 — wolle niemand um sich dulden im Hause. Die alte Josesa sei tot. Sterz inger habe im letzten Frühjahr die Nachricht davon in das Tal gebracht. „Der wildert wohl nach wie vor?" fragte Florian. „Mit Schlingenlegen mag er's wohl noch treiben," versetzte Ignaz; „aber zu einem neuen Stutzen, nachdem sie ihm den alten in Jenbach einbehalten hatten, hat er's nicht mehr gebracht. Wie er aus dem Gefängnis losgekonuncu war, hat ihn der Griesinger nicht mehr bei sich ausgenommen

und kein anderer hat's auch nicht tun wollen. Denn schau, wenn ihn auch das Gericht losgelassen hat, es glaubt doch jeder, daß er den Beck erschossen hat. Da ist er denn verkommen, treibt sich bettelnd in den Dörfern und in den Hütten im Gebirge umher, und wo er zu Schnaps kommen kann, da besaust er sich." Florian trat für Sterzingers Unschuld ein, indem er ansührte, daß die tätliche Kugel zu groß für dessen Stutzen gewesen sei. „Da soll's mich doch wundern," kopfschüttelte Ignaz, „ob, es an den Tag kommt, wer's

Veronikas auftrat. Selbst seine Er bitterung gegen Florian konnte von diesem Mittel keine Genug tuung erwarten, war doch Veronika nicht dessen rechte Mutter und er in dieser nicht zu beschimpfen. Es war eine heikle Sache, bei deren nachträglicher Anregung viel Unliebsames zur Sprache kommen konnte. Daß unter seinem Schwiegen ein Unschuldiger litt, kümmerte ihn nicht; litt derselbe doch eigentlich für die Kirche und gewann sich dadurch, tvenn auch unwissentlich, eine Krone im Himmel. — Florian besuchte

als je waren ihm ihre hübsche Erscheinung, ihr heiteres, so keckes und doch wieder so hingebendes und immer anmutiges Wesen gegen wärtig. Er fand den alten Mayr zusammengesunken, vertrocknet, mit schneeweißem Haar auf einem hölzernen Armstuhl in der Stube sitzend. Die Vögel sangen; aber ihr Chor war schlvach. Die Zahl der Käfige an den Fenstern und Wänden war nicht vermindert; allein es fehlten vielen die Insassen. Der Alte richtete nur einen gräm lichen, ja feindseligen Blick auf Florian, seinen Gruß erwiderte

er nicht, noch nahm er die dargebotene Hand. „Ihr erkennt mich wohl nicht?" fragte Florian und nannte seinen Namen. Mayr blieb stumm. Florian betrachtete ihn mitleidig. Nach einer Weile sagte er ihm, daß er von Evas Verschwinden gehört; ob er denn in der ganzen Zeit keine Nachrichten von ihr erhalten hätte? Die eisgrauen Brauen des Alten zuckten; aber er schwieg hart näckig. Florian seufzte. „Sprecht Euch doch aus," bat er. „Ihr wißt ja, daß die Eva und ich von jeher gute Kameraden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 11.12.1915
Descrizione fisica: 8
Druck, den die siegreich nachrückenden Bulgaren auf die Stellung des Expeditionskorps am Cerna-Var- — 138 — „Da, wie Sie behaupten., die Briefe gefälscht wurden," bemerkte Herr Huber nachdenklich, „so hatten Sie keine Lust, ein Geistlicher zu werden und sind deshalb aus der'Jesuitenschule entflohen?" „Nein, auch gar keine Lust hatt' ich dazu!" rief Florian lebhaft und berichtete, daß er auf der Fahrt über den Brenner entflohen sei, nachdem sein Fluchtversuch durch den Weinkeller des Konvikts ver

eitelt worden war. „Genug für heute!" bem.'.üie der Richter, der ihm mit gespann ter Aufmerksamkeit zugehört hatte, und ließ Florian abführen. Er selbst ging noch eine Weile in dem Verhörziminer auf und ab. War es denn nicht Pater Gury gewesen, der auf Florian den Verdacht des Mordes gelenkt hatte? Und nun diese Mitteilungen des Beschuldig ten, die er doch mit solcher Geläufigkeit nicht im Moment hatte er finden können! Auch lag dazu keine Veranlassung für Florian vor und was die Briefe betraf

, so konnte sich Herr Huber im weiteren Verlauf jeden Augenblick durch eine Vergleichung der Handschrift überzeugen, ob sie gefälscht seien oder nicht. Der Verdacht regle sich mächtig in ihm, daß Pater Gury ihn zu einein Akt der Rache an Florian habe mißbrauchen wollen. Diese dem Angeklagten günstige Stimmung wurde leider wieder am nächsten Morgen durch einen Umstand vernichtet, infolge dessen der Untersuchungsrichter sofort Florian wieder zum Verhör holen ließ. Florian, welcher die erste Nacht

in dem Gefängnis traumlos verschlafen und sein Frühstück mit einem begreiflichen Heißhunger verzehrt hatte, war voll der besten Hoffnungen uiid zeigte dem Richter ein fast heiteres Gesicht. Umso strenger waren dessen Mienen und mit einer harten Kürze forderte er Florian auf, umständlich zu berichten, was er an dem Nachmittage des Mordes getrieben, wo er sich zu den verschiedenen Stunden befunden und weshalb er.glaube, sich auf das Zeugnis der Dörcher berufen zu können. Florian kam der Aufforde rung getreulich

nach; der Auftritt in Buchau trieb hm freilich das Blut in die Wangen und er stotterte und stockte. „Sie hatten also das Wirthaus in einem großen Zorn auf den Schreiber verlassen?" fragte der Richter. Florian versetzte: „Ich weiß nicht, ich Hab' damals gar nicht an ihn gedacht, ich war so unglücklich^ daß ich mir* aus der ganzen Welt nichts machte. DarmnKieß ich auch, als Ich ü' r den See fuhr, den — 13S — Fried! soviel rufen, als er wollte. Das glaub' ich aber schon, daß es l dem Schreiber nicht gut

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 01.10.1915
Descrizione fisica: 8
du." „Wär's gefehlt?" fragte sie. In seinen Augen stand ein heiteres Nein, und er las in den ihrigen, daß es ihr nicht mißfiel. Ignaz kam mit dein fertigen Schemel herein, und Anna sagte mit einem flüchtigen Erröten: „Vater, das ist der '—, der —" Sie blickte fragend aus den Gast. „Florian!" platzte dieser heraus, erschrak und stotterte: „Flo rian Jäger." „Der Florian Jäger aus Oberau," wiederholte Anna und ging fort, um den Wein zu holen. „Ja, was kümmert mich denn das?" fragte der Vater

. „Ich bin kein Gendarm." „O, es ist nur von wegen," stotterte Florian, „daß ich mich auch bei Euch recht sehr bedankt haben wollt' für damals — Ihr wißt schon — damals, am Brunnen — das Frühstück." „Ja so, du bist der Florian Jäger vom Brunnen," gurgelte Ignaz und betrachtete den Gast niit zwinkernden Augenen. „Schon gut, geht mich aber nichts an. Wirst dich ja bei dem Ännerl bedankt haben." „Freilich!" versicherte Florian lebhaft. „Also Jäger ist dein Name?" fragte der Alte. „Kann mich auf deine Leute in Oberau

nicht recht besinnen. Wer kann auch alle Menschen kennen! Ja, ja, die Welt ist groß." Er setzte sich Florian gegenüber, sah ihm nachdenklich in die Augen und fragte dann: „Kannst mir sagen, wie groß sie ist?" „Wer, das Annerl?" fragte Florian. „Schau den Buben!" gurgelte Ignaz. „Nicht doch; ich mein' die Welt, die Erd', die wir alle mit Füßen treten." Florian hatte eine ungefähre Ahnung, als ob er es einmal in der Jesuitenschule gehört hätte. Er konnte sich jedoch nicht mehr darauf besinnen und schüttelte

verneinend den Kopf. „So groß," erklärte Ignaz und schmunzelte, „daß sie einen gan zen Tag braucht, um sich einmal umzukehren." .Florian lachte. — 143 — Anna brächte den Wein. „Wohl bekomm's!" sagte sie, indem sie die Flasche auf den Tisch stellte. Der Vater aber legte seine fette Hand auf die Flasche und fragte mit ernster Miene: „Halt, Annerl, weißt denn, ob der Bursch' diesmal zahlen kann? Geborgt wird hier nicht." „Das ist deine Sach'," versetzte Anna, auf den Scherz ein gehend; „du bist der Wirt

." Florian griff mit feuerrotem Gesicht in seine Tasche, und eine Handvoll Silberzwanziger hervorziehend, fragte er: „Was kostet der Wein?" Der Alte lachte, daß die Wände dröhnten. Florian merkte den Spaß und stimmte mit ein. Auch Anna lachte. Sie ging ab und zu, das Vesperbrot auftragend; dann ries sie die Mutter. „Also dies ist der Jäger vom Brunnen," scherzte Ignaz, als seine Frau und hinter ihr die Magd in die Stube kamen, „ein Vagabund, der den Sack voll Zwanziger hat." Frau Staudach betrachtete

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 26.06.1934
Descrizione fisica: 8
geleistet werden. Der als Leiche ge borgene Klicpera wurde vor allem nach Thaur gebracht und dort vorläufig in der Leichenkapelle aufgebahrt. Die Beerdi gung des tödlich Abgestürzten wird wahrscheinlich weder in Thaur noch in Innsbruck, sondern in der Heimat des Toten stattfinden. Der arme Sünder Florian Em Roman des Lebens. Don WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Presiedienst, Wien 32 Es ist, als ob das ganze Sanatorium sich zum Nett sein verschworen hätte

. Die Exzellenz erzählt Witze und bringt Illustrierte, Dvktor Schneider rückt mit kleinen Liebesgäben an, der Gärtner Busch schmuggelt ein Schüs- selchen zuckerbestreute Erdbeeren ins Krankenzimmer, und sogar Gottesauge, diese über Wolken thronende Persön lichkeit, murmelt undeutliche Segenswünsche. Dreimal im Tage werden jetzt die feuchten Verbände gewechselt. Hände und Arme sind schon ganz ordentlich. Aber das Gesicht! Wenn ich nur wüßte, was mit meinem Gesicht los ist, sinniert Florian. So oft

er einen Spiegel verlangt, wird ihm das unter allerlei Vorwänden ver weigert. Endlich bricht der Tag an, an dem Florian endgültig seinen Kopfverband loswerden soll. Er harrt voll ban ger Erwartung. Aber statt des Pflegers tritt unverhofft die Suwarin ins Zimmer, mit einem weißen Aerztekittel angetan und den .Knaben Musch an der Hand führend. Es war nicht ganz leicht für sie. bis zu Florian vorzudrin gen. Denn der Fall Musch ist allmählich bis unter die Sa- natorinmgäste gesickert und hat einen Rattenschwanz

von Tratsch und Gewisper gezeitigt. Aber die Suwarin ist stolz wie eine Königin durch die Korridore geschritten. Nun ist sie also im zweiten Stock und streckt Florian die Hand hin. „Ach Sie, Fräulein Suwarin. ach, wie schön —!" „Sie wundern sich ein wenig, nicht wahr? Ich wollte mich schon längst nach Ihnen umsehen, aber die spannen mich ja so schrecklich ein. Doktor Flix hat Ihnen meine Grüße bestellt? Wir haben uns verlobt." „Ich weiß es und freue mich. Ich gratuliere." „Musch, gib «dem guten Onkel

eine schöne Hand. Ge rade heute haben wir in der Charite so viel zu tun, aber ich habe mich dennoch freigemacht. Ahnen Sie: warum? Weil ich bei Ihnen sein möchte, Florian, gerade jetzt, gerade in dieser Stunde, wo Sie stark sein müsien —" „Stark?" „Wir werden den Verband abnehmen", sagt die Suwa rin und wickelt sachlich-behutsam eine Binde ab. „Die Ver brennungen waren sehr tiefgehend und haben gewisse Nar ben hinterlassen. Natürlich bleibt das nicht so rot. Das wis sen Sie ja selbst. Sie müssen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 11.11.1915
Descrizione fisica: 8
Däm mer, geht das Bestreben auf Wiedereinführung des Seidenbaues in Deutschland aus. Es ist bekannt, — 60 — er den Durst des Verwundeten steigerte. Florian war angst und weh. „Wasser, Florian," ächzte Alois, als sie wieder einmal Halt machen mußten. „Nur einen Schluck; ich komm' um vor Durst." Wohl klang das Rauschen des Gießbachs, das sie im Aufstieg ge hört halten, durch die Stille der mondhellen Nacht; aber Florian wußte, daß er bei der größten Eile zum Hin- und Rückwege beinahe eine Stunde

!" flüsterte er mit trocknen Lippen, während Florian ihm beim Niedersitzen half. Florian stand ratlos, verzweifelt; jedoch eine Sekunde nur; dann sprang er in großen Sätzen oen Bergpfad hinunter. Wie ein gehetztes Wild sprang und lief er, bis er in Schweiß gebadet, athem- los, den Marienhof erreicht hatte. Er lief in den Stall und begann ohne Zeitverlust den Schimmel zu satteln; das Mondlicht, das durch die offen gelassene Türe hereinfiel, leuchtete ihm notdürftig dazu. Den im Stalle schlafenden Knecht

des bereits absinkenden Mondes ein halsbrechender Ritt; aber dem Kühnen hilft das Glück. Alois lag niit geschlossenen Augen, wie ein Toter; allein das kühle Naß, mit dem Florian sein Schläfen und Lippen netzte, brachte, ihn bald wieder zu sich. Mit Begierde leerte er die Flasche bis auf — 57 — Florian lachte und Alois fuhr fort: „Aber jetzt komm nach Hause! Das war zum letzten Male gewildert. Von morgen ab wollen wir uns auf die Reise richten und der da soll uns den Braten zum Abschiodsessen liefern

." Mit diesen Worten schwang er den Rehbock auf seine Schultern und ihn vorn mit beiden Händen an den Läufen haltend, verließ er mit Florian die Wiese. Sie hatten aber nur eben wieder den Wald erreicht, an dessen schlanken, rötlichen Stämmen die Mondstrahlen zitterten, als eine Stimme hinter ihnen rief: „Halt! Steht!" „Mach fort, Vater," flüsterte Florian und drängte erschrocken zur Eile. „Halb rechts hinunter nach dem Bach!" Beide beschleunigten ihre Schritte so sehr sie konnten. Wieder rief's

hinter ihnen: „Steht! Steht, oder ich schieß'!" „Es ist der Mayr, ich kenn' ihn an der Stimm'," flüsterte Florian. „Lauf'! Vater, lauf'!" und nach einem raschen Blick hinter sich fuhr er fort: „Ich halt' ihn ab. Wirf den Bock weg und lauf'!" Sk waren unterdessen beide aus allen Kräften gelaufen. Bet den kt’-uii Worten sprang Florian hinter den nächsten Baum, wäh rend Alois seine Flucht fortsetzte, sich aber nicht dazu entschließen konnte, seine Jagdbeute im Stiche zu lassen. Florian hatte sich in der Stimme

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 11 di 12
Data: 05.01.1952
Descrizione fisica: 12
Der Vater des kleinen Florian war Werkmeister in einer Metall warenfabrik irgendwo in der Steiermark. Langsam stieg er den Berg zu seinem Wohnhaus empor, wenn er abends müde aus der Arbeit kam. Das eine oder andere Mal blieb er stehen, weil ihm das Steigen schwer fiel, und schaute dann aus, ob sein Bub ihm nicht entgegengelaufen kam. Und rich tig; Florian kam auch meistens den Hang heruntergesprungen, oft gar nicht den Weg entlang, sondern quer über die Wiese. „Hallo, Vater! Fein

, daß du wie der daheim bist! Wirst du heute wieder mit mir spielen?“ Der behäbige Mann war froh, daß er einen Augenblick ver schnaufen konnte. So streckte er die Arme aus, in die sich der Kleine fallen ließ. „Freilich werd ich heute mit dir spielen! Bis dir die Augen zufallen und die Mutter sagen wird: Marsch ins Bett!“ „Und dann werd ich noch nicht ins Bett gehen, erst bis die Mutter es das dritte Mal gesagt hat.“ Der Kleine lachte übermütig. „Wie oft hab ich dir schon ge sagt, Florian, man muß der Mut ter folgen

, gleich beim erstenmal“, bessert der Vater seinen Sohn aus. Dann gingen sie beide Hand in Hand hinauf auf den Hügel, wo die Mutter schon aus dem Fenster des kleinen Hauses spähte, um das Nachtmahl gleich nach der Heim kehr der beiden auftragen zu kön nen. Der neunjährige Florian sagte oft zu seinen Kameraden: „Mein Vater ist der beste Freund.“ Wie beneideten die anderen Bu ben ihn darum. Sie liebten wohl alle ihren Vater, aber oft konnten sie aus Respekt oder Furcht vor der Strenge

doch mit ihrem Vater nie so sprechen und spielen wie mit Gleichaltrigen. Nur wenige hatten das Glück, in ihrem Vater den besten Freund zu sehen. Florian hätte sich nicht vorstel len können, daß es in seinem Leben einmal anders kommen sollte, daß er das Heimkommen des Vaters nicht ersehnen, son dern sich davor fürchten würde. Doch seitdem Rolf in sein Leben getreten war, sollte alles anders kommen. Rolf war ein Schäferhund, der herrenlos die Landstraße entlang lief, gerade als Florian aus der P\E K/NDtfrZfcllUHG

ftolf seist sich durch ERZÄHLUNG VON DORA THALER Schule nach Hause ging. Das Tier war so müde, daß es sich mitten auf die Straße zu Florians Füßen niederlegte und ihn aus seinen dunkelbraunen Augen zu bitten schien: „Nimm mich mit und gib mir Futter.“ Florian liebte alle Tiere. Die Kaninchen daheim im Stall und die Vöglein im Walde. Kein Wunder, daß er sich auch jetzt nieder beugte, dem Hund über sein strup piges Fell streichelte und ihn fragte: „Bist du ganz allein in der Welt? Hast du niemanden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 12.10.1915
Descrizione fisica: 8
, dazu bin ich dem Diendl zu gut, verstehst?" Florian war es übel zu Mute. Er fühlte, daß Anna für ihn verloren war, wenn Toni ihren Eltern verriet, daß er ein Betrüger war. lind wie sollte er ihn hindern, sich auf diese Weise des Neben buhlers zu entledigen? Aber Toni hatte nur die Angabe Griesingers für sich, und in seiner Verlegenheit rief er: „Der Griesinger ist längst fort von Achenkirchen; er weiß den Teixel was für Namen die Leut' in Oberau führen." Toni sah ihni fest in die Augen und sagte langsam: „Ich weiß

Einen, der Florian heißt. Es ist mir erst heut' eingefallen, wo ich dich gesehen Hab', daß du derselbige sein mußt. Ich Hab' alles über dacht und es stimmt alles/ du kannst kein anderer sein, als meiner Schwester Stiefsohn, der Florian Staudach." Der Schreck machte Florian stumm. „Du bist's" rief Jener mit Nachdruck. „Es paßt alles auf dich, was ich von deinen eigenen Leuten und meiner Muhm' in Achenkir chen früher von dir gehört Hab', und auch die Zeit, wo dich das Annerl am Brunnen gefunden hat', stimmt

mit deiner Heimkehr von den Jesuiten." „Wenn's denn erraten hast," begann Florian mit unsicherer Stimme, und mit Entschlossenheit fuhr er fort: „Na ja, ich bin der Florian Staudach. Aber von Betrügen kann keine Red' nicht sein. Ich hab's nie gewollt und will's nicht. Ich Hab' das Annerl so lieb wie du, und wenn du sie und mich unglücklich machen willst, dann geh' hin und erzähl' ihr, wer ich bin. Gewinnen tust aber nichts dabei; denn daß dich das Annerl nicht liebt, daß weiß ich." Toni seufzte und dumpf sagte

er: „Ob ich was dabei gewinn' oder nicht, das ist meine Sach'. Ich bleib' dabei: wenn du ein ehr licher Bursch' wärst, dann hättest du dir keinen falschen Namen ge geben." „Aber ich mein's ehrlich," beteuerte Florian mit einem Schwur. „Ich will dir alles erzählen, wie's gekommen ist." „Das braucht's nicht," wehrte Toni ab. „Da ich weiß, wer du bist, kann ich's mir schon zurecht legen. Aber wenn du nichts Schlech tes im Sinne gehabt hast, dann bist falsch aus Feigheit gewesen." Florian brauste auf. — 169 — zur Hand

zu nehmen. Er war ihr gern zu Willen und sein Spiel lockte auch Frau Staudach in die ^>tube. Florian fand aber in Annas Benehmen nur einen weiteren Beweis dafür, daß sie den Duck mäuser, wie er Toni bei sich schalt, lieber hatte als ihn. Sie wollte ihren Liebsten vor ihm glänzen lassen, und je mehr er Tonis Kunst anerkennen mußte, je wilder wurde er. Toni entlockte den Saiten eine schwermütige Melodie, war ihm doch eben nicht leicht um das Herz, und Anna lauschte bewegt und ihre Augen wurden allmälig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 11.06.1934
Descrizione fisica: 8
, verschärft durch einen Fasttag Vier Ist ein ganz armer Teufel, denkt Florian. Genau so arm wie ich. Hat eine Dummheit gemacht, keine Schlech tigkeit, und muß sie nun ausfresien. „Beruhigen Sie sich, Herr Professor. Ich glaube nicht, daß die kommt. Berlin ist doch weit, viel weiter als Mün chen oder Würzburg. Wie soll das Frauenzimmer auf Berlin verfallen? Sie sehen zu schwarz, lassen Sie sich das doch ausreden, Herr Wunderlich", versichert Florian eifrig. „Meinen Sie?" „Natürlich. Hier findet

Sie kein Mensch. Hier ist schon mancher untergekrochen, dem sie auf den Fersen waren."*' „Sie sind ein guter Kerl, Florian. Hoffentlich haben Sie recht", murmelt Wunderlich, ein bißchen getröstet. 21 . Florian geht mit einem Pack Postsachen von der Ver waltung hinüber in den Frühstückssaat. Es ist eine feiner Obliegenheiten, die Morgenpost den Adressaten an ihre Plätze zu legen. Er hält mitten in seiner Beschäftigung betroffen inne. Eine Ansichtskarte, an den Staatsanwalt Meier zwo gerichtet, jagt ihm Schauer

über die Haut. „Lieber Kollege, in Erwiderung Ihrer frld. Urlaubs grüße wünscht Ihnen auch weiterhin gute Erholung Ihr ergebener Landgerichtsrat Reßl." Nach kurzer Ueberlegung muß sich Florian sagen, daß diese Karte aus L. ganz unbedenklich ist. Dennoch gewinnt er seinen Gleichmut nicht zurück. Das ganze Konvolut tra gischer Geschehnisse, das bisher verdrängt in einem Winkel feines Bewußtseins lag, wälzt sich plötzlich in den Vorder grund und steht drohend und peinigend gegen ihn auf. Negine. Hattst

werden und daher in die Genossenschaftsvertragsgebühr nicht einzübeziehen seien. Die Gebühr sei vielmehr nur von den Geschästs- der da, ausgelöst und an die Oberfläche geschwemmt von einer simplen Ansichtskarte. Ein Mensch, der Sachen wie Florian auf dem Gewissen hat, wird nicht pausenlos und immerzu von Erinnyen bedrängt, und das ist gut so, weil sonst jeder Sünder zwangsläufig überschnappen müßte. Aber zuweilen, bei besonderen Anlässen, schiebt sich die Vor stellung von Tat und Adnexen so zwingend

vor das gei stige Auge, daß keine Kraft und kein Willen ausreicht, sie zu ignorieren. Niedergedrückt und zerstreut versieht Florian seinen Dienst, zersetzt und entnervt von fruchtlosen Erwägungen. Nur so ist die schreckeneinflößende Begegnung zu verstehen, die Florian am selben Tag mit Polizeileuten hat. Das trägt sich folgendermaßen zu: Florian tritt aus seinem Zimmer, schlendert den Kor ridor entlang und will die Treppe hinunter. Plötzlich sieht er den Verwalter mit zwei Schupoleuten verhandelnd

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 11.12.1915
Descrizione fisica: 8
, 28. November 1915. Verschiedene Rachrichten. Die Flaschenpost der französischen Expeditions truppen. Zu den vielen Mängeln und Fehlern der französischen Heeresverwaltung, über die fort dauernd in der Pariser Presse Klage geführt wird, gehört auch die Unzuverlässigkeit der Feldpost. Wie weit die Mangelhaftigkeit dieser Einrichtung ge- — 140 — stimmt die Kugel hier mit diesen ganz genau überein und sind offenbar aus ein und derselben Form hervorgegangen." Florian sah den Richter verblüfft

an, da er sich das Passen der Kugel in sein Gewehr nicht erklären konnte. Der Richter jedoch fuhr im Verhör fort: „Wo hatten Sie Ihren Stutzen aufbewahrt?" „Auf meiner Kamtner!" „Die verschlossen war?" „Nein, sie war immer offen." Wieder fuhr sich der Richter mit der Hand über die Stirn und zögernd fragte er: „Als am Sonntagmorgen der Mord in Achen kirchen bekannt wurde, hat Ihr Vater geäußert, er hätte deil Schrei ber tags zuvor erwartet?" ( Florian bejahte. „Der Schreiber hat ihm etwas bringen sollen

; was war das?" Florian stutzte verlegen. „Sie wissen es?" fragte Herr Huber scharf. Florian ward rot und zögerte. Dann sagte er entschlossen: „Das sag' ich nicht und glauben Sie mir, Herr Richter, mit der Mord geschichte hat es gar nichts zu tun." Herr Huber schwieg einige Sekunden. Er fühlte, daß er kein Recht hatte, den Sohn zu Aussagen zu verleiten, die möglicherweise den Vater bloßstellen konnten, und Florian war juridisch in seinem Rechte, wenn er jede Aussage über und gegen den Vater verweigerte. Er fragte

nicht weiter. „Sie werden selbst einsehen," sagte er nach einer kleinen Pause, „daß ich nach dem Resultate des heutigen Verhörs Ihre Freilassung nicht verfügen kann. Sie hatten einen Grund zum tödlichen Haß gegen den Schreiber und leugnen dies auch nicht; die tödliche Kugel ist der Probe nach aus Ihrem Stutzen gekommen und die Dörcher, auf deren Zeugnis Sic sich berufen, erwähnen in Ihrem sehr detaillierten Be richt über die Auffindung der Toten nicht, daß Sie Ihrer ansichtig geworden wären." Florian seufzte schwer und Herr Huber ließ

das Protokoll ver lesen und unterzeichnen. Als Florian das Verhörzimmer verlassen hatte, zog Herr Huber die Briefe hervor, ivelche jener aus Innsbruck — 137 — wilderten Locken umwalltes Gesicht so deutlich das Gepräge der Ehr lichkeit und Offenheit getragen hatte. Aber Herr Huber ließ sich da durch nicht täuschen und erinnerte sich, daß Pater Gury ihn bereits vor diesem Scheine gewarnt hatte. Ueberdies hatte er ja die erbau lichen Briefe gelesen, welche Florian aus Innsbruck an seinen Vater geschrieben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 09.01.1916
Descrizione fisica: 8
und der Unwissenheit des Volkes eine Heimstätte haben. Durch gute Schulen und von unten herauf muß der Kampf gegen sie geführt werden, und Florian beschloß, furchtlos, wie sein Vater seinerzeit, den Kampf gegen sie aufzunehmen. Ueber das Grab hin reichte er dem alten Mayr die Hand und sagte: „Hier schwör' ich's dir, der armen Eva soll ihr Recht werden!" Der Alte schüttelte ungläubig den Kopf. Florian sagte nichts weiter. Er suchte einige Steine, die er zu den anderen auf das Grab legte, und nachdem

er noch eine Weile seinen schinerzlichen und reuigen Empfindungen nachgehangen hatte, faßte er Evas Groß vater unter den Arm und führte ibn hinweg. Finstere Wolken lagen auf seiner Stirn. Als sie wieder im Tale angelangt waren, forderte Florian seinen Begleiten auf, mit ihm nach der Kirche zu kommen; die Predigt sei wohl noch nicht zu Ende. Mayr weigerte sich: zu dem Pfarrer Süß milch bekänie ihu keine Gewalt mehr in die Kirche. „Mich auch nicht," versetzte Florian. „Du sollst auch bloß mit mir vor der Kirche

warten, bis der Pfarrer herauskommt." - „Was willst denn von dem?" fragte der Alte. „Komm' nur mit," erwiderte Florian, und sie gingen. Sie hatten nicht mehr lange auf das Ende der Predigt zu war ten. Die Orgel begann zu spielen und die Leute kamen heraus, erst einzelne, dann mehrere, zuletzt der volle Strom. Auffallend war die Stille der Menschen und ihr gedrücktes Wesen. Da war kein heiteres Aufblicken, Plaudern und Scherzen wie sonst nach den Predigten des vorigen Pfarrers, und die milde

Spätsommersonne schien ver gebens vom blauen Himmel über die Gräber. Die Leute warfen scheue Blicke auf den alten Mayr und seinen Begleiter. Der Erstere hatte sich mit beiden Händen auf seinen Stock gestützt und schaute zu Boden. Florian stand stramm aufgerichtet mit entschlossenen Mienen. Ihre Bekannten sammelten sich neugierig um sie. Nun kam der Pfarrer aus der Kirche, den Kopf im Nacken, die Mundwinkel grämlich heruntergezogen. Veit ging ihm in devoter Entfernung zur Seite. Der elende Schächer

, der sich kaum mehr aus seiner Wohnung getraut hatte, seit er Florian wieder im Dorfe wußte, fühlte bei dem Anblick seines alten Nebenbuhlers das Mark aus seinen langgestreck- — 211 — ten Gliedern weichen. Sein erster Gedanke war, die Flucht zu ergrei fen; allein er blieb, in Erwägung, daß der Pfarrer sein bester Schutz wäre. Florian hatte unterdessen den Hut abgenommen und die Locken zurückgeschüttelt. Den alten Mayr an der Hand haltend, trat er dem Pfarrer entgegen. Dieser blieb stehen und schaute

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 12
Data: 19.05.1934
Descrizione fisica: 12
Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Pressedienst. Wien 2 „Aber, Florian, was hast du denn? Hab' ich etwas Un geschicktes gesagt?" hört er eine besorgte Stimme neben sich fragen. „Ihr Mädels seid zu dumm, ihr könnt euch nicht hinein denken in uns . . . laß nur, ich will nicht gestreichelt sein," brummt er und löst sich von der Birke wie von einem treuen, verläßlichen Freund. Hansi folgt ihm mit gerunzeltem Stirn

- chen. Sie begreift Florian nicht. Was hat er nur? Was ist denn in ihn hineingesahren? Sie ist ein Geschöpf mit unerweckten Sinnen, und ihr Begehren reicht über harmlose Zärtlichkeiten nicht hinaus. Sie kann sich nicht vorstellen, daß Florian unter einem Zustand leidet, den sie selbst ver schuldet hat. „Andere sind mit Dreiundzwanzig schon verheiratet," sagt Florian plötzlich. „Ich kenne einen jungen Buchbinder neben uns. der ist sogar ein Jahr jünger und hat schon zwei Kinder. Denk mal

worten gibt. Was den Oberlehrern mit ihren wehenden Voll bärten und ihren haarscharfen Grundsätzen ein absolut kla rer Fall ist, bereitet Florian zum Beispiel heftige Kümmer nis. Er nuckelt unglücklich an einem Grashalm herum und wagt seine Freundin nicht anzusehen. Ihr Parfüm verur sacht ihm Kopfschmerzen, ihre warme Nähe Beklommenheit. Er kommt sich ziemlich verworfen vor und schlägt sich mit Wunschsünden herum. Hansi hingegen beginnt zu ahnen, worum es sich dreht, worauf diese Wunderlichkeit

Florians, dieses Pendeln zwischen wilden Ausbrüchen und verbocktem Schweigen, zurückzusühren ist. . Sie muß sich erst zurechtsin- den, möchte fragen, laboriert an Hemmungen und streichelt schließlich — eine Verlegenheitsgeste — Florians verstruwel- ten und blonden Wirbel, der sich keinem Kamm fügen will. „Ihr Männer seid komisch," sagt sie und bohrt die Spitze ihres Schirmchens ins Moos. Wenn Florian ausblicken würde, könnte er die seine Röte unter ihrem Haaransatz wahrnehmen. „Was heißt komisch

? Das ist halt so eingerichtet. Blöd eingerichtet. Die Viecher zum Beispiel haben's bedeutend leichter als wir Kronen der Schöpfung. Nimm mal so einen Frosch an. Ach, Gott, ich weiß selber nicht, wqrum mich das heute so anpackt. Du bist eben zu hübsch, Hansili. Vielleicht ist's auch dieses vertrackte Wetter," seufzt er und läßt seinen Kops in ihren Schoß fallen. „Du mußt mir Zeit lasten, Florian," begütigt das Mäd chen und bändigt die unruhigen Hände des Geliebten mit sanfter Gewalt. Es sieht mit großer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 30.05.1934
Descrizione fisica: 8
selig, wird viel leicht ein bissel weit sein, aber es geht schon. Schauens, ich bin ganz allein, mein Andres, mein Sohn, ist fort. Im Ruhr gebiet. Sie kriegen auch eine Mark, eine von den neuen, die mein Andres geschickt hat. Sie kommen, wenn es dunkel ist, ich Hab keinen Hund, oder wenn Sie wollen, leg ich alles vors Fenster — " Florian dreht sich langsam um, die Augen voll Wasser, streichelt die verrunzelte Hand der Alten und murmelt er schüttert: „Du Mutter!" 11 . „Legierte Reissuppe, Klops

, ein Bier", macht eine Mark. Fürwahr, man kann eine Mark, jene Mark der alten Frau, nicht besser anlegen, denkt Florian, zahlt, streckt die Beine untern Tisch und schanzt Prinz einen Knochen zu, der aus einem herrenlosen Teller liegt. Er ist satt, er ist so zufrieden, als ein Mensch in seiner Lage nur sein kann. Er empfindet diese Schnaufpause wie ein Gnadengeschenk des Himmels. Seit jener Flucht aus München hat er gelernt, seine Wünsche ans ein Minimum zu reduzieren. Ein Bett zum Beispiel

oder ein warmes Mittagessen kann schon der Inbegriff aller Se ligkeit sein. Er hat sich die Kunst angeeignet. Freude auch in winzigen und unscheinbaren Diu?" aufzuspüren. Sein Ent weichen aus Waldschwärze und Verdrecktheit ging über alle? Erwarten gut, er bekam die versprochenen Kleidungsstücke, die Mark, ja sogar ein altes Rasiermeffer. Die Wirtin, so um den „achten Monat" herum, erschlägt eine Fliege, gähnt und setzt sich zu Florian, der der einzige Gast ist. „Was haben Sie denn für einen Beruf

?" „Fliesenleger." „Aha, die gekachelten Wände bei den Metzgern und so?" „Auch. Schöner Ort hier, nicht?" „Aber schlechte Geschäfte. Jeder zweite läuft stempeln. Wo das noch hin soll!" Die Frau steht auf, mal einen Be nediktiner trinken. Das Kleine gibt heute wieder gar keine Ruhe. Nach einem Likör ist es immer bester. Florian holt sich die Zeitung heran. Steht nichts drin. Todesanzeigen, Schlachtpartien, eine Kälberkuh zu verkaufen. In den großen Blättern wird seine Geschichte mit Regine schon gestanden

haben. Florian, eben noch von Sonne gestreift, sieht wieder Wolken, nichts als Wolken. In seiner Brust pickt eine dumme Angst. Er erhebt sich, ruft den Hund und sagt Mahlzeit gegen die Küchentür hin. Aus dem Marktplatz des kleinen Fleckens steht ein Kriegerdenkmal. Auch eine Linde ist da, die obligate Dorf linde sentimentaler Romane, eine Bank, ein Brunnen, alles wie es sich gehört. Florian blinzelt nach der Kirchenuhr und überlegt: Jetzt liest Professor Helmreich über Hygiene. Das Gesicht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 12.10.1915
Descrizione fisica: 8
mir, ist der Mensch, der Toni, wirklich dein Liebster?" Anna antwortete nicht gleich. Sie langte eben das Feuerzeug von dem Balken des Rauchfanges über dem Herde herab. Dann sagte sie: „Du hast kein Recht, das zu fragen. Der Toni ist ein braver Mensch, und es war schlecht von dir, daß du ihn so gehänselt hast." „Ja, ja, alles was du willst," preßte Florian heraus. „Aber die Knochen im Leib' zerbrech' ich ihm, wenn er betit Liebster ist." Anna stieß einen kleinen Schrei aus. „Beim ewigen Leben, Annerl

, ist er dein Liebster?" drängte Florian außer sich. „Was kümmert's dich?" gab sie zur Antwort, und wenn er nicht so aufgeregt gewesen wäre, so würde er ein Schwanken in ihrer Stimme vernoinmen haben. Fester setzte sie nach einer Sekunde hin zu, indem sie Stahl und Stein zusammenschiug: „Auf solche Fragen Hab' ich keine Antwort; die tut ein fremder Bursch' einem Mädchen nicht." • „Fremd?" rief er aus wogender Brust und faßte eines ihrer Handgelenke. „Au, du tust mir weh," klagte sie, und er ließ ihre Hand fahren

. „Annerl, wo bleibst denn?" fragte in der Stube die Mutter. „Der Zunder will nicht brennen," antwortete Ignaz trocken. „Mag's darum sein, daß ich dir fremd bin," stöhnte Florian. „Aber ich beschwör' dich bei deiner Seligkeit, sag' mir nur das eine Wörtlein, ich will ja nichts weiter von dir, gar nichts, als das eine Wörtlein, Anna!" Sie hatte unterdessen wieder Stahl und Stein zusammengeschla gen, aber mit zitternden Händen. Nun fiel ein Funken in dem schwarzen Zunder. „Ich Hab' gar keinen Liebsten

!" kam es ganz, ganz leise über Annas Lippen, indem sie sich blickte und einen Schweselfaden an den glimmenden Zunder hielt. Ein schwaches blaues Flämmchen zuckte auf. — 171 — „Annerl!" murmelte Florian, und plötzlich wandte er sich und ging in die Stube zurück. „Brennt jetzt das Licht?" fragte Ignaz und Florian lachte laut auf. „Die frische Lust draußen wird dir gut sein," meinte Frau Staudach verwundert über sein Wesen. »Ich glaub's selber," lachte Florian. „Gute Nacht allesamt, gute Nacht, Annerl

." Er rannte zur Türe hinaus und auf der Gasse stieß er einen Hellen Jauchzer aus. „Na, wenn der nicht alleweil einen Rausch hat!" kopfschüttelte Frau Staudach. Bei seinem Kahn fand Florian zu seinem Erstaunen Toni stehen, und er rief übermütig: „Willst wohl jetzt im Ernst mit mir raufen? Mir ist's Recht." „Nein raufen tu' ich nicht," versetzte Toni; „ich wollt' bloß wissen, wer du eigentlich bist." „Hab' ich denn schon gefragt, wer du bist?" fragte Florian hochmütig. „Ich Hab'/eine Ursach

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 27.11.1915
Descrizione fisica: 8
. „Aber es ist nicht schlechter mit ihm. Natürlich, glaubt er es nicht; er weiß ja wie ich und jeder, der dich kennt, daß du-unschuldig bist. Er meint, es muß an den Tag kommen, daß du es nicht ball.sein können, und bis dahin möchtest du nur hier oben bleiben," Jetzt brach der Zorn über die schändliche Verdächtigung in Florian leidenschaftlich hervor. Es war ein ohmnächtiger Zorn,, der nichts nützte, so lange ihn der Untersuchungsrichter für den Täter hielt, und Herr Huber mußte ihn dafür halten. Pater Gury hatte nicht nötig

gehabt, dem Richter ein kaltblütiges Erwägen der'gegen Florian zeugenden Verdachtgründe zu empfehlen. Herr Huber mar ein zu gewissenhafter Mann, um überhaupt, leicht sinnig zu verfahren, und in dem gegenwärtigen Falle.mahnte ihn das Verhältnis, in welchen! Florian zu den Jesuiten gestanden harre, zur Vorsicht. Pater Gury hatte sein Mißtrauen noch mehr erregt, indem er Florian der Verstocktheit und Heuchelei bezichtigte, um dadurch int voraus dem Widerspruche zu begegnen, der zwischen Florians Flucht

aus der Obhut der frommen Väter und seinen Briefen sich ergeben mußte, wenn diese in dein Nachlasse des Ermor deten wirklich gefunden waren. Die Tat war eben eine solche, die sich äus' einem augenblicklichen Äufivallen der Leidenschaft hinläng lich erklärte. Trotz seines Mißtrauens konnte sich der Richter nicht verhehlen, daß dst von dem Pater Gury angeführten Motive der Tat gegen einen jungen Menschen, wie Florian es war, mit erdrük- kender Wucht zeugten. Sterzinger, den er sich sofort

noch einmal vorführen ließ, behauptete jetzt ebeirso fest, wie er es vorher geleug net hatte, daß er früher einmal bei dem Bildstock ein Reh geschossen habe, als es seinen Durst aus der Quelle zu löschen im Begriff ge rochen wäre. Das gegen Florian' uich seinen Vater wegen WiWerns ein geleitete Strafverfahren Machte es wenigstens nicht unwahr- scheiniich, Haß -Florian auch an dem Tage des Mordes seinen Stutzen mit sich Wühri habe, und zu dessen Unglück erinnerte sich Herr Huber jetzt Krankheit des Ignaz Staudach

anzuknüpfen, und Ignaz erhielt für den folgen den Tag eine Vorladung in Sachen Sterzingers. Dem gewandtem Untersuchungsrichter fiel es nicht schwer, aus Ignaz die Bestätigung der Mitteilungen des Paters heraus zu ver- - hören. Er gab zu, daß Florian meistens zu Wasser nach Buchau ge kommen wäre; ob aber auch an dem verhängnisvollen Tage und ob derselbe dabei sein Gewehr mitgeführt, konnte er nicht sagen. Er gab ferner zu, daß Florian an jenem Sonnabende sein Haus in heller Verzweiflung verlaßen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 07.06.1934
Descrizione fisica: 8
. Auch der Zustand des Bankiers ist hoffnungslos. Da Gruljie größere Geldsummen an Bauern zu verleihen pflegte, glaubt man, daß einige der Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmarm, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Pressedienst, Wien 17 „Sie sind ein sonderbarer Mensch. Herr Florian. Oder soll ich sagen, ein seltener? Sie sind jung. Sie sind gesund, und dennoch wollen Sie sich in eine Situation begeben, die, die — die Sie vielleicht nicht ganz abschätzen

können? Wenn ich mich nun irre?" „Dann irren Sie eben. Dann müssen Sie sehen, wie Sie aus der Sache herauskommen." „Und Sie?" „Gott, ich! Ich bin dann eben erledigt. An mir liegt nicht viel. Mein Leben war bisher eine so beschmissene An gelegenheit, daß ich — na ja. reden wir nicht davon, Fräu lein Suwarin." „Ich will es mir überlegen, Florian." „Ist gut", sagt der und denkt: Sv sind die Frauen zimmer! Erst machen sie große Töne, und dann müssen sie es sich überlegen. Während er seinen Laboratoriumskittel auszieht, kommt

die Russin zu ihm heran. „Sagen Sie. Florian, haben wir uns nicht schon wo gesehen? Früher? Mir ist es so. Ich wollte Sie das schon immer fragen." „Wüßte nicht, wo. Ich glaube. Sie irren. Fräulein Suwarin." „Mag sein. Ich gehe jetzt zu den Höhensonnen. Wenn man nach mir fragen sollte, wissen Sie Bescheid. Guten Tag. Florian!" „Guten Tag. Fräulein Suwarin!" Angriff abgeschlagen — denkt Florian erleichtert. Was Schuldner, die mit den Verhältnissen im Haus vertraut waren, den Raubmord verübt

befindlichen 31 Verunglückten als die für ein Gedächtnis hat! Aber sicher war sie ihrer Sache halt doch nicht. Und das andere? Florian, was hast du da für eine Geschichte angerichtet. Bietet sich der Mensch als Versuchskarnickel an! Ist mir so herausgerutscht. Falsch! Es ist mir nicht herausgerutscht, ich habe es mir zuvor überlegt, allerdings nur ein paar Sekunden lang. In die sen Sekunden ist mir durch den Kopf gegangen, daß ich meine Mutter und Hansi menschlichem Ermessen nach nie wieder sehen

werde, daß ich mit Regine die größte Torheit meines Lebens verbrochen habe und daß der Mensch jede Torheit bezahlen muß. Das ist wie mit einem Konto. Hat man es überzogen, dann muß man eben eine neue Einlage machen. Und Florian freut sich ein wenig, seines undeutlich gefühlte Schuld gegen Gesetz und Sitte auf eine so einfache und saubere Formel gebracht zu haben. 17. In Florians Wärterzimmer, das sich im selben Stock wie die Zimmer von Flix, von Fräulein Suwarin und von jenen drei Patienten befindet, hängt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 18.06.1934
Descrizione fisica: 8
zeigen, daß sie imstande ist, die Einführung der Gehilfenschutzkarte zu er reichen, dann werden alle zur Gewerkschaft gehen. Ueber den Plan, eine Interessengemeinschaft des Servierperso- Florian schleicht die Wände entlang. Eigentlich ist die ser Woprschalek ein fabelhast anständiger Kerl, voraus gesetzt, daß man die Marke geklaut hätte. Aber so, wo man unschuldig wie ein Baby ist —! Man könnte ja die ganze Geschichte mit der Polizei seelenruhig an sich herankommen lassen, wenn man die Polypen

nicht aus anderen Gründen fürchten müßte. Diese Drohung mit der Polizei irritiert Florian über alle Maßen, und er verflucht den Trottel, der 'grüne statt rote 9-Kreuz-Marken fabrizierte. , Plötzlich fällt dem ziemlich niedergkschmetterten Pfleger Florian jene unscheinbare Balkonszene ein, jenes nichtige Erlebnis - — hat nicht Meier zwo eine grüne Marke mit einem Neuner darauf in seine goldene Uhr gelegt? Hat . er nicht? Freilich hat er. Oh, ich Simpel, warum ist mir das ' nicht gleich eingefallen

? Wo hatte ich denn meine Gedanken? ! Und ist nicht derselbe Meier heute früh aus einem Marken- geschäst in der Uhlandstraße gekommen? Ms Florian für Flix zwei Blumenstöcke besorgen mußte und aus Zwecb- maßrgkertsgründen eine grüne Sonnenbrille trug. Wenn -hier Zusammenhänge bestünden, wie?! Zwar ein Staats anwalt —; inds, warum soll nicht auch ein Staatsanwalt mal eine Lumperei machen? Es ist ja nicht sicher, aber im merhin verdächtig. Florian beschließt, sich Gewißheit zu ver schaffen, geht zu Flix und bittet um Stadturlaub

Florian mit großer Gemütsruhe. „Was soll's denn sein?" Florian zückt einen Zettel und liest diverse Exemplare ab. Das blonde Fräulein nickt jedesmal: „J8 da, soviel ich weiß. Weiter." Ganz am Schluß nennt Florian den grünen Fehldruck der badischen 9-Kreuzer-Marke. „Herr Chauffeur, Sie haben Glück. Heute früh hat der Chef so'n Ding gekauft. Aber is Ihr Herr denn so reich?" „Der Baron? Nicht zu knapp. Hat eine Engländerin zur Frau, und die haben doch alle Geld. Mir selber ist es zwar schleierhaft

, wie man so viel Geld in diese lumpi gen Papierdinger stecken kann. Aber es ist halt Sport, nicht wahr? Was kostet so ein Fehldruck?" „Sie meinen die „Baden, 9 Kreuzer"? Genau weiß ich's auch nicht, aber ich kalkuliere so an die 30.000 Mark." „Nun machen Sie 'nen Punkt, Fräulein Brigitte!" staunt Florian. „Lotte heH' ich," verbessert die Blonde und wirst dem späten Kunden einen aufregenden Mick zu. Florian nimmt den Blick kaum zur Kenntnis und sagt: „War wohl ’w Amerikaner, der die Marke heute früh ver kauft

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 25.05.1934
Descrizione fisica: 8
Fristversäumnis abgewiesen worden sind oder abgewiesen werden mußten. In den Fällen des Absatzes 3 ist ein neuerliches Eiw schreiten nicht erforderlich. Somit gelangen obige, bisher unerledigt gebliebenen Wiedereinsetzungsansuchen zur Auf arbeitung und damit zirka 300 Kameraden rückwirkend ab 1931 — vorausgesetzt, daß nicht pro 1931 und 1932 der Gebührenanspruch wegen Paragraph 7 (Einkommensgrenze) Florian schleicht auf den Gang hinaus, fängt die Schwester ab, die eben aus des Geheimrats Zimmer kommt, drückt

ihr Papier und Schlüssel in die Hand und keucht: „Sofort wieder rein, gleich abgeben, eilt ungeheuer!" Dann saust er die Treppe runter und hört nichts mehr. Vor dem Portal hält ein Auto, Richtung gegen das Sendlingertor, der Wagen des Geheimrates. Florian springt auf die nächste Trambahn, die gegen das Stadtinnere zufährt, und drückt sich in eine Ecke. Er löst eine Fahrkarte, gibt fünf Pfennig Trinkgeld und fährt geradeaus. Irgendwo wird der Wagen schon endgültig halten. Wahrend er einen Herrn

mit einer ungeheuren Glatze anstarrt, legt er sich die Frage vor, warum er eigentlich Pofessor Salzmann bemüht hat? Ist doch zu spät. Halt, jetzt weiß er es. Salzmann und Regines Vater sind Korpsbrüder. Salzmann ist wahrscheinlich der einzige Mensch auf Gottes Erdboden, der wenigstens die Schande von der toten Regine sernhalten kann. „Können Sie mir kein Feuer geben?" sagt der mit der Glatze und suzelt an einer ausgegangenen Zigarre herum. » „Bedaure", murmelt Florian, hat ein graues Gesicht und denkt: Mensch

, einen Mörder bittet man nicht um Feuer. 8 . „Endstation, alles aussteigen!" Die Trambahn hält irgendwo vor der Stadt, in einer Gegend, die Florian nicht kennt. Außer ihm ist nur noch eine alte Frau im Wagen, die einen großen Kranz schleppt. „Dem teuren DeMiche- nen", steht aus der roten Schleife. Florian verläßt ungern und wie ein Betrunkener den Wagen, der ihm so lange AM war. Dann tappt er, vor sich hinmurmelnd, an lang welligen Mietskasernen vorüber, die viele .Küchenbalkom- haben. Mit dem letzten Haus

hört die Beziehung zu der Stadt, gle.iHsam aus, und er sieht sich einer Chaussee aus geliefert, die schnurgerade, stupide und verläßlich in eine unbekannte Ferne führt. Rechts und links sind Wiesen, Aeckcr und Heimgärten hingeschüttet. Zwischen hohen Sonnenblumen steht eine Vogelscheuche, ein flatternder Rock mit einer Polizistenmütze, die den jäh aufschauenden Florian tödlich erschreckt. Stud. med. Sünderlein stolpert mit verschwitztem Kragen sinn- und ziellos dahin, einzig und allein dem unklaren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 29.05.1934
Descrizione fisica: 8
andere verwundet wurden. Qeucftissaal Sollte da nicht die Unternehmerin eingespent werden? Wien. 26. Mai. (-) Karl Sch war dreieinhalb Jahre hindurch aushilfsweise als Buchhalter in einem Cafö aus der Wieden beschäftigt. Er bezog einen Wochenlohn von sich vor. Der eine Gendarm hat einen Stern aus dem Achselstück und einen Furunkel über dem Kragen, vielleicht macht ihn letzteres so bärbeißig. Florian hat das nieder trächtige Gefühl, als wate er durch einen Backofen. Soll er den Gatterer zugeben oder nicht? Weiß

sein, der, sonst gingen nicht gleich zwei Gendarmen mit, tuscheln sie. Florian wird in ein puritanisches Zimmer geführt und durchsucht. Man gibt ihm die paar Kleinigkeiten zurück, und der mit dem Stern murrt: „Am besten ist. Sie gestehen alles. Ich meine den Einbruch in Neunkirchen." „Bin nicht eingebrochen." ! „Sie sind ein ganz Hartgesottener. Mit Ihnen ärgere ich mich nicht lange rum. Schluß, ab! Geh. Käsbohrer, führ den Kerl nach hinten. Mit den Personalien und den Finger abdrücken warten wir, bis der Kommissar

zurück ist. Mor gen früh wird der Bursche ins Amtsgericht eingeliefert. Ich gehe jetzt nach Tiesdorf und vernehme den Billinger. Servus." Florian kommt in die Arrestantenzelle, die hinter dem Gendarmeriegebäude in einem ehemaligen Heustadel im provisiert ist. ..Sie sind auch hu Fahndungsblatt aus» geschrieben", sagt? der ohne Stern zum Abschied. Dann schiebt er hinter Florian drei Riegel vor. Florian, wie eine Maus gefangen, steht sich mutlos fünf Schilling und stahl in der letzten Zeit wöchentlich

auf Aufnahme in den Heimatsvcrband abgelehnt wurde, als rechtskräftiger Bescheid anzusehen sei. däß daher Berufungen gegen einen solchen Beschluß inner halb der ordentlichen Rechtsmittel'srist eingebracht werden müssen. um. Betonboden, eine blechbeschlagene Tür, ein vergitter tes Fenster. Fahr' ab, Hoffnung! Eine Pritsche, ein Krug mit Wasser und ein Stück Roggenbrot. Schluß. Jetzt ist Dreck Trumpf, denk Florian und kaut an seinen Nägeln herum. Jetzt kommt alles an den Tag: daß ich nicht der Gatterer

. Es ist. als ob alle Helligkeit des freudlosen Raumes durch das vergitterte Viereck des hochgelegenen Fensters hinauszöge. Florian er hebt sich mit steifem Rücken und tappt dem abziehenden Licht nach. Wenn er sich streckt, kann er seine Stirn gerade noch an das kühle und feindselige Eisen legen. Nun begibt sich etwas Seltsames. Einer der groben Stäbe iveicht vor der andrückenden Stirn ein wenig zurück, nur ein wenig, die Spur einer Winzigkeit. Warum? Florian, aus seiner dahindänmrernden Verstörtheit aufgejagt, unter sucht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 14
Data: 02.06.1934
Descrizione fisica: 14
ist, das Haus in die Lust sprengen. Der Verteidiger des Haid legte markanten Knochenvorsprung bei unserem neuen Modell lehr gut. Drehen Sie sich mal etwas herum, junger Mann " Florian gehorcht. Er steht da, wie ihn Gott geschaffen hat. Seine Zähne wollen klappern, aber er Mt sie ganz anständig fest. Nur nichts anmevken lasten. Seine Blicke bohren sich irgendwohin in die Luft, um die vielen star renden Gesichter des Hörsaals nicht sehen zu müsten. Auch junge Mädchen sind darunter, das ist sehr Peinlich. Bon

' Zeit zu Zeit läuft eine heiße Welle über seinen schmalen ; Knabenkörper. Dieser Körper ist weiß, sehr zart gebaut, die Rippen zeichnen sich ab, und Sehnen schimmern durch die Haut. Das Gesicht, der Hals und ein dreieckiges Stück der Brust sind braun von der Sonne. Eine blonde Studentin in der ersten Bankreihe sagt etwas zu ihrer Nachbarin. Florian schaut hochmütig über sie hinweg, er will nicht bemitleidet sein. Er denkt: wenn ich diese Stunde aushalte, halte ich alles aus, was noch kommen

kann. Manchmal tippt der Professor erklärend an Florians Körper herum, das gibt dann jedesmal einen roten Kreide fleck. Später wird Florian nicht mehr gebraucht, und eine Handbewegung des Gelehrten scheucht ihn hinter die große Tafel zurück, wo er sich anziehen darf. Dann kastiert er der Honigvogel die drei Mark und erhält die Weisung, morgen wiederzukommen. Florian verläßt das Anatomische Institut und preßt das Drel-Mark-Stück in seinen Fingern, das warmes l en und ein Obdach verspricht. Zuerst die Bude

, um ihn in Hötttng zur Explosion zu bringen, damit „dort endlich auch einmal etwas los sei". Er habe den Böller dann an Waste weiter der Schlafbursche gesucht. Ditto. Einfaches Mansaren- zimmer zu vermieten, per sofort; Näheres bei Karoline Florian, 4. Stock. Uff! Wieso heißt die Florian? FlorianFlorian . . . merkwürdiger Zufall. Der Name kratzt ihn ein bißchen im Hals, erschreckt ihn. Ist natürlich Blödsinn. Rauf, ihr Faulen, kommandiert er feine Beine, in den vierten Stock. Eine alte Frau

, mit einem gelblichen Eckzahn, öffnet. Das Zimmer ist lieblos, aber billig. Es wird genommen. „Meine Koffer sind noch auf der Bahn. Bin in der Anatomie angestellt. Ist was anzuzahlen?" Die Anatomie scheint Frau Florian zu beruhigen. Ordentlicher junger Mann, kein so Schwiemel, wie sie jetzt rumlaufen — ~ “ Florian erhält die Schlüssel und wird allein gelassen. Wunderbares Gefühl, so ein Zimmer zu haben! Wahr scheinlich gibt es Wanzen. Einerlei. Man hat schon Aergeres mitgemacht. Florian streicht zärtlich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 11.11.1915
Descrizione fisica: 8
geführt. Nach der Eröffnung der Friedensverhandlungen wird die Zeit der politi schen Tätigkeit erneuert und wahrscheinlich inten siver in die Erscheinung treten wie je "zuvor. In dieser Hinsicht sprach man sich über die sachliche Re gelung des gegenseitigen Verhältnisses der Par teien und Nationalitäten dahin aus, daß sich die — 58 — Er winkte Florian mit der Hand, daß er sich entfernen sollte, und wandte selbst ihm den Rücken. Floiran machte sich stumrn davon, mehr beschämt, von dem alten Mayr

weiter unten auf dem llferrande des Baches, der sich hier zrvischen nackt zu Tage stehenden Felsen ein tiefes Bett gewühlt hatte. Alois hatte die Joppe ausgezogen und wa barhäuptig, und neben ihm lag der Rehbock. Der Mond schien ihm voll in das Gesicht, und Florian erschrack über dessen Blässe. Oder war dieselbe nur eine Täuschung des Mondlichts? Florian überzeugte sich leider nur zu bald von dem Gegenteile. „Ich bin geschossen," sagte Alois, als der Sohn zu ihm herauf geklettert war. „Ich Hab' im Laufen

auf einmal gefühlt, wie es mir warn: den Rücken herunterlief. Aber ich Hab' nicht stillgehalten bis hier. Da Hab' ich mir die Joppe ausgezogen. Es ist richtig: unterm rechten Schulterblatt ist's, aber es hat Wohl nicht viel auf sich, denn es tut nicht Weh. Nur Durst Hab' ich." Florian, den der Schrecken stumm machte^ reichte ihm hastig seine mit Schnaps gefüllte Jagdflasche. Alois griff mit beiden Händen danach, die von dem Betasten der Wunde ganz blutig waren, und tat einen tiefen Zug. „Ah, das hat gut getan

," atmete er tief auf, indem er die Flasche zurückgab. „Jetzt such' mir den Hut, Bub': es war hier ganz in der Nähe, wo ihn mir ein Ast vom Kopf gerissen hat, und nachher wollen wir heim machen." Florian wollte ihm erst die Joppe umhängen; die Nacht sei gar frisch hier oben. Alois wehrte ab und meinte, umso schneller gerinne das Blut über der Wunde; das sei der beste Verband. Das zwischen den Bäumen spielende- Mondlicht machte es Florian nicht schwer, dem Hut wiederzustimen. Inzwischen siel ihrn

— 59 — ein, daß der Bergstock, den der Vater Wohl nötiger als den Hut brauchen würde, bei den: Stein, aus dem sie am Wiesenrand gesessen, liegen geblieben war. Er holte ihn in fliegender Eile. Als er zurück kam, fand er den Vater, welcher mit dem linken Arm auf den Reh bock sich stützte, blässer als zuvor. „Es blutet immer fort," klagte er. „Wenn ich nur eine Schnur oder so was hätt', da wollt' ich das Blut schon stillen." „Ich will das Tragband vonr Stutzen losmachen, Vater," sagte Florian beklommenen Herzens. „Ja, tu's

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 23.11.1933
Descrizione fisica: 8
auf den Bo den und schreit: Wie die ist keine — gar keine auf der Welt! Die heilige Notburg muß man freilich voraus lassen, grad weil sie eine Heilige ist, aber nachher kommt gschwind die Rosi, ganz gschwirvd, und mir war' sie grad so lieb wir die andere —" „Und mir noch lieber!" „Möcht' nur wissen, warum sie alle so gern haben?" „Ich weißes schon, seitdem ich sie gesehen Hab'!" „Und nach allem, was ich hör', sagen ihr die recht schaffenen Leut' nicht das mindeste nach und darum sag' ich: Geh, Heirat' s', Florian

, Heirat' s'! Jetzt hat sie ein mal den Schimpf; ein anderer stoßt sich dran; der, der'? tan hat, braucht ihn nicht zu scheuen." „Darfst mir nicht Zureden. Mutter! Ich denk' an nichts anderes." „Und mit ihrem Schimpf vergeht auch der deinige. Jetzt ist die arme Haut so tief herunten, daß sie jede Mist dirn auAacht, mW du kannst sie wieder heben auf die höchste Höhe. Und das mußt du tun, Florian!" Da erhob sich die stattliche Frau, um zu gehen, und reichte ihm in mütterlicher Würde noch die Hand

durch ihren Baker ^W^-Kechenplaickner, Wirt in der Sewi, gegen Florian führt. Wie die „Volks-Zeitung" seinerzeit berichtete, hat Sogt einen Sack mit sechsundvierzig in Gärberbach von Na tionalsozialisten heimlich hergesteliten Handgranatenhülsen (laut Anklage des Staatsanwaltes Dr. Grünewald) in seiner Garage in Innsbruck versteckt. Sogls Pflicht wäre es natürlich gewesen, die Behörden sogleich von der „Hand granatenfabrik" zu unterrichten, denn es handelte sich doch um eine die ganze Umgebung gefährdende

, wegen Schmerzens geld zu dreihundert Gulden, wegen Ehrenkränkung und Abbitte. Die Klageschrift, die damals in der Sewi versrßt worden, lag auch dabei. Als Florian den Brief und besten Beilage gelesen hatte, sagte er ruhig: „Kommt Zeit, kommt Rat! Jetzt weiß ich, wie es geht und was ich zu tun habe." Und dann schenkte er sich den Becher bis zum Rande voll, und ehe er ihn leerte, sprach er fröhlich: „Auf deine Gesundheit, schöne Rosi! Morgen gibt's einen guten Tag!" 14. Am Morgen desselben Tages

, da die bleiche Rosi mit ihrem Vater nach Kusstein fuhr, wurde auch zu Lang kampfen ein Rößlein eingespannt, und Herr Florian Wei tenmoser stieg, feiertäglich ausgeputzt, in das Wägelchen, um gleichfalls in die Stadt zu fahren. Die Mutter, welche er beim Frühstück von dem neuen Stand der Sache unter richtet hatte, war mit der letzten Wendung sehr zufrieden. Sie meinte in Uebereinstimmung mit ihrem Sohne, jetzt müsse die traurige Geschichte doch bald jenes glückliche Ende nehmen, auf das sie sich so freue

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