21. Jänner 1903 Tiroler VokkSblaLL Seite 8 wie traurig es auf unseren Universitäten heute aussieht, was eine so hohe Schule mit dem gesamten katholischen Volke zu schaffen hat, das alles wissen wir bereits; daß es, im ganzen genommen, wirklich schlecht bestellt ist mit dem Katholizismus an den Universitäten Österreichs, wissen wir auch; ist dieser Satz ja aufs neue bestätigt durch den vor einem Monat.. begonnenen Kampf gegen die katholischen Söhne Österreichs an der Universität in Wien, fehlt
also nur mehr die Antwort auf die in der letzten Besprechung aufgeworfene Frage, was unter solchen Umständen zu tun sei. Schau, lieber Freund, was tut denn der ein fache Bauer, wenn ihm durch eine schlechte Quelle sein reines Trinkwasser im Brunnen verdorben wird? Er verstopft einfach die unlautere Quelle und alle Unreinigkeit des Wassers hört von selbst auf! So müssen es auch wir Katholiken machen. Verstopfen müssen wir die unreine Quelle, welche von der gottentfremdeten Universität niederrinnt ins gesamte
bleiben. Um katholisch zu sein, braucht man aber katholische Religion und diese katholische Religion bringt für die gebildeten Stände doch nur eine katholische Universität, auf welcher die Wissenschaft mit der Religion im Einklänge steht und so den Eltern die Gewißheit geboten ist, daß ihre Kinder nicht glaubenslos gemacht werden! Lieber Vater, er barmt dich denn die Jugend nicht, wenn sie schnur stracks zum Unglauben und dadurch zum Verderben geführt wird? Erbarmen dich die Söhne des Nächsten
nicht, so habe wenigstens Mitleid mit deinen eigenen Kindern! Es ergreist ja der Unglaube auch sie, vielleicht auch dann, wenn sie nicht gerade an einer Hochschule sind. Katho lisches Volk, raffe dich auf, so lange es noch Zeit ist, hilf bauen eine katholische Universität! Was nützen denn alle die herrlichsten Kirchen, wenn niemand mehr hineingeht? Was nützen denn tausend von eifrigen Priestern, wenn ihnen niemand mehr glaubt, sie niemand anhört? Wenn Spott und Verachtung ihre tägliche Speise ist — dar gereicht
ist kein Staat im ge- Wwöhnlichen Sinn, es ist ein Völkerstaat, eineFami- 'MMlie von Stämmen, welche die Welt, die Menschheit .^^repräsentieren, befreien und verbinden, erziehen und zugleich verbrüdern soll. Dies wäre die herrliche UMund erhabene Aufgabe Österreichs, und erreichbar durch eine katholische Universität. Darum ist der ' «Bau einer katholischen Hochschule weit mehr als ein Kirchenbau, ein jeder Heller zu diesem Zwecke gegeben ist ein Opfer, niedergelegt am Throne des ewigen Vaters, ein Opfer