auffinden, dessen Wohnung ihr nicht ein mal bekannt war. Sie stand eben in tiefster Be trübnis nachsinnend — da trat derselbe männlich und ernst in das Prunkzimmer. „Finden wir uns hier wieder, mein Fraulein, und unter solchen Verhältnissen?' sagte er. „Verzeihen Sie, Herr Ritter, meine Bestür zung; Sie wissen vielleicht noch nicht . . .' „Ich weiß alles, Fräulein, und Ihr Schmerz macht Sie mir ehrwürdig.' Sie führte ihn, des Vaters Weisung gemäß, in den Bildersaal; er aber zeigte in dem Augen blicke
wenig Lust, Gemälde zu sehen, verlangte viel mehr, auf alle Fälle den Herrn des Hauses zu sprechen. „Sobald der Notar fort ist,' antwortete Le- nette, „aber, Herr Ritter, um alles in 0er Welt, keine Frömmelei, sie könnte ihm das Leben kosten.' Bei diesen Worten fah der Ritter ihr scharf in das Auge, dann fragte er mit sehr emster Stimme: „Was nennen Sie Frömmelei, mein Fräulein? Wissen Sie, ob fein Leben noch eine Stunde dauert?' Magdalena erzitterte hestig. „An jeder Minute hängt hier eine Ewigkeit
Papa, daß ich mir alle Mühe gab, den liebenswürdigen Mann zu fesseln, aber, als ich glaubte, einigen Einfluß aus ihn gewonnen zu haben, da war er abgereist.' „Nicht umsonst also sürchtet Herr von Storch- bein einen Nebenbuhler in ihm, denn er unterließ nichts, ihn mir verdächtig zu machen.' „Nun, der wird sich doch wohl nicht mit diesem Ritter vergleichen wollen?' sprach Lenette aufgeregt. „Warum denn nicht? Ist er nicht ein junger Mann von gutem Hause, und besitzt ein großes Vermögen?' „AlleS gut
. Papa, aber wenn ich ihn mit dem Ritter vergleiche, da entschwindet mir aller Mut, ihn zu heiraten. Gilt es doch das Glück meines Lebens!' „Du sollst ihn aber heiraten wollen,' sprach der Vater heftig, dann fuhr er ruhiger, fast ge rührt fort: „Du bist mir nie ungehorsam gewesen, darum bist du mir auch die liebste von meinen Töchtern, und kommt Zeit, kommt Rat. Wir wollen deinen Ritter, wenn anders er mit dem Künstler ein und dieselbe Person ist, näher kennenlernen. Nun gehe zur Ruhe