Seite 12. „Tiroler Volksbote.' Nr. 15 Pöller, zweimal stiegen auch die Fahnen in die Höhe. Alle zehn Schüsse steckten im Nummernblatt, das heißt im inneren Umkreis von der Größe eines Gulden- stückls; ein Schuß war ein tiefes Zentrum — so tief, wie noch keines geschossen wor den war — ein anderer hatte das Kreuz knapp durchgeschlagen. Die fremden Schützen klatschten in die Hände und schrien „Bravo', die Schweizer aber wurden grün und gelb vor Aerger. Der Sepp stellte die Büchse fort und pfiff
ein wenig; dann sagte er grollend: „Höllischer Spielhahn! . . . Jeder Schütz hat seinen Stutzen . . . Schneid'dir'n auch aus, wie du magst, und schieß' dann mit mir.' „Ja, da ist Vorteil ... da ist Lum perei dabei!' schrien mehrere Schweizer. Dem Sepp zuckten die Gesichtsmuskeln. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Stutzen und sagte dann barsch: „Bringt mir eine Hacke.' Der Wirt brachte ein Handbeil. Der Sepp ergriff seinen Stutzen und hackte mit dem Beil alle Einschnitte und Verzierungen
aufgezeigt. Der Jubel und Beifall der Gast schützen wollte kein Ende nehmen-, die Schweizer machten ein Gesicht, als ob sie von der Erde auf den Mond hinauf ge stiftet worden wären, der Sepp aber be merkte trocken: „Wo hab' ich denn jetzt den Vorteil? ... Teufl eini!' Dann pfiff er wieder den Radetzky-Marsch: „Firifit, firifit' ?c. Die Schweizer steckten die Köpfe zu sammen und wisperten leise. „Der plumpe Tirolerbär' hatte ihnen d'e ersten Beste alle vorweg genommen und sie kläglich zu- schanden gemacht
das Bürschchen mit einer Hand und warf es durch das offene Fenster ins Gras hinaus. — Das gab jetzt einen wilden Tumult; die Schweizer drängten an den Sepp heran; der Sepp erhob sich und stellte sich mit dem Rücken an die Wand. „Ah so, raufen wollt's?' sagte er ruhig. „Ist m»r auch recht . . . kommt's nur her, ich will euch's Hosenlupfen zeigen . . . . Teufl eini!' Damit steckte er sein Pfeifchen in den Hosensack, ergriff rasch mit beiden Händen je einen Schweizer und warf alle zwei auf die Andrängenden
er sich an die untenstehenden Schweizer schützen, „seid's freundlich eingeladen zum Kaiserschießen in Meran, am Sonntag geht's an ... . aber das müßt's euch merken, gestritten und gerauft wird bei uns auf dem Schießstand nicht; da wird nur geschossen — pfüet Gott!' Dann nahm er seinen Rock, warf ihn über die Schulter, ergriff mit einer Hand seine verstümmelte Büchse und den Schnerf- sack und stapfte zur Tür hinaus, indem er vor sich hinpfiff: „Firifit, firifit, firifit, firifit' zc. Kirchliche Nachrichte