Blätter, die sich einer großen Anhängerschaft erfreuen, können durch solche Neugründungen nicht verdrängt werden. Eine andere Frage ist, ob für die Aufmachung eines derartigen Unternehmens ein Bedürfnis vor liegt. Das erwähnte Flugblatt spricht von einem solchen. Wie den Lesern bekannt sein dürfte, ist es ein christlichsoziales, also dem zu gründenden Blatte nahestehendes Organ (der „Tiroler Volks bote") gewesen, welches die Frage, ob eine neue Zeitung im Unterland einem Bedürfnis entspricht, zuerst
aufgeworfen hat. Der „T. V.", der in dieser Sache gewiß unbefangen ist, verneint diese Frage. Bei einer im „Oberland", etwa in Imst, erschei nenden neuen Zeitung könnte man vielleicht von einem Bedürfnis sprechen. Denn dort erscheint kein eigenes Blatt. Das Unterland ist aber gerade jener Teil des Landes, welcher sein altes, verbreitetes Heimatblatt schon 59 Iahre hat. Im nächsten Iahre kann der „Tiroler Erenzbote" das Iubiläum seines 60jähri- gen Bestandes feiern. Er wird dies zum An laß nehmen
, um einen weiteren Schritt in seiner planmäßigen Ausgestaltung zu tun. Der „Tiroler Grenzbote" braucht eine sogenannte „Konkurrenz" nicht zu fürchten. Er rechnet mit dem klugen Sinn der Bevölkerung und namentlich mit der Treue seines ausgedehnten Leserkreises in Stadt und Land, denen ihr Heimatblatt wirklich zum Bedürfnis geworden ist und die für ihre Treue durch die Reichhaltigkeit, Zuverlässigkeit, Billigkeit und — nicht zuletzt — Objektivität der Heimat zeitung entschädigt werden. Damit kommen
wir zum springenden Punkt. Es könnten z. B. die Kreise, welche die christlich soziale Wählerschaft bilden, vielleicht sagen, der „Tiroler Grenzbote" ist unabhängig von politi schen Parteien, wir brauchen aber ein Blatt, welches uns allein gehört. Das will aber nach dem Flugblatt die im Entstehen begriffene Zei- Zeitung gar nicht. Sie will ausdrücklich gar kein Parieiblatt sein. Wir überlassen es dem Urteil der Leser, ob man dann von einem Bedürfnis sprechen kann. Nebenbei bemerkt, tut das „Unterland" da mit genau
dasselbe, was man dem „Tiroler Grenz boten" von dieser Seite manchmal zum Vorwurf gemacht hat. Schon in unserer Neujahrsnunnner wurde aus geführt, daß der „Tiroler Grenzbote" das Urteil der Oeffentlichkeit nicht zu scheuen braucht. Seine Haltung ist einwandfrei, seine Objektivität allge mein anerkannt. Auch jene Kreise, die sich um die neu zu gründende Zeitung scharen, können, wie uns oft versichert wird, am „Tiroler Grenzboten" beim besten Willen nicht viel auszusetzen finden. Es allen recht zu machen, ist natürlich