Dr. Walter Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrüdc (Bez. Dresden! 26 ] Immer wieder las Frau Weber die für sie so inhalts vollen und bedeutungsreichen Zeilen. Eine große, stille Freude stieg in ihr empor. Also, Lores Kinder lebten alle drei! Sie konnte und würde sie sehen, bald sehen, und nie mand war da, der ihr dieses Recht streitig machte, denn der, in dessen Macht es vielleicht gelegen hätte, Fritz Bodmer, weilte nicht mehr unter den Lebenden. Sinnend öffnete sie ihre Handtasche
. Sie sollen und dürfen es nicht wissen, daß du reich bist. Sie sollen dich liebem lernen, ohne dies zu wissen." Und dann entwarf sie mit glühender Beredsamkeit einen bis in das kleinste ausgeklügelten, aber ganz sonderbaren Plan. Halb lachend, halb ärgerlich lehnte ihn Frau Weber ab. „Aber Marie, das ist ja ein richtiges Abenteuer, in das du mich stürzt. Das ist ja Irreführung, List, Betrug!" „Nein, es ist Klugheit! Glaube mir, du wirst meiner Erfindungskunst noch dankbar sein." Frau Weber
aber wollte nichts davon wissen, während Fräulein Strahl täglich mit Feuereifer ihren Plan verfocht. Mit den schwersten Geschützen ihrer Überredungskunst ging sie los und brachte es schließlich doch so weit, daß Frau Weber ernstlich darüber'nachdachte, alles von allen Seiten beleuchtete und zu guter Letzt sich überzeugen ließ, daß dieser Weg doch wohl der richtige sei. Man reiste also in Berlin ab und nahm in Wernigerode im Hotel Wohnung, ohne sich bei den Verwandten anzu melden. Die Eintragungen, die die Damen beim
Portier des Hotels bei ihrem Eintreffen machten, lauteten anders als in Berlin. Hier hieß es auf einmal Fräulein Strahl, New Jersey, mit ihrer Gesellschafterin Frau Weber, New Jersey. „Gut so", sagte Fräulein Strahl sehr vergnügt, als sie niedergeschrieben hatte, „das wird nun eine sehr amüsante Komödie geben, jetzt bist du meine Angestellte, ich deine Herrin!" 8. Kapitel Ein sommerlich warmer Herbsttag war es. In flammen dem Rot, leuchtendem Gold prangten Busch und Baum. Klar wie Glas war die Luft