der Behörden die revolutionären Säfte Jungtirols regten, galt als eine Art junge Berühmtheit. Bor allem an dem Beispiel Hebbels und Grillparzers entflammte sich nun Pichlers Lust, sich im Drama zu versuchen. Er arbeitete an einem Stück, das den Untergang des römischen Königreiches behan delte. Hebbel gefiel die Art, wie Pichler die klare Plastik des Ausdruckes, die ihm eigen war, mit philosophisch geschulten Gedankengängen vereinte. Realistische Zeitanschauung in klassische Form zu prägen
, wie er es vor allem« in zahllosen Disti chen über Politik und Kunst pflegte, hatte er mit ihm gemein. Er lobte das Stück und sagte ihm eine Zukunft voraus?) Hierin täuschte sich Heb bel ausnahmsweise. Pichler klammerte sich an die Worte seines Vorbildes und arbeitete noch jahr zehntelang an diesem und anderen Stücken, ohne Erfolg zu haben?) Ganz hat er es nie einge sehen, daß sein Talent zum Dramatiker nicht ge schaffen war. Und hierin mag er wohl von Hebbels Natur abweichen. Als Pichler von Wien wegzog (1849), blieb
er noch viele Jahre mit Hebbel in Verbindung. Sein Briefwechsel mit Hebbel ist der einzige, der ge sammelt veröffentlicht wurde. Schon bei F. Bam berg'') ist jedoch die Sammlung nicht vollständig. Die Ergänzung im Euphorion ^) kann ich mit einem bisher unbekannten und unveröffentlichten Briefe Hebbels an Pichler, der sich im Besitze des Autographensammlers Volksschuldirektors Wagner in Kufftein befindet, vervollständigen. Es ist einer der interessantesten Brüefe Hebbels an Pichler und lautet
: Sr. Wohlgeboren, Herrn Professor Pichler in Innsbruck, Wittlings Buchdruckerei. Wien, den 11. August 1850. Geehrtester Herr! Sie hätten ein Recht, ungehalten, ja ernstlich böse auf mich zu seyn, wenn ich nicht annehmen dürfte, daß Sie aus öffent lichen Blättern erfahren haben, wie es mir im letzten halben Jahre ergangen ist. Aber, so wie Sie wissen, daß ich längere Zeit krank gewesen bin. so wird es Ihnen auch nicht unbekannt geblieben feyn, daß ich nach meiner Wiederherstellung eine Reise machte
für das ganze Verhältnis. Ich brauche Ihnen 8 ) Brief an Pichler, 13. Dezember 1852. 4 ) Das umgearbeitete Stück wurde 1861 unter dem Titel „Die Tarquinier" v. D. Lit. Der Nürnberg das erstemal gedruckt. *) Hebbels Briefwechsel, 2 Bde. Berlin, Grote. 1890. •) 7. Dd. S. 96. nicht erst zu sage», daß es nicht meine Schuld war, wenn der klaffende prinzipielle Widerspruch sich erst nach Abschluß der Ver bindung zeigte. Es gibt Leute, die sich einbilden, daß Männer, wie Spatzen, einzufangen seyen. Ihre Tagebuch