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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 6
Data: 27.11.1942
Descrizione fisica: 6
. Dresden) 42J „Lern!" fuhr er plötzlich auf. „so muß es kommen, genau so, wie du es eben beschrieben hast. Dein Vater soll mir noch einmal sagen müssen, daß er mich verkannt hat. Ich baue das Häusel!" „Ah. geh!" Leni lachte ihn aus. Als sie aber sah. daß Florian nicht spaßte, bekam sie einen Schreck. „Vitt' schön, sei so gut und besprich die Sache erst mit Professor Köster, gell?" Florians entschlossenes Gesicht wurde ihr unheimlich, es war etwas Fanatisches darin. Köster wurde wütend, als er davon

hörte, und nannte Florian einen „spinneten Uhu". „Was willst du mit einem Haus? Du bist noch viel zu jung dazu, dich festzusetzen und in der Einschicht zu hausen wie ein Staatspensionär. Zieh' hinaus in die Welt. Mannderl. das Hab' ich dir schon öfters geraten. Dein Obstgarten läuft dir nicht weg." Köster war ganz und gar dagegen, und weil man mit ihm nicht weiterkam. fuhr Florian zu Kranewitter. Der Oberförster hörte seinen jungen Freund ruhig an. paffte zarte Wölkchen dazu und sagte am Schluß

: „Warum net? Es ist ein schönes Platzerl zum Bauen, und ein eigenes Häusel ilt eine Heimat für alle Zeiten. Da gehst ein und aus wie du magst, keiner hat dir was dreinzureden und du weißt, wofür du schaffst." Kranewitter war ganz und gar dafür und schickte Florian zum Zimmermeister und Bauunternehmer Johann Kirndl. Kirndl war Florian nicht unbekannt. Sie hatten Ichon oftmals in der „Alten Post" zusammengesessen, und sie trafen sich auch heute dort. Florian rückte mit seinem Anliegen heraus

, und der schnauzbärtige Kirndl zeigte sich als er fahrener Mann, der gut zuzuhören und noch besser zu raten verstand. „A Häusl willst bauen ... drob'n auf der Höh' beim Kranewitter? Scho recht. Wia groß soll's denn sei?" Kirndl betrachtete die Skizze, die Florian ihm vorlegte, fragte dies und das. und endlich kam man auch auf die Bau kosten zu sprechen. „Ah so ... dreitausend Mark hast! Freili ... dös langt fürs erste. Nacha nimmst a Hypothek auf. dös hot koane Schwierigkeit'n net. D' Bezirkssparkass' gibt

dir mindestens fuchzig Prozent dazua." Also fünfzig Prozent der Gesamtbaukosten würde Florian günstigsten Falles als erststellige Hypothek bekommen. Wie der Kirndl es darstellte, schien es wirklich keine Schwierig keiten zu haben, sich ein Haus zu bauen. Sechs- bis siebentausend Mark würde es kosten, schätzte der Meister, vielleicht auch ein wengerl weniger oder mehr. Er würde den Plan anfertigen und Florian einen Kosten ooranschlag schicken. „Dann ieh'gn ma's scho", sagte er. strich sich über den rotblonden

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 4
Data: 31.08.1942
Descrizione fisica: 4
einmal aus, wieviel Tausende von Tonnen Futtermittel es ergibt, die der Wirtschaft entzogen werden, wenn jeder die wert vollen Rückstände vernichtet. Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrücfe (Bez. Dresden) 2] An schönen Sonntagen saß Florian im Englischen Garten oder er wanderte durchs Isartal. Aber das Sonnen gezitter auf den Wegen und im Laub machte ihn niemals recht froh. Es war kein Alleinsein dort, keine Ursprünglich keit. Florian

, der doch so einsam und alleingelassen war, fand dort nicht jene Einsamkeit, die einen wachen, aufnahme bereiten Menschen bis zum Rand mit Fülle und Glück be schenken konnte. Nun gut, er hätte hinausfahren können. Waren die Weite und der Kranz der Berge, die man an klaren Tagen vom Rathausturm sehen konnte, nicht nahe genug? Ach nein, Florian hatte das schon versucht, er tat es nicht wieder. Diese Ausflüge hatten ihn seine Armut so bitter empfinden lassen, daß er das Elend der abendlichen Heimfahrt

aus einem fonnendurchglühten Tag in die mauer umschlossene, heiße Stadt nicht wieder erleben wollte. Auch kosteten ihm diese Fahrten zu viel Geld. So blieb Florian am Sonntag dort, wo er hingehörte, wo man ihm seinen Platz und Erwerb angewiesen hatte. Er ging am Vormittag spazieren, mal hierhin, mal dorthin, und stellte immer wieder fest, daß es nichts Trostloseres für ihn geben konnte, als solche Sonntage in der Stadt. Sie machten trübsinnig, und dagegen wehrte sich Florian. Er war doch noch jung! Mit fünfundzwanzig

Jahren war es vom Übel, allzu gefühlvoll zu sein. Das sagten auch die Kameraden im Büro, wenn sie ihn fragten, wo er am Sonntag gewesen wäre. Daheim? ... Lachhaft! Es gab so viele hübsche Mädel in München, ob er die noch nie gesehen hätte? O doch! Aber Florian hatte keine Lust, vielleicht auch keinen Mut, ihre Bekanntschaft zu suchen. Freilich, einmal ölWM gesen Kinöerisvnillng Alljährlich sucht die Kinderlähmung vornehmlich im Spätsommer ihr Opfer unter der Jugend. Zwar ge sundet der weitaus größte

gebeten. Fischer entgegnete: „Ich kann leider nichts dazu sagen, denn ich habe den Betreffenden bisher weder im Zorn, noch berauscht, noch bei der Teilung einer Erbschaft gesehen!" . hatte er ein Mädchen angesprochen. Es saß neben ihm auf einer Bank im Isartal, und Florian war mit ihm ins Ge spräch gekommen, ohne recht zu wissen, wie es geschah. Es hatte eine schiefe Schulter und traurige Augen und ganz dünne, blasse Hände. Diese Hände mußte er immer ansehen, während er mit dem Mädchen sprach

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Pagina 3 di 4
Data: 02.11.1942
Descrizione fisica: 4
im Nordwestkaukasus der Soldat Franz Huber von Unterlangkampfen im Alter von 19 Jahren. Wann wir» veröunkelt? Am 2. Nov. von 18.25 Uhr bis 3. Nov. 6.05 Uhr. Am 3. Nov. von 18.21 Uhr bis 4. Nov. 6.07 Uhr. gq—■■im > Es war «mal ela iffalersnan... Ha heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) 30] Florian hörte nichts mehr. Er starrte auf den Brief mit dem Aufdruck der Firma Huber & Lincke und wußte, daß das Wetter aus München angekommen

war. Eigentlich brauchte er das Schreiben gar nicht zu öffnen, er wußte auch so, was darin stand. Aber draußen auf dem Hof las er es dann doch, Zeile für Zeile, und bei dem Satz: «... sehen wir uns zu unferm Bedauern gezwungen, Sie fristlos zu entlassen", zuckte er zusammen. Es klang unan genehm. Freilich, hatte er etwas anderes erwartet? War es im Grunde so schlimm? Florian redete sich ein, daß ihm nichts Lieberes hätte geschehen können. Nun war er frei, konnte hierbleiben oder nach München zurückfahren

und arbeiten. Das volle Gehalt für den letzten Monat lag auf der Post. Auch ein Zeugnis hatten feine Chefs beigefügt. Es war recht anständig ausge fallen, und das freute Florian. Der Kündigungsbrief trug die Unterschriften von Kor binian Huber und Thomas Lincke. Wäre Florian hellsichtig gewesen, so hätte er hinter dem schwungvollen Namenszug Linckes ein freundlich lächelndes Gesicht sehen können, das ihm gönnerhaft zunickte. Keine Sorge, mein Junge, wir zwei kommen noch zusammen. Aber davon sah und ahnte

Florian nichts. Er stopfte den Brief in die Tasche und stiefelte zum Postamt ins Dorf. Der Schalter war zwar um diese Stunde geschlossen, doch wenn man gehörig und ausdauernd klopfte, schob sich nach einiger Zeit ein gemütliches Postbeamtengesicht heraus und, ohne angeschnauzt zu werden, erhielt man die gewünschten Scheine und Geldstücke auf das Brett gezählt. Florian war halt auch bei den Behörden beliebt, und Beliebtheit brachte in jedem Fall Vorteile. Rährmittelversorguns wieder gesichert Mehr

in dem Augenblick, als Leni und Florian wieder einmal heimlich um die Hofecke entwischen wollten, was prompt mißlang, weil Kindelbacher das weiße Kleid der Leni erspäht hatte und ihr mit langen Beinen nachgesetzt kam. Leni war das gar nicht recht, und Florian brauchte man um seine Meinung gar nicht erst zu befragen. Er wurde auch nicht gefragt. Der unerwünschte Besuch nahm nach kurzer Vorstellung keine Notiz mehr von ihm, sondern tat, als wäre die Leni eigens für ihn geschaffen und hätte

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Pagina 5 di 8
Data: 15.01.1943
Descrizione fisica: 8
, mitführte, die zwar klein, aber doch recht gemütlich waren. Spät nachts kamen wir hochbeftiedigt von unserem ersten afrikanischen Bergausflug nach Algier zurück. Dr. E. Burmester. Es war einmal ein ülersnnn... Ein heiterer Künstlerroman von Else fung-Lindemann £C1 Urheber-Rechusdjutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) Florian stand in Reitmaiers guter Stube, doch mit seinen Gedanken war er draußen, weit fort von der Stadt. In München-Schwabing rieselte ein nasser Schneeregen vom Himmel

. Florian aber sah die Obstbäume in seinem Garten blühen, und in einem bunten Kleid stand Leni zwischen Gemüse- und Blumenbeeten und winkte zum Balkon hinauf. Schau ... die Zwiebeln spitzen schon heraus, und die Erdbeeren haben Blüten. Das gibt eine gute Ernte. Ja. eine gute Ernte, die sollte es geben. "Und wann wollt ihr heiraten?" fragte der Vater, und dieses Mal bekam er eine gute Antwort. Leni und Flori sahen sich an, und beide sagten wie aus einem Munde: „Am 7. Mai." Weil sie sich am 7. Mai

gefunden hatten, und weil die Sieben Lenis Glückszahl war. * Sic Obstbäume in Florians Garten entwickelten sich gut. ^müse reifte. Leni war stolz auf ihre dicken, gelben Rüben, auf Radieschen und Rettiche, auf Blumenkohl, Zuckererbien und Stangenbohnen. Sie hatte einen erbitterten uampf gegen Kohlweißlingraupen, Schnecken und Erdflöhe geführt, und Frau Oberförster Kranewitter war ihr in allem eine getreue Beraterin gewesen, auch im Haushalt. ' Florian arbeitete draußen unter seinen Bauern und roben

im Atelier. Sein Haus war in guten Händen, und feine kleine Frau hatte es rasch gelernt, wie man es machte, erhalten ** ^ und froher Arbeitskraft zu Leni kochte vorzüglich, und wenn Florian ganz ehrlich fein wollte, so wußte er nicht recht zu sagen, ob sie besser kochen oder backen konnte. Daß Schwiegervater Reitmaier die Wirtschaftskasie still schweigend immer wieder ein bisserl auffüllte, war das einzige Geheimnis, das Leni vor ihrem Manne hatte, aber es be drückte sie nicht. Sie würde des Vaters Hilfe

nicht lange mehr in Anspruch zu nehmen brauchen, denn Florian begann sich mehr und mehr durchzusetzen. Er hatte vier Bilder für die große Kunstausstellung ein gegeben. Damals, als Köster bei ihnen gewesen war, um mit Florian über die Auswahl der Gemälde zu beraten, war man auf den „Schäfer" zu sprechen gekommen. „Waaas? ... Den hast du verkauft, du Narr?" hatte der Professor ihn angefaucht. „Für diese Dummheit gehörst du ja g'haun!" Leni hatte es Florian ungesehen, wie bedrückt er ge wesen

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Pagina 3 di 4
Data: 02.12.1942
Descrizione fisica: 4
(Bez. Dresden) 14J Das Haus war unter Dach, aber es war noch roh. Die Fenster und Türen starrten hohl und schwarz, die Mauern waren unverputzt. Doch ringsherum blühte und schwelgte der Sommer. Florian fuhr zur Kreisstadt. Es war Zeit, sich um die Auszahlung der Hypothek zu kümmern. Sein eigenes Ka pital war aufgebraucht. Florian kam aus der Stadt zurück und konnte nicht be greifen, warum man ihm mit einem Male die Hypothek nicht geben wollte. Kreditsperre ... hatte der freundliche Herr auf der Spar

- kasse gesagt. Natürlich nur vorübergehend, aber man wüßte halt nicht, wie lange sie dauern würde und daß es wohl bester wäre, wenn Herr Cajetan sich nach einem anderen Geldgeber umsähe. Warum man ihm das nicht eher gesagt hätte? Bedauerndes Achselzucken. „Konnten wir nicht ahnen. Herr Cajetan, tut uns außerordentlich leid. Wäre die Ange legenheit für Sie nicht so dringend, würde ich raten, die Sperre abzuwarten." Finte, dachte Florian. Er hatte das unangenehme Ge fühl, daß man ihm, als einem jungen

Künstler ohne Ver mögen und feste Einnahmen, das Geld nicht geben wollte, daß man ihm nicht genug Vertrauen schenkte. „Vielleicht schließen Sie eine Lebensversicherung ab, Herr Cajetan, und lasten sich diese in der Höhe der gewünschten Hypothek bevorschussen?" riet der Beamte. Florian rechnete sich die Prämien aus und fand, daß die vierteljährlich zu zahlende Summe weit höher sein wurde als der im gleichen Zeitraum zu leistende Zinsbetrag. Nein, er wollte das nicht. Sein Selbftbewußtsem

gezwungen gewesen war. eine vorübergehende Baukreditsperre einzuschalten. Aber daß es dann gerade ihn treffen mußte! Daß er nun mit einem halben Haus und ohne Geld daftand und nicht wußte, was er unternehmen sollte, um sich das fehlende Kapital von anderer Stelle zu beschaffen. Einen ganzen Tag vertrödelte Florian, ehe er sich ent schloß, mit Kranewitter zu sprechen. Der Oberförster wetterte los. „Rücksichtslosigkeit! Dann hätte man die Hypothek nicht erst Zusagen dürfen! Lasten Sie sich's

nicht gefallen, gehen Sie zum Direktor!" riet er. Hatte ja doch keinen Zweck. „Dann müssen Sie versuchen, einen privaten Geldgeber zu finden. Wie gern würde ich Ihnen den Betrag geben, wenn ich ihn nur hätte." „Weiß ich, Herr Oberförster." Florian stand mit dem alten Herrn vor seinem halb fertigen Haus, und das Herz zog sich ihm zusammen. Daß er nun nicht weiterbauen konnte! Daß er festsaß, weil das Geld fehlte! Dreitausend Mark! Wer gab sie ihm, wer vertraute sie ihm an? Ob Köster sie ihm gäbe? ... Nein

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Pagina 3 di 4
Data: 09.12.1942
Descrizione fisica: 4
! Dein Flori." Meister Köster saß, den Rücken an die übersonnte Süd wand des Atelierhauses gelehnt, das hinten in seinem Garten stand, und strich mit breitem Pinsel, den er in weiße Ölfarbe tauchte, eine Bank an. Warum iollte ein fo berühmter Kunstmaler nicht auch einmal eine Gartenbank anstreichen, wenn sie der Farbe be dürftig war und ihr Herr Lust dazu verspürte? Florian kam den Mittelgang hinauf und traute seinen Augen kaum. „Was tun Sie denn da, Herr Professor? . „Dumme Frage ... ich denk', das sieht

ein Blinder Aber mich wundert's. daß du dich auch mal wieder hier blicken läßt." fr . . ... Köster war noch immer grantig. Er schaute auch Nicht auf, als Florian neben ihm stand und besinnlich der streichen den Hand folgte, die Strich neben Strich setzte und eine schmutziggraue Fläche mit strahlendem Weiß überzog. Nette Arbeit. Florian verspürte Lust, mitzutun. Eigent lich könnte er die Malerarbeiten in seinem Haus auch selbst ausführen, wenn es so weit war. Es würde noch lange nicht so weit sem

, und um Koster das erzählen, war er auch nicht hergekommen. „Ich wollte mich von Ihnen verabschieden, Herr Pro fessor", sagte Florian nach einer Weile. Der alte Herr antwortete nicht. Ruhig pinselte er weiter. Florian räusperte sich. „Es scheint Ihnen ganz gleich gültig zu sein?" kam es ein wenig reizbar über seine Lippen. Er war nun heute mal in der Stimmung, alles und jedes übelzunehmen. „Vollkommen gleichgültig", brummte Köster. „Dann kann ich ja gehen. Ich dachte nur, es interessierte Sie, zu hören

, daß ich mich nun doch auf die Wanderschaft mache ... nach Holland oder ... nach Italien." Köster ließ sich nicht stören. Es interessierte ihn nicht ein bißchen, denn er glaubte nicht daran. Florian machte sich nochmals bemerkbar. „Ich fahre von hier aus gleich weiter, Herr Professor." Köster zog Strich nach Strich. Plötzlich warf er den Pinsel in den Farbtopf, griff mit der Rechten an seinen schwarzen Schlapphut und lüftete ihn. „Leben Sie wohl. Herr Cajetan, glückliche Reise." Florian war etwas verdattert. Herrfchaftseit'n ... heute

war mit dem Alten mal wieder nicht.zu reden. Druck di, Flori, du hast hier nichts verloren. „Wiedersehen, Herr Professor!" In seinem Zorn machte er einen so scharfen Kehrer auf dem Absatz, daß er beinahe die Farbe umgestoßen hätte. „Alter Lackel, damischer!" schimpfte Köster ihm nach, und dann rief er dem Davoneilenden einen Kraftspruch nach, von dem man in Bayern gern und häufig Gebrauch zu machen pflegte und den jeder Zugereiste im Götz von Berlichingen Nachlesen konnte, wenn er mochte. Florian hörte

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Pagina 3 di 4
Data: 16.12.1942
Descrizione fisica: 4
. kr war einmal ein Maleramann... Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz* Drei OneHen V-rlas Koniesbruck (Bez Dresden! Augen. Augen ... nichts ais Augen jah er letzt, wem er auch ins Gesicht schauen mochte. Dieser Mann sah nichts Fernes, nichts Hintergründiges. Seine Augen waren mitten ins Leben gerichtet, sehr hell und sehr wach. Florian malte sie, und mit den Augen des Schmiedes iah er dessen Arbeit, sein Weib, seine Kinder und das Volk, dem er entstammte. Erschauernd fühlte Florian

, wie seine Kunst andere Wege zu gehen begann. Daß sie nicht mehr allein Menschen nach- sormte, Antlitze darstellte, wie Natur, Alter und Charakter sie gebildet hatten, sondern wie aus diesen Gesichtern und Kör pern ein Wesentlicheres herauswuchs: Landschaft und Sippe, Gedanke. Wille und Tat eines ganzen Volkes. Mit dem Schäfer droben auf der winddurchbrausten Höhe hatte diese Wandlung in Florian begonnen. Nun sah er die Menschen anders ... sah sie nicht mehr losgelöst von Landschaft. Sippe und Volk

am winzigsten Ding, das seinen Händen anvertraut war. In den Zügen des Grobschmiedes die Kraft und die selbstsichere Überlegenheit des Starken^ In allen aber, was sie auch sein und werken mochten, den L>tolz eines grad und gesund denkenden Volkes und den Adel segen bringender Arbeit. Das war die Aufgabe. Florian erkannte sie und beugte sich ihr, und als er die Stärke in sich fühlte, sie zu zwingen, sprach er zum erstenmal nach langen Jahren wieder ein Gebet: Ich danke dir, Gott, daß du mich einen Künstler

werden ließest. Florian war zurückgekomwen. Er stand in Kösters Atelier und packte seine Bilder aus. „Warum haben Sie das nicht schon längst getan, Herr Professor?" fragte er und hob Rahmen nach Rahmen aus der Kiste. Köster knurrte undeutliche Antwort. Sollte er verraten, daß er jeden Tag. den der Herrgott schuf, um diese Kiste herumgegangen war ... daß es ihm in den Händen gezuckt hatte, Hammer und Stemmeisen zu holen, sie zu öffnen und nachzuschauen, was Florian in den Monaten seiner Abwesen heit

zustandegebracht hatte? Nein, Köster verriet nichts. Er stellte sich absichtlich weit weg, stopfte seine Pfeife und gab sich den Anschein, als ob keine Spur von Neugier in ihm wäre. Florian hatte seine Studien und Bilder geordnet, jetzt holte er seinen Lehrer heran. Er mußte ihn fast mit Gewalt vor die Staffelei ziehen, und dann begann ein stummes Spiel. Köster rauchte. Seine buschigen Augenbrauen hatten sich mürrisch zusammengezogen, aber seine scharfen Augen sahen jede Einzelheit. Wenn er die Hand hob

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Pagina 6 di 8
Data: 04.12.1942
Descrizione fisica: 8
hat, so viel Geld, daß er froh sein muß, wenn er es in Herrn Cajetans Haus stecken kann, net wahr?" Leni sprang auf. Ihr Gesicht flammte. „Rein, Florian weiß nichts davon, daß ich hier bin. Er darf es auch nicht wissen, weil er das Geld niemals von dir annehmen würde." Alois Reitmaier lachte. „Nicht annehmen? ... Daß i net rutsch! Naa, Mädi ... dees glaab' i net." Leni stand vor ihm, ihre Augen waren ganz schwarz vor Erregung. „Glaubst du etwa, daß Florian mit deinem Geld rechnet, daß er mich nur darum liebt

, weil ich Alois Reitmaiers Tochter bin?" „Wahrhaftig, das glaub' ich." Leni senkte den Kopf. Ihre Lippen zitterten. Sie sah den Vater mit einem Blick an, der endgültigen Abschied von ihm zu nehmen schien, und wandte sich ab. „Entschuldige, Papa ... ich Hab' mich geirrt und hätte nicht zu dir kommen sollen. Wenn du so von Florian denkst, muß ich noch viel stärker zu ihm halten." Mit einer müden Handbewegung nahm sie ihr Täschchen vom Schreibtisch und wollte gehen. „Mädi!" Der Ruf war so erschrocken

, so angstvoll, daß sie an der Tür noch einmal stehenblieb. „Ich glaub' dir. glaub' dir alles, aber geh' nicht wieder fort. Komm ... fei gut, ich will euch ja helfen." Alois Reitmaier sah in diesem Augenblick aus wie ein Greis, und von tiefem Mitleid überströmt, lief Leni zu ihm. „Väterchen ... reg' dich nicht auf, ich bleibe, und wenn du uns helfen willst, werden wir dir beide von Herzen dafür danken. Aber wir wollen nichts geschenkt. Florian wird dir die Hypothek verzinsen und nach und nach amortisieren

." Reitmaier strich ihr über die Hand. Schon recht. Was spielten dreitausend Mark für eine Rolle? Gar keine, wenn er nur sein Kind wieder hatte. „Soll ich dir einen Scheck mitgeben?" „Um Himmels willen, nein! Florian darf überhaupt nicht wissen, daß das Geld von dir kommt. Wir müssen einen anderen Weg finden." Alois Reitmaier wollte darüber Nachdenken. Er konnte noch nicht recht daran glauben, daß es so war, wie Leni sagte. Ein junger Mann, der in Schwierigkeiten geraten war, würde sich nicht lange

besinnen und das Geld nehmen, woher es auch kommen mochte. „Ich sag' dir morgen Bescheid, Kind. Willst du nicht jetzt nach oben kommen und Tante Marie begrüßen?" Leni zögerte. „Bitte, versteh' mich recht, wenn ich erst in den nächsten Tagen zu euch komme. Florian braucht mich, ich hatte ihm versprochen, heute abend mit ihm zusammen zu sein." Der Vater fügte sich, und als Leni ihre weichen Lippen auf feine Wange legte, schloß er glücklich die Augen. Es würde nun doch alles wieder gut werden. Als Leni

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Pagina 4 di 6
Data: 28.08.1942
Descrizione fisica: 6
, die relative Milch leistung je Kuh und Jahr wurde mit 4869 Liter festgestellt. Die Gruppe 111 (13 und mehr Kühe) führt der Land wirt Paul E u g st e r, Friedlbauer in Lamprechtshausen bei Salzburg, mit einer relativen Leistung je Kuh und Jahr von 4 60 0 Liter. Es mar einmal ein iniaiersmam... Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) 1] Hauptpersonen der Handlung Florian C a j e t a n , ein junger Kunstmaler Alois

R e i t m a i e r, Kohlenhändler in München« Schwabing ) seine Töchter U r s chl j Tante Marie. Reitmaiers Schwester Professor Köster, Kunstmaler und Akademieprofessor Gräfe. Inhaber der Lettner'schen Kunsthandlung am Odeonsplatz Oberförster Kranewitter und Frau Thomas" LfndV * } 5locians C(,Cma " 8e * Er hieß Florian Cajetan, daran war nichts zu ändern. Seine Eltern hatten es so gewollt, und als sie ihm diesen etwas schwerfälligen Namen gaben, hatte er sich noch nicht dagegen wehren können. Daß seine Mutter ihn Flori rief

, als er noch ein kleiner Bub war, schien längst vergessen. Es war niemand mehr da, der ihn so nannte. Vater und Mutter waren tot, Florian war ein Mann geworden und lebte in München. Es leben viele Menschen in München, gute und weniger gute, tüchtige und minder tatkräftige, vor allem sehr viele Künstler. Zu ihnen zählte sich Florian. Wohl war er kein Maler oder Bildhauer, kein Dichter oder Musiker, trotzdem gehörte er zur Zunft, denn er war Zeichner. Reklamezeichner, wenn man es ganz genau sagen wollte. Aber von all

den anderen Künsten hatte ihm Mutter Natur ebenfalls ein Fetzlein Begabung mit in die Wiege ge legt. Hätte sie noch einen Beutel- Geld dazu getan, wäre Florian bestimmt ein Maler geworden. So hatte es gerade nur zu einer kurzen Ausbildungszeit auf der Kunstschule ge reicht, und was an Mitteln und langem Studium fehlte, mußte durch Begabung und Fleiß ersetzt werden. Immerhin, Florian hatte es geschafft. Aber es galt, sich allein durchzuschlagen, er machte nicht schlapp, sondern stand seinen Mann. Er packte

seine besten Zeichnungen zusammen und stellte sich bei der großen Reklamefirma Huber & Lincke vor. Nicht jeder hatte so viel Glück wie Florian Cajetan. Viel leicht lag es auch daran, daß sich der junge Mann so viel Herz faßte, bis zu Herrn Korbinian Huber persönlich vorzudringen. Auf jeden Fall war Herr Huber zuerst einmal sprachlos, und diese Pause benutzte Florian dazu, ihm seine Zeichnungen vor die Nase zu legen und kurz und bündig zu erklären, daß er sich um einen Posten als Reklamezeichner

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Pagina 3 di 4
Data: 02.09.1942
Descrizione fisica: 4
, erbitterter Kampf. Florian rang um jeden Pinselstrich. Oft und oft fuhr das Messer über die Leinwand und kratzte die aufgetragenen Farben unerbittlich wieder herunter. Es war schwer, malen 3U wollen, wenn man noch keine rechte, eigene Technik hatte. Doch Florian war zäh. So leicht ließ er nicht nach. Es man nicht besaß, mußte man erlernen. Konnte man üch keinen Lehrer leisten, so mußte man zusehen, wo man die Meister fand, denen man ein wenig von ihrer Kunst uozugucken vermochte. Gab es in München

nicht die Pinakothek? Hatte man mcht das Haus der Deutschen Kunst und private Galerien? Florian teilte seine Freizeit anders ein. Er besuchte le alten und die neuen Meister. Er machte die Augen weit ^us, schaute, lernte und verglich. . ^"es Tages hatte es ihn gepackt. Nicht nur sehen, 1*7. ^ onö ' mit dem Pinsel mußte man diese Meister- ^werke nachfühlen! ■ Er verschaffte sich eine Erlaubnis, saß nun manche Stunde in den stillen, kühlen Sälen und kopierte Land schaften von Ruijsdal und Hobbema, von Jan Steen

und A. o. d. Neer. Es waren die Niederländer, die ihn immer wieder anzogen. Ihre bäurische Kraft und Derbheit ver setzten ihn in einen Rausch. Das war Blut von seinem Blut, das riß an ihm und bedrängte ihn bis in seine Träume. Aber es verwirrte ihn auch. Nein, so ging es nicht. Florian fehlte die feste Hand, die ihn leitete. Beunruhigt und unzufrieden sah er seine Skizzenmappen durch, hob die Bilder und Studien von der Wand und kehrte sie mißmutig um. Es waren nur Versuche, Ansätze. Sie zeugten ohne Zweifel

von einer starken Begabung, aber man vermißte den einheitlichen Zug, kurz gesagt, den eigenen Charakter. Florian war so bedrückt, als er sich dies eingestand, daß er, verschüchtett und mutlos geworden, sein Tasten und Suchen vorläufig aufgab. Es hatte keinen Zweck. Man tat besser daran, für Huber Lc Lincke Plakate zu zeichnen, als es sich in den Kopf zu setzen, Maler zu werden. Aber es schmerzte doch arg, und die Arbeit drückte Florian schlimmer denn je. * Der Frühling war so verschwenderisch in diesem Jahr

. Der Mai hatte ganz München verzaubert. Es waren viele Fremde in die Stadt gekommen, und die Autos brummten und surrten über die Plätze und Straßen wie die Maikäfer um die Bäume in den Anlagen. Man mußte verteufelt Obacht geben, durfte nicht dösen oder gar trübseligen Ge danken nachhängen, wenn man die Straße überquerte, wie Florian es eben tat und beinahe unter die Räder ge kommen wäre. „Rindviech damisches!" Der Ruf des erbosten Taxi lenkers gellte ihm noch in den Ohren, als er sich mit einem Sprung

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Pagina 3 di 4
Data: 06.01.1943
Descrizione fisica: 4
-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) 81 ] Ja. ja ... wenn es Frühling wurde. Aber noch war es nicht einmal Weihnachten. Was konnte bis zum Frühling alles geschehen? Meine kleine Leni wird jetzt kochen und ein bisserl nähen lernen. Eine Nähmaschine kaufen wir auch, sprach Florian > eifrig auf sie ein, während sie zum Bahnhof gingen. Ja ... kochen lernen, natürlich. Aber nicht bei Tante Marie. Lieber wollte Leni einen Koch- und Schneiderkurs mitmachen. Das wäre

das beste, meinte Florian. Es war keine rechte Freude in Leni. und ehe sie die nicht hatte, wollte sie auch keine Möbel kaufen. „Was hast du nur, Dirndl?" fragte Florian. Ihre Ein- ; silbigkeit enttäuschte und verdroß ihn. Leni preßte ihren Kopf an seinen Rockärmel. „Ich weih nicht ... mir ist so komisch zumute. Flori. Wirst du mich auch immer lieb haben, was auch geschehen mag? Und wirst du nicht wieder davonlaufen?" Florian lachte und drückte ihr ein rasches Busserl auf die Wange. „Narrisches Gretl

, narrisches! Warum sollte ich dir denn davonlaufen? Geheiratet wird ... und aus ist's!" * Oberförster Kranewitter stand am Fenster und schaute interessiert zum Nachbargrundstück hinüber. Seit einer halben Stunde hielt dort ein Lieferauto vor der Gartenpforte, und zwei herkulisch gebaute Männer trugen Möbel und Kisten ins Haus. Ab und zu tauchte Florian auf mit flatterndem Kittel und verwehtem Schopf. Er tat sehr wichtig mit Winken und W-v-En ... die» nach oben und jenes nach unten. Dieses in die Küche

. Er begriff Leni nicht, verstand nicht, warum sie jetzt so kurz vor der Erfüllung aller ihrer Wünsche ängstlich zurück zuckte und fortwährend Bedenken äußerte. Daß sie Furcht hatte. f»ta» gemeine Furcht vor dem Augenblick, in dem sich Anton Sedlm-^--r vor Florians Augen in Alois Reitmaier verwandeln würde, konnte er ja nicht wissen, und so nahm er ihre Ängste für unerklärliche Launen und ärgerte sich. Was mochte sie nur haben? Ob man sie daheim wieder plagte? Florian dachte daran, daß Leni ihm schon lange

nichts mehr vom Vater und Tante Marie erzählt hatte. „Hallo, Herr Oberförster!" Florian winkte zum Nachbar haus hinüber. „Ia.-ohl, jetzt wird's ernst ... ich ziehe ein." Ein paar Minuten später war Kranewitter bei ihm. „Muß doch mal schauen, was hier los ist." „Es rührt sich was, gell?" Florian strahlte und nahm wieder die beladenen Männer in Empfang. „Der Kasten kommt 'nauf in die Diele." Die Männer nickten, stapften die Verandastufen hinauf und verschwanden im Treppenhaus. „Und wann wird geheiratet

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Pagina 3 di 6
Data: 09.10.1942
Descrizione fisica: 6
. Nun mußte er doch bald kommen! Lieber Gott, was würde er sagen? Die Hände waren ihr ganz kalt vor Aufregung. Doch dann dachte sie wieder an den freundlichen Herrn Gräfe, der sich so günstig über die Bilder ausgesprochen hatte. Er würde es auch Florian sagen, daß er etwas könne, und dann mußte sich der gute Kerl doch so freuen, daß er ihr nicht böse sein durfte. Wenn er nur schon da wäre! Von der Ursulakirche schlug es halb. Leni sah auf ihre Armbanduhr. Schon halb sieben? Um sieben mußte sie fort- gehen

, sonst kam sie zum Abendessen zu spät, und das durfte sich niemand im Haule Reitmaier ungestraft leisten. Endlich! Leni hörte die Treppenstufen knarren. Sie richtete sich rasch auf und strich sich die Haare glatt. O mei. wie das Herz pumperte. Sie faß bereit, wie zum Sprung, und als die Tür aufging, war sie mit einem Satz bei Florian und hing sich an seinen Hals. „Jesses, Leni! Haft du mich aber erschreckt!" Florian hob sie hoch, drückte sie fest an sich und stellte sie wieder auf die Beine

. Dann aber packte er sie bei beiden Ohrwascheln und beutelte sie ein wenig hin und her. „Du Schlingel, was hast du angestellt, he?" Leni entwand sich ihm. flüchtete auf die Ottomane und rollte sich zusammen wie ein Igel. „Schimpf' nicht, und gib mir lieber ein Dankesbusserl. Ohne mich wärst du heute noch nicht so weit, wie du jetzt bist, stimmt's?" Florian setzte sich zu ihr und ließ sich das mit dem Dankesbusserl nicht zweimal sagen. Er tat es recht gründlich, denn ihm war das Herz so übervoll, daß er richtig

erlöst war. Leni da zu haben und mit ihr das große Glück zu teilen, das er gleich in doppelter Ausfertigung mitbrachte. „Was hat Gräfe gesagt? Nun red' doch schon!" Florian lachte „Gräfe? Ach du. Köster war auch da, und denk', er nimmt mich als Schüler an Ganz närrisch war der alte Herr, hat sich gefreut und mir leine Hand aus die Schulter gehauen, daß sie mir jetzt noch weh tut." „Juhuiii!" Leni wippte in die Höhe, fuhr mit beiden Händen in Florians Haar und verwuschelte es gründlich. „Siehgft

.. ^ und wem hast du das alles zu verdanken, wem? Deiner gescheiten Leni natürlich. Kuß! ... Noch einen! Ach. Bürscherl, ich bin glücklich " Florian war es auch Er erzählte und erzählte. Von der Kirche schlug es sieben lang nachhallende Schläge, aber die beiden Menschen hörten es nicht. „Köster will mich ausbilden ... umsonst. Ich brauche vorläufig keinen Pfennig zu zahlen", berichtete Florian. „Erstaunlich, daß du das angenommen hast", spöttelte Leni. „du bist doch sonst so eigen darin!" „Ach. bei Köster

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Pagina 3 di 4
Data: 11.01.1943
Descrizione fisica: 4
, das mußt du mir glauben ... ich kann nichts dafür ..." „Geh, Mäd'l ... ich war dir ja gar nicht richtig böse. Aber nun komm, damit ich deinen Vater begrüßen kann." Sie hielt ihn immer noch zurück. „Flori ... ich muß dir was sagen ..." In diesem Augenblick stand Alois Reitmarer auf der Schwelle. Sein Gesicht hatte allen Kerzenglanz aufgefangen, und in seinen Augen zwinkerte es listig und erwartungsvoll. „Wollt ihr nicht hereinkommen, Kinder?" Florian starrte ihn an. Herrschaftseit'n ... der Herr

Sedlmaier! Das war aber wirklich eine Überraschung. Fröhlich streckte er seinem Gönner die Hand entgegen. „Sie Heimtücker", sagte er lachend, „warum haben Sie mir verschwiegen, daß Sie mit dem Hause Reitmaier be freundet sind?" Betretene Stille ringsum. Leni klammerte sich noch fester an Florian. Urschi machte ein riesig gespanntes Gesicht, und Alois Reitmaier war einen Moment verlegen. „Tja ... das heißt ... das ist nämlich so, müssen S' wissen", stotterte er, faßte sich jedoch schnell und zog Florian

in die Stube. „Ach was ... machen wir's kurz, mein Junge. Der Anton Sedlmaier war halt eine Erfindung von mir ..." Er brauchte nichts mehr zu erklären. Florian hatte be griffen. Er stand da, mit einem Gesicht, als wäre er eben eine kühn in den Himmel gebaute Leiter hinabgestürzt. Alle Felle waren ihm weggeschwommen. Alle Trümpfe hatte ihm dieser hinterhältige Schwiegervater aus der Hand genommen. Mit stolz geschwellter Brust hatte Florian sich vor ihn hin stellen und sagen wollen: Schau her

Reitmaier gesagt? Und war es nicht Reitmaier gewesen, der sie ruhig und ohne widersprechen zu dürfen, hatte anhören müssen? Ein köstlicher Witz! ... Und weiß Gott, auf diese Weise waren Alois Reitmaier und Florian Cajetan quitt. Am liebsten hätte Florian laut und herzlich gelacht. Aber da war dieses verdammte Zwinkern und Triumphieren in Reitmaiers Augen, das ihn reizte. Nein, mein lieber Alter, warte nur. Du bist zwar ein Prachtmensch, und ich freue mich aufrichtig, dich zum Schwiegervater zu bekommen

, doch ... schenken lasse ich mir nun einmal nichts, das wirst du schon noch merken. Florian blieb an diesem Weihnachtsabend bei Reit- maiers. Er war liebenswürdig und heiter, jo daß selbst Ein Weihnachtsbrief von -er Front 24. Dezember 1942. Lieber P.! Weihnachtslieder klingen aus dem Rundfunkempfänger, und ich fitze bei meinen Kanonieren in ihrem Quartier. Draußen, vor der Haustüre fast, stehen die Geschütze, bereit, jeden Augenblick dem Feind Tod hinüberzuschicken. Zwei Männer stehen draußen im Schneegestöber

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Pagina 6 di 8
Data: 11.12.1942
Descrizione fisica: 8
und anstelliger Bursch brauchte nicht lange zu hungern, denn die schwäbischen Bauern waren gastfreie Leute. Wer ihmen seine Arme lieh und sein Geschick, der durfte sich mit ihnen zu Tisch setzen, und er durfte es auch oftmals tun. ohne ein Entgelt dafür zu leisten. Einmal, irgendwo ... hatte Florian einen Schäfer ge- >malt, einen wundersamen Schäfer mit Seheraugen, Der er zählte, Kinn und Hände auf seinen langen Stock gestützt. Märchendinge vom wilden Jäger, von Elfen und Gnomen und von den mächtigen

Sturmgeistern, die über den Himmel der Rauhen Alb zogen, wenn der Herbst seine Sturmlieder pfiff. Während er davon sprach, die Augen in die Weite ent rückt, als sähe er die Bilder, die er mit Worten beschwor, hatte Florian sein Antlitz gemalt und dahinter den Himmel, wolkenzerfetzt, mit Gestalten angefüllt und Gesichten. Von diesem Bild hatte er Leni geschrieben. Es war ihm ein Talisman geworden, der ihn zu neuer Arbeit befruchtete. Die Augen des Schäfers sahen den Beschauer an. Nein, sie glitten mitten

durch ihn hindurch. Wer in diese Augen schaute, der stürzte in sie hinein, verlor sich in ihnen und hatte Gesichte. Mit den Augen des Schäfers meinte er zu sehen, was Heutige nicht mehr zu schauen vermochten. So hatte Florian es geschildert. Leni hätte das Bild gern gesehen, das sein bestes war und das er sein liebstes nannte, weil es von einer Sonntags kinderwelt kündete. Ein Amerikaner hatte es kaufen wollen, sofort, ohne Be sinnen. Er war in einem mächtigen, breiten Wagen vom Rhein über Freiburg

nach dem Schwarzwald gekommen. Er war Florian nachgefahren, ohne von ihm zu wißen, und in der Rauhen Alb waren sie sich begegnet. Der Amerikaner hatte Schwarzwälder Uhren und Schnitzereien in seinem Wagen. Als er Florians Schäfer sah. wollte er nur noch dieses Bild haben. Florian gab es nicht her, nicht für vierhundert und nicht für achthundert Mark. Törichter Florian! Er hätte das viele Geld nehmen und fein Haus weiterbauen sollen. Der Amerikaner heftete sich an Florians Spur. Manch mal verlor er sie. fand

sie aber immer wieder und ver handelte aufs neue. „Tut mir leid. Mister, ich verkaufe das Bild nicht", sagte Florian. Drei Tage lang schien es, als wäre er dem Amerikaner glücklich entwischt. Er hatte, ehe er heimfuhr, einen Abstecher nach Kloster Blaubeuren gemacht, während Studien und Bilder in einer festen Kiste schon auf dem Weg nach München waren. Er hatte sie alle, auch den Schäfer von der Rauhen Alb. an Professor Köster geschickt. Auf der Heimfahrt wsr's und kurz vor Ulm. daß Florian

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Pagina 4 di 6
Data: 04.09.1942
Descrizione fisica: 6
um Mitternacht, Saturn bereits in den späten Abendstunden am östlichen Himmel. Mars bleibt unsichtbar, Venus strahlt den ganzen Monat hindurch ein bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang als Mor genstern. kr war einmal eia malersrnann... Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber Reditsschutz: Drei Quellen-Verlag. Königsbrück (Bez. Dresden) Fräulein Leni Reitmaier lachte mit blitzenden, zierlichen Zähnchen und schüttelte Florian kräftig die Hand. „Freilich kenne ich Ihren Namen. Wissen

S', Sie ge hören nämlich zu den wenigen Schwabinger Atelier bewohnern. die ihre Rechnungen pünktlich bezahlen." So sagte sie, und Florian war auf diese Anerkennung sehr stolz. Einmal im Zuge und nicht gewillt, diese herzerfreuende Bekanntschaft im Sande verlaufen zu lassen, gab er sich einen Ruck und bat das Fräulein Leni mit treuherzigem Augenaufschlag, ihm doch die Möglichkeit zu geben, sie auch mit den übrigen Vorzügen seiner Person vertraut zu machen. Diese Bitte tat er vor dem Hause, über dessen Tor

einfahrt das riesige Schild mit der Aufschrift „Alois Reit maier, Kohlengroßhandlung" prangte, und sie wurde nicht abgelehnt. Florian und Leni trafen sich am Sonntagvormittag auf dem Stachus und fuhren nach Hellabrunn. Acht Tage später saßen sie in einem Ruderboot und ergründeten die Schön heiten des Kleinhesseloher Sees, und wiederum eine Woche später — es regnete zum Erbarmen — hatte Florian es fertiggebracht, Leni Reitmaier zu einem Besuch in seinem Atelier zu überreden. Es waren schöne Stunden

ein wenig vorn übergeneigt, hatte die zierlichen Füße eng nebeneinander gestellt und hielt die Hände lässig im Schoß. Ihre Augen folgten Florian, der den Wasserkessel füllte und ihn drüben in der Kochecke auf die Gasflamme stellte. Verwischt und vom Geräusch des Regens zerhackt, klangen die Glockentöne von der nahen Ursulakirche herüber. Unten im Hause schlugen Türen. Im benachbarten Atelier pfiff einer ein Frühlingslied. Leni hörte das alles ganz bewußt. Es war so sonder bar. daß sie hier saß

und sich von Florian bedienen ließ. Sie war noch niemals in der Behausung eines Künstlers ge wesen, und sie war erstaunt, sie so aufgeräumt zu finden. Alles hatte seinen richtigen Platz: die Staffelei unter dem Fenster, der Zeichentisch und der große Schrank drüben an der Wand. Auch die anderen Möbel und Dinge, die den Raum wohnlich machten. Florian hatte ein niedriges Tischchen neben die Otto mane gerückt. Aus einem offenen Wandregal holte er Tasten und Teller, eine Schale Zucker und ein Kännchen mit Milch

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Pagina 3 di 4
Data: 16.11.1942
Descrizione fisica: 4
) 36] So kam der Herbst, und alles ging glatt und gut. Florian pendelte zwischen München, Ammersee und Nürn berg hin und her. Er konnte es sich leisten, denn er arbeitete für Thomas Lincke, der ihn eines Tages in seine Privat wohnung geladen und ihn sehr zuvorkommend behandelt hatte. Die Aufträge, die er ihm gab, wurden gut bezahlt, und wenn Florian in der Frühe zeitig aufstand, so erübrigte er mehrere Stunden für die Ausführung dieser Arbeiten, die ihm leicht von der Hand gingen. Danach saß er in Kösters

Atelier oder malte mehrere Tage draußen am Ammersee. Er war ja jetzt so herrlich frei und konnte sich Zeit und Arbeit nach Belieben einteilen. Zwischendurch fuhr er nach Nürn berg, um seine verzagte Leni wieder ein bisserl auszurichten. Er tat es mit vielen Küssen oder trostreichen Worten, je nachdem. Als Leni einmal zu einem kurzen Wochenendbesuch nach München kam, war Florian mit dem Professor in den Bergen, wo er eine Gruppe von Holzfällern malte, stämmige Prachtgestalten mit nackten

, braungebrannten Oberkörpern und Armen, aus denen die Muskeln wie dicke Stränge her vorsprangen. Florian malte sie wie ein Besesiener. Augen und Ohren, ja, alle seine Sinne fraßen sich hinein in diese Wucht und Kraft, in Licht und Farbe des herbftsonnendurchzitterten Kahl schlages mit dem starken, blauen Himmel darüber, mit dem satten Grün der Bergtannen, die unter den krachenden Schlägen der Äxte bebten, schwankten und stürzten. Er malte die drei Männer im herrlich rhythmischen Schwung ihrer Glieder

, wie sie hinaufschnellten mit federnden Ge lenken, die erhobene Axt in den Fäusten, wie sie hinabsanken zum splitternden Schlag in die aufklaffende Rinde des Stam mes. Blanker Schweiß troff ihnen von den Stirnen und rann in Bächen über ihre nackten Rücken. Köster reiste ab, und Florian blieb. Er schlief bei den Knechten in der Hütte am Berg, aß mit ihnen und ging in früher Stunde wieder mit ihnen auf den Holzplatz. Als er nach München zurückkehrte, brachte er ein Bild mit, fast fertig, und als er es vor Köster

hinstellte, nahm der die Pfeife aus dem Mund und schlug ein Kreuz. Der alte Herr war der Meinung, daß Florian bei diesem Bild der leibhaftige Gottseibeiuns geholfen haben müßte. Die Luft und das Licht der Berge waren darin, die herbe Wucht männlicher Arbeit und die schwermütige Schönheit des ster benden Waldes. Als die große Kunstausstellung in München eröffnet wurde, hing Florians Bild in einem lichten Saal an einem Platz, der durch Kösters Bemühungen so günstig war, daß die Blicke der Besucher gleich

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Pagina 3 di 4
Data: 25.11.1942
Descrizione fisica: 4
. Es war einmal ein Malersmann... Lin heiterer Eünstterroman von Eis« Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrüdt (Bez. Dresden) 41] Mit Grauen dachte Leni an den Frühling, den Florian am Ammersee verbringen wollte, während sie eine ganze, lange Woche in der Stadt ausharren mußte, bis sie sich Wiedersahen. Die Nacht verging. Den nächsten Tag kürzte die Arbeit, und als Leni nach Büroschluß auf die Straße trat, stand Florian vor ihr und lachte über das ganze Gesicht. „Dirndl, wenn du wüßtest

, was ich für eine Überraschung mitgebracht habe", orakelte er geheimnisvoll. „Na, was wird das schon sein? ... Wieder mal ein Bild verkauft?" Trotz gespielten Gleichmutes war Leni doch sehr neugierig. Florian lächelte, sagte aber nichts. Zu Haufe sollte sie alles erfahren. Zu Haufe war Florians Atelier, und kaum waren sie dort und hatten ihre Mäntel abgelegt, holte Florian ein uraltes Metermaß aus seinem Handwerkskasten und begann die Bodenfläche des Ateliers auszumessen. „Zwölf Quadratmeter", sagte er, und sein Gesicht

hatte mit einem Male einen sonderbaren Ausdruck. „Kind, Kind, das sind ja an Fläche achtzigmal mehr Quadratmeter. Herr gott ... achthundertsechzig Quadratmeter .. „Sag' mal, spinnst du?" Leni betrachtete den Freund bedenklich, weil sie sein komisches Getue nicht begriff. „Möch test du mir nicht endlich erklären, was deine Fußboden rutscherei zu bedeuten hat?" Florian legte das Metermaß feierlich auf den Tisch, stand auf und küßte Leni auf den Mund. „Ich bin Grundbesitzer geworden, Herzerl", sagte er groß artig

, „in wenigen Tagen, wenn alle Formalitäten erledigt sind, werde ich achthundettsechzig Quadratmeter Wiesengrund besitzen mit zwölf Obstbäumen, etlichen Beerensträuchern und einer Erdbeerplantage." „Wo ... auf dem Mond?" Leni glaubte es noch nicht, und Florian war beleidigt. „Gott sei Dank auf der schönen, runden Erde, nahe am Ammersee, und dicht neben Kranewitters Haus auf der An höhe." „Nicht möglich!" Leni schnellte hoch, ganz Eifer, ganz fiebernde Erwartung, mehr zu hören. Sie wollte vor allem wißen

, wie er dazu gekommen wäre? Das war bald erklärt. Der Oberförster hatte fein eigenes Porträt gekauft, und da er es nicht bar bezahlen konnte, hatte er sein Stück Obstgarten dagegen eingetauscht. Da Florian der Wert dieses Grundstückes höher erschienen war als der des Bildes, hatten sie sich geeinigt, daß der junge Maler auch noch die Frau Oberförsterin malen sollte. „Und siehst du, Leni, so also bin ich stolzer Besitzer eines Obstgartens geworden. Wenn ich will, baue ich mir ein kleines Gartenhäusel hinein

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Pagina 3 di 4
Data: 23.11.1942
Descrizione fisica: 4
, um ihm für seine gute Meinung zu danken. Ein paarmal hatte sie es schon versucht, sich mit ihm auszusöhnen, aber wenn das Gespräch auf Florian ge kommen war, hatten sie sich nicht mehr einigen können. -Gib den Maler auf, und alles soll so zwischen uns fein, wie es früher war", forderte Alois Reitmaier. Es war eine unmögliche Forderung, und weil sie immer die gleiche bleiben würde, gintz Leni nicht mehr hin. Aber schwer zu ertragen war es doch, mit dem Vater im Unfrieden zu fein und zu wissen

, daß er ihr seine Zustimmung zu ihrem Tun versagte. ..Gräm' dich doch nicht so", sagte dann Florian, wenn er es merkte, und begann vom Frühling zu erzählen. Sobald es wieder warm und grün werden würde, wollte er zum Steinberger-Sepp hinaus. Leni sollte dann an jedem Samstag Nachkommen und bis zum Sonntagabend draußen- bleiben. So machten sie Pläne für den Frühling, während es immer noch schneite oder regnete und die Sonne nur selten aus dicken Nebeln lugte. Der Februar, der doch der kürzeste Monat war, wollte Heuer

und allen Ernstes be haupteten. daß die Welt sich auf eine neue Eiszeit vorbereite. Florian hatte während der langen Wintermonate fleißig geschafft. Farbstudien. die er von seinen Fahrten im Herbst mitgebracht hatte, waren vollendet worden und hingen in schmalen Gold- und Silberleisten an den Wänden seines Ateliers und in einigen Kunsthandlungen. Zwei Zeitschriften hatten farbige Reproduktionen seiner Holzfäller und der Frauen auf dem Kartoffelacker veröffent licht. Das war auch ein hübscher Verdienst

gewesen, und nun wollte eine Kunstzeitschrift einen Artikel über sein Schaffen mit Illustrationen bringen. Florian wußte nicht, wie das alles gekommen war. Es griff wie ein Uhrwerk ineinander, und ihm schien, als zöge ein Erfolg den nächsten bereits nach sich. Wohl gab es auch Ärger, oder es kam eine Zeit, da man sich um Florian Cajetan und seine Bilder nicht mehr kümmerte. Das waren tote Wochen, in denen es so still um ihn wurde, daß ihn ein Katzenjammer nach dem andern heimsuchte. „Da haben wir's, keiner kauft ein Bild, niemand gibt

mir einen neuen Auftrag", klagte er dann Leni sein Leid. Die schalt ihn aus. Lächerlich! Solche Zeiten gingen doch vorbei. Weiterarbeiten. Flori, nicht Nachlassen und für die besseren Zeiten einen Vorrat schaffen. Ach, wenn er Leni nicht gehabt hätte! Florian wußte ganz genau, wie viel er ihr verdankte, wie ihr Zuspruch ihn aufrichtete, ihre Unzufriedenheit mit seinem Kleinmut ihm den Rücken und das gesunkene Selbstbewußtsen wieder steifte. Sie hatte recht: nach stillen Wochen kam wieder eine regsame Zeit

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Pagina 6 di 8
Data: 18.12.1942
Descrizione fisica: 8
. daß er den Bleistift, den er in der Hand hielt, mitten durchknickte. Es war wohl doch nötig, daß er sich mal nach dem Burschen umsah. und wenn der Prophet nicht zum Berg kommen wollte, dann mußte der Berg eben zum Propheten wandern. Leni ahnte nichts von diesen Überlegungen, und als es so weit war, daß der Papa den Entschluß faßte, sich den Kunstmaler Florian Cajetan in den nächsten Tagen einmal unter vier Augen vorzunehmen, saß sie vor ihrer Schreib maschine und polierte sich die hübschen Nägel

. Solchen Beschäftigungen gab sie sich jetzt öfters hin, und am Unrechten Platz, wie der Vater behauptete. Sie waren kein gutes Zeichen für die innere Verfassung eines sonst so fleißigen jungen Mädchens, das während der Arbeitsstunden seine Aufmerksamkeit nicht dem Glanz seiner Nägel, sondern der Sauberkeit und gefälligen Anordnung des Schriftsatzes zu widmen hatte. Mein Gott. Leni gab sich redliche Mühe, während der Bürozeit die Gedanken an Flori auszuschalten. Es gelang ihr nur nicht immer, denn was mit Florian

geschehen war. ließ sich nicht in ein, zwei Stunden ausdenken. Dazu brauchte sie Zeit, viel Zeit, und manchmal fürchtete sie, daß sie es doch nie ergründen würbe. Wie einfach hatte sich doc^ alles ergeben, als Florian noch ihr lieber Bub gewesen war Sie hatten Zärtlichkeiten getauscht wie Kinder. Sie hatten Pläne gemacht und sogar ein Haus zu bauen begonnen mit dem Ziel, zu heiraten und Mann und Frau zu sein. War es nicht, als hätten sie auch das nur gespielt? So wie Kinder Mann und Frau spielen

und sehr wichtig da mit tun? Florian hatte sein Haus fast vergessen. Es stand noch immer wartend da mit leeren Fensterhöhlen und Tür öffnungen, durch die der Wind blies und der Regen hinein spritzte. Ehe es Winter wurde, müßte man Fenster und Türen mit Brettern verschlagen lassen. Florians Bilder hingen bei Gräfe. Drei kleinere hatte er verkauft. Nur den Schäfer von der Rauhen Alb hatte er zurückbehalten, obwohl Gräfe sich wie ein Wilder gebärdete, als er es sah. „Und das wollen Sie nicht herzeigen

? ... Sie Narr, wer hat Ihnen eingegeben, so zu malen?" Der große Mann, in dem viele junge Künstler so etwas wie einen Halbgott sahen, hatte Florian bei den Schultern gepackt und ihn kräftig durchgeschüttelt. „Wer hat Ihnen eingegeben, solche Bilder zu malen?" Ja wer? ... Wenn Leni das gewußt hätte. Manchmal hatte Florian Augen wie seit „Schäfer", und manchmal waren sie so stahlhart und wach, so klar und heilig wie die Augen seines „Dorfschmieds". Wenn Leni bei ihm war. bettete er seinen Kopf nicht mehr

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Pagina 4 di 4
Data: 14.09.1942
Descrizione fisica: 4
war sie jeden Abend zwischen 6 und 7 Uhr mit Florian zusammen gewesen. Manchmal waren sie auch ein Stückchen in den Englischen Garten hineingegangen, doch das tat Leni nicht gern, aus Sorge, von Bekannten ge sehen zu werden. So blieb ihr nichts anderes übrig, als Florian im Atelier aufzusuchen, und eigentlich war es dort auch am schönsten. Sie hatten sich so viel zu erzählen. Flori besprach jede Kleinigkeit mit ihr. Er lud auch seinen Ärger über Huber & Lincke bei ihr ab und ließ sich nur zu gern von ihr trösten

. „Wenn du erst ganz genau weißt, daß du mit deiner Malerei vorwärtskommst, dann kehrst du Huber & Lincke den Rücken", sagte sie, als er wieder einmal ganz verzweifelt war und der schönen Zeit nachtrauerte, die er im Zeichensaal der Firma ungenützt vergeuden mußte. „Was könnte ich alles schaffen, wenn ich frei wäre, Leni!" „Die Zeit kommt auch noch, vielleicht bald. Sei zufrieden, daß du wenigstens nicht zu hungern brauchst wie deine Kollegen, die Zeit haben, aber kein Geld." Florian hatte sie angesehen

. „Ich würde auch lieber hungern, Leni. glaub' mir das!" „Dann tu's doch!" Es war ihr förmlich über die Lippen geflogen und gab Florian einen Riß. Er packte und schüttelte sie. „Wenn mir Köster, Rehmann oder Lörer sagen würden: ,Cajetan, Sie schaffen es, wenn Sie sich dahinterklemmen' ... weiß Gott, Leni, ich gäbe morgen meine Stellung auf und hungerte mich durch, bis ich mein Ziel erreicht hätte." Leni hatte nun sehr viele Sorgen, seit sie Florians Ver traute geworden war. Sie riet ihm, seinen Urlaub schon

jetzt zu nehmen und aufs Land zu fahren. „Du gehst zum Steinberger-Sepp bei Holzhaujen am Ammersee", entschied sie. „Er hat einen Prachthof und ist auf euch Malersleute eingerichtet. Dem bestellst du einen schönen Gruß von mir und sagst ihm, er solle sich von dir malen lassen, da ich mir sein Bild zum Geburtstag wünsche. Dann tut er es bestimmt." Leni tat, als gäbe es gar keine Widerrede. Sie war von dem Gedanken besessen, daß Florian Bauernköpfe malen müsse. „Zeichne und male sie, wo du sie erwischen kannst

", redete sie auf ihn ein, „du kannst gar nicht genug Skizzen und Farbstudien mitbringen. Versuche dich auch an Tieren und nütze die Zeit gut aus. Wenn du dann wiederkommst, suchen wir die besten Sachen aus, und mit denen gehst du entweder zu Köster oder Rehmann." „Ra, na ... bist du aber forsch!" Florian schwindelte es bei dieser Vorstellung, und doch gab er Leni recht. Es mußte nun endlich etwas geschehen, und nach draußen zu fahren, mitten unter Bauern zu leben ... man konnte sich wirklich

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Pagina 4 di 4
Data: 28.12.1942
Descrizione fisica: 4
m einmal ein M»»... Ein heiterer Künstlerroman von Else fung-Lindemann Urheber-Reditssdiutz: Drei Ouellen-Verlag. Königsbrück (Bez. Dresden) 58| Florian schlang seinen Arm um sie und wurde ganz ernst. „Nein. Leni. er .st ein sehr lieber und gütiger Mensch. Wenn man ihn erst genauer kennt, dann muß man ihm richtig gut sein. Du ... was der schon alles während der drei Sitzungen aus mir herausgefragt hat. das glaubst du gar nicht. Von meinen Eltern mußte ich ihm erzählen

, von meiner Ausbildungszeit und vor allem von unserm Häusel. Meine Bilder gefallen ihm sehr, und dann wollte er unbedingt wissen, ob ich auch ein Mädel hätte ..." Leni wurde rot. „Hast du's ihm gesagt?" Florian lachte und küßte sie. „Freilich Hab' ich's ihm gesagt und ihm so viel von dir vorgeschwärmt, daß er plötzlich vor Rührung ganz nasse Augen bekam. Er muß ein sehr weiches Herz haben, der gute Herr Sedlmaier. Jedenfalls find wir auf dem besten Wege, dicke Freunde zu werden." Leni stieß einen kleinen Seufzer

aus. Wie schön das war. und wie sie sich freute. Florian schienen diese Sitzungen mit Herrn „Sedlmaier" auch gut zu tun. Er war trotz ernstester Arbeit und eines ihm zeitweilig förmlich überfüllenden Arbeitsrausches wieder heiterer und gleichmäßiger geworden. Er war ihr wieder menschlich näher, io daß sie ihn besser verstehen und ihm leichter folgen konnte. Aber der Papa? ... Leni wollte ihn heute abend gleich fragen, wie er nur auf den Gedanken gekommen wäre, sich von Florian malen zu lassen. Im Grunde

' schön, sei so gut! Beleidige mir ryeinen Flori nicht, sonst verrate ich ihm, daß der Herr Anton Sedlmaier ein großer Schwindler ist." „Womit du deinen leiblichen Vater nur vorzeitig blvß- stellen und ihm in alle Pläne hineinpfuschen würdest, die sich doch nur zu eurem Besten zurechtgelegt hat", schloß Alois Reitmaier diese Unterredung, denn Tante Marie trat ins Zimmer, die von dem Maler Florian Cajetan leider immer nichts wissen wollte. * / ' " t I / Es schneite. Das schräge Dachfenster in Florians

Ateli-t hatte eine weiße Decke und schuf eine grauweiße Dämmerung im Raum. Alle Viertelstunden mußte Florian den Rahmen mit dem Besenstiel aufheben und die Schneedecke Herunter stoßen. Dann wirbelten ihm dieWlocken ins Gesicht, flatterten auf fein Haar und schmolzen leise weg. Lästig war das, immer wieder von der Arbeit auf springen und sich gegen die unablässig herabrieselnden Schneemassen zur Wehr setzen zu müssen. Na, im nächsten Jahr hatte das ein Ende. Da war das Haus fertig, und das geräumige

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