war. Obwohl überrascht, wehrten sich die Blauen im Anfänge sehr tapfer. Sie waren auch in der Ueberzahl, aber sie hatten es mit Männern zu tun, die gar nichts fürchteten und von einem Hauptmann kommandiert waren, der, obwohl sanft und knabenhaft von Aussehen, doch eine unbe- schränkte Herrschaft auf seine Kameraden ausübte und sie zur höchsten Kühnheit anfeuerte. Er lesbst führte sichere Schläge und alle Kugeln, die auf ihn wie Hagel regneten, schienen ihn nicht berühren zu können. In weniger
als einer halben Stunde waren die Re- publikaner, welche glaubten mit einem viel zahlreicheren Feinde zu kämpfen in die Flucht geschlagen; sie lösten sich in wilder Unordnung auf und die Schuan blieben Herren des Platzes. Darauf zerstreuten sie sich in der Burg, erquickten sich und taten sich auf alle Weise gütlich nach dem harten Strauße. Allein ihr Hauptmann schien für Ermüdung unempfindlich zu sein; er begab sich sogleich in die Ka- pelle, warf sich dort auf die Knie vor dem Gekreuzigten und flehte
auf Seite der Königlichen kämpfte, trat in den heiligen Ort ein. „Es scheint, daß die Blauen ihre Rechnung noch nicht ganz erhalten haben," sagte er lebhaft; „denn Veit kommt eben von der Wache her und berichtet, daß sie draußen im Walde hinter den Bäumen lauern, um uns zu überraschen." „Zu den Waffen!" rief Treuburg; denn dieser war der Hauptmann der Schuan, der vor dem Bilde des Ge kreuzigten so andächtig gebetet hatte. Er erhob sich, glühend vor Kampflust, nahm seinen Stutzen zur Hand und eilte
zur Wahlstatt. Die Schuan, benachrichtigt durch Veit, bewaffneten sich ebenso hastig, in dem Vorhof der Kirche herrschte roßer Tumult. Auf einmal sah Treuburg, wie ein albes Dutzend seiner Burschen auf einen Mann los- zielten, der mit verbundenen Augen und die Hände auf den Rücken geschnallt, nlit flehentlicher Stimme um Gnade bat. „Halt!" schrie der Hauptmann und stürzte sich mit einem Sprung auf den Schauplatz; „wer ist dieser Mensch und was hat er getan?" „Er hat sich in die Seelsorge eingedrängt," ant
wortete ein Schuan, „er hat den Posten des wahren Pfarrers von Lustheim eingenommen, den die Blauen umgebracht haben. Wir wollen nun an ihm unsere guten Priester rächen, die man uns täglich ohne Barmherzig, keit abschlachtet." „Rein!" sagte der Hauptmann und schob die Flin- tenläufe, die auf den Unglücklichen gerichtet waren, auf die Seite; „nie darf das Blut eines Priesters vergossen weroen, nicht einmal eines solchen, der den Bürgereid geleistet hat. Rächet euch lieber an denjenigen, welche Waffen