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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 07.08.1908
Descrizione fisica: 8
hatte, kehrte Otto Voggenhuber, keine fünf Minuten nachdem er diese ver lassen hatte, in seine Wohnung zurück. In der kurzen Zeit total verändert. Heiter/ aufgeräumt, in der besten Laune. Keine Spur von der nervösen Ungeduld und Erregung, die ihn nun schon seit Monaten rastlos und unstät gemacht hatte. Ganz der liebe frohe Mensch, der er bei seiner Ankunft in Wien gewesen war. Frau Voggenhuber wurde ganz warm ums Herz vor aufatmender Freude. Er umarmte und küßte sie herzlich... Das hatte auch schon seit

geraumer Zeit aufgehört. Selbst wenn er lange fort war, mußte sich seine Mutter bei seiner Heimkehr mit einem ver- droßenen Gruß begnügen. „Oh Otto!' schluchzte die alte Frau unwillkürlich auf. Er strich ihr beschwichtigend mit der Hand über den in den letzten Monaten recht grau gewordenen Scheitel, nahm sie beim Kinn und lachte ihr fröhlich ins Gesicht. „Rat mal Mutterl, zu wem ich für morgen früh bestellt bin, um ihm Solitäre für eine Riviera zur Auswahl vorzulegen? Herrn von Stukenbrock! Seit

Gouvernante aber hat sie ge wiß nicht in der Fremde gelassen.' Frau Voggenhuber faltete tief ausseufzend die Hände. „Gott sei Dank, daß sie nur endlich da ist! Wenn Du sie siehst und mit ihr sprechen kannst, sag ihr nur ...' Die Stimme versagte ihr des Schluchzens wegen, das ihr in der Kehle emporstieg. - ' Otto drückte ihr liebevoll die Hand auf den Mund. „Alles, liebe Mutter, und ich hoffe, daß rch Dir eine freundliche Ant wort zurückbringen werde. Ein prächtiger Zufall übrigens, daß sich Stukenbrocks

an mich wenden. Ein befreundeter Ju welier habe ihm von unserer Firma gesprochen, bemerkt er in ' seinem Brief.' ' ^ Voll Ungeduld sahen Mutter und Sohn dem nächsten Tag entgegen. Otto in der Hoffnung, durch Mali etwas über ihre ^Doppelgängerin zu erfahren, Frau Voggenhuber aus Sehnsucht nn«ch Versöhnung mit der von ihr so schwer Gekränkten. Ihr 'war, als ob ein Unsegen auf ihr ruhe, so lange sie nicht ihr Unrecht gesühnt, und Mali's Verzeihung erhalten hatte. Wie eine liebe Tochter wollte sie sie fortan

halten. ' ! .Komm nur so bald zurück als du kannst!' bat sie Otto, als dieser sich am nächsten Morgen auf den Weg nach seiner Bank machte, um dort die benötiKen Steine zu holen und mit ihnen zu Herrn von Stukenbrock zu gehen. ' „Aber gewiß Mama, das ist doch selbstverständlich!' rief 'l-ev'von der Tür zurück. ' Sicherlich würde er sich beeilen. Er wußte ja aus eigener 'Erfahrung nur zu gut, wie schmerzlich das Warten auf etwas 'sehnlich Gewünschtes war. Unerträglich litt er seit Monden darunter

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 04.09.1908
Descrizione fisica: 8
. . Berufskollegen vorlegen.' ^ Dann war auf einmal die Besorgnis wegen Mali wieder Er konnte sich gar nicht genug tun in der Bewunderung da. Sie verließ ihn auch nicht mehr. Sie wuchs im Gegenteil Äer wirklich selten schönen Diamanten, ein Klopfen an der Tür zu einer Macht und Stärke an, als handle es sich nicht nur um unterbrach jedoch deren Besichtigung. „Bitte mich gütigst einen eine Mutmaßung, sondern um eine absolute Gewißheit. Wie Moment zu entschuldigen!' rief er Otto zu, und verließ eilends das kam

sprang er auf und trat ans Fenster. Auf dem Trottoir bahn heut langsamer als sonst. Aber wenn auch nicht ... er drüben marschierte just der Agent vorüber. Er sah seinen wäre selbst bei dem rasendsten Tempo während des Fährens Klienten sofort und blieb stehen. Otto schlug mit der Hand abgesprungen. Hastig griff er nach der bei den Aufsteigestufen wie spieleno in die Luft, erst einen, dann den zweiten Finger angebrachten Messingstange, um siöy auf die Straße zu schwingen dabei ausstreckend

, was in der mit Wiesenberg verabredeten . . . da . . . ein Krach ... ein surrendes, schleifendes Geräusch, Zeichensprache bedeutete: „Holen Sie mich in zwei Stunden ein furchtbarer Ruck ... krampfyaft zuckte der freie Arm Otto's von hier ab.' Wiesenberg griff zweimal an seinen Hut — er samt der kostbaren Handtasche in die Höhe, in einem weiten hatte die ihm erteilte Weisung verstanden. Otto mußte über Bogen flog diese in schräger Richtung durch die Luft und siel über das befriedigte Gesicht lächeln, das erdabeimachte

. Nun, jenseits des Reitweges und der Zweiten Fahrstraße in einen zu verdenken war's ihm nicht, daß er sich über diese Unter- dort liegenden Hausen Baumzweige hinein. In dem plötzlich brechung seiner heute durchaus nicht angenehmen Promenade totstill stehenden Waggon aber ertönten laute Schreie des freute. Er schlug eine so beschleunigte Gangart ein, daß er Schreckens und Entsetzens, Menschen strömten zusammender Otto bald aus den* Augen entschwunden war. zunächst postierte Sicherheitswachtmann flog herbei

ist rissenen und herabgeschleuderten elektrischen Draht ein Kurz dorthin geschickt worden. Ich solle erst übermorgen kommen, schluß stattgefunden hatte, trug man einen Besinnungslosen, Und Sie haben sich jetzt in diesem Hundewetter umsonst be- Schwerverletzten . . . Otto Voggenhuber! „Er ist tot!' „Nicht smühen müssen.' doch, nur bewußtlos.' „Der Draht hat ihn gestreift.'„Nein, Otto war einen Moment lang tief betroffen. Wie voreilig er hätte sich Nicht an der Messingstange festhalten sollen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 30.10.1908
Descrizione fisica: 8
? Da kann er eine schöne Einbuße erleiden,' sprudelte es in er regtem Eifer von ihren Lippen. Mali fiel eine schwere Last vom Herzen. „Sei Darüber ganz ruhig. Tantchen,' versicherte sie tröstend. „Ein Geschäftsfreund Otto's — ein Hofjuweli'er — kam kurz eh ich von Voggenhubers fortging, um sich nach Otto's Be finden zu erkundigen, und bot ihm an, ihn so lange dies nötig wäre, zu vertreten, was Otto mit großem Dank akzeptierte. Und Otto will den Polizeirat Winterhalter bitten, Wiesenberg, so lange er krank

ist, zu beurlauben, damit der unbedingt ver läßliche Mann an Otto's Stelle die nötigen Geschäftswege be sorgt. Er muß jeden Tag herauskommen und Otto's Aufträge entgegennehmen. Du siehst, es ist Vorsorge getroffen worden, daß Otto sich hier ruhig r holen kann.' „Um so besser! Ja . . so in deinen Mundwinkeln? Das junge Mädchen konnte nicht an sich halten, sie brach in ein hellschallendes Lachen aus. Frau Weingartner sah sie belustigt an. „Du lachst dich wohl selber aus, daß der Name „Otto' das dritte Wort

ist, das über deine Lippen kommt, du verliebtes Mädel?' „Oh mein Tantchen, das ist die natürlichste Sache von der Welt. Aber du hattest mir solche Angst eingejagt —- „So? Und darüber .. .?' „Gott bewahre! Aber dich vor Erschöpfung nicht rühren können und dann auf einmal, als dich die Besorgnis um emen Geschäftsverlust meines Otto rebellisch machte, wieder so ganz und vollständig die energische Tante Weingartner sein ... Du warst wahrhaftig in dem Moment die reine Schwiegermutter. „Sie wird von Geschäftssorgen geveinigt

ihm unter ohrenbetäubendem Halloh entgegen. Sogar Nesthäckchen, das seine kleinen Beinchen eben erst gebrauchen lernt, und auf dem Arm Mama's dem Vater entgegengetragen wird, uno Bubi, die von Großmama und Tante Weingartner geführt, hinter ihren Geschwistern dreinstolpert, krähen mit den älteren beiden Jungen um die Wette. Otto Voggenhuber aber sieht aus wie der Mittelpunkt einer Akrobatengruvpe, wenn seine Gattin und die andern bei ihm anlangen: behende wie die Eichkatzen sind seine Zwillinge an ihm m oie Höhe

verzichten zu wollen, da diese durch deinen Bräutigam in.Verlust geraten wären', sagt Otto, indem er Mall umarmt. „Er hat das damals damit beantwortet, daß er sich dir als Trauzeugen anbot, und dir die Dreißigtausend Kronen als Hochzeitsgeschenk zustellen ließ. Jetzt kommt nachträglich ein noch weit größeres. Van der Vijvers Kompagnon ... das müssen wir initeinemsolennenFestfeiern, bei dem unser lieber Polizeirat Winterhalter und Wenkheims nicht fehlen dürfen.

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 07.08.1908
Descrizione fisica: 8
uns setzte sich mit ihrem Strick- Mali Neugebauers und dem lieben traurigen Gesicht,das c? zeug zum Fenster. Statt aber, wie sonst, gemütlich mit ihr zu nicht vergessen konnte, das ihm seit gestern unaufhörlich vor plaudern, oder seine Zeitung in die Hand zu nehmen und durch- schwebte. Was das bedeutete, war ihm vollbewußt. Er hattc zustudieren, holte sich Otto heute ihr Photographien-Album, für sein Herz verloren. das er noch nie vorher auch nur das geringste Interesse be- Nie in seinem Leben hatte Otto

und sich mit ihr aussöhnen möchte. Eine Ohne auf Otto's Worte etwas zu erwiedern, ging sie an wahre Herzenswohltat wäre ihr jetzt ein inniger Verkehr mit ihre Kommode, nahm Mali's Villaus dem obersten Schubfach dem klugen, geduldigen, teilnahnisvollen Mädchen gewesen, und reichte es Otto hin. deren Anschmiegsamkeit sie in ihrer argwöhnischen Verblendung „Sie war es wirklich!' rief dieser mit einem flüchtigen Blick so falsch gedeutet hatte. Aber so oft sie auch beobachtend an auf das Bild. dem Stubenbrock'schen Haus

gewesen sei und Voggenhuber jedesmal nach dieser Wahrnehmung in ihr Heim dort ihre Abreise erfahren habe. zurück. Mit gespannter Aufmerksamkeit hörte Otto seiner Mutter Während Voggenhubers der festen Überzeugung waren, zu, sein Blick jedoch hinAfest und unverrückt an dem Bild in daß Mali mit ihrer Herrschast in Italien weile, lag diese noch seiner Hand. Als Frau Voggenhuber schwieg, sprang er auf immer in hartnäckigem Siechtum im Spital der Elisabethiner- und zog sie mit stürmischer Zärtlichkeit

eine die der geschwächte Organismus des jungen Mädchens nicht so zuverlässige ist? Daß sie sich wirklich nicht in Wien befindet?' bald überwand. Langsam, sehr langsam ging es der Genesung „Das ist ganz sicher, mein Kind.' - entgegen. Der Februar war fast vorüber, als Mali so weit Otto atmete tief und erleichtert auf. „Dann kann ich sie war, das Krankenhaus und ihre gütigen Pflegerinnen ver natürlich nicht gesehen haben.' Er betrachtete von Neuem das lassen zu können. ^ Bild. Aber diese Ähnlichkeit! Ich hätte darauf

Otto antwortete nicht, streckte sich der Länge nach auf's und Genesung gefunden. Auch für sie erkärte der Arzt reine Sopha, schob Mali's Bild wie aus Zerstreutheit in seine Brust- Nachkur in einem südlich gelegenen Luftkurort für durchaus taschs und schloß die Augen. Daß er jedoch nicht schlief, sah notwendig. Er riet ihr, nach Bozen oder Meran zu gehen. Frau Voggenhuber ganz genau. Sie überließ ihn jedoch ohne Die Dame wollte sofort diesen Rat befolgen, sich nur noch nach eine Bemerkung

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 28.08.1908
Descrizione fisica: 8
m dem vorübergleiten lassen. Das war jedoch gar nichts gegen die eben noch so teilnahmslosem Gesicht, wie sieMali noch me an Gründlichkeit und Ausführlichkeit, mit der Otto Voggenhuber einem Menschenbeobachtethatte. .,Em Leuchten und Flammen seiner Mutter jenes kurze Sehen von Waggon zu Waggon war m semenAugen, die siA m ihr Gesicht bohrten, und wie schilderte. Nicht ein Wimperzucken Mali's, auch nicht das schrankenlose, jubelnde Glückseligkeit^ strahlt? es m dem seinen kleinste Detail ihrer Erscheinung

zu erfragen. doch konnte sie dies kurze Sehen nicht vergessen. Wenn Obwohl Otto fortwährend beteuerte, daß es ihm ganz vor- an zene Begegnung dachte, mitten m^emer züglich schmecke, aß er in seiner zappelnden Erregung doch kaum Mschaftigung, die ihr ganzes Interesse fesselte, wahrend der fo viZ, wie ein Spatz zum Sattwerden braucht. Nicht einmal Mauderelen mit ihren Zöglingen. . . seinen schwarzen Kaffee durfte die Mutter aufgießen. „Den Menden Augen da, und starrten sie trllnken, leidenschaftlich schenke

er sich, es sei zu warm.' Aus jeder Bewegung von m ' 'i.' ' ?un öben mit dem Blick, den sie^ ihm, aus jedem Wort, das er sprach, leuchtete die Ungeduld: Augen, und nie m denen emes anderen Menschen ge- ^ur fort, um zu erfahren, wo er die schmerzlich Betrauerte end- z ?atte. lich auffinden könne. Seltsam, so seltsqm war das alles . . . Mit feuchten Augen, aber glückselig lächelnd, beobachtete . Frau Voggenhuber vom Fenster aus die tolle Hast, mit der Otto > die glutheiße Straße hinabstürmte

haben. V und stellte die appetitlich arrangierten Speisen emstwe^ m ^ Hinblick darauf brachte sie mit ihrer Aufwartefrau in u?armen Wasser gefüNe Schalen. Da ^^?uten sie größter Eile Küche und Zimmer wieder in Ordnung, suchte bis Otto kam^hne Schaden zu leiden. Es ma hierauf ihren schönsten Sommerstaat zusammen und kleidete ^ sich zum Ausgehen an. Als sie fertig war, packte sie das ver- ^ ohnehm ^ gut wie gar nicht hängnisvolle Spitzentuch fein säuberlich in ihr Handtäschchen ... ^^7,pudere inständig

wollte sie Mal! bitten, die ^llrsache des bitteren Un- ^?tat es so gut ^ ^ Kummer hielt sie wach, gemachs, das sie beide erduldet, als Geschenk entgegen zu «noersehen- «in bl -i- ^ ^ ^ p,. konnte Otto kommen, schwerer Schlaf. Mit emem so herrlichen Traum! . . ^ . ' ' Mutter'' : . Mali war da. Gesund, stark, blühend schon.. Und Otto .. ^ (Fortsetzung folgt.) . . ^ stand neben ihr, hatte die Arme um sie geschlungen, und beide lachten sie, strahlend vor Glück, so recht innig, seelenzufrieden liebevoll

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 14.08.1908
Descrizione fisica: 8
angedeihen zu lassen. — ? Unzählige male war Frau Voggenhuber schon zum Fenster gelaufen, aber so angestrengt siie auch straßauf, straßab spähte, .von Otto war nichts zu erblicken. Und er hätte doch schon längst, längst wieder da sein müssen. Heute, wo noch dazu ein besonderer Grund für seine rasche Rückkehr vorlag, heute hatte er sogar die Speisestunde vorübergehen lassen ohne zu erschei nen, er, der stets die Pünktlichkeit selbst war. Das war noch nicht dagewesen, nur ein ernstes Vorkommnis konnte

ihrem Sohn die Eingangs tür zu ihrer Wohnung. Mit schweren, schleppenden Schritten kam Otto langsam über die Stiege herauf. Nun sah sie auch sein Gesicht. Großer Gott ... sein Gesicht .. .! Er bot ihr keinen Gruß, als ob er sie gar nicht wahrnehme, ging er schweigend an ihr vorüber in die Wohnung. Sie folgte ihm auf dem Fuße. „Otto!' schrie sie ver- zweiflungsvoll auf, als er ihr auch jetzt noch keine Beachtung schenkte. Er zuckte zusammen, und strich sich, wie aus dem Schlafe aufgeschreckt, mit der Hand

, was mit ihr werden würde. Aber ihr Bettgeld trotzdem stets pünktlich auf die Minute...' Und weiter... Mali's Erkrankung, für die sie unter Tränen Gott gedankt habe... Frau Voggenhuber grub sich die Fingernägel in's Fleisch, um während Otto's Bericht nicht laut aufzuschreien. Das alles war ihre Schuld! Otto bemerkte nichts von der Verzweiflung der alten Frau. Er sah nur, was er schilderte: Mali Not und Entbehrung er duldend! Und weiter erzählte er. Daß Mali nach ihrer Ge nesung eine Stelle als Reisebegleiterin erhalten und Wien ver

und die wären ihr von der Schwester pünktlich aus gerichtet worden. Den Zettel jedoch, auf den Mali ihre Adresse notiert, hätte sie glücklich vertrödelt. „Abgereist von Wien, unbekannt wohin,' habe sie darum auch MÄi auf der Polizei abmelden müssen. Natürlich hatte sich Otto mit einer so vagen Auskunft nicht begnügt, er war selbst zu Frau Paspischlll's Schwester gefahren von der er jedoch nichts anderes herauspressen konnte, als wa:> ihm Mali's Wirtin bereits erzählt. Es war ihm daher nichts anderes übrig

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 31.07.1908
Descrizione fisica: 8
Untugenden des Mißtrauens und der Ver dächtigungssucht mit festem Willen ausrotten müsse. So froh und freudig ihr aber auch fast beständig zu Mut war, am wohlsten fühlte sie sich doch in den traulichen Stunden, in denen sie still mit ihrem Sohn beisammen saß und ihm zu hörte, wie er rechnete und plante und Zukunftsträume spann. Zukunftsträume, oie keineswegs nur Phantasiegebilde waren, sondern die greifbare Wirklichkeit zum Untergrund hatten. Zehn, fünfzehn Jahre mit solchem Gewinn welterarbeiten — Otto

bezog neben seinem festem Gehalt einen hoch bemessenen Prozentsatz von jedem durch ihn bewerkstelligten Verkauf -- und er hatte genug erworben, um ein eigenes Geschäft zu be gründen. Wie glücklich hätte sie sein können, wenn die Erinnerung an Mali nicht gewesen wäre. Wenn sie nur ihr Vergehen wieder gut machen könnte! Sie wußte ja nur zu gut, daß Otto die schlimme Sache weder vergessen hatte, noch verwinden konnte. Sie wußte, die Erinnerung an sie ging mit ihm als schmerzliches Bedauern

, daß seine Mutter, die er so herzlich liebte, sich zu einer so tadelnswerten Handlung habe hinreißen lassen. Auch seinet wegen wünschte sie darum das Geschehene zu sühnen und da durch frei zu werden von ihrer Schuld; Otto sollte sich seiner alten Mutter nicht zu schämen brauchen! Je mehr die Zeit Fortschritt, je mehr steigerte sich das Ver langen in Frau Voggenhuber, und getrieben von ihm, , machte sie sich, ohne Otto etwas zu sagen, eines Tages auf den Weg nach dem Stubenbrockschen Hause, um Mali womöglich

mit nach Italien genommen hatten — ihre Bitte an das junge Mädchen mußte sie persönlich, nicht brieflich vorbringen. Da hieß es eben warten, bis Mali aus Italien zurückgekommen sein würde. An dem Tag. an dem Mali sich ihre Erkältung geholt hatte, war Otto Voggenhuber in lässigem Bummelschritt durch die be lebten Straßen der inneren Stadt geschlendert. Diesmal ohne die kleine schwarze Handtasche, in oer er die Etuis mit den kostbaren Siemen zu seinen Kunden zu tragen pflegte, und ohne seinen polizeilichen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 1 di 8
Data: 04.09.1908
Descrizione fisica: 8
Verlagsanstatt Minerva A.-G. in Zürich und Würzburg. Nr. 36 Sratisdeilage zum „pusterthaler Kote'. lSVS Ungerecht verdächtigt, Roman von I. Zink-Maishof. i (Fortsetzung.) (Nachdruckverboten.) Das tat Otto jedoch nicht. Die Zeit verging und verging, immer langsamer wie es Frau Voggenhuber vorkam, mit blei erner Schwerfälligkeit krochen die Zeiger der Uhr auf dem Zifferblatt vorwärts . . . Otto erschien nicht!- Was hatte das zu bedeuten? . Endlich hörte sie ihn die Treppe hinaufkommen

— seinen Schritt hätte sie unter Tausenden erkannt. Sie öffnete rasch die Tür, und ihr ganzes Gesicht war eine erwartungsvolle Frage. «Nun . Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. ' „Zieh' dich nur aus, Mutter, mit dem Fortgehen ist's nichts. Mali ist in Wien noch nicht ge meldet.' Wie gelähmt fielen Frau Vog genhuber die Arme herab. „Ja aber . . . wie geht denn das zu?' stammelte sie fassungs los. Otto zuckte die Achseln. „Wenn ich das wüßte! Da sie im Meldebuch nicht verzeichnet war, bin ich zu Frau

, auch aus Mali's Anzug ließ sich das entnehmen.' Frau Voggenhuber rang die Hände. „Lieber Gott im Himmel . . wieder warten! Immer nocb im U?g2^iss2N blasen I Tas ist zu hart!' Otto seufzte. Von der Fernfahrt des Grafen Zeppelin: Zeppelin in der Gondel am Steuer im Augenblick der Landung bei Echterdingen. „Das ist es. Ich will aber tun was ich kann, um diesen unerträglichen Zustand abzukürzen. Ich und Wiesenberg wer den der Reihe nach alle Sommerfrischen rund um Wien ab suchen/ in den Wirtshäusern und Kaufläden

ist es leicht zu erfahren, welche Familien eine Gouvernante bei sich haben. Mali's Photographie nehmen wir mit um sie den Leuten zu zeigen, vielleicht gelingt es auf diese Weise, sie früher aufzufinden.' „Das gebe Gott!' sagte Frau Voggenhuber trostlos. Ich werde mich Euch natürlich an schließen.' Ein ruheloses Pilgern durch die herrliche Umgegend Wien's begann. So große Naturfreunde aber auch Frau Voggenhuber und Otto waren, jetzt hatten sie keine Augen für ihren Reiz. Ähre Blicke waren einzig und allein

, die ihnen hier zum Ziel verholfen haben würde, keine Veranlassung. Ah nungslos, wie nahe sie der Ge suchten waren, zogen sie weiter. Wenn Otto auch nicht mehr so trostlos verzweifelt war, wie nach seiner Rückkehr aus Paris, sich ' eine stch fortwährend steigernde nervöse Unruhe quälte ihn doch unaufhörlich. Marternde Be fürchtungen stiegen in ihm empor. Wie, wenn Mali's Herrschaft garnicht in Wien domizilierte und sie mit ihr im Herbst in die Ferne zog? Dann war nnd blieb sie ihm verloren

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 31.07.1908
Descrizione fisica: 8
das auch Mali heute ^rüh hatte anklingen lassen — eiskalt durchriefelte es dabei Wieder die alte Frau. . „Denke dir einmal, daß mir so etwas widerführe!' stellte ihr Otto vor, „glaubst du, mein Chef hätte mich seines Ver trauens gewürdigt, wenn von jemand die Anschuloigung der Unehrlichkeit gegen mich erhoben worden wäre? Und wenn zehnmal ungerechter Weise — es bleibt etwas an der Person hängen, der man derartiges vorwirft. Darum ist es auch unsere Pflicht, dem Fräulem wenigstens für alle Fälle

den Be weis in die Hand zu geben, daß ein Unrecht gegen sie begangen worden ist.' Und ahnungslos, daß das Unheil, dem er vorbeugen wollte, bereits über das junge Mädchen hereingebrochen sei, hatte Otto den Entschuldigungsbrief geschrieben, dem von seiner Empfän gerin so wenig Bedeutung beigemessen worden war. Daß keine Antwort auf semen Brief kam, fand Otto voll kommen begreiflich. „Weißt Du Mama', äußerte er sich wiederholt zu semer Mutter, „wir lassen einige Zelt verstreichen und dann gehst

in Diamanten für Osterreich und einen Teil Deutschlands fast ausschließlich in die Hände Otto Voggenhubers. Der junae Mann war selbstverständlich hocherfreut darüber, daß sich die Idee seines Chefs so glänzend oewährte und er so außerordentliche Erfolge erzielte. Aber noch weit glücklicher wm seine Mutter. Den geliebten Sohn mit freudestrahlendem Gesicht

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 1 di 8
Data: 14.08.1908
Descrizione fisica: 8
der, Herr von Stukenbrock,' rief Otto eifrig. „Meine Mutter war schon selbst hier, um dem Fräulein ihre Bitte aus zusprechen, hörte aber, daß sie mit ihnen nach Italien gereift sei. Da sich solche Dinge aber brieflich nicht erledigen lassen, blieb uns nichts übrig, als ihre Rückkehr abzüwarten.' Herr von Stukenbrock machte ein ganz merkwürdiges Gesicht, und sah mit belustigtem Sarkasmus zu seiner Gemahlin hinüber. „Die Gouvernante, die mit uns von hier abgereist ist? Ach mein lieber Herr Voggenhuber

, das wir in Wien für die Reise engagier ten? — hatten wir übrigens nicht ein mal Zeit und Gelegenheit, das zu er proben,' fuhr Herr von Stukenbrock wieder zu Otto gewendet fort. „Schon in Venedia beklagte sie sich über Heimweh und verließ momentan ihren Dienst.' Ganz verwirrt hatte Otto die Erörterungen Herrn von Stukenbrocks angehört, bei den letzten Worten desselben jedoch verwandelte sich seme Betroffenheit in Erstaunen. „Pardon, Herr von Stukenbrock,' fiel er diesem ins Wort, Das Münster z« Basel

/weil sie ein wertvolles Spitzentuch gestohlen hatte, und die ich deshalb selbstver ständlich augenblicklich entließ.' Entrüstet fuhr Otto von seinem Stuhl in die Höhe. . „Um Gotteswillen gnädige Frau — das ist ja entsetzlich!' rief e? außer sich. „Sie haben dem armen Mädchen ein schweres Unrecht zugefügt. Die Sache hatte sich ja schon während der Anwesenheit meiner Mutter vollständig aufgeklärt, so daß auch nicht der Schat ten- eines Verdachtes an Fräulein Neu gebauer hängen blieb, was außerdem ein EntAuldrgunHsbrief

.' „Es war nicht meine Sache, über ihre Schuld oder Unschuld Untersuchung gen anzustellen!' brauste die Hausherrin auf. „Mir genügte es vollkommen, daß ich der Person wegen den Skan dal erleben mußte, die Polizei in mein Haus eindringen zu sehen. Die Verantwortung für die selbstverständlichen Folgen dieses Vorkommnisses fällt denen zur Last, die es verursacht hatten.' Totenbleich verbeugte sich Otto Voggenhuber vor der Sprechenden. „Sie haben von Ihrem Standpunkt aus Recht, gnädige

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