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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 13.03.1908
Descrizione fisica: 8
„Und ich führe sie zur rechten Zeit wieder wohlbehalten pikant, und erwies ihr gleiche Aufmerksamkeit wie jeder anderen zurück', fügte Leo hinzu. Dame ohne irgendwelche Auszeichnung. „Reich mir die Hand, mein Leben, komm' auf mein Schloß Auch Wanda konnte sich nicht recht erwärmen für die neue mit mir', singt Wanda mit komischem Pathos. Freundschaft, dagegen fühlte sie fich mehr und mehr zu Edith „Du hast ja eine prächtige Sonntagslaune heute', lachte hingezogen, deren Gemütstiefe

ihr sehr sympathisch war, ob« Edith zurück, „wer könnte oa widerstreben?' wohl sie selbst sich bemühte, oberflächlich zu erscheinen. Sie Sie nimmt den Hut, und Leo folgt jeder ihrer Bewegungen, hatte Edith erzählt, wie ihr Bruder sonst alljährlich in den die ihm so voll natürlicher Anmut erscheinen, daß er das Auge Ferien größere Reisen gemacht, dieses Jahr aber darauf ver gär nicht von ihr wenden kann. zichtet habe, und obwohl sie nicht ,äußerte, warum — so rief „Heute sind wir fast Alleinherrscher in den ganzen

, weiten doch eine Stimme in Ediths Herzen voller Jubel: Klosterräumen', plauoerte Wanda, „und da es so heiß draußen „Deinetwegen wellt er hier in den stillen Bergen!' und innen so kühl ist, so wollen wir dasselbe einmal durchwan- Obwohl von Natur mißtrauisch und darin bestärkt durch dern, und Leo kann unser Cicerone sein. Gefällt Euch der einige verletzende, bittere Eindrücke aus der Kindeiyeit, hatte Vorschlag?' es Üeo doch verstanden, durch feinsten Zartsinn das Mißtrauen „Gewiß', bestätigte Edith

und be- selbst die der Wönen Ungarin, gar nicht beachtete, sondern stets suchen die Kapellen und Grüfte unter der großen Marienkirche, mit gleichem Interesse zu ihr zurückkehrte und jetzt meist nur da gibt es noch zahllose verborgene Kunstwerke von historischem ernste Gespräche mit ihr führte, so sagte sie sich im tiefsten Wert, gewiß wiro Fräulein Edith dies interessieren!' Herzen: er liebt meine Seele, nicht mich, wie könnte er auch? Ob es sie interessierte? Für jede war es ein Genuß, Leo Ich bin ja nicht schön, ach

für seit einiger Zeit äußerst reizbar und verstimmt. Die sonst so beide jene Stunden, wo Liebe lehrte und Liebe lauschte, wo harmlosen Scherze zwischen den beiden wollten nicht mehr recht die Harmonie der Seelen im Austausch der Gedanken und aufkommen. Manche unbedachte, spöttische Bemerkung des jungen Urteile sich immer deutlicher offenbarte. Es war für Leo ein Mannes über den „Schulfuchs', wie er Leo nannte, scheuchten nie zuvor empfundener Genuß, Ediths feines Verständnis für das junge Mädchen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 18.11.1910
Descrizione fisica: 8
(fortlettung.) vie Insel des frieäens. k^oman von Margarete v. Oerzen. n eben deinselben Abend, da Zdenko bei der Prinzessin Brannenberg zu Nacht speiste, fuhr ein einfacher Fiaker vor Stephans Haustür vor und ein junger Mann stieg sehr hastig aus. Stephan hörte durch die Stille den Wagenschlag klappen und blickte mit Neugier dem späten Besuch entgegen. In dem braunen Überzieher, dem gar zu unscheinbaren Zivil . . . war das wirklich Leo? Er war mager geworden und seine Haltung

hatte viel von der siegesgewissen Sicherheit verloren, die ihm einst charak terisierte. Stephan hob, stumm vor Verwunderung, beide Arme- „Servus, Rautenstern', rief Leo ihm mit einem kurzen Lachen zu. „Die halbe Welt, das heißt ganz Wien, Hab' ich nach dir durchforscht, bis ich auf deine Spur kam.' „Alle guten Geister, Leo! Das nenn' ich eine Überraschung! Wie kommst du in dies schauderhafte Gewand? Warst du schon auf dem Wetterhof?' „Werde mich kurios hüten, Freund,' erwiderte Leo, sich in einen Stuhl werfend. >,Direkt

vom Bahnhof, wie du mich da siehst. Mit dir Hab' ich zu reden, nicht — pardon! mit den . Werbern. Zdenko nicht ausgenommen.' Stephan streichelte sein Kinn und ging umher, das Nötige für einen Tee mit Rum zu richten. „Deine Stimmung ist recht nett, Leo. Sag' mal ... wie viel brauchst du?' Der Leutnant trommelte mit seinen Fingern auf dem Tisch. „Es wundert mich nicht im mindesten, daß du auf die Frage verfällst. Schau mich an, Stephan! Bin ich nicht ein schnei diger Husar?!' „Hm, hm,' murmelte Stephan

besorgt und musterte ihn von der Seite. „Das wird dir niemand absprechen, denk' ich.' „Seit acht Tagen hat's ein End'! Ein freier Vogel bin ich, die bunten Federn hängen am Nagel.' Jetzt erschrak Stephan wirklich, er warf die Teebüchse auf den'Tisch und packte Leo an den Schultern. „Was soll das heißen? Ich bitte dich, rede ernst!' ^ „Daß ich meinen Abschied habe, heißt das.' über Stephans Brauen zuckte es. Durch den leichten Ton hörte er die Bitterkeit, den grimmigen Schmerz. In dem Lächeln

des noch so knabenhaften Gesichtes sah er den Spott. „Du! und den Abschied, du warst ja mit einer Passion Offizier — sei mir nicht bös, Leo, ich kann mir das nicht zu sammenreimen.' „Glaub' ich, Freund, glaub' ich! Frage nicht mich, frage die auf dem Wetterhof! Frage sie, wer es verschuldet hat. Ich war jung, ich war reich, ich war leichtsinnig. Das zweite war eine — ein Irrtum. In Wahrheit bin ich arm gewesen! Ein Tag ist gekommen, der mich erleuchtet hat. Mit diesem Tage kam auch der Bruder einer reizenden

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 06.03.1908
Descrizione fisica: 8
, der zum Ball gehen wollte.' ihm stets offenen, höheren Gesellschaftskreise. Als er ?n den Korridor trat, erwartete ihn Wanda, und Jetzt sind sie mitten im Waloe. Die kleine, hohgezimmerte nach herzlichem Morgengruß ging sie mit ihm in das Wohn- Nestauration sendet schon heißen Kaffeedutt heraus, mehrere zimmer. der im grünen Plan aufgestellten Tische und Bänke sind schon „Hier — Leo, hast du deine Begleiterin,' damit schob sie besetzt, und Edith sucht eifrig den bestgelegenen Platz heraus. ^ Leo hinein

— und Dann kramen sie zusammen alle Taschen und Körbe aus, zu „Mama erschreck' nicht, Leo ist extra hergekommen, um dich sehen, was die Tante für Hochgenüsse eingepackt habe, statt meiner in den Wald zum Frühstück zu führen.' Nicht lange währt es, da sitzt man vergnügt beim Kaffee, Damit war der Schalk verschwunden. und Edith ist eine reizende kleme Wirtin. Durch alle Winkel des Zimmers flogen Leo's Augen, und „Wollen wir uns, da die Tanten mit ihren Stricknadeln ärgerliche Enttäuschung malte sich auf semem

Gesicht. die Welt einreißen, indes den Wald beschauen?' sagte Leo zu „Aber diese Überraschung,' ruft die Frau Majorin und der etwas nachdenklich gewordenen Edith. 1 schlägt beide Hände zusammen, „wo kommst du denn her? — „Ja, das können wir, wenn es ihnen angenehm ist', und Aber — du siehst mich wohl qarnicht? Sag' doch bloß — was von dem Kinde ist nichts mehr zu merken. — „Auf Wiedersehen, dir ist und wo ou herkommst?' Tantchen und Mamachen', sagte sie errötend. I „Direkt aus dem Bett!' erwiderte

er, mit sich kämpfend, Leo zieht Ediths Arm durch den seinen, und sie gehen die Enttäuschung zu überwinden. schweigend durch den duftigen Wald. Mit der größten Sorg- „Das rann ich mir denken, daß du nicht aus Sibirien kommst,' falt beugt er jeden Zweig zurück, Hilst ihr über jede Vaum- erwiderte die Mama etwas beleidigt. „Wanda Härte mir auch wurzel hinweg, pflückt ihr ein kleines Sträußchen Vergißmein etwas sagen können!' nicht, überhäuft sie mit Aufmerksamkeit. — es ist die alte, alte „Verzeih', Mütterchen

,' sagte er, nun er sich gefaßt, und Geschichte, wie die Liebe unvermerkt in zwei junge, unschuldige umschlingt sie dabei zärtlich; „ja, Wanda — das Blitzmädel —, Herzen einzog. ' , der werde ich die Bosheit austreiben!' Als Leo und Edith von ihrem Waldspaziergang nach Mr Leo aber horchte nach der Türe, da hörte er deutlich Wandas Nestauration zurückkehren, ist der Platz vor derselben leer, Mama heimliches Kichern und obendrein merkte er, daß er errötete wie und Tante längst heim. Die Sachen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 20.03.1908
Descrizione fisica: 8
unterhalten,' spricht Leo ruhig mit einem ernsten Blick auf den gehe jetzt mit Herrn Leo Braun zum Papa auf einen Augen- Freund und reicht Edith den Arm. , ^ blick.' „Otto — begleite mich zu Frau Wende!' kalt Und klar Damit drückte Edith der Kranken die Rosenknospe in die dringen die ernsten Worte der Baronetz an Ediths Öhr. Diese Hand, und beide nickten ihr freundlich zu. hat sich, ohne einen Blick oder einen Gruß zum Ausgang des Maria und Martha waren weggegangen, und Klara half Gartens

gewendet. dem Papa die Rechnungen einheften. Beide waren nicht wenig „Einen Augenblick!' ruft der Baron, dann neigt er sich zu erstaunt, als Edith vor Erregung glühend, ^nit einem fremden Edith und spricht in warmem Tone: Herrn ankam. - „Wie bedaure ich, daß wir nicht länger verweilen; wenn „Papa, Herr Leo Braun wünscht dich kennen zu lernen, 7- Sie indes Ihrem Herrn Papa meinen Freund vorstellen wollen, bitte, Herr Braun, das ist mein lieber Papa,' sprach sie eifrig so warten wir bis zum letzten Zug

. Ich sehe Sie dann noch und führte den sich erhebenden Rentmeister Leo Braun ent? — werde meinen Freund bei Ihnen abholen. Indes — auf gegen. . Wiedersehen!' „Ich habe die Ehre?' sagte dieser mit stummer Frage im „Günter — komm sofort,' ruft die Baroneß auch dem Kna- Blick. . ben zu, gleichsam als wollte sie denselben aus der plebejischen „Leo Braun, Student der Philosophie,' vervollständigte Gesellschaft entfernen. dieser die Vorstellung. Wie selbstbewußt — den Kopf stolz in den Nacken geworfen

, „Und dies meine Tochter Klara, zeitweise mein Sekretär,' schreitet die Baroneß dahin, jeder Zoll eine Aristokratin. Leo fügte freundlich der Herr Rentmeister hinzu. . und Edith sehen ihr schweigend nach! Die blauschwarzen Haare Nach wenigen Minuten ist der Papa informiert. Er hat quellen in fessellosen Locken unter dem kleinen Hütchen hervor, erfahren, daß Leo der Bruder der freundlichen Dame war, die vie schlanke, leichte Gestalt ist in jeder Bewegung tadellos, und Eoith damals mit abgeholt, daß er Edith im Gebirge

kam, um Leo abzuholen. So kurz wie der Besuch, so zu Leo. kurz war der Abschied. „Finden Sie das?' fragte er zurück. , Die Baroneß wollte nicht mit dem .Nachtzug fahren, und „Gewiß, sie ist aber wohl sehr stolz?' so- mußte man den.früheren benutzen. ' * - „Ich könnte das nicht sagen, ich glaube im allgemeinen „Jedenfalls kommen wir zwei einmal wieder; ich finde es nicht — aber — lassen wir das,' sagte er, den gleichgültigen hier ganz angenehm als Landaufenthalt. So leben Sie wohl Ton abstreifend

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 30.09.1910
Descrizione fisica: 8
zch sehe alles ein. Danke dir auch, Mama, für die Wochen ier. Heute abend fahr' ich nach Wien.' Die Gräfin faßte sich stöhnend an den Kopf, während ihr ?citer Sohn das Zimmer verließ. „Leo!' schrie sie ihm heiser nach. „Was hat er vor! Oh, 7ir schnürt's die Kehle zusammen, erst Kari, dann Leo, ich nicht, Bub'— so bang wird mir's.' „Es sollt' mich nicht wundern, wenn wir alle verrückt mden', sagte gleichmütig Zdenko. „Ja, Mammi, eines bleibt och übrig. Mit meiner Brapt muß

. Der Frühling 'YS, Vielleicht im Sommer.' ^le Gräfin starrte auf die grellbeleuchtete Wand, bis ihr 'Augm tränten. . . ...Und wen soll ich notieren für die Partie? Man könnte einer Coach bis Forst fahren und von dort zu Fuß ...' ' ^o.iie.re Margot und Andorine Brannenberg, die beiden Mterjteins, Leo, wenn er noch da ist, und vielleicht zwei ^ erfinde irgend welchen Vorwand, die Hauptsache muß bm ' ^ andern wollten durchaus diesen Ausflug unter- ^men, ich konnte sie von ihrem Entschluß nicht abbringen

der ^ wichen, fuhr hastig suchend umher. Ihren '^yre Handschuhe, die Hutnadel! ^ wollte sie sofort reden, die übernahm die Denderts nach seinen und Leos Gemächern, um dachen mit dem Bruder. Ein „fäcke' zwischen ü könnte sehr üble Folgen haben. > 'send, jovial führte er sich ein. Leo saß im Hausrock vor seinem eleganten Schreibzeug und sah verstimmt aus, als jemand eintrat.. Dieser Jemand war der Bruder. - Zdenko erschrak. Rote Ränder zogen sich um Leos Augen. Er war kreidebleich. „Du, Leo', sagte Zdenko

unbefangen, „die Andorine Brannenberg hat wieder eine Kaprize, sie will durchaus nach Partschins, in einer Mailcoach mit unserer ganzen Clique. Ich bin verhindert; du weißt warum. Aber du, geh', sei gescheit und geh'mit!' „Ich bedaure unendlich', erwiderte Leo steif. „Ich reise heute abend ab.' „Was! Du reist?' Zdenko legte ihm brüderlich die Hände auf die unwillig zuckenden Schultern. „Sei doch gescheit! Wegen den paar dummen Worten da vorhin? Wirst doch kein Frosch sein!' Leo befreite sich endgültig

von den Bruderhänden. „Ich reise, weil es sein muß. Macht Ihr Eure Ausflüge. Ich Hab'heut'einmal klargesehen. Selbst ist der Mann! Recht habt Ihr. Ich stehe auf meinen eigenen Füßen und will nicht abhängig sein von den Groschen, die Mutter und Geschwister mir zuwenden; ohne Sorge, Zdenko! Werd' Euch keine Mühe mehr machen.' Er sprach ruhig, ohne Hast und ohne Bitterkeit. „Leo!' sagte sein Bruder gedehnt und entsetzt. „Sans rancune deshalb', schloß Leo, indem er die Schieb lade seines Schreibtisches aufzog

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 20.03.1908
Descrizione fisica: 8
„'Gewesen', lächelte Leo, mit einer Überlegenheit, als habe ' Leo schien es, als ob um die Äugen der Baronesse dünkte er schon die WA überwunden. Schatten lägen: um den Mund zeigte sich ein fremder Zug, der : „Scherz belferte, rch habe dre letzten zwei Jahre manches zu dem jungen, schönen Gesicht gar nicht paßte; er schien von getrieben, was mcht nötig war uud wonach man bei meinem geheimem, verborgenem Weh zu erzählen. Die Unterhaltung Examen nicht fragen wird. Käme

eines ländlichen Idylls — eines Lust- ' „Ja deswegen', nickte Leo; er hätte wohl hinzufügen spiels, oder Aufführung lebender Bilder mit Rücksicht auf be wölken, weu es den Meinigen unmöglich wird, weil ich es mcht stimmte Momente aus dem Leben der damit zu Feiernden, länger verlangen kann, daß sie alle für mich darben, alles für Nachdem man lebhaft hin und her gesprochen, wobei es auf- mich opfern!^ Aber er schwieg, so offen er sonst auch gegen fallend war, daß Luise sehr wenig teil daran, nahm, versprach

seinen Freunds war. Leo, ein Programm zu entwerfe^ und es in den nächsten Tagen ' „Ich bm schon ganz warm. Aber nun, ich bin auch nicht der Gesellschaft vorzulegen.' umsonst gekommen, ich habe eine Bitte, versprich mir Gewährung.' So schied man heute und der Wagen des Herrn Barons ' „EH hören!' führte Leo wieder in seine stille Klause. „Nein, erst gewähren!' - Die Zeit verging schnell unter den Vorbereitungen und den s „Nun, es rorrd doch kein Meuchelmord sein, den du von Proben zu dem Feße, welche außer

dem geplanten Ziel für m,r forderst?' - jeden einzelnen der jungen Leute Anregung und Interesse bot, - „Bewahre! Mcht gar so schrecklich! Aber schrecklich für weil bereits jedem eine Rolle unter Mitwirkung der anderen dich gewiß. Also höre: In etwa drei Wochen ist Papas fünf- zuerteilt war. l zigiähriger Geburtstag und gleichzeitig die Silberhochzeit meiner Leo hatte ein Poem verfaßt, welches durch lebende Bilder Eltern. Natürlich können wir dies mcht so vorübergehen lassen illustriert werden und deren

soll dein der anderer rollte vor das Portal und die festlich dekorierten Lohn fem! Entscheide, o Brutus!' damit schloß Baron Otto Räume füllten sich mit Familienangehörigen und vielen Freun- seme Rede. ^ < den fast nur aus den aristokratischen Kreisen. Auch Leo-war „Du bist sehr gütig! — aber damit hättest du mich ver- einer der ersten, von Otto eigens herzitiert. l < schonen können.' „Ich traue dir nicht recht! Am Ende rückst du. doch noch „Das wußte ich schon, ehe du daran gedacht hast, es mir in letzter Stunde

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 30.09.1910
Descrizione fisica: 8
. „Die Lampions Hab' ich heute aufge knüpft und dabei den Mond um Verzeihung gebeten, daß wir ihm ins Handwerk pfuschen.' Andorine erwiderte nichts. Sie fürchtete sich ihrerseits vor Margot. Und da scholl auch schon in ihrer Nähe ein lachender Schrei und aus den Büschen brach hochatmend, feuerrot, mit zerzaustem Haar Liserl Schütterstem, verfolgt von Leo, dem Allerwelts- kavalier. „Kinder, seid's gut, rettet mich! Er hat einen Regenwurm gefangen!' „Bloß einen ganz kleinen,' rief Leo, „glaubt's

Erregung auf- und niederschritt. Leo, in sehr bequemem Zivil, schaukelte sich auf der Arm lehne des Sofas, Zdenko ruhte in unerschütterlichem Gleichmut auf dem Leinwandstuhl. „Und das sag' ich dir, Leo: So geht's nicht weiter! Reich' dein Abschiedsgesuch ein! Fang' etwas anderes an, gleichviel, was, wende dich an Rautenstern.' „Aber erlaube, Mama,' erwiderte Leo mit bedeckter Stimme und hochrotem Kopf. „Dein Wort in Ehren — jedoch glaubst du, daß der arme Papa hiermit einverstanden wäre? Man wirft

, mein Sohn, die mit des Kaisers Nock nichts zu tun haben!' . Leo besah seine Fingernägel. „Du bist eine Frau,'Mama. Diese Verhältnisse kann nur ein Mann begreifen. Soll ich mich etwa hinter den Ladentisch stellen? Graf Leo Dieck?' „Könntest du nicht etwa eine, was sag' ich — jede bril lante Partie machen? Das muß dir doch ein Kleinigkeit sein,' sprach die Gräfin mit fliegendem Atem und betupfte die Stirn mit ihrem schwazgeränderten Taschentuch. Leo hob seine Augen und blickte in die Luft

. „Das ist nicht jedermanns Sache,' erklärte er. Eisiges Schweigen. Dann scholl ein kurzes Lachen aus dem Leinwandstuhl, wo Zdenko saß. . . ^ „Nein, du ziehst arme junge Malerinnen vor, die m den Galerien Wiens die Gemälde großer Meister kopieren,' sugte er ruhig. Leo nahm eine drohende Haltung an. ,LVas berechtigt dich,' begann er. Doch die Gräfin war mit einem Schritt Im ihm. >Mas soll das heißen, Leo?' „Nichts, Mama', entgegnete an seiner Statt der Bruder. „Nichts, als daß dieser junge Verschwender, der passionierte

Soldat und wackere Vaterlandsverteidiger, auf Freiersfüyen geht, ihr Vater ist Professor und sie unterstützt eine Familie von zehn Kindern mit ihrem Talent, bis Leo sie heiratet uno aus der armen, talentvollen Hedi Rengert eine reiche, hm, tM — reiche Gräfin Dieck macht.' „So ist's', entgegnete scharf der Offizier. „In Spott l>t es verraten, im Ernst ist es geschworen. Ich bin jung uno denke nicht daran, wie ein Tropf wortbrüchig zu werden. Zwingt Ihr mich, nun gut, ich wär' der erste nicht ... „Leo

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Pagina 2 di 8
Data: 24.04.1908
Descrizione fisica: 8
Offizier? wärtig all' ihr Fühlen und Denken konzentrierte, korps steht in hellen Flammen.' , „Sie ist glücklich! — Sie kann —.sie muß es sein?^ flüsterte Erstaunt aber blickte er auf Leo, als dieser schweigend das Leo für sich, als fern Äuge bewundernd die Lichtgestalt erfaßte, Blatt sinken ließ und mit wunderbar ernstem, fast schimmern- welche alle Herzen ebenso durch ihren Liebreiz wie durch den dem Blick den jungen Kavalier von oben bis unten maß. Fast Klang ihrer Stimme gefesselt hieu. verlegen

fragte Günther: Wanda suchte sich zurückzuziehen, um von Edith nicht be- „Aber, Leo, warum siehst du mich so an? — Du hast ja. merkt zu werden; sie schwieg, denn für ihr Empfinden waren einen Blick wie unser Generalmajor!' Worte zu gering. Günther aber hatte anfangs im hellen Enthu- „Jch möchte dich nur bitten, Günther, dir keine' banalen siasmus als einer der lautesten Bewunderer der jungen, so eigen- Redensarten über die hier in Rede stehenden Damen zu er- artig kindlich und doch ernsten Künstlerin

ja ein besonderer Glücksfall, Leo; ich werde konnte doch die Auflösung nicht finden, in kürzester Zeit die Billets besorgen, gleich nach dem Essen halte Die Aufführung ging zu Ende. Zum erstenmal sah.Edith ich Nachfrage. Da kommst du mir erst recht nicht los; kannst aufmerksamer in die Runde. Erbleichend lehnte sie sich in ihren mich dafür auch nach Herzenslust schuhriegeln!' Sessel, das Opernglas entfiel ihrer ^zitternden Hand.—Da Und nun konnte er nicht genug zur Eile treiben. Leo aber drüben in der Loge

— täuschte sie ihr Äuge? — nem — Wanda genoß fast stillschweigend seine Mahlzeit, was glücklicherweise war dabei, er war es — Leo! niemand zu bemerken schien, denn die kleine Stepa fesselte ganz Wie das Brausen des Meeres schlug der endlose Beifalls und gar oen alten Herrn und Günther sann nach, wie er am stürm an ihr Ohr — ringsum die tausend Gasflammen glühten schnellsten fortkommen könnte, und m welcher Beziehung Leo wie rote, feurige Puntte, ferner und ferner entschwand Ellmor wohl zu den Damen

stehen Möge; zu fragen aber traute er auf dem Podium; mit aller Anstrengung bekämpfte Edith die sich nicht,' 'er kannte seinen einstigen Lehrer zu gut und beschloß nahende Ohnmacht: — „Laß uns gehenschnell', flüsterte sie abzuwarten. . Ludwig zu und legte ihren Arm m den seinen, um sich von Sollte denn Leo, kaum den Fuß im Vaterlande, nun alles ihm hinaus geleiten zu lassen, — Achtlos lagen die duftigen wiederfinden, was einst das Glück seiner Jugend gewesen? — Blumenspenden; Elli, mit scharfem Blick

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 10.04.1908
Descrizione fisica: 8
. Ehe sie der hübschen, heut so ernsten Braut zur Kirche „Vielleicht ist es ein Erbteil meiner Ahnen', lächelte Edith, folgen, entfällt Edith ein Schmuckstück; die Kette des Armban- Und abends, als die Majorin, müde von all' der Anstrengung, des hat sich gelöst; Leo hebt es auf und sie reicht ihm den Arn:, zeitig zur Ruhe geht, da bittet Leo Edith, noch etwas zu ver- damit er es wieder befestige. Er versucht es, aber es will ihm weilen, er meint, es sei so schön in dem großen Zimmer

, und nicht gelingen. Er streift den Handschuh ab; Edith sieht nicht sie kann es nicht verhindern, daß er sie dorthin führt, hin, aber sie fühlt es, wie seine Finger zittern uno ihm das Der Mond sendet sein intensives Licht durch die hohen Armband noch einmal entfällt. Mit wirklicher Mülje hat er, Bogenfenster und spielt auf dem breiten, eigenen Parkett der endlich den Reif geschlossen; die Strahlen von Ediths Ring Dielen; kein anderes Licht beleuchtet den Raum. Leo führt haben seine Augen geblendet und Blässe

träumend die Linden und eine ein unterstützt, klingt oft ihr melodisches Lachen, in welches gern same Grille zirbt unverdrossen ihren Nachtgesang; Edith aber die andern fröhlich einstimmen. ist es schwer und beklommen zu Mute, denn wieder scheint eine Es ist gar keine Gefahr vorhanden, mißverstanden zu wer- schwere Stunde sich ihr zu nahen. Leo setzt sich zu ihr, und den; Leo ist ja verlobt, und das wissen sie alle, die hier sind; nun fragt er das bangende Mädchen, inoem er ihr tief in die warum

soll sie nicht mit ihm scherzen, warum nicht auch eine Augen blickt, leise und dringend: Stunde glücklich sein, vielleicht auf Äahre hinaus!? Und sprühen- „Edith — sind Sie glücklich?' der Humor entströmt ihrem Munde, die Augen glänzen, die „Ich?' fragt sie erschrocken und richtet sich auf, als wollte Wangen glühen, und im Augenblicke ist sie der Mittelpunkt der sie fliehen — „ach, fragen Sie mich nicht!' bebt es von ihren kleinen Gesellschaft. In sprachloser Verwunderung schaut Leo Lippen. auf Edith, welche das Glück

in meiner Ein- unten gewendet, nach oben und hält beide Hände den Augen ' samkeit, ich lasse Sie nicht fort, Sie müssen einige Tage bei Edith's entgegen. - mir bleiben.'. Im jähen, augenblicklichen Schreck schlägt sie die freies Da half keine Einrede, auch Leo fügte seine Bitte hinzu Hand vor ihre wie vor dem Strahl der Sonne geblendeten und Edith blieb. ' Augen. Für diesen Abend hielt sie die Stimmung fest, die Frau „Der Ring — Annunziatas Ring!' ruft sie, bis in's tiefste . Majorin durfte nicht erst weich

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 03.04.1908
Descrizione fisica: 8
dir, Freund', und er klopft Leo auf die Schulter, „du bist der erste, der Luisen den Hochmut austreiben kann, ich bitte dich, versuche es nur, du tust uns allen dadurch einen großen Ge fallen.' Ja, es war so. Leo dachte mit stillem Grimm daran, an die stumme, verächtliche Erwiderung seines Grußes, als er von Dallwitz Zurückgekehrt war. Gerade seit dieser Zeit hatte er mit den unerträglichen Launen der Baroneß zu kämpfen. Er dachte darauf, ihren Wünschen zu entsprechen, wenn er sich zurückzog

Baroneß, etwas zu musizieren?' fragte er mit mehr Wärme als sonst in der Stimme. Sie sah empor und richtete den erstaunten Blick auf ihn. „Es sind neue Sachen angekommen, vielleicht finden Sie Interesse daran; versuchen wir es, ich werde meine Geige holen.' Und vor diesem gewinnenden Lächeln und dem strahlenden Blick senkte sie bejahend den schönen Kopf und erhob sich, um das schwache Erröten zu verbergen. Bald kam Leo und es begann ein Spiel — ein gefährliches Spiel für beide. Es währte

, wo er sich zum Staatsdienst vorbereitet. Auch Leo bereitet sich zum Examen vor, aber da man ihn fast gar nicht entbehren kann,. so ist er mit in der ländlichen Ein samkeit. Dort ethält er von Wanda Nachrichten, unter an deren auch diese, daß Edith auf einige Tage nun in Marieu- berg weile. Nachdem sich die gute Tante Franzl von ihrem Staunen erholt, nachdem Ernst sie zwei Stunden lang bewundert, ist sie zu Wanda geeilt, und in den hohen, sonnigen Räumen der Abtei sitzt sie zu den Füßen der Frau Majorin und hört auf deren

lebhafte Erzählung. Hier findet sie das/'wonach ihr Herz am sehnlichsten verlangt: Kunde von Leo! — Ungefragt strömt es von den Lippen der Mutter, das Glück des Sohnes, der einen so edelmütigen Gönner gefunden, daß es ihm möglich wird, seinen Neigungen folgend, die stolzesten Ziele zu er reichen. Daß er im innigen Verkehr der Familie so nahe stehe, wie ein Shn! Leo selbst sagte darüber zwar sehr wenig, aber — war es Absicht, oder war es wirklich nur der Ausdruck mütter lichen Stolzes — „aber', fügt

die Frau Majorin hinzu, „man. kann nicht wissen, wozu es noch führt — die gnädige Baroneß weise standhaft jeden Bewerber zurück, und Leo sei auch wirk lich jetz ein schöner Mann, wie selten einer.' Erschrocken blickt Wanda auf die Mutter, die sich in ihrem Redestrom nicht aufhalten läßt. Edith bückt das Köpfchen tiefer — sie ist weiß geworden wie ein Schneeglöckchen. Ja — nun weiß sie es — hat es gehört, warum sie keine Kunde von ihm mehr erhalten. — So — und nicht anders kann es sein! — Aber kein BUck

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 6 di 8
Data: 28.08.1908
Descrizione fisica: 8
Schnurrbarts flatternden Locken unter dem glänzenden Zylinder, ein spanisches Rohr in der Hand! Dann wieder zehn Jahre später und der echte russische Bauer steht in dem Dlchter vor uns; mit lang herabwallendem Bart, im Bauernkittel geht Leo Tolstoi hinter dem Pfluge her! - Nach den Studienjahren waren zehn Jahre gefolgt, die Leo Tolstoi gern aus seinem Leben gestrichen hätte. In seinem Buch. „Mein Bekenntnis' schreibt er von dieser Zeit der Aus schweifung und des Lasters, dem er sich ergeben

. hat sich Tolstoi mit Pädagogik .. beschäftigt und war auch mit Fröbel zusammengekommen. 1862 vermählte sich Leo Tolstoi mit Sophie Behr, der Tochter eines deutschen Arztes in Moskau. Seit der Zeit lebte er auf dem Gute Jasnaja Polnaja und begann seine umfassende ^^schriftstellerische Tätigkeit, wofür er bei seiner jungen Frau das lebhafteste Interesse fand. Ein russischer Schriftsteller schreibt über die Ehe: „Sie lebten zwanzig Jahre lang auf Jasnaja Poljana wie eingeschlossen, ohne es langweilig zu finden

(einem ein fachen, aus Holz geschnitzten Tische) sitzt, deren Zuschnitt ein .Geheimnis von Frau Sophie und der alten Barbe, einer Bauernfrau auf dem Gute bleibt. Doch bei aller Einfachheit liebt Tolstoi französische Essenzen und parfümiertes Leinen, eine merkwürdige Eigentümlichkeit: die pelzgefütterte Bauern joppe mit Cypernparfüm durchtränkt. ^ Leo Tolstois Schriften sind fast alle ins Deutsche übersetzt «worden. Am bekanntesten sind die Romane „Krieg und ^Frieden', „Die Kreuzersonate', „Die drei Toten

sie dabei, indem er Ereig nisse aus semem reichen Leben erzählte. Da er die Erziehung, wie der Staat sie verlangt, als ungesetzmäßig verwarf, wurde die Schule volizeilich geschlossen. Seine Lehrtätigkeit hat Leo Tolstoi trotzdem nicht aufgegeben. Kürzlich fand sich eine Schilderung im „Petersburger Herold' aus Jasnaja Poljana über den Unterricht der Kinder auf dem Gute: „Mit seinen Papieren, die Notizen über die Vorlesung enthielten, begab sich der alte Philosoph, von .seinem Gast be- gleitet

, in das „Schulzimmer'. Er sah wie ein deutscher Pro fessor aus, der Vorlesung halten will. Als er in das Zimmer trat, riefen alle Kinder: „Guten Tag, Leo Nikolajewitschi.' Tolstoi hielt ihnen dann einen Vortrag über Nansen's Nordpol fahrt, indem er auf der Karte an der Wand den Nordpol zeigte. Dann sprach Tolstoi von der Kälte, die dort 50 Grad er reichte. „Ach wie kalt muß es da sein,' seufzte eines der Kinder tief auf. Nach der Geographie folgte ein Abhören über den vergangenen Vortrag. „Was ist Zeit

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 1 di 8
Data: 27.03.1908
Descrizione fisica: 8
Verlagsanstatt Minerva, A.-G. in Zürich und Würzburg. Nr. IZ Sratisbeilage zum pusterthaler Kote IS0S vie vettlerin. Original-Novelle von I. Fichtner. ^Nachdruck verboten-Z (Fortsetzung.) Da erscheint Leo, und einen Moment ruhen seine, großen, strahlenden Augen auf dem distinguierten Publikum, um als dann in wirklich künstlerischer Inspiration Dasselbe durch die tief empfundene Sprache der Dichtkunst in die Vergangenheit zurückzuführen. Wie sie dahinschwellen, getragen von dein sel ten schönen

, klangvollen Organ, wie sie sich heben bis zur Be geisterung der Worte, welche. ihres Lebens schönste Stunden wiedergeben, da drückt inniger der Baron die Hand seiner Ge mahlin und in ihren dunklen Augen schimmerten zwei Tränen, welche dem Glück der Ju gend, das sein Mund Wie der hervorgezaubert, gelten mögen. Uyd wie Leo längst schweigt, herrscht noch atem lose Stille und alle scheinen den verklungenen Worten Zu lauschen. Alsdann er hebt sich ein Gemurmel des Beifalls, welches sich zu rückhaltloser

Bewunderung gestaltet. Das Silberpaar ist tief bewegt; alle anderen aber hingerissen, bezaubert und entzückt. Leo ist ruhig zurückge treten, noH leuchten seine Augen gleich Sonnenstrah len, so licht, so heiß; da ueht er Luise, wie sie noch an derselben Kulisse lehnt, und sie streckt ihm die Hand Zugegen. Verwundert und erfreut über diese stumme Anerkennung da, wo er unmer fast mit Widerwillen behandelt worden, ergreift er dieselbe und küßt sie dankbar. Er fühlt einen leisen Druck ^er zarten Finger

und in seinen Augen muß es wohl wie eine vraae liegen, aber plötzlich entzieht sie ihm die Hand und rich- cö- zu ihrer vollen, stolzen Höhe. Die Aufführungen bei dem veranstalteten Familienfeste enden mit demselben Enthusiasmus, niit dem sie begrüßt wurden, und der Held des Abends ist Leo; kaum weiß er die Huldi gungen und Aufmerksamkeiten genügend zu würdigen. . .Zch habe Sie schon immer sehr geschätzt, mein lieber, lunger Freund, nun ich aber weiß, daß Sie den Pegasus so Schottisches glatthaariges Rindvieh

in einem Hochlandssee. Sie auch etwas bewundere! Kommen Sie zu meiner Frau, sie will sich auch ihrer Dankesschuld entledigen,' sprach der Baron und faßte Leo unter den Arm, um ihn seiner Gemahlin zuzu führen. . . . „Ich kann mir's wohl ersparen, dir auch noch Weihrauch zu streuen; mit einem Wort: du hast deine Sache gut gemacht, Freund Leo!' sagte Baron Otto. . V Von Luisens Lippen kam kein anerkennendes Wort; sie schien vielmehr Leo zu meiden ; denn wenn er in ihre Nähe , kam, sprach sie eifrig

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 18.11.1910
Descrizione fisica: 8
„Schlafen werde ich, bis du wiederkommst', stieß er hervor. „Allerdings, wenn Gräfin hie Güte haben wollen, mir eine „Tie letzten Nächte—' . . - Minute GehöV zu schenken.' „Da, mein Sofa ist so bequem ! Und mein Plaid—also „Wozu-der vielen Worte!' sprach sie schneidend. „Mein in Gottes Namen, Bruder!' Sohn verlangt sein väterliches Erbteil ausgezahlt — ist es Leo stutzte. So sonderbar hatte Stephan das Wort „Bruder' nicht so?' ausgesprochen. Ihm tat die Pflege wohl, die Stephan ihm „Irre

ich nicht, so war auch davon zwischen uns die Rede, aiigedeihen ließ. Jeder Mensch von Kindheit an, und sei er Leo weilt bei mir, in meinem Hause, Gräfin. Er kam heute cm Mann, stark und rauh, hat in seinem Herzen ein Verlangen nachmittag, um mich wegen eines Postens in meiner Fabrik zu „ach dieser weichen, unbeschreiblich guten Seelenpflege. Die befragen und mir mitzuteilen, das;, er verlobt ist. Seine Ner- Mutter ist von Gott berufen, dies Sehnen zu stillen. Wo diese ven sind in einem deplorablen Zustande, Gräfin

. — Er hatte Kraft versagt, bleibt eine klaffende Leere . . . .... , . den Mut, seine geliebte Karriere aufzugeben und um rauhe Stephan ging, den Lodenmantel um die Schultern. Arbeit» zu bitten, aber er hatte nicht den Mut, seiner Mutter diese Wendung seines Schicksals persönlich darzulegen. Ver- * > * zeihen Sie meine Einmischung, Gräfin. Es ist mir nicht leicht geworden, diesen Gang zu tun.' Leo blieb allein. Eine süße Schläsrigkeit umfing ihn. Wars Die GMn hatte ihn mit offenem Munde angehört. Es der ^okayer

oder die Einsamkeit, das milde Lampenlicht oder dauerte eine Weile, bis sie Herrin ihrer Stimme wurde. Mar- das Bewußtsem, das Ziel erreicht zu haben, ihm war so wohl, got blickte verstört vor sich nieder. Tie Lider fielen ihm zu. ^ „Wollen Sie damit sagen, Graf Rautenstern, daß Sie Er mochte eme halbe Stunde vor sich hm^ gedämmert , meinem Sohne Leo. einen Posten in Ihrer Fabrik angeboten haben, m Traum und Wachen, als em Knarren der Tür ihn habend' aufschrecken ließ. Stephan konnte doch unmöglich schon zurück

„Ich will sagen, daß er sich um den Posten beworben hat ^ . -V.,.. . und ich ihm denselben zugesagt. Die Stelle eines ersten Sekrc- Es war em etwa dreizehnjähriger Bub ^m emer tgrs meinen Eisenwerken war seit kurzem frei. Am ersten Lodenjacke und federgeschmucktem Hut. Auf den Zehenspitzen April wird er bei mir eintreten.' rat er ein, näherte sich dem Sofa, auf dem Leo lag, beugte Die Gräfin bohrte ihre Finger tief in die weichen Polster ich über ihn und prallte mrt einem LUifschrei zurück ... des Sofas

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 8
Data: 25.11.1910
Descrizione fisica: 8
bedeutet? Du hörtest doch, was ich Leo sagen ließ? Dasselbe, ja dasselbe — gilt von dir/' / ^ Margot stand frei neben Stephan.. „Ich'weiß, daß ich ihn liebe, wie er mich. Daß meine ganze Liebe niemalen genug sein kann, die Kränkungen wieder gut zu machen, die ihm in unserem Hause wiederfahren. Daß ein Mann Vater und Mutter verlassen soll, um seinem Weibe anzuhangen, und das Weib ...' „Genug.' — Die Gräfin wandte sich ab. „Und das Weib soll, desgleichen, Vater und Mutter verlassen. So gehe

denn. Ich hindere dich nicht. Kari ist fort, Leo; warum sollst — du bleiben?' Margot suchte ihre Hand zu fassen. „Mutter!' Da deutete die Gräfin stumm auf die Tür. Stephan Rautenstern und Margot überschritten gemeinsam die Schwelle. ^ Im Flur war es dunkel. Sie konnten kaum die Amrisse der Gegenstände unterscheiden. Die zitternden, glühenden Hände fanden sich. „Darüber sind wir uns doch klar — beide — was nun zu geschehen hat?' flüsterte Stephan, sich zu ihr neigend. „Ja, Stephan — ganz klar.' „So leb

geschlagen. . Nüchäruck ' vcidolen. sie sich end- aus dem Halbschlummer auffahrend. „Das hat ja lang gedauert. Läßt „Nun', fragte Leo, als Stephan heimkam. Mama mich rufen?' Stephan nahm die Lampe vom Tisch und stellte sie auf eine Kommode in der Ecke. „Es blendet einen, wenn man aus der Dunkelheit n- das Zimmer tritt', meinte er entschuldigend. „Was ums Hiwmels- willen ist in der Stube?' „Ich, Herr', sagte Seppi aus seinem Winkel kriechend. „Ich bin davongelaufen. Wollt recht schön bitten

den Wasser, dem ruhelosen Mühlrad, den schwarzen Geisen und dem hehren Frieden des einsamen.Gebirges. Das zog ihn her, das zog ihn hin, und wo sollte er Rast finden von diesen stür menden Gefühlen? In Stephans Kammer wartete er. Wie ein Hund, die Augen auf die Tür gerichtet. > Allein mit Leo, begann Stephan zu reden. „Deine Mutter läßt dir sagen: das Projekt, in meine Fa brik einzutreten, mögest du aufgeben. Du Habest zu wählen zwischen ihr und deiner Braut, und zwischen ihr und mir.' Leo schleuderte

das Plaid, das noch immer seine Knie be deckt hatte, zu Boden. Seine überreizten Nerven waren dem Choc noch nicht gewachsen, und man sah fast auf der Stelle, wie das Fieber ihn packte. „Nicht möglich! Das läßt meine Mutter, meine eigene Mutter mir sagen? Sie gibt mich also auf. Denn was und wen ich wähle, als Ehrenmann wählen muß, das kann ihr m der innersten Seele keine Frage sein! Stephan, ist es lem Irrtum?' „Nein, mein armer Bub'' Leo biß sich die. Lippen und rannte, seinen Kopf hallend, hin und her

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 03.04.1908
Descrizione fisica: 8
Blick darauf, und ohne das; er Tagelang noch hat Edith zu schaffen, ehe sie die Nachwehen es wußte, schritt er unhörbar näher und beugte sich über sie. dieses Festes, an welchem dieses Mal nicht nur die Familie, Mit einem unendlich bittenden Blick hob dte gebeugte Mut ender»! auch alle guten Freunde des Hauses teilgenommen ter ihre Augen zu ihm, und als verstehe er die stumme Sprache haben, überwunden hat. Wie jeder gemütvolle Mensch, hängt dieses Blickes, legte Leo leise die rechte Hand

stehenden Divan sank. Edith weiß schon jahrelaug, daß Leo mit Baroneß Luise „Luise!' Wie ein leiser Lufthauch zitterte dieser Ruf aus still verlobt ist; warum aber folgt dieser Verlobung keine Ehe? seinem Munde, er beugte sich über sie und sah ihr tief und so fragt sich Edith oft in stiller Stunde, es ist doch schon lange lange in die fragenden Augen. her und sie zählt die Jahre nach — sechs Jahre schon sind es Da löste sich der Todeskrampf von ihrem Herzen; die bren- und doch — wie neu ist der Schmerz

als Literatur-Historiker unternommen, —immer Schlummer! — dieselbe Frage, ohne dafür eine Antwort zu erhallen! Leo hatte einmal niedergeblickt auf die gefalteten Hände Auch er dachte mit stiller Verzweiflung an die Stunde, wo und da sah er starren Auaes'den Ring. Es kam ein Erinnern : er beinahe mit Wut im Herzen darüber, von Edith verschmäht über ihn, als müsse er diesen Ring schon einmal gesehen haben, >;u sein, ,n die Familie des Barons zurückeilte. Was aber fand dieses herrliche, blendende Feuer

ein anderer Umstand der Genesung hinderlich sein. Ur- dies der Grund, warum dieser Verlobung keine Ehe folgte? jache davon konnte nur der Träger eines Namens sein, der un- Gewiß nicht! Luise hatte in ihrem Herzen nur einen Wunsch anfhörlich in heißer Sehnsucht den bleichen Lippen der Kranken gehabt, das leidenschaftliche Verlangen, sich ihm zu eigen zu entschwebte: „LeoLeo!' und welcher das GeHirn und das aeben. Aber --- warum wollte er es nicht? — Hatte sie nicht qualvoll ringende Herz nicht zur Ruhe kommen

ließ. schon einmal, ihren Stolz auf's äußerste bezwingend, jedem weib- . Von der ungewöhnlichen Anstrengung der Angst und Sorge Zichen Zartgefühl zum Trotz, ihn in einer zärtlichen Stunde ge- auf's äußerste erschöpft, pflegte die Baronin mit dem ebenso beten, daß er sie endlich zum Altar führen möge? niedergedrückten Gemahl eine längere Unterredung, deren In- „Noch nicht!' hatte er ihr geantwortet, „später, ich habe, halt die Herzenssache Luisen's bildete. Da auch Leo in diesen auch meine Ziele

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Pagina 2 di 8
Data: 27.03.1908
Descrizione fisica: 8
dazu? Du erweisest mir ja eine unendliche Ehre!' „Jean, bringen Sie den Plunder nach! Hier hast du dei nen Überzieher und — hier — verlier' sie nicht', und drückt' ihm ein Löschpapier mit Ediths Rose in die Hand. Mit eigen tümlichem, feuchtem Blick schaut Leo auf den Freund, aber in dessen Augen kann er nicht sehen. „Otto! laß mich — ich kann nicht mitkommen!' sagte er mit leiser, bewegter Stimme. „Ich bitte dich, werde nicht sentimental! Willst du uns alle unglücklich machen! Du sollst uns helfen, aus Günther

, diesem Wildfang und Taugenichts, einen Menschen zu machen. Da sperr' dich nicht lange, außer es ist dir zu unbequem und entspricht nicht deiner LVürde!' fragte jetzt Otto ganz gemessen und mit ernstem Blick. „Ich glaube, Otto, dir müssen selbst die Steine gehorchen! Wehe den Weiberherzen, wenn du erst an diesen deine Macht probierst!' - „Das wird wohl nicht so gefährlich werden! Aber Gott sei Dank, nun zeigst du wenigstens doch noch Menschenverstand«', spricht er fröhlich, als er sieht, daß Leo

seine Arbeitshefte nun selbst zusammenpackt. - . „Vergessen Sie nicht die Tabakspfeife, Jean, das ist ein Hausmöbel.' „In eurem Hause werde ich sie wohl pensionieren müssen', lachte Leo jetzt. . . Xl. . , Wieder hat der Frühling das Land mit seiner Blütenpracht überschüttet. In dem Laufe eines Jahres hat sich manches Ereignis vollzogen, manches vorbereitet, was in den uns be kannten Familien eingreifende VerändeMngen hervorbringt. . Barbara war zwar wieder so ziemlich genesen, aber weiter als bis auf den alten

Lehnstuhl am Ofen hatte sie es nicht ge bracht. Dort sonnte sie sich an Ediths Anblick und nahm deren Pflege und Zärtlichkeit hin wie ein Kind. Dann aber kamen die FrühlinHsstürme und unversehens nahmen sie die alte, treue Dienerin mit hinweg, dahin, wo kein Wechsel mehr ist. Der erste tiefe Schmerz erschütterte Ediths Gemüt und ver tiefte noch mehr deren Fühlen und Denken. Leo sandte ihr daraufhin den ersten längeren Brief; jedes Wort darin brachte ihr Trost und stilles, süßes Glück, denn — er fühlte

wandtenkreise. Auch Tante Franziska war dazu herbeigekom men und hatte auf Wunsch der Familie Wanda mitgebracht. Die beiden Freundinnen waren uberglücklich und Ediths Herz schlug mächtig, als Wanda ihr erzählte, daß Leo stets nach Edith frage und es ihm ohne diese Edith in der Heimat wohl gar nicht gefalle, denn er komme nur selten und auf kurze Zeit. Der Mama Augenleiden hatte sich gebessert, schloß aber jede weitere Anstrengung aus, und so war es ein Glück, daß der Herr Baron sich Leos so edel angenommen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 17.04.1908
Descrizione fisica: 8
wieder tauchte der Gedanke an Leo auf, es war ihr Der Stock des alten Herrn war auf den Teppich gefallen, die f st peinlich. Seit sie frei war undsich über die drückenden Freude stützte ihn; er hielt ein süßes, liebreizendes Kind, das borgen erhoben hatte, war sie mit Wanda wieder in Verbin- seine schwachen Ärmchen um seinen Nacken schlang und das 5 mg getreten, sie hatten sich auch gegenseitig besucht. Lange schwarze Lockenköpfchen innig an das weiße Haupt des Groß- «l er oerschwieg Edith ihre Tätigkeit

der Freundin, sie war zu vaters schmiegte. Ein Glücksstrahl erhellte die matten Augen scheiden, um mit ihren Erfolgen zu glänzen. des alten Herrn, er reichte Leo die eine freie Hand entgegen. Indes erweiterte sich der Kreis ihrer Bewunderer mehr und „Mein Sohn, du hast mir da den letzten Sonnenschein ehr. Man suchte sich ihr zu nähern, zog sie hervor aus ihrer meines Lebens gebracht', sagte er bewegt, urückgezoaenheit und Edith s geselliges Talent erwarb ihr mehr „Möge er dich noch recht lange erfreuen

in einen g ückliche Frau, von ihrem Gatten geliebt, aber der Tod hatte. Winkel, „tausendmal willkommen, Schwager! Papa, gib mir sc ^on mehrere Kinder von ihr genommen und der herbe Schmerz einmal den kleinen Schmetterling.' d rum hatte sie sehr ernst gemacht. Mit ihr hatte Edith schon Aber das Kind wußte, wo sein Platz war, fester schmiegte einigemal von Leo gesprochen, aber nicht eingehend, nur oben- es sich an den Großpapa und widerstand ruhig oen Lockungen h n. Wanda hatte Edith's trostloses Eheleben erfahren

und der glänzenden Uniform. Des alten Barons Herz hob sich vor v rmieden, alte Wunden zu berühren. Sie litt nicht wenig . Freude. - ter dem Bewußtsein, daß Leo ebenso wenig glücklich war. ^ „Ja, wir werden die besten Kameraden sein', lächelte er, ^ :e beiden Gatten lebten scheinbar in bester Harmonie, aber „ganz jung und ganz alt, paßt noch zusammen.' ie Etikette, der hohe Bildungsgrad beider und vor allem die „Das ist ja wirklich eine poetische Pflanze', sprach Günther, , !ücksicht für den alternden Baron

, bei welchem sie Wohnung , indem feine weiße Hand das Kino liebkoste, „Luisen's Haar benommen, verdeckte die Kluft, welche beide innerlich trennte, und deine Augen, Leo, und ein Kußmündchen wie eine Granate ^ Sie fanden sich nie zusammen, so viel Mühe man sich gab. — das wird einmal etwas Apartes werden.' Und endlich Der Stolz Luisens, den sie anfangs aus Liebe bekämpft, er- brachte er es so weit, daß sich die Kleine anädigst von ihm in wachte nur zu bald, er ließ kein Gemütsleben auskommen und die Höhe schweben ließ

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 5 di 8
Data: 28.08.1908
Descrizione fisica: 8
war ein Leibeigener, expreß gekaust um Geschichten zu erzählen. Alle Abende kam er in das Schlafzimmer oer alten Dame und setzte sich auf eine niedrige Fußbank am Fenster. Leo Tolstoi, der bei der Großmutter schlief, erzählt: „Ich erinnere mich nicht mehr, ob sich meine Großmutter in demselben Zimmer oder im Zimmer nebenan entkleidete und wie ich zu Bett gebracht wurde> nur der Augenblick steht noch vor mir, wenn das Lichr ver löschte und nur noch ein Flämmchen vor dem vergoldeten Hei

ligenbilde brannte und dann die Großmutter — diese wunoer- liche Großmutter, die die merkwürdigen Seifenblasen hervorrief — weiß gekleidet, ganz in weiß gehüllt, mit weißer Nachthaube, auf weiße Kissen gestützt. Und vom Fenster her ertönte Lijof Stepanowitsch's ruhige, gleichmäßige Stimme: „Befehlen Sie, daß ich fortfahre?' „Ja, fahre fort,' und Wort für Wort er zählte der Blinde, was er gehört und wasman ihm gesagt hatte.' Leo Tolstoi's Vater war der einzige Sohn seiner Eltern, doch^hatte er mehrere

Schwestern. Er war Offizier und hatte den Feldzug 1812 mitgemacht. Nach großen Verlusten beim seinen Mitmenschen finden, nicht durch viele Worte, sondern durch ihr Beispiel. „Manchmal kam es ja vor, daß die Bande des Bluts sich bei uns zu sehr geltend machten', sagt Leo Tolstoi, „und sie uns verließ, aber im Geiste war sie immer bei uns und sie kehrte stets bald wieder zurück.' Nach den Erzählungen von Tante Tatiana soll die Mutter des Dichters auf einer hö heren geistigen Bildungsstufe gestanden

haben als der Vater und dessen Verwandte; sie war musikalisch und künstlerisch ver anlagt, dabei einfach in ihrem Wesen. Rührend klingt es, wenn Leo Tolstoi in seinen Erinnerungen schreibt: „Man hat mir gesagt, daß meine Mutter mich sehr liebte und mich „mein kleiner Benjamin' nannte.' In Tante Tatianas Tagebuch findet sich eine Andeutung, daß Leo's Vater ihr seine Hand angeboten hat, doch hat sie abgelehnt. Trotzdem ist sie der Kinderschar, es waren 8 Geschwister, eine treue Mutter gewesen. Am gemütlichsten

waren die Abende im Wohnzimmer, wenn der Vater und die Großmutter, auf dem lederbezogenen Sofa sitzend, Patience legten und aus ihren goldenen Tabaksdosen ^ ' 7. ' . i ''' ' » .'/> ^ » Zum 80. Geburtstage Leo Tolstoi's: Leo Tolstoi bei der Arbeit. Spiel widmete er sich der Bewirtschaftung.des Glttes Jasnaja Mjana, das ihm seine Gemahlin, die FüMn'WÄkonskij als Mitgift brachte. Gegen sei^e-Untergebenen zeigteersich wohl wollend und niemals - ist zu seinen-Lebzeiten eine körperliche Strafe vollzogen worden

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 3 di 8
Data: 19.08.1910
Descrizione fisica: 8
auf. „Du Unterredung. schaust ja aus wie das Leben selber!' .Hat Leo wieder um Geld telegraphiert?' war ihre erste Leo schlug die Hacken zusammen, 'age. „Ich kann den ganzen Tag nicht schlafen und Hab' das „Leo?' Zdenko zuckte die Achseln. „Er wird sich wohl Reißen in den Kleidern! Kinder, Ihr haltet einen ja schmäh ten, nach meinem letzten Brief! Nein, Mammiin eigener lich knapp. Im Ernst: ich muß mit Euch reden. Später! Gelegenheit wollt' ich dich sprechen. Schau — mit dem Wenn die erste Wiedersehnsfreude

! ^ Meibt der Leo, er muß seinen Abschied nehmen, wenn er In Wien muß es gar so viel Haar lassen. Wir können Pick et die und die Summe zur Verfügung hat — du sagst mir, nicks arrangieren — die Rappen hast du doch noch?' 8 du dein Examen nicht machen kannst — Ottokar erklärt Die Gräfin fühlte Schauer um Schauer- sie überlaufen, r. das; er bei den Dominikanern eintreten will — Margot während Zdenko an seinen Lippen nagte. - l entschlossen, nie zu heiraten — wahrhaftig, lieber sollt' man „Pferd und Wagen

können wir uns nicht erlauben, lieber ^^ndigem Leibe die Haut abziehen! Dabei quält Leo,' sagte seine Mutter gereizt. „Ich denk', ich Hab'dir ge- ^'di, den Geist des armen Papa zitieren zu lassen schrieben, daß es mit unsern Finanzen schlecht bestellt ist? Der I ? sragen, ob Lichtenfels in seiner Nähe sei!' arme Papa, so. viele Verbindlichkeiten hat er hinterlassen! Und > Men.o strich mit Behagen sein kleines, flott emporgedrehtes du — na, Leo!' -.., ^ ^?'^irtchen. Diese Stimmung seiner „Mammi' konnte er Der junge Offizier

' mich der Himmel,' murmelte die Gräfin schwach, ^räM hatte ihm erst zerstreut, dann ungläubig zu- „Soll ich meine erwachsenen Söhne wie die Wickelkinder an > o'r. der Schürze hängen haben?' M ^ ^ als seine Worte sich mehr und mehr überstürzten Na, denn also!' sagte Leo, „mir ist alles recht.' »- Mn l .sanken Aijgen^ M'-die Luft sah, als spiegle ihm Zdenko hatte die ganze Zeit kein Wort geäußert, den Bruder dort VMas ^aM BesFn^ereswyr, begriff Gräfin mit keiner Silbe unterbrochen. Lieferte er doch nur Wasser

. „Ich Hab ja keinen und Cimlich, ganz heimlich können wir uns ver- Stall!' Wohl«>hn! — die- betreffenden Herren in Wien werden „Mieten wir einen,' sagte Leo. „Mein Fuchs ist zwar U Zei^ ^ahr mit sich reden lassen!' riesig verwöhnt. Aber im Notfall nehmen wir eine lichte, A -Tau sank schwer auf einen Stuhl. - parterre-gelegene Bauernstube.' U Fehler' Mädel nebenbei auch gern Hab', ist auch »Ich sag' dir, nein!' rief die Gräfin, deren Kräfte am I .Tu Zdenko in schmeichelndem Ton. Ende waren. „Leih' dir ein Pferd

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Pagina 2 di 8
Data: 07.10.1910
Descrizione fisica: 8
Mucken an der Wand schreckt sie! Müssen auch auf der Hut sprach der Sohn in völlig verändertem Tom „Es tut mir leid sein.' Mama. Mein Entschluß steht fest.' Leo pfiff durch die Zähne, ein unendlich widriges Gefühl „Und die Mädchen freuen sich so auf dich; Feuerwerk hast beschlich ihn. du — besorgen sollen.' „Hören Sie', sprach er dann hochmütig, „bei mir handelt Leo erwiderte nichts. Er biß sich auf die Lippen, daß sie es sich nur um Hedwig und um niemand sonst. - Ich habe sie bluteten

habe ich nur behufs der Erledigung der Formalitäten schafften einen Koffer auf den hierfür bestimmten Kosferbocl zu tun gehabt. Ich kenne Sie also nicht. Sie sind berechtigt und schnallten ihn fest. zu Ihrem vorher erwähnten Zweifel, aber ich frage: teilt Hed- Leo sprang eilig in den Wagen, der Schlag klappte zu. wiy sie? Sprachen Sie im Austrage Ihrer Schwester? Was Fort! v weiß sie von Ihrer Reise?' Abschied von den Seinen hatte er in der Halle genommen. Herr Rengert hörte den Grafen mit eigensinnigem Ausdruck

Nur Margot war ihm bis an das Gartentor gefolgt und in den blauen Augen an. hatte ihn gebeten, zu schreiben. „Nichts weiß sie von meiner Reise', erwiderte er. „Ich „Frag' doch auch einmal nach Rautenstern! Wir, wir stehe hier im Auftrage meines alten Vaters. Ich wollte Sie waren so etwas wie Freunde.' nicht beleidigen.' „Rautenstern!' wiederholte er mechanisch. „Das können Sie gar nicht, mein lieber Herr', lachte Leo Dann — fort, wegwerfend. ' So ging eins nach dem andern. Margot war's, als imisztcn

„Und bitte tausendmal zu entschuldigen.' die Mauern dieses alten, grauen Edelsitzes eines Tages übcr „Mit Ihrem alten Vater werde ich nach meiner Ankunft ihnen allen zusammenfallen,- über den Menschen ohne Heim, selber reden', sagte Leo mit einem verräterischen Blick erst auf ohne Frieden, ohne Liebe. die Uhr, dann auf die Tür. „Wir fahren jawohl mit dem- „Ich Hab' ja auch keine Liebe in mir!' murmelte sie bitter, selben Zuge.' „Zweifach arm bist du, Margot Dieck!' „Ich fahre dritter Klasse', sagte

der Musiklehrer. Auf dem Sandplatz war Rendezvous der Ausflügler. Die „Na, denn also.' Coach, mit vier Pferden bespannt, die vier Pferde mit klingen- . Herr Rengert erhob sich in wiedergewonnener Steifheit dem Schellenspiel geschmückt, der Kutscher mit der langen Feder und entfernte sich nach einem tiefen Bückling durch die Tür, auf dem Hut, das alles sah einladend genug aus, und die die der Graf ihm höchst bereitwillig selbst öffnete. warme Februarsonne brannte schon um zehn morgens recht- Leo lauschte

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Pagina 3 di 8
Data: 24.04.1908
Descrizione fisica: 8
zu T -llwitz.' sprossen scheinen. Eine Welt der Erinnerung durchflutet ihr Herz Jähes Erbleichen überflog Edith's Gesicht und ein stechen- und bebend bedeckt sie das Gesicht mit beiden Händen, d , Schmerz durchzuckte sie. Fester hielt Leo ihre kalte Hand . Sanft zieht Leo ihre Hände herab und sieht ihr forschend u d sein bittender Blick lag auf ihr. Ahnungslos aber harrte in's Auge. Ruhig und tief begegnet ihr Blick dem seinen. C inther ihres Grußes. Uno den letzten Groll gegen die Mensch- „Edith

und edelsten Genuß, gereichte Blüte zu fassen, d IN wo die erheiternde Kunst sich nnt wirklicher Geistesfülle „Eine Spätrose, Leo — kann dich diese späte Liebe be findet, wo schwere und drückende Tage hinter uns liegen glücken? — Ist es nicht Frevel, angesichts des Todes endlich ud das Geschick uns zu einem glücklichen Ziel geführt, da weicht rm Hafen des Friedens angelangt, noch jetzt das Glück heraus- ie Misere des Alltagslebens zurück; denn was man so heiß fordern zu wollen? Lassen wir uns genügen, Leo

es, wie weh' Die Glut des Sommers neigt sich zu Ende. Da kommt das tut: willst du das Kind ohne Mutter lassen? Besinne dich, r nes Tages Leo und macht Edith den Vorschlag, in seiner Be- Edith, sei nicht hart!' Dringend und flehend sprach Blick und Zeitung einen lieben Ort zu besuchen. Er reist in Vertretung Wort zu ihr. I nnes Schwiegervaters nach Dallwitz; das Gut ist verkaust und Edith stand auf und hob das heraneilende Kind auf ihren soll es dem neuen Besitzen übergeben. So gern Edith die Arm

- traute Heimat! Noch wenige Minuten und der Wagen klopfenden, himmelstürmenden Gefühlen—aber mit der erhabenen rollte m den Herrenhof und unverändert, nur noch dichter um- Würde der durch bittere Erdenkämpfe geläuterten Seele — standen Iponnen von dem sich buntfärbenden, wilden Weinaeränk, liegt vier Wochen später Leo und EdltH vor dem Altar der kleinen «5 alte Nentmeisterei vor.ihnen. Vor der Tür spielen einige Annakapelle zu Marienberg. — Die Strahlen der Morgensonne «inoer und lugen neugierig

nach den Fremden. Leo hebt Edith brachen durch die buntgemalten Fenster, beleuchteten das statt- aus dem Wagen, ihre Blicke treffen sich, stumm und doch viel- liche Paar, zitterten über die nun für Leben und Tod ver tagend. Ex weiß, wohin ihr erster Schritt sich wenden wird, schlungenen Hände und erweckten glühende Flammen m dem M eilig übergibt er das Kind samt Greta der alten, knirenden kostbaren Vermächtnis Reinhardts und Annunziatas! 5'Mschasterin und. folgt Edith «mf dem Fuße. Diese ist bereits

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