, wenn er selbst wieder auf der Konferenz seine Politik gegen Deutsch land festlegen würde. Eine solche Festlegung hätte natürlich im französischen Sinne gelegen. Frankreich hat ein Interesse daran, zwischen Deutschland und Italien, zwischen denen keine natürlichen Gegensätze bestehen, möglichst scharfe Gegensätze zu schaffen, um eine Verständigung der beiden Staaten unmöglich zu machen. Die französische Machtstellung beruht zum größten Teil auf der Erzeugung dieses Gegensatzes. Solange Italien nur die Brennergrenze sieht
und in Deutschland seinen Feind erblickt, gegen den es den Brenner verteidigen muß, wird es von Savoyen, Nizza und Tunis abgelenkt. Das Mittelmeer steht zur Zeit wieder im Brenn punkt der großen Politik; an seinen Küsten entscheidet sich wieder einmal das Schicksal Europas, vielleicht der Welt. Frankreich kämpft in Marokko um seine Großmachtstellung, die Erhaltung seines Kolonialreiches und seine Vorherrschaft über Europa. Englands Bestehen hängt mehr wie je von der Beherrschung des Suezkanals ab: das Mittelmeer
liegenden Küstenländer, auf Tunis usw., auf Länder, die einmal den Menschenüberschuß Roms ausgenom men und die Apenninenhalbinsel mit Brot versorgt haben. Auch das heutige Italien braucht diese Kolonialländer drin gend. Italien könnte diese Länder auch besitzen, wenn Frank reich sie ihm nicht weggenommen hätte. Frankreich eroberte Algier, als Italien noch nicht geeinigt war. Seine Zustimmung zur Schaffung des italienischen Einheitsstaates ließ sich Frank reich durch die Abtretung von Savoyen und Nizza
die Jrredenta nur in Trient. Anstatt etne wirkliche Mittelmeerpolitik zu tteiben, anstatt die ^rrschaft über die Mittelmeerküste und damit eine wirkliche Großmachtstellung zu erstreben, ließ man sich in die Sackgasse der Adna locken, die doch nur ein Binnensee von untergeordneter Bedeutung ist. Jetzt hat man die Herrschaft über die Adria, aber die Herrschaft über das Mittelmeer und damit bte wirkliche Groß machtstellung hat man an Frankreich verloren. Frankreich führt jetzt in Marokko den entscheidenden
Schlag, um die franzö sische Herrschaft über die Küstenländer des Mittelmeeres zu sichern und Italien führt in Südtirol einen lächerlichen Krieg gegen — die Tiroler Feuerwehren, die angeblich die Sicher heit des italienischen Reiches bedrohen. Während die Augen der Italiener nach dem Brenner gerichtet sind, den sie gegen den vermeintlichen Feind Italiens, die Deutschen, verteidigen zu müssen glauben, ist Frankreich ungehindert an der Arbert, das römische Imperium, dessen Nachfolge die französische