Mittelmächte längst wußte, wie man mit Italien und seinem wortbrüchigen König „daran ist". Ich werde mich deshalb im wesentlichen auf die Wie- | Tiroler Bauern anno 1915. Von Hermann Greinz. Seine Majestät hat beschlossen, die Stand schützen zu den Waffen zu rufen. Kein Dorf in Tirol, in dem nicht die weiß-grüne Schützenfahne flattert, in dem nicht die Büchsen fröh lich knallen. Damals,^vor nicht ganz sechs Jahren, strömten aus allen Talern die Tiroler Schützen zur Jahrhundertfeier nach Innsbruck
und huldigten ihrem obersten Kriegsherrn. Sein gütiges Greilen- «ntlitz beugte sich lächelnd ihrem Jubel. Die zerschos senen Fahnen bauschten sich im Wind und flüsterten ihr Lied mit den alten Tannen, die auf dem blutgetränkten Berg Isel stehen. Das Lied, in grimmer Not ge boren, das einst die Väter sangen, heute steht es wieder *uf und ruft. Die Standschützen ziehen aus, Tirol bis auf den letzten Tropfen Blutes zu verteidigen. Denn der welsche Feind, gestern noch Bundesgenosse und Freund, schickt
sich an, Oesterreich den feigen, treulosen Mord stahl in den Rücken zu stoßen. Der Tiroler Aar ist im Felsenhorst gesessen, jetzt spannt er die stolzen GcKvingen, und sein Auge späht. Weit über Berge dergabe der Stimmung beschränken, welche ich bei der Bevölkerung der durchwanderten Grenzgebiete in reichem Maße wahrzunehmen Gelegenheit hatte. Drei G r u n d st i m m u n g e n kamen überall zum Ausdruck: 1. Eine unerschütterliche Tr enge sin- nung gegen das Land Tirol und gegen den Staat Oesterreich; 2. ein zornige
Daseins. Und dieser Teil der Bevölkerung bildet, wie in ganz Tirol, so auch in den südlichen Landschaften, gottlob noch immer und auf unabsehbare Zeiten die große und bestimmende Mehrheit der Bewohnerschaft. Der Tiroler — ich meine auch hier nicht den Städter — faßt das Verhält nis zu seinem Landesherrn gewissermassen als ein persönliches: der Kaiser ist sein Kaiser! Das Volk hat aber auch zugleich ein feines Empfinden dafür, daß auch dieses Treuverhältnis, wie jedes andere, ein sittliches Band bilde
, das beide Teile gleichmäßig ver pflichtet. „Wie wird es gehen, müssen wir Italiener werden?" Mit dieser Frage wurde ich dutzendmale bestürmt. Denn die unbestimmten Gerüchte, daß das Land Tirol zerrissen, daß ein Teil dem gehaßten „Wel schen" überlassen werden solle, waren auch in diesen Grenzstrichen in alle Täler und auf alle Höhen ge drungen. Aber man wollte es nicht glauben: „Wir glauben es nicht, daß unser Kaiser dies zugibt", „wir lassen uns nicht verschachern" — „eher wandern