Mittheilungen des Landwirthschafts- und Gartenbau-Vereins in Bozen ; 4. 1872
àn Auge Leute und verstanden es ganz trefflich, auch für die „gioire“ ihres Weines zu sorgen. Hunderte von französischen Geschäfts - Reisenden, welche nur in Wein „machen', waren und sind noch an allen Punk ten, der Erde thätig, um ihrer Waare Käufer zu ver schaffen. Ein Blick in den Jnseratentheil irgend einer amerikanischen oder englischen Wein-Zeitung genügt, um zu ersehen, welch' große Anzahl von selbstständigen oder Commissions-Geschäften für Wein in diesen Län dern bestehen
. Man hat die Ursache der großen Ver breitung der französischen Weine in dem Umstande zu finden geglaubt, daß dieselben angeblich haltbarer seien als andere. Man nehme aber nur ein französisches Werk, wel ches .über Wein handelt, her, so wird man ersehen, daß dem nicht so ist; Pasteur, eine gewiß competente > Autorität, spricht sich geradezu dahin aus, daß viele; französischen Weine geringe Haltbarkeit besitzen. Zu dem geht schon aus der chemischen Beschaffenheit der deutschen Weine hervor, daß sie im Allgemeinen
halt- ' bgrer sind, als die französischen; während diese durch schnittlich einen Alkoholgehalt von 10 Percent haben, beträgt derselbe bei den deutschen Weinen 10-5, bei den österreichischen sogar 114 Percent. . .Daß die deutschen Weine, und specicll die österreichischen, welche uns zunächst interessiren, ebenso gut exportfähig sind, wie die französischen, ist durch Thalsachen bewie- ! sen; einige , unserer großen Weinfirmen exportiren be deutende Mengen von österreichischem Wein, Ich nenne
in Bezug auf die Weinbereitung eine tadellole Praxis übe ? Meines Er achtens liegt die Ursache,, daß unsere Weine auf dem Weltmärkte, einige wenige Sorten ausgenommen, so gut wie unbekannt find, in einem vielverbreiteten Jrr- thum: man ist bei uns viel zu sehr gewohnt, dm Wein als.ein landwirihschaftliches Product zu betrachten und nicht, Handelswaare, die durch chemische Processe entstanden ist. Mit ebenso vielem Rechte könnte man dm Rübenzucker als ein landwirthschaftliches Product bezeichnen
, weilder Boden dieRübe geliefert hat. Die chemischen Processe der Weinwerdung find gewiß com- plicirter, als hie der Zucker-Fahrication. Weil nun aber -der Wein ! eine .Hgydelswaare ist, welche .sogar durch eine, gewiffe Zeit hindurch fortwährend an Werth gewinnt, sa gehört., er, i. «achhW.^«^ in der. Hand der Produzenten eine gewisse Ausbildung erlangt Hat, voti diesem Zeitpunkte an in die Hand des Kaufmannes. Wir sehen deutlich, welche Erfolge große Weinhändler selbst im Jnlande dadurch erzielen