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Meraner Zeitung
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Pagina 10 di 12
Data: 11.01.1920
Descrizione fisica: 12
den Chorregenten fast wie einen Siebziger erscheinen. Und doch war Nikolaus Mutschlechner kaum sechzig Jahre alt. Aber er fühlte sich viel, viel älter. Ein müder, welker Zug war in dem gelblichen Gesicht. Und scheu und gedrückt ging der alte Mann seiner Wege. Und dennoch hatten alle Leute in der Stadt den alten Musiker lieb gewonnen. Bor ungefähr dreißig Jahren war er nach Meran gekommen. Ein armer unscheinbarer Musikant, der sich schlecht und recht mit Lektionen durchbringen mußte. Die Leute hatten es bald

los, daß Nikolaus Mutschlechner viel zu schade für die kleine Stadt fei, daß er eigentlich ein feiner Künstler war. Gar bald erhielt er in den besten Familien Zutritt und die Söhne und Töchter aus den feinsten Häusern würden seine Schüler. Auch der junge Gottfried von Taunauer war sein Schüler gewesen und die kleine Johanna. Bis zu dem Tage, da man den Gottfried zerschmettert nach Hause brachte. Da war auf einmal alles anders geworden in dem stillen Herrensitz am Steinach. Von dieser Stunde

an duldete Frau Sabine keine Musik mehr im Hause. Und Nikolaus Mutschlechner war plötzlich ganz überflüssig geworden. Früher verging fast kein Tag. an dem er nicht gekommen wäre. Die Abende, die er im Schlößl verlebte, gehörten zu seinen schönsten Erinnerungen. Damals war Sabine von Tannauer noch ganz anders gewesen. Eine heitere, verständige Frau, die Liebe und feines Gefühl für Musik besaß. Unwillkürlich schaute sich der. Chorregent in dem kahleu Räume um. Wie völlig anders sah

es jetzt hier aus. Dort in der Ecke stand der alte Flügel. Aber fest «erschlossen und mit einer großen dunkeln Decke sorgsam verhüllt. Und darüber hing die Violine, die einst dem jyngen Gottfried gehört hatte. Er hatte entschieden ein bedeutendes Talent für Musik besessen, der — 15 — junge Tannauer. Und die kleine Johanna ebenfalls. Schade. Die Johanna. Hätte er doch die wenigstens als Schülerin behalten dürfen ... Nikolaus Mutschlechner sah sich im Geiste wieder um zwanzig Jahre zurückversetzt. Er sah den großen eisernen

einer kleinen Oellampe fiel auf ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht. Damals war sie noch sine auf fallend schöne Frau gewesen. Voll Jugendkraft und Lebensfreude. Wer es nicht wußte, hätte sie niemals für die Mutter des blonden hochaufgeschossenen Jünglings gehalten, der in ihrer Nähe stand und sie auf der Violine begleitete. Auch Nikolaus Mutschlechner spielte. Meistens Cello. Es waren regelrechte kleine Konzerte, die im Schlößl am Steinach abgehalten wurden. Manchmal waren auch Gäste dazu eingeladen worden

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