ihrer Aeste, die sich unter dem hef tigen Winde neigten und aneinander rieben, klang fast wie das Aechzen eines schwergepeinigten Menschen. In der Jägerhütte selbst machten einige halb los» gerissene Bretter ein so unerträgliches, klapperndes Geräusch, daß es den Anschein gewann, als wolle das kleine Gebäude beim nächsten Windstoß völlig zusammenbrechen. Nach wenigen Minuten des Harrens sprang Nikolaus von der einzigen, schmalen Holzbank wieder empor und trat hinaus in'S Freie. Helene hatte voll ständig
Recht gehabt, wenn sie geschrieben, daß Nie mand sie hier suchen würde. Die kleine Lichtung, auf welcher die JSgerhütte stand, lag so ganz abseits vom betretenen Wege, daß oft viele Wochen vergingen, bevor der Förster oder einer seiner Gehilfen an diese Stelle kam. Nikolaus blickte wiederholt auf feine Uhr. Die achte Stunde war vorüber und Helene noch nicht gekommen. Die Unruhe, welche der junge Mann bereits mitgebracht hatte, steigerte sich von Minute zu Minute, nnd wohl zwanzig Mal überschritt
er auf ruheloser Wanderung die Schwelle der kleinen Hütte. Endlich, nach einer endlosen halben Stunde pein vollen Wartens trat die Erwartete zwischen den Bäumen hervor. Sie hatte sich so dicht verhüllt, daß nur das scharfe Auge eines Liebenden sie auf den ersten Blick erkennen konnte. Die Tannennadeln, die überall an ihrem Mantel hingen, verriethen, daß sie auf einem beschwerlichen und unbequemen Wege ge kommen sei» mußte. Mit einem leisen freudigen Aus ruf eilte sie auf Nikolaus zu und schlang ihre Arme
es sich in einer für Dich weniger gefähr lichen Weise veranstalten lassen; aber Du hattest mir ja verboten, Dir etwa« darüber zu schreiben, und zu Vorwürfen ist hier weder die Zeit noch der Ort.' Mit großen verwunderten und erschreckten Augen hatte sie zu ihm aufgesehen, denn seine Stimme hatte jenen tonlosen Klang einer mühsam erworbenen Ruhe, der beängstigender wirkt als die wildeste Erregung. «Um Gotteswillen. Nikolaus', unterbrach sie ihn, .ist das mein Empfang? Soll das der Zweck unserer Zusammenkunft
hatte, war herabge glitten und wie sie ihm jetzt mit glänzende» Augen fest in's Gesicht sah, während sie beide Hände auf die wogende Brust Preßte, war sie wirklich von be- zaubernder Schönheit. Ec hatte einen Augenblick inne gehalten, als sie so dicht auf ihn zugetreten war; aber sie biß die kleinen Zähne fest auseinander und sagte kein Wort. „Dein Vater glaubte ein Recht zu haben, mich zu beschimpfen', fuhr Nikolaus fort, .weil mein Ver langen in seinen Augen ein wahnwitziges