sie wieder Worte fand. — „Sehen Sie sich das zweite Bild an, das ich zur Er innerung an jenes schreckliche Ereigniß malen ließ,' sagte Ludmilla endlich, auf ein anderes Oelgemälde deutend. „Es stellt jenes Dorf dar. in welchem mein unglücklicher Gatte endete; dort, wo das Kind mit dem Totenkranze in der Hand steht, ist die Unglücksstelle, wo das Pferd stürzte, und das kleine, weiße Haus neben der Kirche ist die Pfarrwohnung, die für den Baron zum Sterbehause wurde. Ein Warschauer Künstler
den ich mir zu diesem Zweck kommen ließ, hat das Bild genialt; es ist an Ort und Stelle aufgenommen und vollständig naturgetreu, bis auf die beiden Bauern, die Sie dort links im Ge spräch beisammen stehen sehen! Es sind dieselben, welche den Verunglückten ins Pfarrhaus trugen.' Mit inniger Theilnahme betrachtete Wallburg das Bild, das seine Entstehung einer so traurigen Veranlassung ver dankte. — „Und nun zu unserem Auftrage, Herr Wallburg!' rief die Baronin in plötzlich ganz verändertem, fast heiterem Tone
die Baronin rasch ein; „das Bild ist für die Natalie bestimmt, welche in wenigen Wochen ihren Geburtstag feiern wird. Sie ist in Peters burg an einen Offizier der Garde verheirathet, lebt aber sehr unglücklich, denn ihr Gatte vernachlässigt sie. Ich hoffe, daß ihr mein Geschenk einige Freude bereiten und Trost gewähren soll, denn es erinnert sie an die Stätte, wo sie frohe Stunden verlebte. Deßhalb müssen auch Terrasse und Lauben und die Gartenhäuschen, wo wir oft zusammen plauderten, auf dem Gemälde
zu sehen sein.' „Dann darf ich Sie wohl bitten, daß Sie mir das Bild auf einige Zeit überlassen, gnädige Frau, um die Kopie des Schlosses nehmen zu können,' sagte der Künstler, indem er sich zum Gehen anschickte. „Wo denken Sie hin!' rief die junge Frau heiter aus, „natürlich malen Sie das Bild hier in meiner Wohnung!' „Hier?' fragte Herbert gedehnt. „Gewiß, mein Herr,' versetzte Ludmilla init einem so bezaubernden Lächeln, daß der Maler eine leichte Ver wirrung nicht zu bekämpfen vermochte. „Natürlich
, die bis in daS tiefste Innere zu blicken schienen, mit den unwiderstehlichen Lippen, mit dem süd lichen Teint, kam ihm nicht aus dem Siim. „Wenn Sie erlauben, leiste ich Ihnen recht oft Gesellschaft!' klang es ihm in den Ohren; ihm bangte vor der Mhe dieser Frau, und doch fühlte er sich auch wieder mit geheimniß- voller Gewalt zu ihr hingezogen. Da tauchte vor seinem inneren Auge das liebliche Bild seiner Agnes auf; es schien ihm, als ruhten die sanften, blauen Cyanenaugen mit leisem Vorwurf auf ihm, als lägz