Sonntag. 13. ApÄ 1919 .Mer«ver ZeitunG' Seite 9 Spieglein an der Wand; Gas Skizze. Ueber die Gründe eines Geschehnisses geben M wohl die wenigsten Frauen NMenWast; die Tauche als solche genügt ihnen — das liegt nun euynal in der weiblichen Natur — und so dürften unter iaufend Frauen oder Mädchen kaum zehn zu finden fein, Welche nach der Ursache fragen', warum der Spiegel, ihr täglich so oft befragter und eben so oft ant°< wartender Intimus, ihnen ihr Bild wieder zurück strahlt. Schließlich muß
es auch' nicht der gläserne Freund an der Wand sein, — versteht man doch unter „Spiegel' jede glatte Fläche, welche die von einem Objekte auf sie fallenden Lichtstrahlen so zurüÄ wirft, daß dadurch ein Bild des Gegenstandes entsteht. D^r Spiegel — ein Freund ! Vielleicht der einzige wahre Freund! Er lügt nicht/ er schmeichelt nicht, er ist. weder Heuchler noch Schöntuer -» aber daWr teilt er das. Schicksal haben werden. Jedenfalls herrschte ein großer mit der Toilette inVerbindungstehenden Ver Luxus in Spiegeln
Sammlung des kunsthistorischen Museums schmückte Tafel gewährte, blendete die Häupt- .Herzog'?' hatte ihn Elisabeth gefragt, und von dem ebenso stolzen wie männlich schönen Spa« nier die Antwort erhalten,, daß« eine heiße Liebe sein Herz erfüllt Aber nie könne er die jenige fein eigen nennen,^ die er,über alles, verehre. Kr die er freudig stürbe. Tie Königin wollte-wisseir, wer der? Gegenstand dieser glühenden Leidenschaft sei, und der Hidalgo versprach,, demnächst das. Bild der Tmne, „der schönsten
Britanniens', zu überreichen. Es geschah. An dem Tage, an welchem der Herzog England M,r immer verließ, erhielt Elisabeth voZ ihN einen kostbaren GlasWiegel, aus. dein ihr das eigene Bild entgegen lächelte. Welches war nun wohl der allererste Spiegel? Die Alten hielten das Auge dafür, «us welchem dein Menschen sein Ebenbild ent gegenstrahlte und nichts hindert uns, zu glau ben, daß schon Adam sich in Evas Augen Wider spiegelte. Der nächste antike Spiegel aber Wäre der Wasserspiegel, worin Narcissus
, der Criechensage zufolge, sein Bild erschaute und sich so sterblich in sich verliebte, daß er vor Lei denschast verging. Die freundlichen Götter ver wandelten ihn nachher bekanntlich in eine Nar- cisse. Richard Wagner nimmt auf den Wasser spiegel Bezug, da er in der dritten Szene der „Walküre'' Sieglinde an Sigmund die Worte richten laß' „Im Vach erblickt ich mein eigen BW — und jetzt gewahr ich es wieder: wie einst dem Teich es enttaucht', bietest mein Bild mir nun du!?' Jndeß hatten die alten Germanen