, was das nächste halbe Jahrhundert bringen wird? Wer ahnte, welch gewaltiger Factor der menschlichen Cultur, des geistigen Fortschritts diese Kunst werden würde, als Da guerre und seine Zeit den höchsten Gipfel erklommen meinten, da es diesem gelang, lichtempfindliche Jodsilberplatten herzu stellen und das trotz seines Borhandenseins unsichtbare Bild durch Ueberleitung von Quecksilberdämpfen sichtbar zumachen, als es ihm gelang, die Einfallszeit des Lichtes dadurch von den Stunden, die man früher benöthigte
und unsichtbare Meldungen angewiesen: sie sieht selbst, sie prüft selbst und kommt der Wahrheit immer näher. Der Stern am Himmel ist nicht mehr sicher, mit feinem eigne» Lichte muß er sein eignes Bild und sogar seine eigne Classen zahl auf die Platte malen und die Wunder der unendlichen Welt über uns erschließen sich. Die Kenntniß sremder Völker, Orte, Gegenden dringt bis in die weitesten Entfernungen: das Wissen, der Unternehmungsgeist, das Urtheil, die richtige Anschauung von der Welt, der Geschmack bilden
sich: welche Vortheile auch für das praktische Leben! Wir halten den Verbrecher fest, der unser Eigenthum, unser Leben bedroht — wie sehr er sich auch versteckt, er kann uns nicht entgehen, sobald wir sein Bild besitzen und über die ganze Welt ver breiten können. Die Photographie ist die Rächerin der Schuld, die Beschützerin der Unschuld. Sie hellt Irrthümer auf: in einem Roman Derburgs ist gar erbaulich geschildert, wie die Wendung in einer wichtigen Gerichtsverhandlung her beigeführt
wird — durch eine Momentphotographie, welche die verläumdete Angeklagte deutlich in einer Stellung zeigt, die ihre Unschuld, ihr Angegriffensein, ihre Nothwelir voll ständig beweist. Große politische Ereignisse, Feste, Schlachten, Sitzungen werden am Ort des Geschehens anf's Papier ge worfen; für ewige Zeit steht ihr Bild fest, jede Fälschung, jede Lüge ist ausgeschlossen: das Licht lügt nicht; auch hier heißt es „die Sonne bringt es an den Tag.'