204 4- „Fräulein Meuuier, wollen Sie meine Bertraute werden?' fragte er dann. „Ich möchte schon!' „Nun denn, ich liebe Bachstelze über alles, aber sie ist kalt wie Eis gegen mich!' „Sie ist sehr strenge erzogen! Darf ich versichern, daß jenes Gerücht — Lüge ist?' „Bitte, tun Sie das?' „Gut, ich versuche es!' Es schieu zu wirken, dieses Mittel, denn als einige Tage später Wolf am Abend ein neues Lied mitbrachte und Papa Dnlon die Noten überreichte zum Durchsehen, nahm der Alte daö Heft ver kehrt
und — nickte da rüber ein. Die Damen kicherten, aber Wolf nahm das Blatt mit unwilligem Gesicht leise wieder an sich, wosür ihm Ada einen freund- lichen Blick spendete. Wolf fühlte sich in allen Himmeln! Er ge riet in rein übermütige Stimmung. Einige Tage darauf fand die laute, sehr be wegte Kirmes statt, aus der mit der Zeit, nach dem der eigentliche Zweck des Kirchenfestes immer mehr in den Hinter grund getreten, ein rich tiger Jahrmarkt mit Tanz und Lustbarkeiten aller Art geworden
war. Es war ein uraltes Herkommen inDernbnrg, am Kirmesmorgen den Bekannten ein „Prosit Kirmes!' zuzurufen, wel chen Gruß der Angere dete mit einem „Kirmes geschenk' in Kuchen, Odeur oder Schmuckge genständen erwiderte. Auch Ada hatte in Gesellschaft der übrigen drei Damen von deren Uebermut angesteckt, ein „Prosit Kirmes!' mit ausgesprochen. Wolf löste sich am Nachmittage mit kleinen Geschenken: Rosa erhielt ein Ansichtskarten-Al bum, Claire ein Nadel kissen, wobei unser Held sagte: „Nadeln sind noch nicht darauf
Holzgitter vorkommen, daß Sie mir dieses hübsche Tierchen schenkten! Ich kann doch damit machen, was ich will?' „Gewiß, Fräulein Emmerenz!' „Nun,' wandte sich da Ada an die übrigen, „kommen Sie mit in den Garten, daß ich dem armen Gefangenen die Freiheit gebe!' Mechanisch folgte Wolf der jubelnd Davouspringenden und sah zu, wie der kleine, zierliche Vogel davonfchoß, sich dann ans der Erde niederließ, wippend den Schnabel in die Erde stieß und einen leisen Lockruf ausstoßend in die Lnft schoß. -» Da nimm
?' Nach dem Memälde von C, von Bergen. (Mit Photographie und Bering von Franz Hanfstängl in München. Den Bauer ließ Ada achtlos stehen und übersah dann Wolf, als ob er Luft sei. Einige Tage später, als Frau Doktor Rank mit ihrem Lieb linge Wolf allein war, sagte sie: „Sie nehmen es mir, der alten Frau, Herr Gesenins, nicht übel, wenn ich Sie bitte, solche Scherze, wie mit Fräulein Ada, nicht mehr auszuführen!' Wolf errötete: „Hat sie ihn übelgenommen?' „Sehr!' „Das tut mir leid! Ich begreife aber —!' Hier störte