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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Pagina 10 di 16
Data: 24.06.1906
Descrizione fisica: 16
einen Menschen, der Noch dazu sein Bruder ist, hassen müsse, um die Mordhand gegen ihn zu erheben. Im Juli konnte erst die Verhandlung über die Mordtat vor dem Schwurgericht stattfinden. Alle Dienstboten des Klausenhoses waren als Zeugen geladen, dazu selbstverständlich der Matthias Winter halder, der Haldenmüller, der Lindenwirt von Bachhalden, verschiedene seiner Sonntagsgäste, auch der Steckental bauer und des Toni Geliebte, die sich inzwischen schon wieder mit einem Malergesellen schadlos

gehalten, der sich nicht erst euren steifen Hut kaufen mutzte, wenn ihn des Schaier Tobiassen-Tochter ihren Freundinnen und Be kannten vorstellen wollte. Im Zeugenverhör mutzten die Dienstboten zugeben, datz Peter und Toni oft hart aneinander geraten waren, und der Matthias sagte aus, die Mitteilung des Toni habe den Peter offenbar in solche Wut versetzt, datz es noch am Mittage zu Tätlichkeiten gekommen wäre, wenn nicht die alte Hanne so gejammert und geweint hätte. Unr welche Zeit der Peter

heimgekommen, könne er nicht sagen, denn er sei gewohnt, zeitig zu Bett zu gehen, er hübe geschlafen und den .Heimkehrenden nicht gehört. Später sah der Angeklagte seinen Bruder bittend an: „Matthias, hilf mir! Unser Vater selig im Himmel ist Zeuge, datz ich den Toni nit getötet hau!" Die Geschworenen sprachen mit knapper Mehrheit das „Schuldig" aus, und Peter Winterhalder wurde wegen vollbrachten Brudermordes zum Tode und zu den Kosten des langwierigen Verfahrens verurteilt. Der Landesfürst

. Der Matthias, der jetzt dort unumschränkter Herr war, besaß nicht das Zeug dazu, ein so großes Anwesen umzutreiben. Anstrengende Tätigkeit und stetige An spannung aller Kräfte waren nicht sein Fall) schon zu Lebzeiten des Vaters noch hatte er sich von allen körper lichen Arbeiten gedrückt, und der alte Klausenhofbauer hatte das geduldet, weil er sich dachte, der Matthias werde ja doch nicht Bauer werden. Früh aufstehen stund gar nicht im Haussegen des neuen Klausenhofbesitzers) aber aus einem großen Bauern

gut haben zur arbeitsreichen Sommerszeit die Fleißigen schorr zwei Hemde naß geschwitzt, wenn sich andere Leute erst den Schlaf aus den Augen reiben. Wenn das Auge des Herrn die Pferde fett macht, so macht es auch die Knechte arbeitsfreudig, die Mägde emsig und die Scheunen und die Tennen voll. Unter tags freilich, wenn sich der Matthias die Bettfedern ans den Haaren gekämmt hatte, dann waren seine zwei mit einander streikenden Augen tüchtig hinter der Gesindeschar her, nicht aber um berechtigte

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Pagina 11 di 16
Data: 17.06.1906
Descrizione fisica: 16
Das Verhältnis der Brüder zueinander war kein anderes geworden. Peter und der junge Klausenhof bauer redeten wenig zusammen, trotzdem war es im Verlaufe des Herbstes wieder zu heftigen Auftritten ge kommen. Doch ließ sich keiner mehr zu Tätlichkeiten Hinreisen. Matthias und Toni aber sprachen seit jenem Austritte nie mehr ein Wort miteinander. Der Haß, den beide aufeinander gefaßt hatten, ward immer größer,' namentlich, da Toni aus dem Weidbuben herausgepreßt hatte, daß der Matthias

es gewesen, der ihm damals das Rad des Bennewagens in das Heu versteckt. Dem Peter hätte der junge Bauer diese Tat verziehen, weil er ihm eine gewisse Berechtigung dazu zugestehen mußte, dem Matthias verzieh er es nicht. Auch der Matthias hatte anscheinend neuen Grund bekommen, seinem Bruder noch mehr zu grollen. Und das war so gekommen: Die Geschichte mit der B'schau war nämlich bald ruchbar geworden, und so be schäftigte sich die öffentliche Volksrede eifriger mit dem Verhältnis des jungen Klausenhofbauern

nichts) da ist er vom Tisch weg geblieben und ist mit hungrigem Magen zum Halden müller hinabgestiegen, diesem des Toni neuesten Gewalt streich zu klagen. Am Nachmittag und am Abend hat dann der junge Klausenhofbauer mit seiner Geliebten in der „Linde" zu Bachhalden getanzt, was das Zeug gehalten hat. „Weißt du, Toni," hat die Liebste zu diesem gesagt, „bei dir oben auf dem Klausenhof hätt' es mir ganz gut gefallen, aber dein Bruder, der scheel Matthias, das ist ein ekliger Mensch, den möcht' ich nit immer

um mich haben!" „Hast recht, Schatz! Mir wttr's auch lieber, es säß' irgend ein fremder Handwerksbursch' mit am Tisch daheim, als der Matthias!" Der Toni hatte im Frühjahre nur eine kleine Liebelei anfangen wollen mit der Stadtmamsell, um sie alsdann sitzen zu lassen und eine reiche Bauerstochter zu heiraten. Aber schon in den ersten Wochen des Verkehrs mit Lilli Schmer war ihm die Neigung zu dem schönen Mädchen über den Kopf hinausgewachsen und jetzt befand er sich ganz in der Macht seiner Geliebten

. Jene Aeußerungen der beiden wurden gehört, und weil sie beiderseits eine aller Rücksicht bare Roheit ent hielten, dem Matthias zugetragen. Von dem Zeitpunkte an schlief der Matthias manche Stunde in der Nacht nicht, aus Rache sinnend. Untertags streifte er oft in den Wäldern und felsigen Gehängen herum, um der Fuchsjagd zu obliegen. Anderes Wild zu schießen, daran hatte er keine Freude, das überließ er dem Toni, der mit einem Wildbrethändler in der Stadt einen Vertrag abgeschlossen hatte, ihm all wöchentlich

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Pagina 10 di 16
Data: 03.06.1906
Descrizione fisica: 16
, wenn er zu dem Bauern wolle, der sei nicht daheim, aber dessen Bruder, der Matthias, sei drinnen in der Stube, und der Briefträger trat dort ein. „Ei, da kommt ein fremder Gast. Macht's heitz da herauf. Was bringst denn?" „Für Euch Hab' ich nichts, aber da Hab' ich einen Brief, der an den Hofbauer Anton Winterhalder auf dem Klausenhofe adressiert ist. Und es steht noch drauf: Mutz eigenhändig abgegeben. werden. Der Bauer ist nit da?" „Wenn ihn suchen willst, im Stollenwald kannst ihn stnden. Es ist nur eine Stund

' dahin! Wenn du aber warten willst, bis zur Mittagszeit werden sie wohl zurück kommen!" sagte der Matthias und seine Augen lauerten. Der Postbote schüttelte den Kopf. „Ich bin weder zu dem einen noch zu dem andern verpflichtet!" „Glaub's. Weißt was, Bote, laß den Brief da, ich will ihn dem Toni abgeben!" „Tut das. Darum kann ich mich nit bekümmern, daß da steht, man soll ihn eigenhändig abgeben!" „Freilich nit! Magst ein Kirschwafser, Bote, oder ein Glas Most? 's ist am End' besser bei der Hitz

'!" „Wenn's Euch nit zu viel Umständ' macht, wär' mir ein Most schon lieber. Man trinkt keinen schlechten auf dem Klausenhof!" Eine Viertelstunde später saß der Matthias wieder allein in der großen Stube. Er hielt den Brief in der Hand, wog ihn her und hin und hielt ihn gegen das Licht. Man konnte die Schriftstücke durch den Umschlag durch scheinen sehen, aber wie der Matthias auch studierte, er konnte keinen sinngemäßen Zusammenhang herausbringen. Die Neugierde und seine Heimtücke setzten ihm tapfer

zu, das Schreiben zu öffnen. Sollte er den Brief lesen und nachher verbrennen? Das ging nicht gut an. Er kam von der Mamsell in der Stadt, das konnte der Matthias schon erraten. Wenn also der Toni wieder zu ihr käme, mutzte er davon hören, und dann würde er den Postboten zur Rede stellen. Oder öffnen und hernach wieder zu machen? Der Briefumschlag war gesiegelt, wie man das in den sechziger Jahren allgemein tat. Matthias erinnerte sich, daß sich im Familienbesitze ein alles Petschaft befand, das nicht mehr

gern." Der Matthias las den Brief noch einmal. Er schien ihm zu gefallen. „So so, Toni, soweit hat's dich!" tuschelte er für sich allein. „Und nit einmal mehr die Kleider sind ihr gut genug, wie sie die Klausenhofer tragen, und die Händ', wie man sie kriegt beim Schaffen, der vornehmen Stadtmamsell, dem Schuhflickersmaidle!" Matthias tat den Bogen wieder in den Umschlag, holte Siegellack und Petschaft und verschloß den Brief wieder. Kaum war er damit fertig, da schlügen die Hunde draußen

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Pagina 10 di 16
Data: 01.07.1906
Descrizione fisica: 16
0a es erst anfinge, recht schön und lustig auf dem Tanz- boden zu werden. Am Nachmittage schulterte er die Flinte, versprach aber der Magd, zum Füttern zurück zu sein. Unten im Tale lag dichter Nebel, da oben jedoch schien die Sonne. Aber auch aus die Bergeshöhen stiegen die Dunstschleier, und wie es ihnen gelungen war, das Sonnenbild zu verhüllen, setzte eine grimmige Kälte ein. Matthias Winterhalder hatte sich ziemlich weit vom Hofe entfernt. Er hatte vor wenigen Tagen ganz an der Grenze

den Kops. Der Matthias verfiel in seine Manier, halblaut mit sich selbst zu reden. „Was ist denn jetzt mit den Biestern? Laßt sich ja keines sehen! Weißt was, Klausenhosbauer? Jetzt schenkst den roten Spitznasen da drunten noch ein' Tag das Leben und gehst heim zu der Rosel. Es nächtelt schon bald und bis heimkommst, wird's g'rad' Zeit zum Füttern... Nein, jetzt freut mich erst das Leben, und was ich Hab' tun wollen, tu ich nit, wenigstens in dem Jahr noch nit. Mit dem Schriftstück, das hält' ich nit

schreiben sollen, 's ist immer noch Zeit dazu. Der Toni ist tot, lebendig machen kann ihn keiner mehr, und der Peter ist jetzt schon eing'lebt da, wo er ist. Das Schriftstück ver brenn' ich, wenn ich heimkomm', 's ist besser so!" Er neigte den Kopf hin und her und wiederholte dann: „'s ist besser so, und jetzt gehst heim, Klausen hofbauer !" Matthias schulterte die Flinte und wollte aufbrechen. Der Schnapsgenuß hatte ihn aber unsicher gemacht auf den Beinen. Da schug unten ein Fuchs

an, der jetzt zu beginnender Dämmerung seine Hohle verließ, um aus Raub aus zugehen. „Endlich, jetzt kommt einer. Ein Mordskerl muß das sein, der Stimm' nach. Der muß her!" Matthias schlich sich näher an die Halde hin und spähte hinab. Wirklich sah er auch ein besonders großes Tier langsam um einen Felsen herumschleichen, der ziemlich tiefer lag. Des Jägers Augen leuchteten nicht minder als die des Raubwildes da unten. Er wollte die Büchse spannen und seinen Stand punkt besser machen, um ruhiger zielen

zu können, wenn das Tier näher gekommen sei, da verlor er das Gleich gewicht, seine Füße glitten aus, und pfeilschnell sauste der Körper den eisigen Schneehang hinab, da und dort an Felsen und Buschwerk anstoßend, aber außer stände, sich irgendwo sestzuhalten. Die Flinte ward seinen Fingern entrissen und glitt, sich entladend, ebenfalls in die Tiefe der Talschlucht hinab. Bewußtlos, zum Teil mit gebrochenen Gliedern und an Gesicht und Händen zerschunden, kam Matthias unten an. Er erhielt nach kurzer Zeit

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Pagina 10 di 16
Data: 20.05.1906
Descrizione fisica: 16
heiratsfähiges Maidle in der Familie hatte, ließ an Samstag Abenden ganz besonders gute Ordnung machen um seinen Hof herum und darin erst recht. Daun würde der Vater mit den beiden andern Söhnen ins Leibgeding zurückziehen, meinten die Leute weiter, und würde den Peter mit seiner jungen Frau auf dem Klausenhof schalten und walten lassen nach Belieben. Aber nichts geschah von all dem. Der Vater hlieb Klausenhosbauer- der Peter wurde älter, und der Matthias kam ins heiratsfähige Alter

in der Familie Rechtsnachfolger des Hausherrn werden mußte. Fortgehen und sich eine suchen, bei der er einheirateu konnte aus ihren Hof, das wollte der Klausenhofpeter nicht, und so blieb er eben unselbständig und blieb Knecht seines Vaters. Heimtückischer war Matthias, der zweite Sohn des Jakob Winterhalder. Schon sein Aeußeres wirkte nicht besonders anziehend. Denn das eine Auge revolutionierte mit dem andern, ging seine eigenen Wege und sah nach der entgegengesetzten Richtung- auch die zurückliegende

Brust und das vorgestreckte, schnüffelnde Kinn machten die Erscheinung nicht sehr sympathisch. Und wer Ge legenheit hatte, mit Matthias Winterhalder näher bekannt zu werden, der fühlte sich bald abgestoßen von der spott- uud hohngespicktcn Bosheit, die in der Brust dieses Mannes auf Opfer lauerte, und von der Arglist, welche hinter jedem Mitmenschen einen Feind witterte. Matthias war auch der Schrecken der Dienstboten. Die Knechte plagte er auf jede nur erdenkliche Art und belegte sie wegen

Kleinigkeiten mit den häßlichsten Schimpf wörtern- die Mägde aber ließ er sonst nicht in Ruhe, so daß manch eine, die sich auf dem Klausenhof ganz wohl gefühlt hätte, diesem den Rücken kehrte, um ehrbar bleiben zu können. Im Charakter von Peter und von Matthias ver schieden war Anton. Dieser wäre leichtsinnig und ver schwenderisch gewesen, hätte ihm der Vater ohne weiteres den Schlüssel zu der schweren Eichcnholztruhe überlassen, in welcher die harten Kronentaler verwahrt lagen. Die Lust am skrupellosen

. Die Charaktereigenschaften der drei Brüder ver- anlaßten manchen Zusammenstoß, namentlich der Aelteste und der Jüngste gerieten sehr leicht miteinander in Wortwechsel, da sich Anton von seinem Bruder, dem Peter, auch nicht das Geringste gefallen lassen wollte. Schrieen sich denn die beiden Brüder gegenseitig an, so schlich Matthias herbei, beileibe nicht um Frieden zu stiften, sondern um die zwei Kampshähne noch mehr unter sich zu verhetzen, so daß es oft nur dem energischen Dazwischen treten des Vaters zu danken

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Pagina 11 di 16
Data: 24.06.1906
Descrizione fisica: 16
, die Blicke so flehend nach dir richtet und ruft: „Matthias, hilf mir! Matthias, mein Bruder, gib mir meine Unschuld!" Siehst du das alles? -r- * * Auf den Bauernhöfen des Schwarzwaldes feiern die Familie des Bauern und das Gesinde den Weihnachts abend gemeinsam. Ist das Nachtessen in der Stube vorbei und der Tisch abgeränmt, dann geht jedes in seinen Schlasraum und zieht ein besseres Gewand an. Auf den Tisch kommt jetzt ein großes Linnen, und die Bäuerin, wenn keine da ist, die Großmagd, stellt darauf

geht man dann zur Ruhe, denn am Morgen des Fest tages heißt es früh aus dem Bette. Die Mette beginnt um fünf Uhr, und der Weg zur Kirche ist oft stundenweit. Der Klausenhosbauer hatte mit seinen Dienstleuten auch den Weihnachtsabend begangen. Als sich diese in ihre Schlafräume begeben hatten, ging Matthias noch lange mit großen Schritten in der Stube umher. Er wußte, daß er nicht werde schlafen können, darum wollte er vorerst nicht zu Bette gehen und wollte noch tüchtig dem Weine zusprechen

. Was verschlug es ihm, wenn er erst in den Vormittagsstunden schlafen könne, in die Kirche ging er, seit er Bauer geworden war, doch nur selten. Jetzt war ein Jahr vergangen, seit der Toni nicht mehr lebte, und ein Jahr vergangen, seit der Peter hinter den Kerkermauern schmachtete. Das ging dem Matthias doch nahe als ganz besondere Weihnachts erinnerung. Was wird der Peter jetzt tun? Dem Klausenhosbauern ward's heiß. Trug der Ofen die Schuld daran, in dessen Leib die Hanne zur Feier des Abends vielleicht

ein paar Scheite zu viel geworfen oder war der Wein die Ursache? Er riß das Fenster aus und kühlte sein Gesicht an der kalten Winterluft. Der Mond stand als schmale Sichel am sternen- besäten Nachthimmel. Die Berge ringsum hoben ihre Umrisse scharf am Horizonte ab, tiefes Schweigen lag über der Erde, nur ganz in der Ferne ließ ein Fuchs sein kurzes, hungerkündendes Bellen vernehmen. Heilige Nacht! Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind. Der Matthias erinnerte sich der Stunden

, da die Mutter noch gelebt und ihnen vom Christkindchen und von der Liebe des Weltheilandes gesprochen hatte. Eine weiche Stimmung kam über sein Gemüt. Er lächelte so gar, wie er seine Wanderungen in der Stube wieder aufnahm, aber es war ein Lächeln des ergebenen Schmerzes, ein Lächeln resignierter Hoffnungslosigkeit. Die alte Schwarzwälderuhr an der Wand kündete mit schnarrendem Schlage die zwölfte Stunde. Matthias fuhr aus seinem Sinnen aus. „Zwölf ist's?" fragte er sich. Und dann entschlossen: „Wenn ich's

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Pagina 9 di 16
Data: 10.06.1906
Descrizione fisica: 16
IU'. 23 1906 Vellage zum „Ntzbüheler Vesirks-Dole". Redaktion, Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei von Gebrüder Reichel in Augsburg. Der Klausenhof. Erzählung aus dem Schwarzwalde von Hans Brand eck. (z. Fortsetzung.). (Nachdruck verboten.) Der Peter, schalt noch lange fort und griff auch in seinen unmutigen Worten den Matthias an, der, wenn ihn schon die Neugierde getrieben habe, den Brief zu öffnen, denselben auch hätte zurückbehalten sollen. „Ich werd's aber dem Toni schon

stecken, daß ihm die Lust vergeht, am Sonntag mit den Schuhmachern von Frei burg und den Schuhmachersmaidlen Kaiserstühler Wein z' trinken!" Matthias fuhr in seinem Bette auf. „Was, alter Esel! Du willst dem Toni damit sagen, daß ich seinen Brief ausgemacht Hab'?" „Daß der Toni nit noch mehr dümmere Streich macht, ist's nötig so!" gab der ältere Bruder zurück. Der Matthias, dessen Lebensprinzip es war, überall für sich etwas heraus zuschlagen, ward jetzt ohne Maßen wild, denn mit dem Toni

unter nicht gelinden Schmerzen in. seiner Kammer lag, konnte er sich überlegen, daß . ihm eigentlich, recht geschah. War er auch Besitzer des Hofes, so' blieb der Peter denn, doch der Bruder, der um fast zwanzig Jahre älter war. Er übersann aber auch, daß eigentlich der Matthias an allem schuld sei, indem er durch das Brieföffnen dem Peter Anlaß zu dessen Vorhalten gegeben habe. Darum richtete sich sein Zorn gegen den zweiten Bruder, und dieser Zorn wuchs nach und nach zu einem gistgeschwollenen, ffnsteren Hasse

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Pagina 11 di 16
Data: 01.07.1906
Descrizione fisica: 16
Da war, alsbald nachdem das Verschwinden des Matthias und sein wahrscheinlicher Tod gerichtlich fest- gestellt worden, der Gerichtsnotar gekommen um den sehr bedeutenden Nachlaß des Verschollenen urkundlich auf zunehmen. Denn da Nachkommen des Matthias und nahe Ver wandte nicht vorhanden waren — sein einziger noch lebender Bruder war auf Lebensdauer von den ehrbaren Menschen abgeschlossen —, so mußte eine Versteigerung des Hofes stattfinden, damit der Wert des Erbnachlasses gerecht

unter die Berechtigten verteilt werden konnte. Dazu war es nötig, den Inhalt des Schreibpultes kennen zu lernen. Weil aber Matthias den Schlüssel dazu immer bei sich getragen, hatte man einen Schlosser kommen lassen, der das alte Möbelstück öffnen mußte. Nun kramte der Notar aus dem untersten Fache ein Schriftstück heraus, das nachstehenden Wortlaut trug: „Klausenhof, am Weihnachtsabend 186 . An das hohe Strafgericht zu Freiburg! Der das schreibt, Mat thias Winterhalder, ist der Klausenhofbauer

, aber er ist es zu Unrecht. Er ist ein Mörder, und sein Bruder, der im Gefäng nisse sitzt, ist so unschuldig am Tode des Anton wie ein kleines Kind. Denn ich, Matthias Winterhalder, habe den Anton am 23. Dezember 186., nachmittags 4 Uhr, im Jungbosch erschossen. Ich Habs mitUeberlegung getan. Und das ist so gekommen: Den Anton Hab' ich ge haßt, nicht weil er Bauer geworden ist, aus anderen Gründen. Wir sind uns, seit der Vater selig gestorben ist, nimmer gut gewesen, und wenn er des Schmer Tobiassen Maidle auf den Hof

. Aber ich Hab' mich meines Lebens seither nicht freuen können, und heut' am Heiligabend hat mich's trieben, das niederzuschreiben, und ich will mich auf- häugen im Jungbosch an der Stell', wo der Toni hat sterben müssen. Dann ist gesühnt, was ich verbrochen Hab', und unser Herrgott sei meiner Seel' gnädig! Matthias Winterhalder, der Klausenhofbauer." Der Notar las dieses Schriftstück den versammeltet! Dienstboten vor. Mit Ausnahme der alten Hanne hatte niemand den armen Peter näher gekannt, und doch ging allen das tragische

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Pagina 9 di 16
Data: 03.06.1906
Descrizione fisica: 16
, die neue Stallmagd; sie befand sich erst seit vierzehn Tagen auf dem Hofe, da ihre Vorgängerin mitten in beit Arbeiten der Heuernte krank geworden rvar. Nebenan auf der Bank saß der Matthias. Er suchte sich bei der neuen Wärterin des Hornviehs in Gunst zu setzen, weshalb er ihr aus Hebels Rheinländischem Haus freund, dem Lieblingskalender der Wäldlerbauern, allerlei Geschichten und muntere Schnurren vorlas. „Hast's dem Toni bestellt, wohin ich gegangen sei und z'wegen was?" fragte der Peter später

. „Freilich! Aber an die richtig' Adress' bin ich dabei g'kommen. Weißt, was er g'sagt hat? Wenn er eine Frau will, sei er alt g'nug, sich selber eine z' suchen, es bräucht' ihm niemand darum zu sorgen, hat er g'sagt!" Der Peter rang die Hände. „Der Bub ist ganz aus der Art, es ist gar kein Klausen hofer. Um Gottes willen, er wird sich doch nit in den Kopf gesetzt haben, des Schaier To- biassen Maidle als Bäuerin auf den Hof zu setzen. Das dürft' nie und nimmer sein . . .!" Matthias kicherte

in sich hinein, wie es so seine Art war, wenn er bei irgend etwas einen Hintergedanken hatte. „Mir kann's gleich sein, was für eine es ist. Je weniger eine versteht, desto mehr haben wir zu sagen! Sonst sind wir doch nur unseres Bruders Knechte." Peter war nicht recht ein verstanden, er war aber auch nicht in der Stimmung, dem Bruder zu widersprechen. Darum wandte er sich und ging hinauf in die Kammer, indes der Matthias sich nach den Ställen begab, um die rothaarige Magd wieder aufzusuchen. Am andern Tage

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Pagina 14 di 16
Data: 30.01.1910
Descrizione fisica: 16
herab, das Zeichen, daß ein Gast sich der Burg nahe. Um Jahre gealtert erhob sich Matthias mühsam, um ahnungsvoll aus dem hohen Bogenfenster Aus schau zu halten, ob der Verhaßte, der rechtlose Eindringling in sein Haus sich naht. Tie Standarten in den Farben des Geschlechtes derer „vom Berge" erkannte sein immer noch scharfes Auge trotz des von dem Zuge der Reisigen aufgewirbelten Staubes. Ein entsetzlicher Gedanke ergriff die tieferregte Seele des Mannes in diesem Anblick. Hinauf zum höchsten Turm

. Ohne zu wissen, wie es geschehen, stund er unter dem Torbogen, dem Einreitenden enlgegenschauend- mit entgeistertem Ausdruck. Bestürzt eilte der rasch vom Pferd gesprungene junge Gras Matthias dem Vater entgegen, und mit dem Ausrufe: „Um Gott, Vater, Vater, was ist dir?" den Schwankenden mit dem eisenbewehrten Arm kräftig stützend. „Zurück, zurück, Matthias, berühre mich nicht, frage nichts, nichts!" Nun schritten die beiden Seite an Seite die alters!narrende Treppe empor. Mit wirklich warmem Herzen

schmolz, wie vor lösendem Sonnenstrahl. Und als er den Erzählungen aus fernen Landen lauschte, wo auch er in glücklicher Jugendzeit geweilt, Matthias von den Kriegszügen berichtete, vor: den Ehrungen, die des Kaisers Gnade ihm zuteil werden ließ, da schmoll ihm das Herz auf in gerechtem Stolz. Erzogen hatte ja er wenigstens den Knaben zum Jüngling, Ehrenhaftigkeit und ritter lichen Sinn ihm in die Seele zu pflanzen versucht mit allen Kräften — o, möchte doch alles, alles, was dieser Morgen gebracht

aus dem Sohne sprechen. Würdig war er geworden, als einer derer „vom Berge" zu gelten. Als den alten Grafen diese Nacht der Schlummer mit weichen Arm umfing, da stund im Traume der Ahnherr Matthias vor seinem Bette, in mildversöhnendem Tone sprechend: „Wolle nicht begangene Sünde am Schuldlosen rächen!" — Neues Leben durchströmte den Grafen, als er, erfrischt sich vom Lager erhebend, den Morgengruß des Sohnes vernahm, der ihm freudig-bewegten Tones zurief: „Vater, wollen wir die Burg durch wandern, von oben

bis unten. Droben vom Turm ins weire frühling- grünende Land hinaus,-uschauen, danach sehne ich mich ja so lange schon. Und mancher Goidgulden und Genossen ruhen im Felleisen ihrer Bestimmung, Wackliges wieder zu festigen, Risse zu stopfen rm ehrwürdigen Gemäuer." „Ja, ja, Matthias, wir gehen schon, später dann. Aber nicht ohne mich," fuhr der Vater fort, e.bwehrend die Hand auf den großen Schlüsselbund legend. „Nicht ohne mich, es ist so viel morsch und schlecht geworden, und nur ich kenne die bösen

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Pagina 11 di 16
Data: 20.05.1906
Descrizione fisica: 16
ist jetzt bald ein toter Mann und ihr drei bleibt allein auf dem Klausenhof. Ihr witzt's, auf dem Wald ist's so seit alten Zeiten, und mein Großvater hat's so gehalten beim Vater und der Vater bei mir, datz der jüngste Bub den Hof bekommen soll, und datz er ihn allein bekommen soll, nit die andern mit ihm. So will ich's auch halten. Der Anton wird also Klausenhofbauer, und ihr zwei, Peter und Matthias, bleibt bei ihm und helft ihm und schaut, datz sein Sach' beisammen bleibt. Ihr nehmt miteinander die zwei

, er ist es von Jugend auf gewohnt, dem allem, was der Vater tut und sagt, ohne Widerrede zuzustimmen, aber diesmal kommt es ihm so vor, als ob ihm die Zustimmung schwerer würde denn sonst, und einen Moment, jedoch nur einen winzigen Moment gelüstet's ihn zu sagen: „Vater, es ist doch hart, wenn man sein ganzes Leben lang Knecht sein muß!" Der kranke Klausenhofer sieht jetzt seinen zweiten Sohn an, den Matthias: „Du, Matthis, hast eine böse G'wohnheit an dir, du kannst das Föppeln und Sticheln nit lassen. Das gibt

Unfrieden, und wenn ich auf dem Gottesacker bin, ist keiner da, der abwehrt. Drum laß es und laß auch die Weibervölker in Ruh', bist ja jetzt alt g'nug, daß du Vernunft haben könntest! Gib mir deine Hand drauf!" Matthias schaut mit seinen schielen Augen dahin und dorthin, man weiß es gar nicht wohin, er reicht dem Vater schnell die Rechte und tut sehr demütig. Aber um seinen Mund liegt es wie ein höhnischer Zug, und man könnte meinen, er denke in seinem Herzen: „Schließe nur erst die Augen zu, Alter

bringt, und laß ja aus dem Wald nit mehr Holz schlagen, als was heraus mutz!" „Freilich, Vater, so will ich es machen, wie Ihr es sagt. Vom jungen Klausenhofbauer soll man nit übel reden, da könnt Ihr ruhig sein, Vater! Und mit dem Peter und mit dem Matthias will ich auch immer Frieden halten!" gelobte der Toni. „Mach's so, Toni, und gib deinen Brüdern die Hände drauf. Unser Herrgott segne euch alle drei!" Die Drei schüttelten sich die Hände, der Toni aber doch mit dem Gesichtsausdrucke

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Pagina 4 di 16
Data: 25.11.1906
Descrizione fisica: 16
ein kleines Stück; der andere Teil war in den Boden gesunken und verschwunden. Und wie der Bichlinger sagte: „eine Wafferlackn soll da dein Wald werden", so war es auch, nur hat auch seinen eigenen Anteil das gleiche Schicksal erreicht. Schießstands-Nachrichten. Artzbühel. (K. k. Bezirks schießstand.) Bei dem am 18. ds. abgehaltenen Auslöschschießen, welches gut besucht war, gingen folgende Bestgewinner hervor: Haupt: 1. Joses Friedensbacher, 2. Matthias Höck, 3. Alois Huber hier, 4. Johann Krimbacher

-Jochberg, 5. Michael Obermoser-Jochberg, 6. Peter Heim, 7. Urban Zimmermann (jun.). Schlecker: 1. Peter Heim, 2. Georg Höck, 3. Alois Huber-Jochberg, 4. Matthias Höck, 5. Anton Mauerlechner-Jochberg, 6. Anton Maher-Jochberg, 7. Urban Zimmermann (jun.). Figuren scheibe: 1. Alois Huber hier, 2. Alois Zasser-Jochberg, 3. Anton Mauerlechner-Jochberg, 4 Ferdinand Messias. Jux scheibe: 1. Anton Mayer-Jochberg, 2. Viktor Höck, 3. Laucher Georg, 4. Wolfg. Taxer-Jochberg, 5. Joses Egger (Zinrmer- mann). Serien

: 1. Viktor Höck, 40 Kreise, 2. Sapelza Jakob, 39 Kreise, 3. Josef Egger (Zimmermann, 39 Kreise, 4. Matthias Höck, 39 Kreis. Prämien: 1. Peter Heim, 2. Alois Zasser-Jochberg. Uererns-Uachrichten. Kitzbühel. (Turnverein.) Heute Samstag, den 24. November findet beim Bichlwirt nach dem Turnen eine Ausschußsitzung statt. Vermischte Nachrichten. FML. von Hötzenöorf Generalstabschef. FML. Konrad von Hötzsndorf ist zum Nachfolger des Chefs des Generalstabes FZM. Baron Beck ernannt worden. Sämt liche Blätter

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