4 Donnerstag. 11. Oktober 1934 Nr. 233 dt'A Die Kitter vom „Ciriin&n ICreyi“ Was mag wohl das für ein Orden fein? Wer ist Großmeister, wo ist der Sitz dieses Ritterordens? Großmeister ist jener Ritter, der am meisten Ritter- Iid)heit, Nächstenliebe. Selbstaufopferung und Mut besitzt. Und die himmelhoch ragenden Berge unserer Alpen, mit den im Sonnenglanze schimmernden Glet schern. den wildbachdurchbrausten Schluchten, den im Todesschweigen daliegenden Lawinenhängen, sie sind der Sitz
dieses merkwürdigen Ordens . . . Die Berge sind tückische Feinde ihrer Freunde. Wenn die Sonne lacht, dann locken sie und rufen. Der Mensch, der sich an ihrer Schönheit erquicken will, folgt diesem Rufe und er steigt zur Höhe. Wehe aber, wenn der Berg sein Haupt mit Wolken verhüllt, wenn der Nebel die Sicht verlegt, wenn der Schneesturm mit Mllionen Eisnadeln den einsamen Wanderer peinigt, dann ist wohl auch zumeist der Alpentod sehr, sehr nahe. Dann greisen die Ritter vom „Grünen Kreuz" ein und suchen
so etwas wie einen Unfallhilfsdienst einzurichten, ist so alt. wie das Berg steigen selbst. Als das Einzelgehen in den Ostalpen zur Mode wurde, als die Führerlosen sich ihre Welt, die Berge, zu erobern begannen — es war in den Neun- zigerjahren des vorigen Jahrhunderts —, begannen sich auch die alpinen Unfälle in erschreckender Zahl zu mehren. Zunächst waren es die Bergführer, die Berg führeranwärter und die Träger, die man, da sie zu solchen Hilfeleistungen gesetzlich verpflichtet sind, zum alpinen Rettungsdienst heranzog
nes Notsignal zu antworten. Vor achtnnddreißig Jah ren wurde das „808 der Berge", das alpine Not signal, eingeführt. Für den, der in die Höhe steigt, ist seine Kenntnis ebenso unerläßlich, wie der Speck und der Schnaps, den er in seinem Rucksack mit sich führt. Schon mancher tragische Ausgang eines Berg- unglücks hätte vermieden werden können, wenn der Berghirte, der Senner oder andere Personen, die sich in der Nähe des Verunglückten befanden, verstanden hätten, ihm auch richtig