K 4.— ; halbjährig K 3.— ; ganzjährig K 16.—. — Ginxsirrs pmmer« 8 h. Auk8Wdissr»s«proi- nach Tarif. — Annahme von Anzeigen in allen Ankündigungs-Anstalten des In- und Auslandes. Nr. SS«. I-msdruck, Donnerstag, 8. November 1908. 40. Jahrgang. Wie der deutsche Charakter d r Wiener Uiiiversitiit gewahrt wird. Die erregten Szenen an der Wiener Universi tät haben gestern ein trauriges Nachspiel gezeitigt. Sechs Universitätshörer wurden vom akademischen Senate relegiert, drei erhiel ten das consilium abeundi
und zweien wird der Rektor vor dem akademischen Senate eine Rüge erteilen. Die Namen der so arg Betroffenen sind noch nicht bekannt, doch melden die gestrigen Wiener Abendblätter übereinstim mend, daß die sechs Studenten, gegen die der akademische Senat mit Relegierung vorgegangen ist, sämtlich dem Hochschulausschusse der deutschen Studenschaft an ge hö ren. Damit will der akademische Senat der Wie ner Universität in unzweideutiger Weise feststel len, daß er die Schuld an den bedauerlichen Zusammenstößen
in der Aula den deutschen Stu denten beimißt. Und was haben die deutschen Stu denten getan, daß ihnen eine derart harte Strafe zuteil wurde? Sie haben sich dagegen gewehrt, daß die deutsche Wiener Universität durch einen die Unterrichtssprache nur mühsam beherrschen den tschechischen Professor entwürdigt werde, sie haben sich dagegen gewehrt, das fremdsprachige Ankündigungen ohne die erforderliche deutsche Uebersetzung an den Anschlagtafeln erscheinen, sie haben den Jahrestag der Novemberereignisse
in Innsbruck in würdiger Weise gefeiert, sie haben sich nicht ruhig von Slawen und Welschen verspot ten lassen, mit einem Worte: sie haben das ge tan, was der Rektor und der akademische Senat bereits vorher hätten tun sollen, sie haben den deutschen Charakter der Wiener Universität ge wahrt ! Und das, was man ihnen jetzt als Haupt schuld in die Schuhe schiebt, war nichts anderes, als das durchaus berechtigte Verlangen, daß der Pole, oder Tscheche, oder Welsche oder wer immer ,der von einer deutschen
Universität seine Wissenschaft bezieht, vor dieser deutschen Wissen schaft auch Achtung haben soll. Die deutsche Bevölkerung wird diese entwürdi gende Ansicht des Wiener akademischen Senates nicht teilen. Die deutsche Bevölkerung wird sich erinnern, welche Behandlung deutsche Studenten beispielsweise in Prag erfahren, und wird sich sagen, daß es nicht angeht, den tschechenfreund lichen Bestrebungen auch noch an unserem letzten Horte, der deutschen Hochschule, Vorschub zu lei sten. Die deutsche Bevölkerung