auf Erden sein. Die in friedlicher Eintracht wandelnden Brautpaare, die hinter einem Lächeln verborgene Schadenfreude, das malitiöse Mitleid sehen zu müssen, darunter muß ein Mädchen, das an Eroberungen und Huldigungen gewöhnt ist, furchtbar leiden! Und umsotiefer mußte dies Kätchen empfinden, die über dies auch verliebt war . . . In der Oper sahen sie sich nach zwei Jahren wieder. Wäre ich Romanschreiber, würde ich sagen, daß aus Otto, dem kleinen Otto, ein großer, schöner, breitschulteriger Mann
mit kräftigem Schnurrbart geworden, aber so, wo ich der brutalen Wahrheit Sklave bin, muß ich leider erklären, daß beim ganzen Otto höchstens die Stiefelabsätze gewachsen sind und daß er das fiühere kleine, unbrdeutende Männchen geblieben war. Aber doch, eine Aenderung war an ihn sichtbar. Quer über der Stirne, ein hübscher, rosiger Streifen, von der Farbe einer frisch vernarbten Wunde. Otto saß in eiuem der Sammtfauteuils, als sich die Thüre der über ihm befindlichen Loge öffnete und derselben ein feiner
auf Seine Majestät den Kaiser ist ein Act der Huldigung, der dadurch nicht seines Werthes beraubt werden so l l t e, daß I Hastig wendete Otto den Kopf. — Kätchens Duft. . . Und sie war's, da- wunderschöne Mädchen mit ihrer Mutter. Die letzten Ereignisse hatten ihre Spuren zurückgelassen, sie machten sie reifer und von ihrem Gesichte war die einst berühmte berückende Koketterie verschwunden. Die Augen, diese großen schelmischen Augen hatten einen träumerischen Blick und wer sie so sah, hätte ihr gewiß
keinen muth- wtlligen Scherz, keinen tollen Streich zugetraut! Ihr wunderschönes Maria Theresia-Gesicht war durch ein feines, geistreiches Lächeln erhellt, das Frauengesichter widerspiegeln, wenn sie vornehm und glänzend erscheinen wollen! Otto sagte sich wohl, wie immer, wenn er im Begriffe war, eine pyramidale Dummheit zu begehen: lch bin ein Narr, aber im nächsten Moment war er schon oben in der Loge. „Da sehen Sie, Mama, Otto, den kleinen Otto," begrüßte sie lächelnd den kleinen Mann. „Was gibt's
denn Neues? Was bedeutet die häßliche Schramme über Ihrem Auge? Haben Sie mit Katzen gekämpft?" fügte sie lachend hinzu. Otto's Gesicht verdüsterte sich. „Ich habe mich geschlagen." „Ja, warum denn? Wahrscheinlich wegen einer hübschen Dame?" lachte sie neckisch. „O, Sie sind ein großer Schelm." Otto nickte dazu. „ro ist's. Ihretwegen habe ich mich geschlagen." „Meinetwegen?" das Einstimmen in das Hoch nicht mehr ein f r e i w i l l i g e s ist. Ob eine Beleidigung vor liegt oder nicht, ist gleichgiltig