. Anterbsltunas- rum Tiroler Tsgblstt. . A4& Dienstag den 29. Nosemker i$#94 (Sin zerstörtes Leöen. Nach dem Italienischen von Nl. Walter. (9. Fortsetzung.) ie scheinen schlechter Laune zu sein, Guido!" rief sie ihm zu, besann sich aber plötzlich, daß sie ihn bei seinem Vornamen genannt hatte. Sich entschuldigend zu Fabio wendend, erklärte sie diesem: „Wenn wir allein sind, sage ich Guido zu ihm, — er rst ia für mich wie ein Bruder." Guidos Augen flammten gefährlich auf, doch er schwieg, trotzdem Nina
sich über seine Verstimmung lustig machte. Endlich hob sie die Tafel auf und ließ die Herren allein, ste auffordernd, eine Zigarre zu rauchen und dann mit ihr )en Kaffee auf der Veranda einzunehmen. Als sie das Zimmer verlassen hatte, wandte sich Fabio in seinem Gefährten. „Eine reizende und geistreiche Frau, )rese Gräfin! Ich bewundere Ihren guten Geschmack, Lignor!" Guido fuhr heftig auf. „Was meinen Sie damit?" — „Nun, nun, warum so hitzig?" beschwichtigte Fabio ihn, „Sie brauchen- sich Ihrer Gefühle
nicht zu verdenken," entschuldigt« Guido die Geliebte. „Er war wirklich nicht ihrer würdig Wie konnte solch ein Mensch es wagen, ein so herrliches Wesen zu heiraten!" Wieder wallte eS zornig in Fabio auf, doch er bezwanc sich und sagte ernst: „Requiescat in pace! Er ist tot — lassen wir ihn ruhen! Wie groß aber auch seine Fehlei waren, sein Weib blieb ihm doch sicher treu, so lauge e: lebte, nicht wahr?" Guido senkte den Blick, während er undeutlich mur melte: „O gewiß!" „Und auch Sie waren ihm ein treuer
, ehrlicher Freund — trotz der verführerischen Augen seiner Dame?" Wieder murmelte er halblaut: „Natürlich!" aber sein« Hand, die auf dem Tisch ruhte, zitterte leicht. „Nun, dann können Sie ja ganz ruhig sein," fuhr de: Gras unbeirrt fort. „Fabio würde Ihrer Liebe zu seine: Witwe sicher zustimmen." „Und Sie hegen wirklich keine Bewunderung für dir Gräfin?" fragte Guido noch halb zweifelnd. „Verzeihen Sie, ich bewundere sie sehr, aber nicht in der Weise, wie Sie zu vermuten scheinen
. Wenn Sie wollen, garantiere ich Ihnen sogar dafür, daß ich der Dame nicht den Hof machen werde, außer " „Außer?" fragte Guido gespannt. „Außer, daß Sie mir selbst ihre Liebe erklärt. In diesem Falle wäre es ungalant, dieselbe nicht zu erwidern." Guido starrte ihn mit unverhohlenem Erstaunen an. „Sie sollte Ihnen die Liebe erklären!" rief er endlich. „Sie scherzen, das würde die Gräfin niemals tun!" „Natürlich nicht! Frauen werben nicht um einen Mann, das wäre unerhört — ganz verkehrte Naturordnung